von Jedda
Das Wetter war malwieder typisch für dieses Land: Es regnete und obwohl es Mai war, fegte ein kühler Wind über das Land. Über den Ländereien von Hogwarts war es Abend geworden, das Abendessen in der großen Halle etwa vor 2 Stunden beendet worden. Nach dem Essen hatte sich Severus mit den anderen Lehrern noch für ein Stündchen ins Lehrerzimmer zurückgezogen und die letzten Aufsätze korrigiert. Als Minerva ihn und die Anderen auf einen Tee einladen wollte, hatte er dankend abgelehnt und sich auf den Weg in sein Büro im Slytherin - Trakt gemacht. Da er ein wenig fror, hatte er ein Feuer im Kamin angezündet .
Nun stand er hier am Fenster, blickte hinaus in den Regen und dachte nach. Die Situation in Hogwarts spitzte sich langsam zu - es hatte einen erneuten Angriff gegeben und diesmal waren Hermine und ein Hufflepuff - Mädchen versteinert worden. Beide langen nun im Krankenflügel und warteten darauf, von Professor Sprout und ihren Alraunen wieder geheilt zu werden. Hermine hatte man mit einem Handspiegel in der Nähe der Bibliothek gefunden und die Sorge um Hogwarts wuchs. Minerva hatte aufgrund der neusten Ereignisse das Quidditch - Spiel Gryffindor gegen Hufflepuff abgesagt, denn die Gefahr, dass wieder etwas geschehen würde, war einfach zu groß.
Wiedereinmal hatte Minerva verlauten lassen, dass Hogwarts geschlossen werden müsse, wenn nicht bald etwas geschah und die Kammer des Schreckens geschlossen werden würde. Sicherlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Schüler nicht nur versteinert, sondern getötet werden würde. Auch Severus hatte bereits seine unzähligen Bücher gewälzt und war in die verbotene Abteilung der Bibliothek gegangen. Aber trotz aller Recherche, hatte er nichts herausfinden können, was der Schuler weiterhelfen konnte. Hogwarts war auch sein Zuhause geworden und er fragte sich, was werden sollte, wenn sich die Entscheidung, die Schule zu schließen, sich wirklich durchsetzen würde. Er wüsste nicht wohin! Sicherlich würde es eine Möglichkeit geben, vielleicht bei Lucius unterzukommen, aber das Letzte was er wollte, war wieder mit den Todessern in Verbindung gebracht zu werden und darauf würde es zwangsläufig hinauslaufen. Fast alle in Hogwarts hielten ihn zwar für einen bösartigen, kalten, hartherzigen Zauberer ohne Liebe und ohne Gefühle, doch niemand wusste, wie es wirklich in ihm aussah. Niemand wusste um seine Gefühlswelt und das zerbrochene Herz, das seit so vielen Jahren in seiner Brust schlug. Niemand ahnte, dass sein Wesen und sein Gesicht, das er nach außen hin trug, nur eine Maske war. Eine zerbrechliche Maske, die immerwieder zu rutschen drohte. Er war allein in dieser kalten, tristen Welt mit seiner unerfüllten, immerwährenden Liebe. Severus schloss die Augen und er spürte, wie ihm Tränen die Wange hinab liefen. Doch diesmal wischte er sie nicht ungeduldig fort, sondern ließ sie laufen und vor seinem inneren Auge blitzten Erinnerungen auf, die er längst versucht hatte, zu verdrängen...
