Harry wollte gerade gehen, da hielten ihn Dumbledores Worte zurück.
„Der eigentliche Grund, wieso ich dich hier sehen wollte, Harry, waren nicht deine Verwandten.“, sagte er, „Miss Granger, wenn sie uns kurz einen Moment allein lassen würden.“
Hermine nickte leicht, lächelte Harry kurz zu und ging dann zur Tür hinaus.
Harry wandte sich wieder Dumbledore zu und der begann sofort zu sprechen.
„Deine Verwandten haben wirklich nicht das Recht in deinen Sachen rumzuschnüffeln. Meine Mutter hat das früher auch immer gemacht und der Zufall wollte es einmal, dass sie einen Liebesbrief von Dorothy Bradlin fand, meiner damaligen Freundin. Wie auch immer, um das geht es hier nicht. Viel wichtiger ist folgendes, Harry. Hast du Sirius in letzter Zeit gesehen?“.
Bei dieser Frage stockte Harry der Atem. Jedes mal wenn Harry sich mit Sirius traf, wollte Sirius, dass Harry niemandem von dem treffen erzählte. Und so war es bestimmt auch dieses mal. Doch vielleicht war es etwas wichtiges, das Sirius besser wissen sollte.
„Ich...nein.“, sagte Harry. „Wieso fragen sie?“.
Dumbledore seufzte leicht. „Ach, ich wollte ihn sprechen. Wieso ist jetzt noch unwichtig. Tu mir einen Gefallen, Harry. Wie ich weiss stehst du in Briefkontakt mit ihm, schreib doch in deinem nächsten Brief an ihn einen Satz darüber, wie gerne ich ihn sprechen möchte.“
Harry nickte und verabschiedete sich dann von Dumbledore. Hermine wartete vor der Türe und fragte sofort, was Dumbledore ihm erzählt hatte. Er erzählte es ihr und danach liefen sie schweigend weiter bis zum Gemeinschaftsraum.
Ron sass auf dem Sofa und tat etwas, das er, seit Harry ihn kannte, wahrscheinlich noch nie getan hatte. Er las. Und nicht in irgendeiner Zeitschrift über Quidditch, Nein. Er las in einem Buch. In einem Schulbuch. Harry musste zweimal hinschauen, bis ihm klar wurde, dass es wirklich Ron war.
Harry ging näher an das Sofa heran und Ron drehte sich zu ihm um.
„Hast du zu viel Butterbier getrunken oder wieso liest du, ganz freiwillig, ein Buch?“, fragte Harry leicht scherzend.
Ron schüttelte den Kopf. Er legte das Buch zur Seite und drehte sich zu Harry und Hermine um.
„Nicht freiwillig. Ich lese das Buch, weil Snape mich dazu gezwungen hat. Er hatte heute wohl irgendwie schlechte Laune und als ich, nebenbei, einen kleinen Witz über seine Haare gemacht habe ist er ausgerastet. Er hat gesagt, ich solle meine Zeit lieber damit verbringen, ein Buch über Zaubertränke zu lesen als mir blöde Witze über seine Frisur auszudenken.“
Harry und Hermine schauten sich an. Plötzlich fingen beide an zu lachen. Und es war wohl das erste mal seit langem, dass sie beide so unbeschwert hier im Gemeinschaftsraum zusammen mit Ron waren. Harry war froh, als auch Ron zu lachen begann und als sie sich alle wieder von ihrem Lachanfall erholt hatten spielten sie eine Runde Zauberschach. Harry und Hermine gegen Ron.
Draco beschleunigte langsam seine Schritte. Er blickte kurz um sich und bog dann in eine Seitenstrasse ein. Nokturngasse stand auf einem Schild neben der Strasse.
Draco blickte noch ein letztes mal über seine Schulter zurück auf die Strasse und verschwand dann in einem alten baufälligen Haus direkt neben Borgin & Burkes. Im Inneren des Hauses war es dunkel und eiskalt. An den Wänden standen alte Bücherrega-le, gefüllt mit Büchern verschiedenster Art, und das einzige spärliche Licht im Raum kam von einer brennenden Kerze, die auf einem kleinen wackeligen Beistelltisch neben einem alten Sessel stand.
Draco wirkte verängstigt. Er schien auf jemanden zu warten und dennoch Angst zu haben vor dem, was gleich kommen würde.
„Hallo Draco“, sagte eine Stimme und Draco fuhr erschrocken herum. Bellatrix Lestrange stand dicht hinter ihm und haucht ihm ins Ohr, „Wir sind im Hinterzimmer“. Danach ging sie ihm voraus durch die einzige Tür, die in dem Raum zu sehen war. Draco zögerte kurz, folgte ihr dann aber.
