Die Todesser sahen, wie Hermine zu Boden geglitten war und kehrten zufrieden um, zurück zu der Lichtung. Harry wartete noch einen Moment, bis sie wieder im Wald verschwunden waren, und kniete dann hinunter zu Hermine, die immer noch völlig reglos dalag.
Er nahm ihre Hand in die seine und atmete tief ein. Sie konnte doch nicht wirklich tot sein? Harry dachte an all das, was sie schon zusammen durchgestanden hatten. Wie sie sich in ihrem ersten Schuljahr im Hogwarts Express kennengelernt hatten, wie er und Ron sie vor dem Troll gerettet hatten und sie Freunde geworden sind. Er erinnerte sich an Hermines Wort im Kerker. „Ich, Bücher und Fleiss. Es gibt wichtigere Dinge Harry.“ Er erinnerte sich wie sie sich im zweiten Jahr das erste mal umarmt hatten, wie sie im dritten Jahr zusammen die kurze Zeitreise gemacht hatten, wie Hermine im vierten Jahr als einzige zu ihm gestanden und ihm geglaubt hatte, dass er seinen Namen nicht in den Feuerkelch geworfen hatte. Er erinnerte sich daran, wie er im fünften Jahr im Ministerium von Voldemort besessen war und es nur durch Hermines Anblick geschafft hatte, sich von ihm loszureissen. Die Szene auf dem Astronomieturm, wo er ihr den falschen Horkrux gegeben hatte, und schliesslich die schmerz-hafteste aller Szenen traten in seine Gedanken; Der Kuss. Was hätte er nicht alles dafür gegeben, noch einmal ihre Lippen auf den seinen zu spüren, noch einmal dieses Glücksgefühl zu erleben, wenn sie ihn berührte, sie noch einmal lebend zu se-hen?
Harry traten schon Tränen in die Augen als Hermine sich, für das, dass sie tot zu sein schien, ziemlich schnell, aufsetzte und Harry anschaute.
Harry konnte vor lauter Erstaunen gar nichts sagen.
„Ich hab mich tot gestellt, weil ich wusste, dass sie gehen werden, wenn sie denken, dass ich tot und du jetzt alleine bist.“
Harry stand der Mund immer noch weit offen. Trotzdem brachte er ein stockendes „Aber...wieso...sollten sie nicht eigentlich mich umbringen?“ zustande.
Hermine schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Du-weisst-schon-wer will dich selbst umbringen und nicht einen von seinen Todessern beauftragen, dich für ihn zu töten. Aber wenn ich tot bin, bist du alleine und es wird ihm viel leichter fallen, dich umzubringen. Tatsache ist aber...“
„...dass du nicht tot bist.“, beendete Harry ihren Satz. Hermine nickte selbstzufrieden.
Noch bevor sie etwas weiteres sagen konnte fiel er ihr um den Hals und zog sie in eine Umarmung. Das Glücksgefühl, welches in ihm hochkam, weil ihm nun endlich bewusst wurde, dass Hermine noch lebte, hätte locker gereicht um einen Patronus zu erzeugen, welcher alle Dementoren aus ganz Askaban vertrie-ben hätte. Sie war noch hier. Sie war nicht tot und würde weiter-hin an seiner Seite stehen und mit ihm gemeinsam kämpfen. Harry konnte sein Glück kaum fassen. Noch nie war ihm der Tod so real vorgekommen. Noch nicht einmal bei seinen Eltern. Die hatte er ja nie gekannt. Hermine hingegen hatte er besser ge-kannt als jeden anderen Menschen und als sie einfach so umgefallen war und tot schien, das hätte Harry schwören kön-nen, hätte er, wenn er in den Spiegel Nerhegeb geschaut hätte, nichts andere gesehen als sie. Sie an seiner Seite.
Sie lösten sich wieder aus ihrer Umarmung und Hermine blickte Harry, so wie sie es noch nie getan hatte, an. Fast sah es aus als wäre ihr Blick irgendwie verl...nein, das konnte nicht sein! Das hatte sie selber gesagt. Das mit dem Kuss war eine einmalige Sache und würde sich auch nicht wiederholen und deswegen konnte es auch gar nicht sein, dass sie ihn eben so ansah, wie sie ihn ansah. Und trotzdem kam Harry nicht von dem Gedanken weg, dass seine Vermutungen eben doch stimmten und da doch noch etwas mehr als nur Liebe zwischen Freunden, in ihrem Fall schon fast Seelenverwandten, in ihrem Blick lag.
Sie lösten ihre Blicke voneinander und gingen schweigend zum Zelt zurück. Harry sagte Hermine an diesem Abend noch etwa tausend mal, wie froh er doch war, dass sie nur tot gespielt hatte und es nicht wirklich war und sie erwiderte jedes mal, dass sie auch sehr froh darum war. Offenbar genoss sie es in vollen Zügen, dass Harry sich solche Sorgen um sie gemacht hatte.
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