von Xaveria
Verfluchte Scheiße. Der Ring. Snape zögerte nicht, sondern steckte seinen Zauberstab in seine Tasche und streckte blind beide Hände aus. Sobald er sie gefunden hatte, griff er sie und schmetterte seine Lippen in einen wilden und besitzenden Kuss auf die ihren.
„Miss Granger, ich werde es erklären. Aber ich muss augenblicklich den Schulleiter sehen. Gehen Sie in meine Gemächer und warten Sie dort auf mich.“
„Ich weiß nicht, wie ich ohne das Netzwerk dorthin kommen soll“, sagte sie und ihre Stimme war atemlos, aber schon viel ruhiger. „Parvati und Lavender--“
„Mein Büro – Sie können dort den Kamin benutzen.“
„Natürlich“, sagte sie. „Ich weiß nicht, was ich gedacht--“
„Gehen Sie.“
Er hörte das Rascheln ihrer Roben und das Klappern ihrer Schritte, als sie die Treppe hinunterging. Er wartete einen Moment, damit sich sein Herzschlag wieder beruhigte, und klopfte dann fest an die Tür.
„Ich habe mich schon gefragt, wann Sie hereinkommen wollten“, sagte Dumbledore, als er eintrat.
Verfluchte Scheiße noch einmal! Wie viel hatte er gehört?
„Vergeben Sie mir, Albus“, sagte er kalt. „Die Ringe, die Sie für mich und meine Frau verzaubert haben, haben gelegentlich … unvorhersehbare Auswirkungen.“
„Auswirkungen, Severus? Gewiss vertrauen Sie sich dem Mädchen nicht an?“
Snape atmete einmal tief durch, bevor er antwortete. Offensichtlich war seine Darstellung für den heutigen Tag noch nicht beendet.
„Mich anvertrauen? Sie meinen außerhalb der Hochzeit, die Sie so eilig für uns arrangiert haben?“
„Ihre Heirat ist, wie Sie sehr wohl wissen, ein Teil eines Plans – ein Plan, der zu Kriegszeiten geschmiedet worden war. Ich will nicht, dass Sie eine Zuneigung entwickeln, die Ihrer Loyalität in den Weg kommen könnte. Ihre Pflicht gilt Lily Potters Sohn.“
Lily Potters Sohn. Diese Augen … Er dachte an Lily, wo er sie zum ersten Mal kennen gelernt hatte. Die lebhafte Hexe auf dem Spielplatz mit ihren strahlend grünen Augen, die Art und Weise, wie die Sonne in ihrem Haar tanzte, als ob es Lichtjahre gereist wäre, nur um sich dort einzunisten. Lily, verschwunden. Lily, vorbei, und mit ihr all die Hoffnung, dass vielleicht jemand sein wahres Ich sehen würde … Und dennoch schien es so, als ob mit ihrer Erinnerung einmal zu viel manipuliert worden war und sie glitt wie Porzellan aus seinen Fingern und zerschellte. Warum lebte er für die Erinnerung einer Frau, die ihn nie gewollt hatte? Es war Hoffnung, die er bewahrte, nicht die Hexe, die so töricht gewählt hatte. Er starrte Dumbledore an. Um seinen Mund herum zierten sich Falten der Selbstzufriedenheit, als ob er seinen Sieg geschmeckt hatte und es als süß empfand.
Aber die Hoffnung war nicht verschwunden. Die Hoffnung saß in seinem Wohnzimmer, auf den Mann wartend, der für sie ausgesucht worden war und den sie trotz aller Logik gewählt hatte. Ja, er wusste, wo seine Pflicht lag, da hatte der Schulleiter absolut Recht. Seine Pflicht war es Potter zu beschützen, dafür zu sorgen, dass er lebte, dass er siegte. Wenn er sicherstellen konnte, dass Voldemort zerstört werden würde, dann konnte er seiner wilden muggelgeborenen Frau wieder ihre Freiheiten zurückgeben.
„Ich versichere Ihnen, ich verstehe genau, wo meine Loyalitäten liegen, Albus.“
„Gut. Ich bin froh das zu hören. Und jetzt zu etwas dringlicheren Themen. Ihre Notiz sagte, dass Sie eine Feier erwartet haben. Was hat Voldemort gefeiert?”