Dieses Zimmer war kleiner als das andere. Aber es war besser beleuchtet. An der Decke brennte eine Öllampe und auf einer Ablage stand ein Kerzenständer.
Draco ging hinüber zu einem grossen Sessel und setzte sich hinein. Seine Mutter sah besorgt zu ihm hinüber.
„Nun denn, Draco.“, sagte Severus Snape, der bis jetzt mit dem Rücken zur Tür gestanden war und sich jetzt umgedreht hatte. „Wie du ja bestimmt weisst, geht es in unserer heutigen Besprechung darum, ob du ein Todesser wirst oder nicht. Sei dir aber im Klaren, dass wenn du das Dunkle Mal erst einmal hast, du es so schnell nicht wieder los wirst. Und du musst, solltest du einwilligen, immer den Befehlen des Dunklen Lords folgen, ansonsten wird er das Recht haben dich zu töten.“
Draco schluckte. Auch seine Mutter zuckte erschrocken zusam-men. Bellatrix jedoch begann Gefallen an der ganzen Sache zu finden und schaute Snape nun erwartungsvoll an.
„Obwohl ich die Wahl ganz dir überlassen möchte, Draco, will ich, dass du eines weisst. Der Dunkle Lord wäre sehr froh um deine Hilfe, daran ist nicht zu zweifeln. Ausser mir hat er es bis jetzt noch nie geschafft, einen Todesser in Hogwarts einzu-schleusen und glaub mir wenn ich sage, ein Professor hat in Hogwarts nicht viel Zeit für sich allein. Ständig sind die anderen Professoren in der Nähe, es wird fast ein Bisschen, naja, sagen wir mal, lästig. Aber du, Draco, ein Schüler, du hast viel mehr Privatsphäre. Du könntest Befehle für den Dunklen Lord aus-führen, von denen ich nur zu träumen mag. Zudem hast du den mächtigen Vorteil, dass dich so schnell niemand verdächtigt. Du musst wissen, wenn in Hogwarts etwas seltsames mit Potter oder einer seiner Freunden passiert, verdächtigen alle immer zuerst mich. Dass aber ein Schüler etwas derartiges machen könnte würde Dumbledore nicht einmal im Traum einfallen.“
„Aber das ist alles schrecklich gefährlich, Draco. Denk doch nur einmal daran, was passiert, wenn man herausfindet, dass du deine Hände im Spiel hattest. Man würde dich sofort aus der Schule werfen. Was willst du machen wenn du aus Hogwarts rausfliegst, Draco? Du brauchst eine anständige Ausbildung sonst wirst du es nicht weit schaffen. Denk doch bitte einmal gründlich darüber nach, bevor du dich entscheidest.“, sagte Dracos Mutter und flehte schon fast. Draco schaute zwischen ihr und Snape hin und her und erwartete, dass einer der Beiden wieder etwas sagen würde. Stattdessen fiel Bellatrix, die sich bis jetzt im hinteren Teil des Zimmers aufgehalten hatte, dazwisch-en. „Ach komm schon, Narzissa, sei doch nicht so. Draco wäre bestimmt ein ausserordentlich guter Todesser. Severus hat Recht, es hätte nur Vorteile für uns. Draco könnte all die Angelegenheiten in Hogwarts erledigen, für die Severus nicht der Richtige ist und schon hätten wir Potter in unserer Gewalt.“
Es war nicht schwer zu merken, dass Narzissa die ganze Sache noch nicht so richtig behagte.
„Ich spiele nur mit wenn ich Granger was tun darf.“, sagte Draco auf einmal und alle Köpfe drehten sich zu ihm um. Auf die fragenden Blicke hin sprach er weiter. „Ich hasse dieses ver-dammte Schlammblut schon seit der ersten Klasse und in letzter Zeit steht sie Potter unglaublich nahe. Ich würde mich nciht wundern, wenn er sich uns sogar freiwillig ausliefern würde, wenn wir ihr sonst etwas tun würden.“ Bellatrix‘ Gesicht nahm ganz andere Züge an. Bei dem Gedanken, wieder einmal jemanden so richtig zu foltern lösten sich bei ihr wohl richtige Glücksgefühle aus.
„Die Idee ist gut. Sehr gut sogar. Wenn wir sie als Geisel hätten wäre uns Potter schon so gut wie sicher.“, höhnte Bellatrix und brach danach in schallendes Lachen aus. Snape deutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie still sein solle und wand sich wieder Draco zu.
„Also, Draco, tust du es?“, fragte er ernst.
Draco blickte noch ein letztes mal auf das besorgte Gesicht seiner Mutter und sagte dann zu Snape gewandt.
„Ja, ich tu es.“
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