
von A. J.
So, ich starte meine Songfic-Sammlung mit etwas traurigem.
Wie ihr bald feststellen werdet dreht es sich um... ach wisst ihr was, lest es einfach :-P
Enjoy!
"Hey Lils!"
Lily Potter schreckte hoch und drehte sich auf der Wolke, auf der sie saß, zu ihrem Mann um. "Hm?"
"Was machst du denn?" mit Schwung ließ James sich neben sie fallen und legte einen Arm um sie. "Spionierst du schon wieder unserem Harry nach?"
Lily schlug ihn auf den Arm. "Ich spioniere nicht, du Blödi, ich sehe nach, ob es ihm gut geht. Ich bin seine Mutter, das werde ich doch wohl dürfen."
"Ja und ich als sein Vater sage dir, dass er es gar nicht toll finden würde, wenn er wüsste, dass seine Eltern ihm immer nach spionieren."
"Ich hab doch eben gesagt-" setzte Lily empört an, schüttelte dann aber müde den Kopf. "Ich weiß. Aber es ist so schwer, ihn leiden zu sehen! Vor allem bei Petunia! Und dann muss er noch die Welt retten! Das hat er nicht verdient!"
James seufzte. "Ich weiß das Lils. Es ist schwer und sowas hat niemand verdient, nicht Harry, nicht Dumbledore, niemand."
"James, Dumbledore hat sich ausgesucht, die Welt zu retten. Das ist was ganz anderes, als die Situation mit Harry, es ist nicht so, dass er laut 'Ich!' geschrien hat, als diese Aufgabe vergeben wurde."
James seufzte, als Sirius sich hinter ihnen auf die Knie fallen ließ.
"Was ist los mit euch?"
"Wir schauen nach Harry."
"Oh." machte Sirius nur, dann legte er Lily eine Hand auf den Arm, die andere legte er auf James' Schulter.
"Wisst ihr, auch wenn ich ihn nur kurz kannte, Harry ist toll, das weiß ich genau. Er ist der perfekte Mix aus euch beiden. Ein Mini-James mit Lilys Augen und ein Mix aus euren Charakteren."
"Wissen wir, Siri." Lily schenkte ihm ein trauriges Lächeln. "Das hast du uns alles lang und breit erzählt, als du hier ankamst."
"Dann weißt du ja auch, dass Harry stark ist, wie ihr beide. Lily, Harry ist jetzt fast 16. Er kriegt das hin, glaub mir, wenn es einer hinkriegt die Welt zu retten, dann ist es euer Junge. Auch wenn ihr nicht körperlich bei ihm seid, er weiß, dass er euch noch hat und das ihr auf ihn aufpasst."
Ein trauriges Lächeln über die Schulter. "Danke."
Zusammen blickten sie wieder hinunter zu ihrem Schützling, der brütend auf seinem Bett lag.
Unten auf der Erde in dem kleinen Haus im Ligusterweg 4 lag Harry Potter auf dem Bett in seinem kleinen Zimmer und starrte an die Decke.
Aus dem kleinen Muggelradio, dass er sich neulich gekauft hatte, dudelte leise Musik.
Sirius' Tod war jetzt fünf Wochen her und immer noch tat es weh, daran zu denken, vor allem, wo er auch noch Schuld daran war. Wenn er nur nicht so voreilig gewesen wäre, wäre Sirius noch am Leben.
"Wenigstens ist er jetzt mit Mum und Dad zusammen" murmelte Harry düster. "Das war es ja, was er wollte, seit dieser Irre sie gekillt hat."
"Oh Harry." Sirius schüttelte den Kopf. "Du dummer dummer Junge. Das ist doch völlig egal. Ich wollte doch nicht sterben."
"Siri, er hört dich nicht."
"Ich weiß, Lils, aber ich kann doch trotzdem sagen was ich denke, oder?"
"Du denkst?"
"Haha, Prongs, ganz witzig."
