von uni
Seinen Todestag hatte sich Severus Snape eigentlich immer verregnet vorgestellt. Warum, das wusste er auch nicht so genau. Sicherlich würde niemand über seinen Tod sonderlich traurig sein, am wenigsten er selbst, also hatte das nichts mit so etwas wie Stimmung oder dummen Metaphern zu tun. Er fand diese Vorstellung nur immer irgendwie passend.
Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, dass er an einem herrlichen, warmen Frühlingstag sterben würde. Ein Tag, an dem die Sonne schien und die letzten Schneereste weg schmelzen ließ, an dem die ersten Blüten aus ihren Knospen brachen – nein, so ein Tag wäre wohl kaum passend für jemanden wie Snape.
Als er jedoch an dem Tag, an dem er beschlossen hatte zu sterben, aus der Tür trat, herrschte genau so ein angenehmes Frühlingswetter. Was nun? Sollte er etwa umkehren und seine Pläne auf einen anderen Tag verschieben? Wohl kaum. Sicher, das Wetter entsprach nicht Snapes Vorstellungen, aber er hatte nun mal beschlossen, heute zu sterben, er wäre ein Narr, diesen Plan wegen der Meteorologie wieder umzuwerfen.
Im Endeffekt war das sowieso nur ein unwichtiges Detail. Das wichtigste für heute lag in Snapes Hand, die er tief in seiner Tasche vergraben hatte.
Die kleine Phiole fühle sich seltsam kühl an.
Ein letztes Mal blickte Snape zurück in sein Haus. Alles lag geordnet an seinem Platz. Die Zaubertrankzutaten waren nach Alphabet geordnet und beschriftet. So würde der, der sie später fand, wissen, wie man damit richtig umging. Alle persönlichen Dinge, wie Briefe, Fotos oder Erinnerungen, waren gut versteckt. Snape wollte nicht, dass der Erstbeste diese Dinge fand - gleichwohl hatte er es jedoch nicht über das Herz gebracht, sie zu vernichten. Immerhin waren dies die letzten Zeugnisse seiner großen Liebe.
Seufzend zog er also die Eingangstür hinter sich zu und schloss sie ab. Den Schlüssel steckte er in einen Briefumschlag, den er gleich per Eule an Minerva, die derzeitige Schulleiterin von Hogwarts, schicken würde. Der Umschlag enthielt zudem noch einige Zeilen - Abschiedsworte, einfach, weil er dachte, dass sich das so gehörte, nicht weil er glaubte, dass seine Tat erklärt werden musste.
Als der Brief dann fortgeschickt worden war, fühlte sich Severus Snape erleichtert. Es gab nun nichts mehr zu tun. Er apparierte an jenen Ort, den er sich zum Sterben ausgesucht hatte.
Der kleine Friedhof lag ruhig zwischen einigen Nadelbäumen. Die Luft war erfüllt von leisem Vogelgezwitscher und summenden Bienen. Snape passierte das Eingangstor und fand sich zwischen moosbedeckten Grabsteinen und marmornen Kreuzen wieder. Godric's Hollow war ein geschichtsträchtiges Dorf, was sich nicht zuletzt auf seinem Friedhof zeigte. Generationen von Zauberern lagen hier begraben. So befanden sich frische Gräber direkt hinter alten, beinahe Zugewucherten.
Dieser Ort strahlte eine unglaubliche Ruhe und etwas wie eine morbide, aber erhabene Schönheit aus. Severus jedoch würdigte seine Umgebung keines Blickes. Er war schon oft hier gewesen und interessierte sich nicht mehr sonderlich für den Friedhof. Sein Augenmerk galt allein einem etwas abgelegeneren Grab. Frische Blumen schmückten es, es war also erst kürzlich besucht worden. Das hieß, dass heute niemand mehr kommen würde, dachte Severus erleichtert.
Zielstrebig ging er auf den marmornen Grabstein zu.
In Gedenken an Lily und James Potter.
Liebevolle Eltern, gute Freunde und geliebte Kinder.
*30. Januar 1960; †31. Oktober 1981
*27. März 1960; †31. Oktober 1981
Ja, dieser Ort war genau der richtige, um zu sterben.
