von Jedda
Bevor es dann nach Hogwarts ging, hatte Enya einiges vorzubereiten und zu besorgen.
In der Winkelgasse besorgte sie alles, was sie für ihr neues Leben als Lehrerin von Hogwarts brauchte:
Unterrichtsmaterialien, Pergament, einen Kalender, Federn und natürlich auch die Abritskleidung, die sie nun in den Gewächshäusern tragen musste und da der Unterricht nicht immer in den Gewächshäusern stattfand, besorgte sie auch ein paar Umhänge für die Stunden im Schloß.
Sie war aufgeregt, als sie die Winkelgasse betrat.
Für sie selbst war es ein himmelweiter Unterschied, als Schüler oder nun als Lehrer durch die Winkelgasse zu stapfen und alles Nötige zu besorgen.
Hin und wieder traf sie auf bekannte Gesichter, aber von niemandem wurde sie angesprochen und sie selbst wagte es nicht - zu groß war die Gefahr, dass ihre Tarnung später in Hogwarts auffliegen würde.
Einige Zeit später dann war es so weit: Das Schuljahr begann und sie machte sich auf zum Gleis 9 3/4.
Der Bahnsteig war bereits gut gefüllt - überall wuselten Schüler, Geschwister und Eltern herum.
Natürlich hatte sie auch Artis und Aisha mitgenommen und so schob sie den Gepäckwagen langsam durch die Reihen.
Ihr Koffer wurde bei den Anderen untergebracht und auch Aisha und Artis fanden einen Platz zwischen den Tieren der Mitreisenden.
Nur ihre Tasche mit Proviant und ein paar Büchern trug sie bei sich, als sie in den Zug einstieg und sich ein leeres Abteil suchte.
Der Zug wart bereits angefahren und sie hatte sich hinter einem Buch verschanzt, als die Abteiltür aufgerissen wurde.
Erschrocken sah sie auf und blickte geradewegs in die Gesichter von Harry, Ron und Hermine.
"Dürfen wir uns dazu setzen? Die übrigen Abteile sind voll!" fragte Hermine.
"Sicher, es ist ja genug Platz", antwortete Enya.
"Wer das wohl ist?" fragte Ron flüsternd.
"Professor Alison Baker", murmelte Hermine.
"Hermine, bei Merlins ausgelatschten Puschen! Wieso weißt du eigentlich immer alles? Warst wohl vor den Ferien zu oft bei Professor Trelawney und bist jetzt unter die Hellseher gegangen!?" grinste Ron.
"Es steht da auf ihrer Tasche", entgegnete Hermine und deutete auf selbige.
Als Hermine und Enya eine Weile allein im Abteil waren, sprach Hermine sie an.
"Professor Baker, ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie kommen sie mir bekannt vor.."
Erschrocken sah Enya sie an.
"Ja, sie sehen jemandem sehr ähnlich, der vor 3 Jahren Hogwarts als Schülerin verlassen hat!" fuhr sie fort und sah sie immerwieder an.
"Nun, man sagt auf der Welt hat jeder irgendwo seinen Zwilling, vielleicht bin ich ja der von besagter Person!?"
"Ja, das kann sein", setzte Hermine nachdenklich fort.
Als Ron wieder in das Abteil kam, sprachen sie nicht weiter darüber sondern wechselten das Thema. Enya berichtete von Dumbledores Brief und erzählte, dass sie nun Lehrerin für Kräuterkunde sein würde.
Natürlich fanden sie es schade, dass Professor Sprout krank geworden war, aber sie fanden Enya auch äußerst sympathisch.
Harry blieb die ganze Zeit verschwunden und tauchte auch am Zielbahnhof nicht auf. Mit der Hoffnung, sie würden ihn in Hogwarts wiedersehen, bestiegen sie schließlich die Kutsche.
Aber auch in Hogwarts war er nicht und alle machten sich sorgen und auch Luna Lovegood war bisher noch nicht aufgetaucht.