„Es sieht ganz danach aus, dass sich Malfoy seinen Erfolg sichern konnte. Der Dunkle Lord hat von einem Kabinett gesprochen, welches platziert wurde.“
„Ein Kabinett?“
„Ich weiß es nicht. Malfoy weigert sich noch immer, seine Pläne zu offenbaren.“
Dumbledore sah ihn durchdringend an. „Und Sie denken, Sie haben alles Mögliche getan, all Ihre bedeutenden Fähigkeiten eingesetzt, um an diese Informationen zu kommen?“
Snape starrte zurück, widerwillig sich zu beugen. „Den Jungen zu entfremden, indem man ihn zu sehr drängt, erscheint nicht weise. Er hat seine Belastungsgrenze bereits hinter sich gelassen. Er ist jetzt gefährlich.“
„Genau mein Punkt. Wie viele Schüler werden noch leiden, bevor Sie eingreifen? Was wäre gewesen, wenn es heute Miss Granger im Krankenflügel gewesen wäre?“
Dachte dieser Mistkerl etwa nicht, dass er genau dieselbe Möglichkeit bereits in Betracht gezogen hatte? Als die Nachricht eingetroffen war, dass ein Gryffindor vergiftet worden war, da hatte er seit Jahren zum ersten Mal richtig Angst gehabt. Plötzlich sah es ganz danach aus, als ob er sehr viel zu verlieren hatte.
„Glücklicherweise für die Schüler“, begann Snape mit einer hochgezogenen Augenbraue, „scheint die Erfüllung unseres Planes immer näher zu rücken. Der Dunkle Lord besteht darauf, dass Ihre Abwesenheit von der Schule alles ist, auf dass sie warten.“
„Zumindest gibt uns das ein Teil der Kontrolle.“
„In der Tat.“
„Also gut, Severus. Halten Sie sich bereit. Ich werde Sie kontaktieren, sollte ich aus irgendwelchen Gründen die Schule verlassen müssen.” Dumbledore sah ungerührt aus, aber seine Worte brachten die Wahrheit von dem, was er versprochen hatte, wieder zurück.
„Albus--“ Trotz seiner Wut, trotz allem, konnte er sich nicht vorstellen, wie er den Mann umbringen sollte, der ihn gerettet, der ihm eine letzte Chance geboten hatte.
„Sie wissen, was zu tun ist.“
Snape stand auf und wandte sich schnell ab. „Wie Sie wünschen.“
***
Sie saß wieder auf der Couch, als er durch den Kamin trat, doch diesmal war sie wach und starrte leer in die Flammen. Sie weinte nicht, doch jetzt, wo sie sichtbar war, konnte er den Kummer erkennen, den er ihr bereitet hatte. Ihre Augen waren geschwollen und aufgequollen und ihre Haut war aschfahl.
„Miss Granger“, sagte er und sie blickte, wie sie es so oft tat, mit einer Nacktheit in ihren Augen zu ihm auf, dass er es kaum ertragen konnte. Er war sich sicher, ob er jemals jemanden solch einen Blick gegeben hatte, dass er noch nie so viel von sich offenbart hatte.
Sie antwortete nicht, sondern starrte ihn einfach nur, und wie er vermutete, auf eine Erklärung wartend an. Aber welche Erklärung sollte er ihr schon geben? Heute habe ich meine alten Freunde besucht. Sie sahen etwas mitgenommen aus, um die Wahrheit zu sagen. Sie haben Macht, eine Vollständigkeit in mir gesehen und sie wollten es. Aber alles, was ich wollte, warst du.
„Wie Sie wissen, wurde ich von Voldemort gerufen“, sagte er und er sah die Aufmerksamkeit in ihren Augen. „Es war eine Art von Feier. Sie erwarten einen … Durchbruch.“
Sie blieb vollkommen still, ihn einfach nur beobachtend.
„Es gab Musik und Essen. Alle trugen ihre besten Roben, haben ihre besten Gesichter aufgesetzt. Die Jahre haben den Todesser ihren Glanz genommen, wie Sie sich sicherlich vorstellen können. Aber heute hatte jeder versucht … mächtig … auszusehen.“
Nichts. Unnachgiebig starrte sie ihn an. Was wollte sie, was er sagte?
„Ich habe getanzt, Hermine. Das ist alles. Ich habe mit Frauen getanzt, die irgendwie gesehen haben, dass ich noch nicht ganz zerbrochen war --- die noch Leben in mir gesehen haben und die es wollten.”
„Nur getanzt?“ Ihre Stimme war scharf und schneidend, als sie ihn unterbrach.
„Nur getanzt“, pflichtete er ihr bei. Sie atmete tief ein, zitternd, sodass all ihre Qualen, die sich noch in ihr befanden, befreit wurden.
„Geht’s Ihnen gut?“, fragte sie.
„Ich bin unverletzt“, sagte er, auch wenn es nicht genau das war, wonach sie gefragt hatte.
Sie stand auf und ging zögernd auf ihn zu. Sie streckte ihre zierliche Hand aus und betastete den Stoff an seinen Ärmeln.
„Sie sehen“, sagte sie überlegend und er wappnete sich, „beeindruckend aus.“
Er schloss seine Augen. Wie konnte er das nur tun, wenn er wusste, was kommen würde? Er zog sich von ihr zurück.
„Da gibt es Dinge, die wir besprechen müssen. Warten Sie hier.“
Er ging in sein Labor. Seine Brust war zerschmettert. Es würde keine andere Gelegenheit mehr geben; da war er sich absolut sicher. Er hätte zulassen können, dass sie ihn berührte. Er hätte … Aber wie viele Gelegenheiten würde es noch geben, um ihr das zu geben, was sie immer bei sich tragen würde müssen, um seinen verdammten Plan auszuführen? Das Timing war ideal; jetzt würde er ihr den Trank geben.
Mit einer schmalen, unbeschrifteten Phiole zurückkehrend, hielt er sie ihr entgegen. „Das ist Vita Secundus.“
„Das zweite Leben“, hauchte sie. „Aber, Sir – Vita Secundus braucht--“
„Jahre, damit es gebraut werden kann. Ich habe in Ihrem dritten Jahr damit begonnen, als Pettigrew zurückgekehrt war. Dumbledore hatte das Gefühl, und das zu Recht, dass dies ein Zeichen war.“
„Und Sie hegen die Absicht es für wen--“
„Meine Absicht ist, dass Sie es benutzen. Für Potter sollte es notwendig sein.“
Sie starrte auf die Phiole in ihrer Hand. „Für Harry.“
„In der Tat. Für Potter und niemand anderen. Egal was. Ist das klar?”
„Aber warum ich?“
„Ich dachte, das sei offensichtlich. Weil Sie bei ihm sein werden. Nur Sie werden wissen, wann und ob es die richtige Zeit ist es anzuwenden. Der Trank wirkt nur auf Wunden, magisch oder nicht. Es hat keine Auswirkungen auf-“
„Den Todesfluch.“
„Genau. Ich vermute, dass der Dunkle Lord nicht noch ein zweites Mal den Todesfluch an Potter versuchen wird. Aber falls er … tödlich verwundet werden sollte … wird das Vita Secundus ihn retten. Es kann nur einmal angewendet werden, Miss Granger. Es gibt kein drittes Leben. Also müssen Sie sich absolut sicher sein.“
Sie nickte. „Warum geben Sie es mir jetzt?“
„Der Dunkle Lord feiert. Die Zeit ist nahe.“
„Die Zeit?“
„Sie erinnern sich, dass wir aus einem Grund verheiratet sind“, sagte er schelmisch. Sie wandte ihren Blick ab.
„Sie verschwinden“, sagte sie. Es war keine Frage.
„Sie wissen, dass ich es muss.“
„Warum?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
„Scheiß auf doppelblind! Warum verschwinden Sie?“ Sie sagte nicht ‚Warum verlassen Sie mich?‘ aber dennoch hing die Frage zwischen ihnen.
„Weil es absolut nötig ist.“
Sie erwiderte nichts, aber die Tränen stachen erneut in ihre Augen.
„Sie müssen den Trank immer bei sich haben. Seien Sie immer auf der Hut. Potter muss leben. Er muss erfolgreich sein.“
„Erfolgreich mit was sein? Voldemort umzubringen? Aber wie?”
„Das ist eine Angelegenheit zwischen Potter und dem Schulleiter.“
„Und ich?“
„Sie wissen, was Ihre Aufgabe ist. Ihre Aufgabe ist es, zu glauben.“
***
Hermine benutzte ihren Zauberstab um eine kleine, gepolsterte Tasche in ihrer Robe zu zaubern und ließ die Phiole darin verschwinden. Dann drehte sie sich zu ihm um und sagte bestimmt: „Ich kann das.“
„Können Sie?“
„Ich kann.“
Sein Blick war gedankenvoll, als ob er sich an andere, nicht eingehaltene Versprechen, erinnern würde.
„Ich werde es“, sagte sie, aber noch immer stand er regungslos da und sein Blick kehrte nicht zu ihr zurück.