Direkt vor dem Grab stand eine kleine, steinerne Bank. Severus nahm darauf Platz, zog die Phiole hervor und setzte an, um sie mit einem Zug zu leeren.
„Onkel? Was machst du da?“, erklang es plötzlich hinter ihm. Snape setzte schnell ab, ohne etwas getrunken zu haben und fuhr herum. Ein kleines Mädchen, vielleicht 7 Jahre alt, starrte ihn mit großen Kulleraugen an. Sie trug ein rosarotes Kleid und hatte braune Haare, die zu Zöpfen gebunden waren. „Verschwinde, ich habe zu tun. Nerv deine Eltern“, knurrte Snape unwirsch. Diese Göre kam im falschen Moment und dabei hatte er doch vorher extra nachgesehen, ob jemand in seiner Nähe war.
Plötzlich begann das kleine Mädchen fürchterlich zu schluchzen und dicke Tränen rollten über seine Wangen. Genervt sah sich Severus um. Wo waren denn die Eltern dieses Kindes? Eins stand fest, so konnte er jedenfalls nicht sterben. Nicht, dass er sich um das geistige Wohl des Mädchens gesorgt hätte, es war ihm herzlich egal, ob sie es emotional verarbeiten konnte, wenn sich ein Fremder direkt vor ihren Augen das Leben nahm. Aber das war nun wirklich eine unwürdige Situation für einen Selbstmord.
Also versuchte Snape sein Bestes darin, die Kleine zu trösten. Auch wenn er darin wahrlich kein Meister war. Bisher hatte er Kinder immer eher zum Weinen gebracht, als zur Besinnung.
„Willst du etwas Süßes?“, fragte er daher. Das war das Beste was ihm einfiel. Sofort hörte das Wimmern auf und das Mädchen hob neugierig den Kopf. Irgendwo musste er doch noch … Severus kramte in seiner Tasche und wurde fündig. Triumphierend zog er ein Hustenbonbon aus seiner Manteltasche und hielt es dem Mädchen hin. Das jedoch schaute skeptisch und nahm das dargebotene Geschenk nur zögerlich. Es steckte sich das Bonbon in den Mund, nur um sofort angeekelt den Mund zu verziehen. „Das schmeckt eklig!“, rief das Mädchen und spuckte das Objekt ihres Missfallens zurück in das Papier. Na wenigstens hat das Gör den Anstand, es nicht auf ein Grab zu spucken, dachte Snape ironisch
Sein Plan war also gescheitert und das Mädchen machte schon wieder ein Gesicht, als wolle es gleich anfangen mit weinen. „Wie heißt du denn?“, fragte Snape also. Doch das Mädchen antwortete nicht, stattdessen kullerten wieder erste Tränen über ihre Wangen.
„Ich heiße Severus“, sagte er verzweifelt. Irgendwie musste dieses Kind sich doch beruhigen lassen. Er hatte nun wirklich keine Zeit für so was.
Das hatte anscheinend gewirkt, denn das Mädchen fing laut an zu lachen. „Du hast aber einen komischen Namen.“ Grinsend kletterte das Mädchen auf die Bank und setze sich neben Severus. „Willst du mit mir spielen?“, fragte es vergnügt. Der Kummer von eben war schon fast wieder vergessen.
„Ich glaube nicht, dass das der richtige Ort zum Spielen ist. Wie wäre es denn, wenn du nach Hause läufst und mit deinen Freunden oder deinen Eltern spielst?“ Inzwischen hatte Snape die Phiole wieder verkorkt und in seiner Manteltasche verschwinden lassen.
Energisch schüttelte das Mädchen den Kopf, ihre Zöpfe flogen dabei hin und her. „Die anderen Kinder im Dorf sind doof und Papa hat keine Zeit für mich. Der sitzt den ganzen Tag in der Küche und weint. Eigentlich sollte Oma auf mich aufpassen, aber die mag auch nicht mit mir spielen. Alle sind ganz komisch seit Mama fort ist. Also bin ich losgegangen, um meine Mama zu suchen“, sagte das Mädchen nachdenklich.