Erst, als die Auswahlzeremonie zu Ende war und alle beim Essen waren, betrat Harry endlich die große Halle.
Doch wie sah er aus? Sein Gesicht und vor allem seine Nase waren voller Blut.
Da nun endlich alle da waren, erhob sich Dumbledore und trat an sein Rednerpult.
"Ich wünsche einen guten Abend! Als erstes möchte ich euch jemanden vorstellen: Die neusten Mitglieder in unserem Kollegium. Horace Slughorn und Alison Baker. Ich freue mich, dass Professor Slughorn seine alte Stelle als Meister der Zaubertränke wieder antritt. Dem Unterrichtsfach Verteidigung gegen die dunklen Künste widmet sich fortat Professor Snape!" dieser erntetete zwar auch Applaus, aber es gab auch erstaunte Gesichter. "Leider ist unsere allseits beliebte Professor Sprout krank geworden und fällt auf unbestimmte Zeit aus, so dass ich Alison Baker als ihre Vertretung nach Hogwarts holte", setzte Dumbledore fort.
Severus saß genau auf der anderen Seite des Lehrertisches neben Hagrid und beobachtete Enya genau.
Er erkannte sie nicht und doch kam sie ihm so vertraut vor..
Der Gedanke daran, wer sie war, ließ ihn nicht los.
Er verfolgte mit den Augen ihre Bewegungen, lauschte ihren Worten, aber alles half nichts.
Es blieb ihm ein Rätsel.
Natürlich hatte Enya seine Blicke bemerkt!
Sie war darüber so aufgeregt und gleichzeitig so verwirrt, dass sie aufpassen musste, dass ihre Hände nicht zitterten.
Dumbledore setzte seine Rede fort, indem er nun erklärte, warum sowohl Schüler als auch Lehrer bei ihrer Ankunft durchsucht worden waren.
Er begann, von Voldemort´s Schulzeit zu berichten, dass jeder glaubte, er sei ein Schüler wie jeder Andere gewesen und, dass er der Grund dafür sei, dass dunkle Kräfte die Mauern des Schloßes versuchten zu überwinden und letztendlich seine größte Waffe die Schüler seien und er bat sie, darüber einmal nachzudenken, bevor er sie ins Bett schickte.
Enya, die ihr Zimmer im Hufflepuff - Trakt bezogen hatte, beschloss, sich zurückzuziehen.
Ihre Sachen waren noch nicht ausgepackt und so beschloss sie, dies ersteinmal zu tun, bevor sie zu Bett ging.
"Wie war die Einführungsfeier?" vernahm sie Alishas Stimme, als sie den Raum betrat.
Enya öffnete das Fenster und danach Artis´ Käfig, denn es war Zeit, ihre allabendliche Runde zu drehen.
"Im Großen und Ganzen so wie immer, aber man hat auch gespürt, dass sowohl Dumbledore als auch alle anderen Lehrer sich sorgen machten. Selbst der sprechende Hut sagte, wir sollten in diesen dunklen Zeiten mutig sein. Mein Gott, der hat aber auch leicht reden", berichtete sie.
"Und Snape? Was ist mit ihm? Hat er etwas gemerkt?"
"Nein, ich glaube nicht! Aber er ließ mich nicht aus den Augen, das hat mich ganz nervös gemacht.."
In diesem Moment klopfte es an ihrer Tür und sie ging, um sie zu öffnen.
Wenn man vom Teufel spricht.. Vor der Tür stand niemand anderer als Snape.
"Oh Severus, guten Abend. Was kann ich für dich tun?" fragte Enya und sie musste aufpassen, dass ihre Stimme nicht zitterte. Dennoch bat sie ihn herein.
Er nahm im Sessel Platz, während sie an ihren Schreibtisch gelehnt mit verschränkten Armen stehen blieb.
Sie war sprungbereit, bereit jeder Zeit zu fliehen, wenn es ihr zu unangenehm wurde.