Das Radio neben Harry beendete das Lied und spielte ein neues an. Harry kannte dieses Lied - er hatte es diesen Sommer gehört und es ließ ihn immer über seine tote Familie nachdenken.
Na na, na na na, na na
I miss you, miss you so bad
I don't forget you, oh it's so sad...
Ja, er vermisste sie, er vermisste sie alle, Sirius, Cedric, ja sogar seine Eltern, obwohl er die ja nie kennengelernt hatte.
Es war wirklich eine Schande, dass sie alle wegen ihm sterben mussten.
I hope you can hear me
I remember it clearly...
The day, you, slipped away
Was the day I found it won't be the same...
O-oh...
Manchmal hoffte er wirklich, sie könnten seine Gedanken hören, wenn er an sie dachte.
Er erinnerte sich wirklich. Naja, zumindest das mit Sirius hatte er noch klar im Kopf und bei Halloween 1981 hatte er dank der Dementoren eine ziemlich genaue Vorstellung was passiert sein musste.
Und der Tag, an dem jeder von ihnen gestorben war, war der Tag, an dem sich sein Leben von Grund auf verändert hatte...
Warum hatten sie ihn allein gelassen, verdammt?
Na na, na na na, na na...
I didn't get around to kiss you
Goodbye on the hand
I wish that I could see you again
I know that I can't...
Er hatte ihnen nicht mal auf Wiedersehen sagen können. Ja, auf Wiedersehen, denn er würde sie wiedersehen... irgendwann, wenn er ebenfalls diese verdammte verfluchte Welt verließ.
Er hatte sie nicht mal umarmen können, ein letztes Mal... Harry verfluchte seine Gedanken. Wie kindisch war er eigentlich? Weinte hier den Toten nach wie ein Baby, obwohl er wusste, dass es nichts brachte.
Ja gut, er weinte nicht, noch nicht. Denn das Prickeln hinter seinen Augen signalisierte ihm deutlich dass diese verfluchten Tränen kurz davor waren, auszubrechen.
Wenn er sie doch nur noch ein einziges mal wiedersehen könnte... aber er wusste, das war unmöglich.
O-oh...
I hope you can hear me
'Cause I remember it clearly...
The day, you, slipped away
Was the day I found it won't be the same...
O-oh...
Entgegen dem was Harry dachte, konnten die drei Toten auf der Wolke klar und deutlich hören, was er dachte.
Lily schluchze in James' Schulter, ihr Mann wirkte auch nicht, als wären die Tränen weit weg und Sirius seufzte traurig.
"Ich weiß, was ihr meint, wenn ihr sagt, es ist schwer, Harry zu beobachten."
"Er ist ja nicht immer so depri." meinte James. "Nur manchmal braucht man das halt und wenn dann da noch so'n Muggellied kommt..."
"Stimmt." Sirius lächelte schwach. "Da kann manschon mal depri werden."
I've had my wake up, won't you wake up
I keep asking why...
Er hatte es begriffen, ja, aber es gab trotzdem einiges was Harry nicht verstand. Ja, sie waren tot, aber es gab Momente in denen Harry sich fragte: Warum ich? Wieso wachen sie nicht einfach auf und wir leben ganz normal? Warum ich? Warum nicht Neville? Oder sonst jemand?
Ein Teil von Harry fühlte sich schlecht, seinem gutmütigen tollpatschigen Hauskameraden diese Bürde aufzuwünschen, Himmel nochmal er fühlte sich schlecht, weil er das auch nur irgendwem aufwünschte. Nicht mal Malfoy würde er wünschen, so ein Leben zu haben!
Und trotzdem, da war eine kleine Stimme in ihm, die trotzdem fragte: Warum ich?
And I can't take it, it wasn't fake it
It happened you passed by...