„Dann solltest du sie vielleicht weiter suchen“, sagte Snape. „Ich kann dir auch dabei helfen.“ Das war immerhin ein Plan, er würde das Mädchen einfach zurück nach Hause lotsen und dann hatte er endlich wieder seine Ruhe. Sicherlich war die Mutter des Mädchens abgehauen oder hatte sich scheiden lassen, da war Snape sich relativ sicher.
„Wo ist deine Mama denn? Ich bringe dich zu dir.“
„Meine Mama ist bei den Engeln, weißt du? Sie hat immer mit mir gespielt, dann war sie plötzlich ganz dolle krank, hat alle Haare verloren und dann haben die Engel sie zu sich genommen. Das hat jedenfalls Papa erzählt.“ Jeden anderen hätte diese Geschichte und die fröhliche Ahnungslosigkeit der Kleinen sicher zu Tränen gerührt und netter gestimmt. So jedoch nicht Severus Snape. „Dann bringe ich dich zu deinem Vater“, sagte dieser unwirsch.
Doch das Mädchen war inzwischen wieder aufgesprungen und zerrte Snape am Ärmel seines Mantels. Übermütig rief es: „Komm, ich zeig dir, wo Mama jetzt wohnt.“
„Hör mal, ich habe jetzt wirklich keine Zeit für dich. Bitte geh nach Hause und nerv dort deinen Vater. Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen!“ Snape wurde langsam ungehalten. Er musste sich fürchterlich zusammenreißen, sonst hätte er das Mädchen angeschrien. Doch dann hätte es nur wieder angefangen zu weinen und dann wäre er wieder am Anfang.
Das Mädchen war völlig unbeeindruckt von Severus' ruppiger Art. Neugierig zeigte es auf den Grabstein der Potters und fragte: „Besuchst du auch deine Mama?“
„Wenn ich dir diese Frage beantworte, lässt du mich dann in Ruhe?“
Das Mädchen schien ernsthaft zu überlegen. Theatralisch legte es einen Finger an die Lippen und machte laut „Hmm“.
„Ich lasse dich in Ruhe, wenn du mit mir meine Mama besuchen gehst und sagst, wer das ist.“
Das Mädchen hatte es faustdick hinter den Ohren, dass musste Snape zugeben.
„Das ist nicht meine Mama, sondern jemand, den ich vor langer Zeit gekannt habe“, brummte Snape abweisend. Er wollte nicht über Lily reden und schon gar nicht mit so einer Göre. Er wollte das Gift schlucken und dann in Ruhe sterben, vor dem Grabstein seiner großen Liebe.
Doch das Kind ließ nicht locker. „War das deine Freundin, warst du in sie verliebt?“ Snape bezweifelte, ob das Mädchen überhaupt wusste, was eine Freundin oder Liebe war. Aber er ahnte, dass das Kind nie Ruhe geben würde, wenn er ihm keine befriedigende Antwort gab.
„Ja, sie war meine Freundin, aber ich habe etwas Dummes getan und dann wollte sie nicht mehr mit mir befreundet sein.“
„Mama hat immer gesagt, dass Jungs oft was Dummes tun. Damit hat sie Papa gemeint, glaube ich.“
Verwundert betrachtete Severus das Mädchen. Wenn sie so energisch das Kinn nach vorn streckte, erinnerte sie ihn … ja, an wen eigentlich? Snape kam nicht drauf.
Das Mädchen hatte inzwischen das Interesse an dem Thema verloren und zerrte ungeduldig an Severus' Kleidung. „So und jetzt gehst du mit mir zu meiner Mama!“, reif es ganz aufgeregt.
Nach dem Krieg war der einst so kleine Friedhof von Goric's Hollow vergrößert worden. Das Mädchen zeigte nun auf das andere Ende der Fläche und sagte: „Da drüben ist meine Mama.“
Severus seufzte, so hatte er sich diesen Tag sicherlich nicht vorgestellt.
Das Kind griff nach seiner Hand und zog ihn in die gezeigte Richtung.
