von Jedda
Am frühen Abend hatte Madam Pomfrey Enya endlich erlaubt, die Krankenstation zu verlassen. Mit einem großen "Hallo!" war sie im Gryffindorgemeinschaftsraum begrüßt worden.
Nachdem sie sich ein wenig zurecht gemacht hatte, wanderte sie durch das Schloß. Bevor es übermorgen nach Hause ging, wollte sie alles nocheinmal sehen, sich alle Orte nocheinmal einprägen, ihre Lieblingsorte nocheinmal besuchen. Am bunten Fenster an der Treppe zu Trelawney´s Kammer blieb sie stehen und blickte hinaus. Draußen hatte es angefangen zu regnen und das Bild der Frau im bunten Fenster sah dadurch so aus, als würde sie weinen. Enya lehnte sich an die Mauer, die das Fenster umgab und spürte, wie die Tränen in ihr aufstiegen, die sie die letzten tage so tapfer zurückgehalten hatte. Sie wollte nicht von hier fort gehen!
Kurzer Szenenschwenk:
Severus stand gerade in seinem Büro vor seinem Bücherregal und war auf der Suche nach einem Buch, in dem ein bestimmter Zaubertrank stand.
Als er glaubte, es gefunden zu haben und gerade darin blätterte, blitzte es plötzlich vor einem inneren Auge auf. Vor Schreck ließ er das Buch fallen. Was war das?
Aber als nichts weiter geschah, bückte er sich, um das Buch wieder aufzuheben. Doch genau in diesem Moment blitze es wieder vor seinem Auge auf und er richtete sich ohne das Buch wieder auf. Da er nicht wusste, was das für ein Ereignis war, setzte er sich eilig in seinen Sessel.
Erst nach und nach formte sich ein Bild und er versuchte, sich zu konzentrieren.
Er sah das bunte Fenster am Treppenaufgang zu Sybill, er sah, wie der Regen gegen die Scheibe klatschte und er sah eine Hand, die gegen das Fensterglas gelehnt war, so wie als müsste sich jemand daran abstützen. Mehr konnte er nicht erkennen, doch er spürte eine tiefe Trauer von dieser Person ausgehen.
Sollte es auf dieser kalten Welt tatsächlich jemanden geben, in dem es genauso aussah wie in ihm?
Jedoch: Was war das? Hatte es jemand gewagt, in seine Gedanken zu dringen?
Als das Bild sich auflöste, stürzte er zur Tür und riss sie auf. Er wollte herausfinden, wer es wagte, da in seine Gedanken einzudringen. Dass es ein zartes, dünnes Band war, das sich zu formen begann, das konnte er ja nicht ahnen. Dass Enya nicht in seine Gedanken eindrang, konnte er nicht wissen.
Er stürzte durch das Schloß, rannte an verwunderten Schülern und Kollegen vorbei, reagierte nicht auf die Frage, warum er es so eilig hatte.
Als er schon beinahe an der Treppe angekommen war, sah er jemanden die Stufen herunter kommen: Enya Durmstrang. Sollte sie.. Nein das konnte doch nicht sein! Verwundert blieb er stehen und blickte sie an. Enya hatte ihn noch nicht entdeckt, lief mit gesenkten Kopf auf ihn zu, ihre Wangen waren tränennass.
Sie achtete nicht darauf, wo sie hinlief und so stieß sie beinahe mit Severus zusammen.
Erschrocken blieb sie stehen und hob langsam den Kopf, wischte sich ungeduldig die Tränen fort. Sie wollte nicht, dass er sie weinen sah.
"Professor Snape..", brachte sie zaghaft hervor.
"Ah Miss Durmstrang! Sind sie wieder gesund?"
Enya sah ihn verwundert an. Hatte er sie gerade nach ihrem Befinden gefragt? So etwas hatte sie bei ihm ja noch nie erlebt! "Ja danke, Madam Pomfrey sagte, ich könne nun zurück kehren und heute am Jahresabschlussessen teilnehmen. Eigentlich sollte ich ja erst zu Fred und George´s Party kommen, aber sie genehmigte mir schon heute die Rückkehr!" sie musste schlucken, ihre Stimme drohte wegzurutschen. Es war ihr peinlich, dass ausgerechnet Severus sie so sah..
Snape hörte ihr geduldig zu, blickte ihr in die Augen und versuchte zu lesen, was in ihr vorging. Aber Enya verstand es, ihre Gedanken vor Eindringlingen zu verschlließen. "Sie sehen traurig aus, Miss Durmstrang!"
Enya zuckte mit den Schultern. "Ist das ein Wunder? Übermorgen werde ich Hogwarts für immer verlassen.. Professor Snape, es war nett, mit ihnen zu sprechen, aber ich möchte mir noch ein letztes Mal das Schloß ansehen!"
Dieser nickte. "Ja natürlich!" er legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. Er war selbst überrascht über die Geste und wollte seine Hand gerade wegnehmen, als Enya sich mit weit aufgerissenen Augen losriss und davon stürzte.
Verwundert blieb er zurück. Warum hatte sie sich losgrissen und vor allem: Warum hatte sie ihn so entsetzt angesehen? Ein einsamer Schmetterling flatterte durch seinen Bauch.. Sollte sie.. Sollte er.. Nein! Das konnte nicht sein! Wehenden Umhangs und mit Gedanken, die sich nicht ordnen ließen, machte er sich auf den Weg zurück in sein Büro..
Das Jahresabschlussessen fand erst sehr spät an diesem Tag statt. Man hatte noch auf Hagrid warten wollen, aber er war noch nicht erschienen.
Die meisten Schüler hatten sich schon in der großen Halle versammelt, durch die Sir Nicholas bereits schwebte und von allen Schülern begrüßt wurde.
Es dauerte nicht lange, da stand Hermine in der Tür und Harry und Ron rannten ihr entgegen. Harry und Hermine waren sich in die Arme gefallen, während Ron eher ein wenig zurückhaltend war und ihr "nur" die Hand schüttelte. Aber man konnte spüren, wie froh die 3 waren, dass sie nun wieder vereint waren.
Dumbledore hatte noch eine kurze Rede gehalten, in der er um einen großen Applaus für Madam Pomfrey und Professor Sprout gebeten hatte, denn ohne ihren Alraunen - Saft wären die Opfer des Basilisken niemals geheilt worden. Außerdem hatte er verkündet, dass die ausstehenden Examina aufgrund der jüngsten Ereignisse ausfielen, was mit mit einem großen Gejubel von den Schülern angenommen worden war.
Kaum hatte sich Dumbledore wieder hingesetzt, ging die Tür der großen Halle auf und Hagrid kam herein.
"Entschuldigt die Verspätung! Die Eule, die meine Entlassungspapiere gebracht hat, hatte sich total verflogen! So ein komischer Vogel namens Errol!" sagte er grinsend und lief nun ganz in den Raum hinein.
Vor Harry, Ron und Hermine blieb er stehen und bedankte sich bei ihnen, denn ohne sie wäre er immernoch in Askaban.
Harry stand auf und blickte ihn an. "Hogwarts ist nicht Hogwarts ohne dich!" sagte er und umarmte Hagrid herzlich.
Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl und begann zu klatschen. Professor McGonagall stimmte ein und schon bald war die große Halle erfüllt vom lauten Klatschen und Jubeln (fast) aller Schüler und Lehrer.
Aber an dieser Stelle wollen wir die große Halle verlassen und die Bewohner feiern lassen. Sie haben es sich redlich verdient!
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