Er konnte nicht mehr, aber er musste weitermachen... er musste einfach und wenn er es nur für seine Freunde tat. Aber er hatte keine Lust mehr... immer verlor er nur geliebte Menschen. Aber er würde trotzdem kämpfen! Für seine Eltern! Für Sirius! Er würde sie rächen! Und er würde Voldemort töten! Für seine Freunde! Für die Weasleys, die wie eine Familie für ihn waren! Außerdem wollte dieser Irre bestimmt nur, dass er so dachte! Es war eben passiert, es war nicht gefälscht oder so, sie waren wirklich tot. Nein, den Gefallen würde er Voldemort nicht tun! Er würde sich nicht unterkriegen lassen und er würde auch siegen! Er würde sie alle rächen!
"Das ist mein Junge!" sagte James stolz. "So gehört sich das, Großer, bloß nicht unterkriegen lassen!"
Lily lächelte unter Tränen über James' neuerlichen Kampfgeist und blickte einfach wieder runter zu Harry, weil das sie eigentlich immer tröstete.
Now you're gone, now you're gone
There you go, there you go
Somewhere I can't bring you back...
Now you're gone, now you're gone
There you go, there you go
Somewhere you're not coming back...
Die erste von vielen Tränen bahnte sich ihren Weg über Harrys Wange.
Einen Moment später folgte die zweite. Er schluchzte nicht und er schrie auch nicht, er weinte einfach stumme Tränen, doch für seine tote Familie war das fast noch schlimmer, als wenn er laut losgeschluchzt hatte.
Harry schluckte. Manchmal wünschte er sich, seine Eltern wären nur geflohen, die Halloween-Nacht damals und Sirius hinterher. Nach Tibet oder auch Australien... dann könnte er sie zurückbringen.
Aber was dachte er hier eigentlich?! Wenn sie das getan hätten, wären sie elende Feiglinge gewesen, so ähnlich wie die Ratte, die sie verraten hatte.
Nein, sie waren tot, sie waren da, wo er sie nicht wiederholen konnte, sie waren tot und sioe würden auch nicht wiederkommen.
The day you slipped away
Was the day I found it won't be the same...
Traurig blickten die drei Toten auf ihren Schützling hinab. Was würden sie nicht geben, jetzt bei ihm zu sein... aber sie wussten, es ging nicht... sie waren tot und nichts war so wie es einmal war... und das zu ändern war unmöglich.
The day you slipped away
Was the day I found it won't be the same...
Harry holte zitternd Luft. Vielleicht war es besser so wie es gekommen war. Dann hatte er jetzt wenigstens keine Sorgen, dass Voldemort seine Eltern tötete - er hatte es ja schon getan. Sicher, es klang makaber und es tat weh so zu denken, aber vielleicht sollte es einfach so sein.
Ja, Halloween 1981 war die Nacht gewesen, in der sein Leben auf den Kopf gestellt wurde, die Nacht in der sein Leben eine Wendung zum schlechten gemacht hatte. Aber es war ja nicht nur schlecht. Wer wusste schon, wenn es nie so gekommen wäre, hätte er vielleicht die Weasleys nie so kennengelernt, wie er es getan hatte.
Na na, na na na, na na...
Lily holte ebenfalls Luft. Wenn sie hier weinte, brachte das Harry gar nichts. Sie sollte stark sein und immer lächelnd auf ihn hinabsehen.
"BURSCHE!!!" hörten sie alle Vernon Dursley durchs Haus brüllen.
Harry seufzte, setzte sich auf und wischte sich ärgerlich die nassen Wangen ab. Dann öffnete er seine Zimmertür.
"Ja Onkel Vernon?" fragte er die Treppe hinunter.
"Bengel, komm runter und mach das Abendessen! Dann tust du zur Abwechslung mal was sinnvolles."
"Ja, Onkel Vernon." erwiderte Harry schlicht, ging dann eben ins Badezimmer und spritzte sich Wasser ins Gesicht, damit sich seine rotgeheulten Augen etwas beruhigten.
Dann ging er langsam die Treppe runter und während er das tat, hörten die drei Toten ihn leise murmeln:
"I miss you..."
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