von Patricide
Das war nun schon sein viertes Glas Feuerwhiskey, doch die Frustration und die Angst ließen trotz alledem nicht nach. Er stand in seinem Garten und sah hinaus in die sternenklare Nacht, ein bitterer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er hasste es hier zu sein, hier wo alles ihn an sie erinnerte.
Es war jetzt schon über einen Monat her, doch noch immer fühlte er sich taub. Er war dabei gewesen, hatte gesehen wie sie den Kuss des Dementors erhielt. Sah wie das Licht aus ihren Augen verschwand und war sich sicher, dass ihn dieses Bild für immer verfolgen würde.
Nun war er allein. Sein Vater war im Krieg gefallen und dann das. Er wünschte er hätte auch den Kuss bekommen, dann würde er sich jetzt nicht so fühlen. Mutterseelenallein.
Er senkte seinen Blick auf seinen rechten Arm, mit dessen Hand er noch immer das Dokument umklammert hielt. Mindestens zehn mal hatte er das Schreiben gelesen und jedes Mal war es wieder ein Schlag ins Gesicht.
Zwar war er frei, doch das Ministerium hatte beschlossen, dass er nicht mehr an die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei zurück kehren dürfte. Zu groß war die Gefahr einen ehemaligen Todesser auf die gleiche Schule zu schicken wie Harry Potter.
Draco verzog das Gesicht und sein Blick wanderte zu seinem anderen Arm. Er hielt das Glas fast verzweifelt umklammert, doch das war es nicht was seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Es war das dunkle Mal. Zwar war es verblasst, doch es würde für immer ein Teil von ihm sein.
Er hatte Angst, Angst davor alleine zu sein, in diesem viel zu großem Haus. Alle seine Freunde würde zurück nach Hogwarts gehen um ihr letztes Schuljahr zu wiederholen, während er in diesem Haus versauern würde. Er musste etwas tun, irgendetwas!
Ein Malfoy ohne Abschluss.
Mit einem ruinierten Ruf.
Und ohne Chance auf eine Zukunft.
Was war er denn noch wert? So konnte und durfte das Alles nicht enden. Er würde einen Weg finden zurück zur Schule zu gehen, seinen Abschluss zu machen und seinen Namen wieder reinzuwaschen! Er wusste nur noch nicht wie.
Langsam ging er zurück ins Haus und ließ sich auf das Sofa gleiten. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben als mit ihm zu reden. Morgen würde er einen Brief an ihn schreiben und ihn um Hilfe bitten. Er tat das wirklich nicht gerne, aber es war seine einzige Chance.
* * *
„Draaaaco! Aufstehen! Die Sonne lacht.“ Draco suchte mit seiner Hand verzweifelt nach einem Kissen um es seinem,über alle Maße nervigen, besten Freund an den Kopf zu werfen. Musste aber bedauerlicherweise feststellen, dass es auf der Couch keines gab.
„Blaaaise...“
„Hör auf herum zu jammern und steh auf.“
„Leck mich Zabini.“
Draco dachte gar nicht daran aufzustehen, sondern drehte sich noch einmal provokativ auf den Bauch. Plötzlich spürte er den warmen Atem seines besten Freundes in seinem Nacken.
„Ach das willst du doch nicht wirklich.“, flüsterte Blaise in sein Ohr, das ermutigte Draco nun doch dazu aufzuspringen und Richtung Badezimmer zu verschwinden. Blaise lachte leise in sich hinein und begann damit das Haus ein Bisschen auf Vordermann zu bringen.
Als Draco aus der Dusche kam,saß Blaise auf der Couch und sah ihn fordernd an.
„Kannst du mir mal verraten warum du dir an einem Mittwochabend die Kante gibst?“
Draco ging zum Schreibtisch und nahm den Brief vom Ministerium, den er dort gestern fallen gelassen hatte, als er das Wohnzimmer betreten hatte, und drückte ihn Blaise in die Hand. Dieser überflog das Schreiben kurz, ließ es sinken und starrte Draco geschockt an.
„Das... das können die doch nicht einfach so entscheiden, ich meine das geht doch nicht!“
„Du siehst doch das sie es können.“
„Das ist alles nur Potters Schuld!“
Draco seufzte. „Blaise... du glaubst gar nicht wie gerne ich Potter für all das die Schuld geben würde.. aber er ist es nicht,der das Dunkle Mal trägt.“
„Aber Dray.. du wolltest das doch alles gar nicht.“
„Was spielt das jetzt noch für eine Rolle...“
Draco ließ sich auf den schwarzen Ledersessel sinken und legte den Kopf auf die Lehne.
„Es muss doch irgendeinen Weg geben.“ Nach diesen Worten von Blaise herrschte erst einmal Stille.
Beide hingen ihren Gedanken nach und kamen doch zu dem gleichem Schluss.
„Du musst mit Dumbledore reden.“
Draco fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, eine Geste die Blaise das volle Ausmaß seiner Verzweiflung demonstrierte.
„Zu dem Schluss bin ich auch schon gekommen, aber glaubst du wirklich dieser senile Zitronendroplutscher kann mir helfen?“
„Einen Versuch ist es immerhin wert.“
* * *
Seine Schritte hallten an den Mauern wieder, so leer hatte er das Schloss noch nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht konnte Dumbledore ihm ja wirklich helfen, nur warum fühlte er sich dann als würde er den Gang zur Guillotine antreten.
Eins hatte er sich geschworen, er würde nicht bei dem altem Mann zu Kreuze kriechen und um Hilfe betteln. Er war zwar verzweifelt, aber er war immer noch ein Malfoy! Und Malfoys kriechen weder,noch betteln sie!