„Professor?“
Endlich schien er sich auf sie zu konzentrieren. „Kein ‚Professor‘. Nicht mehr. Nicht hier.”
Bei seinen Worten jagte etwas Warmes und Schweres durch ihr Blut. Von dem Moment an, an dem er seine Gemächer betreten hatte, hatte sie sich danach gesehnt ihn einzufordern, ihn zurückzureißen aus den Armen der Hexen, die ihn diesen Tag gehalten hatten. Aber noch viel mehr als das, wollte sie ihm jetzt ihre letzte Versicherung geben, ihn dazu zwingen, den Ausdruck von Verteidigung und Niederlage aus seinen Blick zu vertreiben.
Sie nickte, auch wenn sie jetzt noch nicht den Mut hatte, seinen Namen zu sagen. Stattdessen griff sie nach den Knöpfen seines Fracks und begann von oben an sie aufzuknöpfen. „Das ist ein schönes Gewand“, sagte sie. „Aber es ist das Gewand eines Todesser. Die gehören hier nicht hin.”
Als sie damit fertig war seinen Mantel aufzuknöpfen, zog sie sich zurück und wartete. Sie wusste, dass es keine ordentliche Einladung war, aber es war das Beste, was ihr in der Kürze eingefallen war.
Er legte den schweren, verzierten Mantel über seine Schulter und etwas, was fest zusammengeschnürt war, entspannte sich in ihr. Er hatte es akzeptiert. Er mag vielleicht sie noch nicht akzeptiert haben, nicht so, wie sie ihn, aber er hatte ihre Einladung angenommen.
„Das muss aufgehängt werden“, sagte er und das musste es natürlich, ansonsten würde die Seide verknittern, aber gab es für solche Sachen nicht Zaubersprüche? Er wandte sich ab und schritt in das Schlafzimmer und Verständnis dämmerte über ihren rasenden Gedanken. Ah ja. Genau. Es muss aufgehängt werden. Sie folgte leise, ängstlich, dass, wenn er ihre Atmung bemerken würde, er sie rausschmeißen würde.
Sie beobachtete regungslos, wie er sich seinen Mantel zuwandte. Seine Bewegungen waren langsam und bewusst, als er den Stoff glatt strich und es in den Schrank hängte. Als er sich zu ihr umdrehte, löste er seinen Kragen. Er sagte kein Wort, aber sah sie ununterbrochen an, als er jeden Knopf aus seinem Loch befreite und die Manschettenknöpfe auf die Anrichte legte. Hermine wusste, dass er das auch mit Magie machen konnte; nur ein Zucken seines Zauberstabes würde alles entfernen und sorgsam zusammenfalten, aber er machte es mit der Hand, zum verrückt werdend langsam. Sie konnte ihren Blick nicht von seinen Fingern reißen, diese langen, geschickten Finger, führend und stoßend, ziehend und streichend.
„Ja?“, fragte er endlich.
„Ich—ja“, sagte sie, stieg aus dem Loch des Verlangens, in dem sie versunken war, und fand noch genug Geistesgegenwärtigkeit in ihrem Kopf, um damit anzufangen, ihre eigene Robe abzulegen. Etwas in ihr spannte sich an, als sie darauf wartete, dass er fragen würde, was in Merlins Namen sie da tun würde, aber er sagte nichts.
Sie zog ihre Robe aus, entblößte dieselbe alltägliche Kleidung, die sie heute Morgen übergeworfen hatte, als ihr Ring anfing zu brennen. Schweigend verfluchte sie sich. Du hattest den ganzen Tag Zeit gehabt. Du hättest nicht zumindest was Sauberes anziehen können, oder? Jedoch schien Snape ihre Muggel-Kleidung nicht zu bemerken, er schien unter sie durchzuschauen, vielleicht sogar unter ihre Haut.
Von der Hüfte auf war er nackt und sie trank den Anblick von ihm auf, als sie den Raum durchquerte. Seine Haut war fast durchsichtig im Gegensatz zu seinen dunkelgrünen Hosen und seinem schwarzen Haar. Er sah für sie wie etwas Neues und Zerbrechliches aus, zu kostbar, als dass es jemals dem Sonnenlicht ausgesetzt worden war. Und dennoch waren da die Narben, die von einer ganz anderen Wahrheit sprachen. Einige waren noch immer rosa und frisch, einige noch weißer, noch blasser als seine Haut. Plötzlich erkannte sie, dass er sich nicht so langsam auszog, um sie verführen, sondern um ihr Zeit zu geben, es sich anders zu überlegen. Dachte er etwa, dass sie von dem, was sie hier finden würde angewidert sei? Sie hatte diese Arbeit selbst geleistet. Sie streckte ihre Hand aus und verfolgte die neueren Narben mit ihren Fingerspitzen. Die Naht fühlte sich weich und straff an. Ihre Arbeit war gut gewesen und es beruhigte sie zu denken, dass sie ihm geholfen hatte. Unter ihren Fingern lag die Ansammlung des Mannes, den sie geheiratet hatte. Harry wollte Beweise? Hier war der Beweis. Er stand zwischen ihr und dem Wahnsinn und hatte dies, um es zu zeigen.
Sie presste ihre Handfläche auf seine Brust und blickte auf zu seinem Gesicht. Er stand steif und sein Blick blieb verdeckt. Was? Auf was wartete er? Er stand dort wie eine Statue, damit sie ihn untersuchen konnte, schien zu denken, dass sie jeden Augenblick umdrehen und rennen würde. Nur seine kleine Unregelmäßigkeit in seiner Atmung sagte ihr, dass er wusste, dass sie noch überhaupt da war. Sie trat einen Schritt zurück und griff nach seinen Händen, presste sie zwischen die ihren. Als sie sich hinab beugte, um mit ihren Lippen seine Finger zu berühren, verstand sie. Es war das Mal. Sie konnte es unter den gekräuselten Haaren auf seinen Armen sehen, als sie sich zu ihm beugte, um ihn zu küssen. Es war widerlich, ja, ein Gräuel auf etwas, das seine unbefleckte Haut hätte sein sollen. Aber sie hatte es schon zuvor gesehen, oder nicht? Es gab nicht einen Zentimeter, den sie nicht von ihm gesehen hatte. Vielleicht dachte er, dass es sie daran erinnern würde, ihn anzuzweifeln. Vielleicht dachte er, dass sie ihm nie vergeben konnte, dass er es gewählt hatte. Aber welche Gründe er auch immer gehabt haben mochte, wusste sie in ihrer Seele, dass er kein Todesser war.
Er zuckte, als sie es berührte, und zog fast seine Hand aus ihrem Griff, aber sie hatte es erwartet und hielt ihn bestimmt fest. Seine linke Hand in ihrer gefangen haltend, verfolgten ihre rechten Finger die Kontur des Mals. Es war so dunkel, so zerrissen, dass sie fast erwartet hatte, dass es in seiner Haut versunken war und sie war etwas überrascht, dass wenn sie ihre Augen geschlossen hielt, sie nicht wissen würde, dass es überhaupt da war.
„Nicht“, sagte er gebrochen, aber sie ignorierte ihn und presste ihre Lippen auf das verhasste Ding.
Sofort hatte er sich aus ihrem Griff befreit, umklammerte ihr Handgelenk in seiner Hand und zog sie hoch. Er zog ihren Arm über ihren Kopf und fing ihr anderes Handgelenk und umschlang sie zusammen mit der anderen. Sie hatte Angst, aber sie wehrte sich nicht. Wenn sie zu weit gegangen war, dann war es besser ihn jetzt handgreiflich werden zu lassen und jetzt den Preis zu zahlen, als sein brodelndes Schweigen zu ertragen. Wenn nicht …
Seine Faust öffnend, umschlang er beide ihrer Handgelenke, griff er mit seiner freien Hand nach unten und zog ihr T-Shirt über ihr Kopf. Sie zog ihren Kopf heraus und er ließ ihre Hände los, damit sie sich vollständig von dem Stoff befreien konnte. Aber in dem Moment, als sie fertig war, schmiss er es auf den Boden und fing ihre Arme wieder ein. In seinem unnachgiebigen Griff hielt ihre Arme an ihre Seite gepresst und zog an ihrem Haar, bis ihr Kopf nach hinten kippte, stürzte sich auf sie hinunter und küsste sie mit derselben wilden Besessenheit, wie er es bereits auf der Treppe getan hatte. Es war ein Kuss, der seinen Anspruch geltend machte, der alle Gründe zusammenfasste, und zwang sie mit ihren Lippen und ihrer Zunge und Zähnen zuzugeben, dass alles, was sie versprochen hatte, wahr war: Mein Blut, ist dein Blut; mein Heim, ist dein Heim; mein Leben, ist dein Leben. Sie küsste ihn wild, atemlos, versuchte mit all ihrer Kraft eine neue Sprache in seinen Mund zu zwängen, zu versprechen, dass sie über alles ihn wählen würde, dass sie glauben würde.