Enyas Herz begann zu rasen, als sie ihm in die Augen blickte. Diese dunklen Augen.. Dieser traurige Blick.. In den letzten 3 Jahren hatte er sich kein Stück verändert.
Alles hätte sie dafür gegeben, wenn er jetzt aufgestanden wäre und sie in den Arm genommen hätte.
Sie liebte ihn immernoch!
Warum verdammt nochmal konnte sie ihn nicht einfach hassen?
Hassen für das, was er ihr in ihrer Schulzeit angetan hatte?
Hassen, weil er sie in den letzten 3 Jahren scheinbar einfach vergessen hatte.
Sogar hassen, weil er sie nichteinmal erkannte, auch wenn das ja mehr oder weniger pure Absicht gewesen war.
Ihr Herz schrie vor Schmerz!
Severus räusperte sich, dann erklang seine tiefe, angenehme Stimme.
"Nun, Albus möchte, dass ich in der nächsten Zeit ein wenig auf dich achte. Ich solle dich ein wenig mit dem Schloß vertraut machen sagte er und ich werde auch bei der ein oder anderen Unterrichtsstunde anwesend sein und dir ein wenig über die Schulter blicken. Wie ich hörte, ist dies deine erste Stelle als Lehrerin!"
Enya schluckte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Aufgrund ihrer Unterrichtsfächer würden sie sowieso schon dann und wann aufeinander treffen müssen, denn schließlich brauchte auch der Meister der Zaubertränke dann und wann Kräuter.
Aber würde sie es ertragen, ihn immer und immerwieder zu begegnen?
Würde sie den Schmerz ertragen?
Doch was blieb ihr anderes übrig?
Da die Anweisung von ganz oben kam, mussten sie beide ihr Folge leisten.
Ihre Stimme drohte, wegzubrechen, als sie sprach.
"Sicher.. Ja warum nicht? Es kann nie verkehrt sein, jemanden zu haben, der einem ein bischen unter die Arme greift!"
"Gut, dann haben wir ja alles geklärt!" er stand auf und ging auf sie zu.
Enya´s Knie zitterten, als er vor ihr stehen blieb.
Aber Severus fasste sie nicht an. Er hob nur den Zeigefinger und richtete diesen auf sie.
"Sollte ich aber in irgendeiner Form mitbekommen, dass du dem dunklen Lord angehörst, hast du das Zaubereiministerium schneller am Hals, als du Florfliegen sagen kannst! Verstanden?"
Enya konnte nur nicken. Er hatte ihr Angst gemacht.
Damit rauschte er mit wehendem Umhang zur Tür, öffnete sie und war verschwunden.
"Was bei Merlin´s Bart war denn das?" fragte Aisha, als Enya sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
"Ich weiß es nicht Aisha, ich weiß es nicht. Aber er hat mir Angst gemacht.."
"Wäre es nicht vielleicht doch besser, ihm zu sagen, wer du bist?"
"NEIN! Soll er es doch selbst rausfinden. Von mir wird er es nicht erfahren. Hinterher lacht der sich noch eins ins Fäustchen.. Vorausgesetzt, dass er das überhaupt kann.. Ach verdammt, vielleicht war es doch keine so gute Idee, wieder nach Hogwarts zurück zu kommen.."
"Bist du wahnsinnig geworden?" fragte Aisha. "Das war die beste Entscheidung deines Lebens! Glaub mir, es wird alles wieder gut!"
"Na wenn du das sagst.."
Severus war währenddessen in sein Büro zurück gekehrt und stand am Fenster.
Wer zum Teufel war diese Alison Baker?
Er hatte sie noch nie zuvor gesehen und doch kam sie ihm so vertraut vor..
Als er in ihre grünen Augen geblickt hatte, glaubte er, sie schoneinmal gesehen zu haben.
Aber wo?
Er konnte nur hoffen, dass ihre Zusammenarbeit ihn zu einer Erleuchtung brachte..
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