Fest klopfte Draco an die Tür seines ehemaligen Direktors, als nach ein paar Sekunden keine Antwort kam, rechnete Draco fast damit, dass Dumbledore wohl nicht da war, doch dann antwortete dieser doch noch.
„Mr. Malfoy, es freut mich, dass Sie zu mir gefunden haben.“ Draco fragte sich manchmal, ob Dumbledore unter seinem übertrieben langem Bart wohl eine Kristallkugel versteckte, woher konnte der alte Knacker denn sonst immer alles wissen?!
Er trat ein, schloss die Tür und ging mit festen Schritten auf den Stuhl am Schreibtisch zu, auf den er sich dann sinken ließ.
„Professor Dumbledore, ich habe ein paar Fragen bezüglich des Beschlusses vom Ministeriums. Die Frage,die mich am Meisten beschäftigt ist natürlich, ob es tatsächlich keinerlei Möglichkeiten gibt, dass ich diese Schule weiterhin besuchen darf?“
Dumbledore musterte ihn über die Gläser seiner Halbmondbrille und Draco hatte das Gefühl diese eisblauen Augen würden direkt auf den Grund seiner Selbst blicken.
„Ich fürchte, Draco was das betrifft kann ich nichts für dich tun.“ Eine Pause entstand und Draco konnte kaum verhindern das sich ein bettelnder Ausdruck in seine Augen schlich.
„Außer natürlich...“ Würde Draco Albus Dumbledore besser kennen wäre er spätestens jetzt, wo sich dieses irre Glitzern in seine Augen schlich, schreiend weggerannt. Doch da dem nicht so war, blieb Draco sitzen und schwor sich im Inneren er würde fast alles tun was Dumbledore von ihm verlangen würde, wenn er dafür nur nicht das ganze nächste Jahr alleine zu Hause verbringen müsste.
„Sag mal Draco hast du schon mal vom dem Mutatio gehört?“
„Ehm... Nein?“ Dumbledore fing an zu kichern.
„Was für eine dumme Frage, wie solltest du denn auch davon gehört haben, der Trank ist älter als mein Urgroßvater.“ Wieder fing der alte Mann an vor sich hinzu kichern und Draco zweifelte langsam mehr als jemals zuvor an dem Verstand seines ehemaligem Direktors.
„Ich kenne nur einen Mann, der diesen Trank brauen könnte und wie der Zufall so will, ist dieser Mann zufällig dein Pate.“ Dumbledore grinste mittlerweile so stark das Draco sich Sorgen machte, dass ihm gleich das Gebiss auf den Tisch fiel.
Plötzlich sprang Dumbledore auf und kramte in einer der Schreibtischschubladen. Triumphierend zog er eine Tüte heraus und legte sie vor Draco auf den Tisch.
„So mein Junge, ich geh jetzt kurz zu Severus und rede mit ihm, du kannst solange ein paar von den Zitronendrops essen.“ Und mit diesen Worten war er auch schon verschwunden. Draco wunderte sich wie man in dem Alter noch so schnell laufen konnte und er beäugte skeptisch die Bonbons. Bei Salazar, er wollte gar nicht wissen was da drin war.
Albus Dumbledore war wirklich ein sehr seltsamer Mann. Es verging fast eine halbe Stunde bis er endlich wieder kam und Draco hatte schon mit dem Gedanken gespielt, einfach zu gehen, als hätte er nichts Besseres zu tun als den ganzen Tag hier herum zu sitzen. Okay... er hatte eigentlich nichts Besseres zu tun, aber es ging hier ums Prinzip, einen Malfoy lässt man nicht warten.
Dementsprechend ungehalten sah Draco jetzt in Dumbledores Gesicht, während dieser sich ganz aufgeregt setzte.
„Also ich habe es tatsächlich geschafft Severus zu überreden, er ist zwar von dem Ganzen nicht wirklich begeistert, aber er sieht ein, dass es die einzige Möglichkeit ist. Wir müssten natürlich ein paar Dokumente fälschen und das Ganze muss unter höchster Verschwiegenheit laufen. Wenn das Ministerium das heraus bekommt, rollt nicht nur mein Kopf, sondern ihrer und der von Severus gleich mit. Sie dürfen also keinem vom Mutatio erzählen. Also von mir aus können sie eine Person ihrer Wahl einweihen, damit sie damit nicht ganz alleine sind, aber sonst darf es niemand erfahren, sie müssen also all ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Und s -“
„Professor, was ist der Mutatio überhaupt, ich hab nämlich keinerlei Ahnung wovon sie eigentlich sprechen?“
„Der Mutatio, ist ein Trank der sie in eine andere Person verwandeln wird.“
„Ähnlich wie der Vielsafttrank?“
„Ja nur, dass er einen Monat hält und du dich nicht in eine bestimmt Person verwandelst sondern, mehr oder weniger immer noch du bist, nur anders... Jedenfalls könntest du so wieder hier zur Schule gehen, wir könnten den Anderen weiß machen, dass du von einer anderen Schule kommst und deinen Abschluss hier an der Hogwarts Schule beenden möchtest. Du wirst dir auf eine Art immer noch ähnlich sehen, weswegen wir am besten sagen du bist mit Draco Malfoy verwandt... am besten ist er dein Cousin.“
„Ich versteh das noch nicht genau, wie genau verändert mich der Mutatio? Was macht er mit mir?“
Dumbledore grinste, wenn das überhaupt möglich war, noch ein Bisschen breiter.
„Der Mutatio macht aus dir ein Mädchen.“
„Waas?! Nein,auf keinen Fall, niemals!“
„Es ist der einzige Weg.“
Resigniert schloss Draco die Augen, er wusste Dumbledore hatte Recht.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel