von Jedda
Wie schon am Tag zuvor, hatte die Abschlussfeier bis in die frühen Morgenstunden gedauert. Fred und George hatten einfach so viel geplant, dass es schwierig war, das alles in eine kurze Feier zu packen und so kam es, dass auch der letzte Bewohner von Hogwarts erst gegen 5 Uhr in der Früh im Bett gelegen hatte.
Nachdem die Torte angeschnitten worden war, waren die Zwillinge auf ihren Besen in die Halle geflogen. Sie hatten Luftschlangen herbei gezaubert, die auf die Gäste hereingeregnet waren, sie hatten kleine Feuerwerke gezaubert und Knallbonbons herunter regnen lassen. Wie gebannt hatten die Gäste auf die Weasley und immerwieder "Ohhhhhh!" und "Ahhhhhhh!" gerufen, wenn wiedereinmal ein kleiner Feuerwerkskörper explodiert war. Aber der Höhepunkt war der gewesen, als Fred und George die Bühne betreten hatten, immerwieder die Verkleidung gewechselt und damit Szenen aus den letzten Schuljahren nachgespielt hatten.
Natürlich hatten sie sich dabei ein wenig von Percy helfen lassen müssen, denn so lange waren sie nun auch wieder nicht in Hogwarts. Sie ahmten Lehrer nach, aber auch Schüler und sogar Dumbledore war ein erwähltes Opfer gewesen. Die Gäste lachten sich halbtot bei dieser Vorstellung und niemand war böse - nichteinmal Snape, der natürlich auch zum Repertoir gehört hatte. Eigentlich hatte er vor gehabt, ihnen für diese "Unverschämtheit" 100 Punkte abzuziehen, aber dann hatte es ihm so sehr gefallen, dass er es ließ. Die Twins und alle, die sich daran noch beteiligt hatten, ernteten für diese Vorstellung donnernden Applaus und sie verbeugten sich wie große Stars. Und nach dieser Vorstellung hatte es dann eine große Essensschlacht gegeben, mit Dingen, die die Hauselfen extra dafür vorbereitet hatten, denn allein schon die Torte war dafür einfach viel zu schade gewesen.
Am Tag der Abreise ging es in Hogwarts wie immer drunter und drüber. Sachen wurden zusammengesucht, Adressen wurden ausgetauscht, Pläne für die Ferien geschmiedet und Tränen vergossen. Selbst Dumbledore hatte die Tränen zurückhalten müssen, als er die "Großen" zu sich rufen lassen hatte und alle sein Büro traten, um sich von ihm zu verabschieden.
"Meine lieben Siebtklässler, ihr habt nun so lange Zeit hier in Hogwarts verbracht, dass ich euch nur ungerne gehen lassen möchte. Ihr habt hier eine Menge lernen können und ich hoffe, dass ihr es in der Welt dort draußen anzuwenden wisst. Das, was ihr hier gelernt habt, könnte euch eines Tages euer Leben retten!"
Er ließ seinen Blick über die Schüler schweifen. Abschiede waren hart und fielen ihm immer besonders schwer.
Alle hatten ihre Aufmerksamkeit auf den weisen Schulleiter gerichtet und die Meisten kämpften mit den Tränen.
Zum Abschied schenkte er jedem ein Buch, in dem sich Fotos befanden, die in den letzten Tagen geschossen worden waren - auch von der Abschiedsfeier am Vortag.
"Ich hoffe, dass ich von dem Ein oder Anderen im Lauf der Jahre wieder etwas hören werde. Bitte behaltet Hogwarts in guter Erinnerung!" schloss er seine Rede.
Die Schüler bedankten sich und wandten sich zum Gehen.
"Miss Durmstrang, würden sie bitte noch einen Moment bleiben?" rief er Enya hinterher.
Diese nickte, blieb stehen und schloss die Tür, als alle anderen den Raum verlassen hatten.
"Miss Durmstrang, ich möchte ihnen noch etwas geben!" sagte er und zauberte ein weiteres Buch hervor.
Sie öffnete es und fand darin Bilder von ihr und Snape - wie sie tanzten, wie sie da standen und Kürbissaft tranken, usw.