Kurzer Szenenschwenk:
Enya saß gerade mit den Anderen im Gryffindorgemeinschaftsraum und sie diskutierten über die neusten Ereignisse, als es wieder passierte. Mitten in der "Rede" von Fred blitzte es wieder vor ihrem inneren Auge auf und diesmal ließ das Bild nicht lange auf sich warten. Sie war wieder die Person, die sie bereits im Frühjahr beim Schreiben des Tagebuches gesehen hatte. Diesmal stand diese an einem Fenster und blickte hinaus in den Regen. Sie versuchte, sich zu orientieren und stellte fest, dass die Person an einem Fenster im Slytherin - Trakt stehen musste. Der Versuchung, sich sofort auf die Suche nach diesem besagten Fenster zu machen, widerstand sie nur widerwillig. Zwar kam sie nicht in diesen Teil des Schlosses hinein, denn sie kannte ja das Passwort nicht, aber um endlich herauszufinden, wer diese ominöse Person war, wäre sie auch hinaus in den Regen gestapft, um den Ort auszumachen, den die Person von seinem Fenster aus sehen konnte. Selbst wenn sie sich den Tarnumhang von Harry hätte ausleihen müssen (schließlich durften Schüler ja nicht mehr alleine durchs Schloß wandern) - sie hätte es getan! Wieder spürte sie die tiefe Trauer von der Gestalt und Tränen kitzelten die Wangen jener. Gerade, als sie versuchen wollte, wieder ihr Augenmerk auf das Gesicht der Person zu legen, wurden ihre Gedanken von jeher unterbrochen.
"Erde an Miss Durmstrang, Erde an Miss Durmstrang!" drang die Stimme von George an ihr Ohr und sie sah ihn verwirrt an. "Hey alles OK bei dir? Du siehst ganz blass aus und du warst völlig weggetreten!"
"Ach, es ist nichts.. Ich äh.." Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment kam Neville in den Gemeinschaftsraum gerannt.
"Leute es ist etwas Fürchterliches passiert!" der kleine Zweitklässler rang nach Atem.
"Nun komm schon, raus mit der Sprache!" sagte Angelina ungeduldig.
"Dumbledore ist zwangsbeurlaubt worden und Hagrid wurde nach Askaban geschickt!" vollendete Neville endlich den Satz.
Die Gryffindorbewohner sahen sich entsetzt an. Das bedeutete das Ende von Hogwarts!
Wieder zurück zu Snape:
Eben hatte Minerva ihm einen Besuch abgestattet und ihm von den neusten Ereignissen berichtet, die die ganze Lehrerschaft in Aufruhr versetzt hatten. Er löste sich vom Fenster, setzte sich hinter seinen Schreibtisch, öffnete sein Tintenfass, tauchte seine Feder hinein und begann zu schreiben.
09. Mai 1993
Das Schicksal von Hogwarts scheint nun besiegelt zu sein. Eben kam Minerva in mein Büro und teilte mir mit, dass Albus zwangsbeurlaubt worden war und Hagrid nach Askaban verfrachtet wurde. Er wurde schon damals verdächtigt, die Kammer geöffnet zu haben und da er hier in Hogwarts ist und sie wieder geöffnet wurde, steht er nun wieder unter Verdacht. Aber das Schlimmste ist, dass nun auch Albus nicht mehr da ist! Wer soll die Schüler nun schützen? Sicherlich, wir Lehrer halten zusammen, aber Albus ist der mächtigste Magier von uns und er weiß immer einen Rat. So wie Minerva mir berichtete, war Lucius nach Hogwarts gekommen und fand Dumbledore und Fudge in Hagrid´s Hütte vor. Er behauptete, alle Schulräte hätten ihre Unterschrift gegeben, damit Dumbledore beurlaubt wurde. Wer weiß. was Malfoy wirklich mit ihnen angestellt hatte! Ich persönlich tippe ja mal auf den Imperius - Fluch!
Minerva hat nun vorläufig die Schulleitung übernommen und sie bat mich eben darum, sie bei allem zu unterstützen. Irgendwie werden wir es schon schaffen, aber werden wir es auch lange genug schaffen? Werden wir die Schüler gut genug schützen können, so dass nicht wieder etwas geschieht? Ich wünschte, ich wäre nicht allein, sondern hätte jemanden, mit dem ich jetzt darüber reden könnte, dem ich meine Gedanken und Gefühle anvertrauen könnte..
Snape legte die Feder zur Seite und stützte verzweifelt seinen Kopf in seine Hände...
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