„Glaubst du deine Freundin ist auch bei den Engeln?“, plapperte das Mädchen fröhlich drauf los. Snape sah sie verwundert an. „Mein Papa hat nämlich gesagt, dass nur gute Leute zu den Engeln kommen.“ „Und die bösen Leute? Was hat dein Papa gesagt, wo die hinkommen?“
Schockiert schüttelte das Mädchen den Kopf. „Das weißt du nicht? Die kommen natürlich in die Hölle. Was glaubst du denn?“
Severus hätte dem Kind nur zu gern gesagt, was er glaubte. Nämlich, dass die bösen Menschen nicht in die Hölle kamen, sondern in Vergessenheit gerieten. Eine Strafe, die viel schlimmer war als die Hölle. Er war sich sicher, dass ihm dasselbe passieren würde. Niemand würde sein Tod kümmern, niemand würde sich in einigen Jahren an seinen Namen erinnern.
Und den Himmel? Auch daran glaubte er nicht, auch wenn er Lily, die schöne, herzensgute Lily, zu gern dort gewusst hätte. Doch das Leben hatte ihn desillusioniert. Nach dem Tod würde nichts kommen. Kein Leben danach, keine Wiedergeburt, kein paradiesischer Ort. Nach dem Tod warteten Verwesung und das Nichts. Doch zumindest einer Sache war er sich sicher, Lily würde niemand vergessen und das war ein tröstlicher Gedanke.
All dies hätte er dem Kind gern gesagt. Doch tatsächlich regten sich so etwas wie Skrupel in ihm. Er selbst war nie ein so unbeschwertes Kind gewesen und doch hatte auch er irgendwann einmal daran geglaubt, dass das Leben ein Happy End für ihn bereit halten würde.
Daher sagte er nichts und ließ den bösartigen, sadistischen Snape nicht zu Wort kommen. Stattdessen sagte er: „Ja, ich glaube, dass meine Freundin bei den Engeln ist und ich bin mir sicher, dass du auch irgendwann zu den Engeln kommst.“
Glücklich lachte ihn das Mädchen an. „Ich glaube, du kommst auch zu den Engeln. Du siehst zwar gruselig aus, aber du bist nett.“
Snape rührte dieser Satz irgendwie. Beinahe hätte er angefangen zu lächeln, doch er hielt sich noch rechtzeitig zurück.
„Schau mal, da ist ein Schmetterling!“, rief das Mädchen fröhlich. Neugierig betrachtete es das Insekt, das sich auf der Bepflanzung eines nahen Grabes niedergelassen hatte.
„Der ist ja ganz bunt!“, quiekte das Kind begeistert.
Doch Snape reagierte nicht, er betrachtete nur grübelnd das fröhliche Kind. Wie wäre es wohl gekommen, wenn Lily ihm damals verziehen hätte oder er kein Todesser geworden wäre? Hätten sie selbst Kinder, vielleicht ein Mädchen, wie dieses? Wären die Kinder ernsthaft und introvertiert geworden, so wie Severus, oder unbeschwert und herzlich, also eher wie Lily? Hätten sie seine Hakennase geerbt und Lilys feuerrotes Haar?
Hätten die Kinder inzwischen wohl selbst Kinder und würden diese vielleicht mit dem kleinen Quälgeist hier spielen?
Severus wusste es nicht und er würde es nie erfahren. Nie würde er Vater werden, weder mit Lily, noch mit einer anderen Frau. Er hatte seine Chance vertan. Oder? Hielt das Leben eventuell doch noch irgendwas für ihn bereit?
Snape war so in seine Grübeleien vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich eine dritte Person näherte. „Rose, da bist du ja. Ich hab dich überall gesucht.“ Erschrocken drehte sich Severus um. Rote Haare und Sommersprossen. Er war älter geworden, seine Stirn war von Falten zerfurcht und die Kleidung war nicht mehr so schäbig wie zu Kindertagen, aber kein Zweifel - bei dem Mann handelte es sich um Ronald Weasley, ein ausgesprochen dummer und fauler Schüler und zudem Mitglied des Potter- Trios.
„Hallo Papa, ich wollte doch nur Mama besuchen. Das da ist mein neuer Freund“, rief das kleine Mädchen vergnügt und sprang auf ihren Vater zu.
„Professor Snape.“ Ron erkannte überrascht seinen ehemaligen Lehrer. Zögerlich gaben sich die beiden Männer die Hand.
„Wie schön, Sie wieder zusehen, Mister Weasley. Wie geht es denn Ihren Freunden Potter und Granger oder haben Sie den Kontakt inzwischen abgebrochen?“, zischte Snape zynisch. Er konnte es einfach nicht lassen.