***
Sie zu küssen, war wie durch einen bodenlosen Tunnel zu stolpern. Er ging immer weiter und weiter, veränderte sich ab und zu in seiner Oberfläche, manchmal fordernd und manchmal nachgebend, aber immer warm und feucht und einladend. Er war sich sicher, dass er hier ewig stehen und sie küssen konnte, niemals auch nur den winzigsten Atemzug, der ihm Kraft spendete, brauchen würde und dennoch, die Bedürfnisse seines Körpers wurden dringlicher denn je. Vorsichtig schritt er vor, drang sie mit seinem Körper zurück, und auch wenn es tölpelhaft war, zumindest waren sie jetzt in Bewegung. Er fuhr fort, bis er den leichten Stoß fühlte, der ihm sagte, dass sie gerade gegen das Bettende gestoßen war.
Eine ganz neue Sprache schien aus ihrem Kuss erwachsen zu sein, und als sie dort standen, am Abgrund, trugen sie eine beherrschungslose Unterhaltung aus. Er stellte rücksichtslose Anforderungen, zwang sie dazu mit ihrem Mund zu schwören, dass sie nur zu ihm alleine gehörte. Er wusste, dass die Zeit in mehr als nur einer Hinsicht kurz war. Er würde sie jetzt haben, ja und es würde sicherlich das letzte Mal sein, bevor sein abscheulicher Verrat sie vertreiben würde. Und dann, mit aller Wahrscheinlichkeit, würde er getötet werden. Aber er würde nicht ohne das hier sterben – nur einmal von jemandem berührt und akzeptiert … von einer Frau gewollt zu werden, die auch er wollte. Er wusste, dass er dies nicht tun sollte – nicht tun durfte. Wie wird sie sich fühlen, wissend, dass sie sich einen Mann hingegeben hatte, der ihre Welt zerrissen hatte? Und doch fand er nicht die Kraft sich aufzuhalten. Er schubste sie sanft und sie sank auf die Matratze.
Er folgte ihr, drang sie mit seinem Mund und seinen Händen hoch zum Kopfende. Er konnte die Macht spüren, die sie zwischen sich erschufen, die Luft schien schwer und elektrisiert von Verlangen und jede Stelle, an der sie ihn berührte, fühlte er, wie er von dem süßen Feuer in seinem Inneren eingenommen wurde. Er wusste nicht, dass so etwas existiert hatte. Er dachte an ihre Hochzeitsnacht, eine Erinnerung, der er so oft wieder besucht hatte, und doch, dies war unendlich besser. Ihr Körper griff so leicht, so gierig nach ihm. Hier war keine Verbindlichkeit, keine Pflicht, kein Opfer. Ihre Erregung hatte nichts mit seiner Manipulation ihres Körpers zu tun, sondern lediglich durch seine Gegenwart ausgelöst. Er wollte sich jeden ihrer Atemzüge einprägen, um sich später daran erinnern zu können, wie es sich angefühlt hatte begehrt zu werden, aber er fand, dass er sich nichts anderes wünschte, als es einfach zu erforschen.
Er schaffte es seine Lippen lange genug von ihr loszureißen, um sich hinab zu beugen und ihre Brust mit seinem Mund zu umschließen. Er zog gierig an ihrer Brustwarze, welche in Reaktion darauf bereits hart wurde. Sie wölbte ihren Rücken, presste ihre Brust gegen seine Lippen und ihre Hände verkrampften sich um seine Arme. Er biss leicht auf ihre Knospe, rollte so lange mit seiner Zunge darüber, bis sie nach Luft schnappte und sich auf den Laken krümmte. Er spürte, wie ihre Hände versuchten einen Weg zwischen ihrer beider Körper zu finden und erst da bemerkte er, dass er sich wie ein Schuljunge an ihrem Bein rieb. Blind tastete sie nach seinen Hosenknöpfen und widerwillig ließ er von ihrer Brust ab, um ihr zu helfen. Ihre Hände wegstoßend, riss er die Knöpfe auf und kämpfte sich aus dem störenden Stoff. Zu spät erkannte er, dass er noch immer seine Schuhe trug und ungeduldig stieß er sie von seinen Füßen. Es lag keine Eleganz in der Art, wie sich die beiden aus ihrer Kleidung wandten, aber er fand es schon fast beängstigend erregend.