Erstaunt blickte sie Dumbledore an. "Aber Professor Dumbledore, das kann ich unmöglich annehmen!"
"Doch das können sie. Es ist ein Geschenk und ich Geschenke dürfen nicht abgelehnt werden. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht haben, aber sie haben Severus gestern einen unvergesslichen Abend bereitet.. Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen, Enya!"
Sie bedankte sich und verließ verwirrt sein Büro.
Sie lief nocheinmal durch Hogwarts, verabschiedete sich von allen Lehrern, Madam Pomfrey und selbst den Hauselfen stattete sie noch einen Besuch ab.
Der Einzige, den sie nicht finden konnte, war Professor Snape. Sie fand ihn weder in seinem Büro, noch im Zaubertränke - Klassenzimmer, darum gab sie die Suche auf. Vergeblich hoffte sie auf eine ihrer Visionen, die ihr zeigte, wo er war.. Sie glaubte, dass er im Slytherin Trakt war und da kam sie ohne Passwort ja nicht hinein.
So blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Sachen zu holen und hinunter zu den Kutschen zu laufen, die die älteren Schüler zum Zug bringen sollten.
Alina wartete bereits auf sie.
"Mensch, da bist du ja. Was wollte Dumbledore denn von dir?" fragte sie ihre Freundin.
"Ach nichts, er hat mir nur etwas gegeben.."
Alina riss die Augen auf. "Und das hat so lange gedauert? Das müsste ja für 100 Geschenke gereicht haben inklusive auspacken!" ö.Ö
Enya schüttelte lachend den Kopf. "Nein, nein ich habe mich nur noch von allen verabschiedet." sie drehte sich nocheinmal um und sah zum Schloß hinüber. "Ich kann immernoch nicht glauben, dass die Zeit hier nun vorbei ist. Ich werde Hogwarts wirklich vermissen.."
"Ich auch, aber vielleicht können wir ja mal zu Besuch kommen..", entgegnete ihre Freundin und mit diesen Worten kletterte sie in die bereitstehende Kutsche - Enya tat es ihr nach.
Sie war immernoch traurig darüber, dass sie sich nicht mehr von Snape hatte verabschieden können.
Durch eine Impulsentscheidung drehte sie sich nocheinmal um und blickte zum Turm von Sybill Trelawney hinüber.
Hinter dem bunten Fenster konnte sie eine Gestalt ausmachen.
Dieses Mal formte sich das Bild vor ihren Augen ohne den Lichtblitz zusammen.
Sie blickte durch die Augen von Severus durch das bunte Fenster hinaus. Er hatte eine Hand an der Steinmauer, die das Fenster umgab abgestützt und blickte traurig zu den abreisenden Schülern herüber.
Was Enya nicht wusste: Auch Severus hatte in diesem Moment eine Vision, doch keiner von beiden wusste, dass der Andere auch gerade eine hatte.
Wieder spürte Enya diese Leere und diese Trauer in Severus und auch Sevrus spürte etwas Ähnliches.
"Auf Wiedersehen, Enya!" konnte sie vernehmen.
"Auf Wiedersehen, Professor Snape!" formte sie mit den Lippen.
Dann verblasste das Bild auf beiden Seiten.
Auch als die Schüler schon längst abgereist waren, stand Severus immernoch am Fenster. Als er Schritte hörte, drehte er sich um und sah Dumbledore ein paar Stufen tiefer stehen.
"Warum hast du dich nicht von ihr verabschiedet, Severus?"
"Ach Albus, ich hätte es einfach nicht ertragen.."
"Der Schmerz wird vergehen, Severus. Lass dir Zeit!"
Severus wandte sich ohne Antwort zum Gehen.
Eilenden Schrittes lief er in sein Büro.
Er suchte nach einer leeren Phiole, nahm seinen Zauberstab und hielt ihn sich an die Schläfe. Als er ihn wieder löste, zog er einen silbernen Faden mit sich, den Snape in die Phiole steckte und sie sorgfältig verschloss.
Irgendwann würde er die Phiole wieder hervor holen, aber im Moment konnte er diesen Schmerz nicht ertragen..
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