Doch Ron reagierte nicht wie erwartet sondern lächelte nur resigniert. „Sie haben sich nicht verändert, aber ich muss Sie enttäuschen. Harry hat meine Schwester Ginny geheiratet und spielt inzwischen erfolgreich Quidditch und Hermine … wir haben geheiratet.“ Snape entging Weasleys kurzes Zögern nicht.
Snape wollte etwas antworten, doch er hielt sich zurück. Jetzt wusste er, an wen ihn das kleine Mädchen erinnert hatte. Granger hatte auch immer so geschaut, wenn sie eine Antwort wusste, er sie aber dennoch nicht dran genommen hatte.
„Mein Beileid, Weasley“, sagte Snape, ohne sich sicher zu sein, was er mit dieser Information anfangen sollte. Ron nickte ihm zu. „Danke, auch wenn Sie es sicherlich nicht so meinen.“ Snape wollte ihm wieder sprechen, doch hatte er es denn so gemeint? Tat es ihm um die kleine Miss Know-it-all leid?
„Danke, dass Sie auf Rose aufgepasst haben. Professor … leben Sie wohl und das meine ich tatsächlich so“, sagte Ron, schenkte seinem ehemaligen Lehrer ein trauriges Lächeln und ging dann davon, das kleine Mädchen an der Hand.
Rose drehte sich noch einmal um und winkte Severus fröhlich zu.
Der blickte den beiden nachdenklich nach. Und nun?
Wie von selbst lenkte er seinen Schritt schließlich in die Richtung, in die er eigentlich mit dem Mädchen hatte gehen wollen.
Schließlich fand er, wonach er gesucht hatte. Ein relativ frisches Grab. Die Inschrift war relativ schmucklos, nur Name, Geburts- und Sterbedatum. Snape ließ sich vor dem Grab nieder und starte darauf. Hermine Granger, er rief sich ihr Gesicht ins Gedächtnis und mit ihm einige Situationen, an die er sich erinnern konnte. In ihrem ersten Jahr, hatte sie ihn in Brand gesetzt, in ihrem zweiten hatte sie ihn bestohlen und war in Stein verwandelt worden.
Es frischte etwas auf, es war inzwischen später Nachmittag. Eigentlich hatte Snape um diese Zeit schon tot sein wollen.
Er schob seine Finger in die Manteltasche und stieß mit seinen Fingerspitzen an die Phiole mit Gift.
Stimmt, er war heute eigentlich aufgebrochen, um zu sterben. Wollte er dies noch immer? Oder hatte dieser Tag etwas an und in ihm geändert.
Jeder andere hätte diese Frage eindeutig mit ja beantwortet.
Severus Snape hingegen ging zurück an seinen ursprünglichen Platz, zu dem Grab von Lily, öffnete die Phiole und leerte den Inhalt mit einem Zug.
Lächerlich, was sollte sich schon geändert haben?
Das Leben hielt nach wie vor nichts für ihn bereit.
Das Gift wirkte schnell und gut. Schon nach wenigen Minuten spürte er seine Füße nicht mehr - im dritten Jahr wurde er von Granger und ihren Freunden in der Heulenden Hütte ausgeknockt. Er spürte nun die Beine nicht mehr - im fünften Jahr hatte sie ihn bei den ZAGs beeindruckt, was er bislang jedoch nie offen zugegeben hatte. Der Unterleib - im sechsten war er ihr und ihren Freunden einige Tage gefolgt, um ihnen bei der Suche nach den Horkruxen zu helfen. Die Hände - sie hatte einen entscheidenden Teil zum Ausgang der letzten Schlacht beigetragen. Die Arme - das Jahr darauf hatte sie ihren Schulabschluss nachgeholt und die Prüfungen natürlich mit Bravour bestanden.
Snape schloss die Augen und sah das Gesicht seiner Mutter, Lilys, Dumbledores und das von Granger. Lily … er konnte nicht ohne sie Leben. Er konnte nicht mit der Schuld ihres Todes leben. Er liebte Lily noch immer, in all den Jahren hatten sich seine Gefühle nicht verändert.
Dann - das Herz.
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