Hermine entledigte sich ihrer eigenen Schuhe und zog ihre Hose ihre Beine hinunter. Es war ein Vergnügen sie zu beobachten, ihr Haar breitete sich wie ein Fächer auf seinen Kissen aus, ihre Brüste leicht hüpfend, als sie sich aus ihrer absurden Muggel-Hose schälte. Sobald ihre Beine frei waren, war er über ihr, verlangte ihren Mund zurück und vergrub eine Hand in ihrem Slip. Warum hatte sie das verflixte Ding nicht bereits ausgezogen? Nun, er würde es schon bald los sein. Er fuhr mit seinem Mittelfinger über ihre Klitoris, Kreise zeichnend. Sie spreizte ihre Beine noch weiter, griff über ihren Körper, um ihn in seine Hand zu nehmen. Er kämpfte um seinen Verstand, als ihre Finger über sein Glied strichen. Alles wurde schwarz und konzentriert – er würde explodieren; er würde kommen, aber würde sterben, wenn sie aufhörte, ihn zu berühren. Sie waren wie Teenager, dachte er, aber dieser Gedanke brachte keine Abscheu, selbst als sein Verstand weiterhin darauf bestand, dass sie noch ein Teenager war. Sie verwandelte ihn. Er wurde zu jemand anderen. Der Gedanke wieder ein Teenager zu sein war plötzlich absolute plausibel, wenn nicht sogar nötig. Er würde ein Teenager sein und keiner dieser Schrecken waren bisher geschehen; er würde endlich von seinen schrecklichen Entscheidungen befreit sein, befreit sein, um diese liebliche Kreatur neben ihn unter Schuldgefühlen und ohne Angst zu berühren …
Ihre Hand streichelte ihn, vielleicht etwas härter, als er es gewollt hätte, aber dennoch war es perfekt … perfekt.
„Hermine“, flüsterte er dringend. „Ich … ich kann nicht mehr warten.“
„Dann tu es nicht“, sagte sie, hob sich von der Matratze hoch und strich ihren Slip von ihren Beinen. Sie umfasste seine Schultern, zog ihn auf sich drauf. Er ließ sich zwischen ihren Beinen nieder und fuhr mit seiner geschwollenen Spitze durch ihre Lippen, befeuchteten sie.
Ein leises Geräusch entfloh ihr und es war fast sein Untergang. Merlin, was passierte nur mit ihm? Zu was wurde er? Er stieß in sie, sank so tief er konnte und sie schrie etwas Unverständliches aus.
„Ja?“, fragte er zögernd.
„Ja“, murmelte sie, umklammerte seine Hüfte und drang ihn weiter zu machen.
Sein Rhythmus war abgehakt und ungleichmäßig, aber sie traf seine Stöße, zog ihre Knie höher, um ihm mehr und mehr Zutritt zu ihrem Körper zu gewähren. Er legte eines ihrer Beine über seinen Arm und fuhr wild in sie hinein.
„Hermine--“
Sie öffnete ihren Mund, aber das Wort schien in ihrer Kehle festzustecken. Sie richtete sich auf, um ihn zu küssen, aber er zog sein Gesicht zurück.
„Hermine, bitte.“
Sie schloss ihre Augen und hob ihre Hüften, sich gegen ihn stoßend, noch weiter an.
„Sag es“, keuchte er. „Bitte sag es.“
Sie schnappte nach Luft und er wartete.
„Severus“, flüsterte sie und alles – einfach alles – war entflammt.
Es gab keine Welt; es gab keine Meister, außer dieser einen zarten und erstaunlichen unter ihm, keine Magie, außer die, die sie zwischen sich erschufen. Er konnte sich nicht aufhalten sich in ihr zu ergießen und er klammerte sich an sie heran und flüsterte immer und immer wieder ihren Namen in ihr Haar.
Als er sich wieder fand, zog er sich zurück. Sie wollte protestieren, aber er knurrte: „Ssh. Wir sind hier noch nicht fertig“ und kroch zurück, kniete sich wieder einmal zwischen ihre Beine. Er senkte sein Gesicht und strich mit seiner Zunge durch ihre Lippen, schmeckte seinen Samen vermischt mit ihrem Extrakt. Bitter, so bitter und süß, sie vermischt und vereint zu schmecken und er attackierte sie mit Inbrunst, seine Zunge tanzte über ihre Falten, suchten das, was er zuvor nicht bewältigen konnte - ihre Erlösung. Sie wandte sich, aber er hielt ihre Hüften fest, presste sein Gesicht noch tiefer in sie, kreisend und stoßend. Wo? Wo hatte sie es am liebsten gemocht? Er kämpfte damit, sich zu erinnern. Aber dann hörte er das zischende Keuchen durch ihre Zähne und er wusste es. Nicht kreisend. Vor und zurück. Langsam, erbarmungslos, quälte er sie mit seiner Zunge, bis sie wimmerte und gegen sein Gesicht stieß, aber dennoch hörte er nicht auf.
