Am nächsten Tag war Harry überglücklich. Es lag aber nicht im Mindesten daran, dass sie ab heute Ferien hatten. Nein. es lag daran, dass er nun mit Hermine zusammen war. Sie hatte ihn gestern Abend noch gefragt, ob das jetzt heisse, dass sie ein Paar wären, und da Harry genau das selbe gedacht hatte, hatte er ihr darauf mit Ja geantwortet. Sie hatten jedoch beide fest beschlossen, weder Ron noch Ginny etwas davon zu erzählen. Das entpuppte sich dann jedoch als schwieriger als sie gedacht hatten. Als Harry und Hermine am Morgen nach dem Ball in die grosse Halle kamen, traf sie beide der Schlag. Ron stand mit verschränkten Armen vor ihnen. Und er sah nicht danach aus, als würde er einen Spass machen. „Hgh hgm!“, räusperte er sich so laut, dass sogar die Leute im ersten Stock ihn noch gehört haben mussten. Harry und Hermine blieben stehen und holten tief Luft. Ihnen beiden war klar, was Ron jetzt gleich, wahrscheinlich in sehr lautem Schreiton, verkünden oder fragen würde. „Was soll das?“, schrie er. Jetzt hatte er sogar die Lautstärke übertrumpft, mit der er vor einiger Zeit im Schlafsaal mit Ginny gestritten hatte. Die ganze Grosse Halle hörte ihm gespannt zu. Wie konnten sie auch anders? Er war ja immerhin nicht zu überhören. „Wie konnten wir was?“, fragten Harry und Hermine wie aus einem Munde. Was war das eigentlich für eine dumme Frage? Harry war entsetzt von sich und auch von Hermine. Und dafür hätte er sich gerade gerne so brutal selbst bestraft, dass sie ihn wahrscheinlich ins St. Mungo einliefern hätten müssen. Darauf würde Ron ihnen jetzt die Antwort geben, vor welcher sie sich wahrscheinlich mehr fürchteten als vor irgendetwas anderem. Harry hatte sich nicht einmal so fest davor gefürchtet, Hermine zu fragen ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte. „Na was wohl? Euch zu küssen natürlich!“, brüllte Ron durch die Grosse Halle. Harry`s Gesicht erstarrte. Wie hatte er es rausgefunden? Er war doch gar nicht in der Nähe. Niemand hatte sie angesehen. Oder etwa doch? „Von wo willst du das wissen?“, durchbrach Hermine Harry`s Gedanken. „Ach, das fragst du noch?“, erwiderte Ron so schnippisch, dass man hätte meinen müssen, sie persönlich hatte es ihm gesagt. Aber Harry war sich sicher, dass sie das nicht getan hatte. „Na dann kommt mal mit“, befahl Ron und Harry merkte nun endgültig, dass mit ihm heute nicht zu spassen war. Ron zerrte sie beide zum Tisch der Gryffindors. Er war fast leer. Ausser etwa in der Mitte des Tisches. Dort hatten sich etwa zwanzig Schüler versammelt, die allesamt etwas besprachen und dabei aus etwas hinabsahen, dass sich auf dem Tisch befinden musste. Harry ahnte, was es war. „Darf ich bitte mal!“, sagte Ron und zog das Etwas unter den Augen der anderen weg. Es war - Ein Tagesprophet! Harry hätte Rita Kimmkorn am liebsten umgebracht. Obwohl er das Titelblatt noch nicht gesehen hatte, wusste er, was darauf sein würde. Ron drehte den Tagespropheten um und Harry und Hermine klappte der Mund auf. Auf der Titelseite war ein derart riesiges Bild, dass sie es nicht um viel vergrössern hätten müssen, um es in Lebensgrösse zu bringen. Und das Bild zeigte nichts anderes, als, dass Harry erwartet hatte. Ihn und Hermine beim knutschen. Am liebsten hätte er Ron die Zeitung aus der Hand gerissen, doch er konnte sich nicht bewegen. Er war vor Schreck erstarrt. Darunter stand kein Text, wahrscheinlich, dass mehr Platz für das Bild da war. Doch Harry sah am unteren Bildrand stehen Fortsetzung auf den nächsten Seiten. Das bedeutete nichts gutes, dachte sich Harry und sah geschockt Hermine an. Und er hatte recht. Hinter ihnen tauchte Professor Dolores Umbridge auf.
„Was hab ich ihnen schon tausendmal gesagt?“, schrie sie mit der Betonung auf jedem einzelnen Wort. „Jungen und Mädchen haben zwanzig Zentimeter Abstand voneinander zu haben! Das heisst es wird auch nicht geknutscht!“ Harry fragte sich wie es gehen sollte, Jungen und Mädchen auf einem Ball um zwanzig Zentimeter voneinander zu entfernen. Doch darauf gab Umbridge ihm gleich und ohne, dass er sie gefragt hatte, die Antwort. „Das Tanzen auf dem Ball geht in Ordnung. Das wurde ja auch von uns Schulräten erlaubt. Aber der Rest!“ Umbridge musste den Satz gar nicht zu Ende schreien. Wie auch sie wusste, war es wohl allen klar, was sie ihnen verkünden wollte. „Wenn ich sie beide noch einmal dabei erwische, wie sie sich auf mehr als zwanzig Zentimeter annähern, kriegen sie beide Strafarbeiten, so, dass auch sie Mrs Granger nicht mehr damit fertig werden. Und was sie angeht Mr Potter. Sie sollten doch eigentlich wissen, wie schmerzhaft es ist, bei mir Strafarbeiten zu schreiben, oder?“ Harry konnte gar nicht erst antworten. Umbridge sprach ununterbrochen weiter. „Und jetzt entfernen sie sich augenblicklich voneinander, so, dass ich sie laut meiner Regeln nicht bestrafen muss. Oh, wie ich Kinder hasse. Zweihundert Punkte Abzug für Gryffindor!“, brüllte sie zum Schluss und stakste dann davon, so, dass man auch bei ihr Angst haben musste, ihr Absatz würde gleich in der Mitte durchbrechen. Harry hätte das jedoch gar nicht so schlecht gefunden. Wahrscheinlich hätte er lauthals darüber gelacht und wäre wahrscheinlich nicht einmal der einzige gewesen. So wie Hermine aussah, wäre ihr jede Gelegenheit recht gewesen, Umbridge eins auszuwischen. Und es lag bestimmt nicht daran, dass sie Gryffindor gerade Zweihundert Punkte abgezogen hatte.
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