Vor und zurück. Zwei Finger glitten in sie, pressten, bis seine Handfläche gegen sie ruhte. Vor und zurück. Ihr Kopf wandte sich auf dem Kissen. Vor und zurück. Sie war jetzt ganz nah; er konnte es fühlen. Vor und zurück.
„Severus!“, rief sie und er konnte ihr Pulsieren gegen seine Finger spüren. Er hob sein Gesicht, um sie anzusehen und sie war vor Lust errötet; ihre Augen erschienen riesig und schwarz. Und war es möglich, dass er schon wieder bereit war? Hatte sie ihn irgendwie von seinen Jahren zwischen ihnen befreit? Er glitt leicht in sie, ihr Zugang feucht mit ihrem Verlangen. Sie erschauderte, als er in sie eindrang.
„Zu viel?“
„Nein …nein. N-Nur … langsam. Ruhig.“
Langsam.
Ruhig.
Ja.
Er stützte sich auf seinen Händen ab und starrte in ihr Gesicht, als er… langsam … ruhig in und aus ihr glitt. Er kreiste seine Hüften, vollführte langsame Drehungen, als er sich bewegte und spürte, wie sich die Spannung in ihr erneut aufbaute. Er stöhnte leise und sie erwiderte das Geräusch, eine wortlose Kommunikation, der es keinerlei Sprache bedurfte.
Er wusste, dass er nicht noch einmal kommen konnte, aber brachte sie so langsam und willig dorthin, dass sie aufschrie, als er sie zerbrach. Sie wandte ihr Gesicht ab, um ihre Tränen zu verbergen und er rollte sich von ihr und zog sie in seine Arme, strich über ihr Haar, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
Schließlich schaute sie zu ihm auf und er sah denselben Ausdruck in ihren Augen, den er schon gesehen hatte, als sie in sein Büro gekommen war, um ihn vor Potter zu warnen. Es war ein gefährlicher Blick und er wünschte sich, dass er sie anblaffen und anschreien konnte, um es zu verschwinden zu lassen, aber er hatte sie beide zu weit gehen lassen und jetzt konnte es nicht mehr rückgängig gemacht werden.
„Wie lange glaubst du, haben wir noch?“, fragte sie nach einer Weile.
„Das kann ich nicht sagen. Es hängt von dem Schulleiter ab.“
„Werde ich wissen, wenn es passiert?“
„Du wirst ohne Zweifel … die Folgen spüren. Aber ich werde versuchen dich vorher zu warnen.“
„Danke.“
Sie lagen schweigend da, bis er befürchtete, dass sie einschlafen könnten.
„Hermine, ich denke, es ist das Beste, wenn das nicht noch einmal passiert.“
„Das habe ich angenommen.“
Er wünschte, er könnte mehr sagen, ihr erklären, dass je mehr er anfing, sie zu lieben, umso gelähmter würde er sein. Seine Aufgaben erschienen jetzt schon unmöglich zu bewerkstelligen. Und dann, natürlich, je mehr sie seine Gedanken einnahm, umso schwerer würde es für ihn werden sie zu verstecken. Was auch immer er dem Dunklen Lord zeigen musste, er würde nie ihr vor Lust errötetet Gesicht, ihre Pupillen so groß, dass er in ihre Abgründe fallen könnte, offenbaren. Und dennoch wollte er nichts anderes mehr sehen. Er schloss seine Augen und da war sie wieder, ihre Lippen geöffnet und feucht, ihre Atmung flach und unregelmäßig.
Er verbannte das Bild aus seinem Kopf. „Ich werde dir einen Zaubertrank holen. Aber du musst heute Abend zurückgehen.“
„Ich weiß. Danke, Sir“, sagte sie und er zuckte bei ihren Worten zusammen. ‚Sir‘ schnitt zu scharf durch das Bett, welches sie sich errichtet hatten. Aber wirklich, in dieser einen Silbe lag der Grund, warum er sie liebte. Sie hatte gewusst, dass er sie in einem Moment wieder ‚Miss Granger‘ wird nennen müssen und sie hatte es ihm erspart.
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