von EuroMaster2008
Harry wachte an diesem Tag auf und wunderte sich erst als er den Raum um sich sah. Noch immer konnte er es nicht wirklich glauben, dass er im Grimmauld Place wohnte, geschweige denn, dass er einen so riesigen Raum für sich allein hatte.
Noch im Pyjama und etwas verschlafen, taumelte er die Holztreppe hinunter in die Küche.
Dort angekommen, dachte er zuerst, er ist in die Küche von Hogwarts gekommen. Auf dem Herd waren fünf oder sechs Töpfe aufgestellt, andere groß, andere klein. Holzlöffel flogen durch die Luft, rührten mal hier, mal da.
Sogar der Teekessel befand sich in betrieb. Cowl stand auf einem kleinen Hocker am Ende der Küche und zerkleinerte in diesem Augenblick eine Möhre. Als er mit dem schneiden fertig war, flogen die kleinen Stücke direkt in einen der Töpfe. Der Kochlöffel folgte ihnen und schon rührte er um.
Harry setzte sich an den Tisch und machte sich vorsichtig bemerkbar, da er Cowl nicht erschrecken wollte. Cowl drehte sich nicht zu um, sagte nur „Guten Morgen“ und mit einer beiläufigen Handbewegung, so sah es zumindest aus, erschien vor Harry ein Silbertablett mit allen möglichen Sachen. Genauso wie in Hogwarts befanden sich auf dem Tablett Eier mit Speck, Pfannkuchen, Marmelade, Butter, Brötchen und noch so einige Leckereien. Der Teekessel flog durch die Luft und wartete einen Moment über der kleinen weißen Porzellantasse, bevor er selbständig Tee eingoss.
Zwar hatte Harry es sich angewöhnt zum Frühstück nur eine Tasse Kaffee zu trinken, doch heute war ihm auch der Tee recht.
Er ließ sich Zeit mit dem Frühstück. Heute wollte er nur einfach den Tag genießen. Die Sonne schien durch die großen Fenster am anderen Ende der Küche und er sah hinaus in den Garten. Dieser Ausblick beruhigte ihn, obwohl es in der Küche ziemlich laut war. Er war in Gedanken vertieft, als er auf einmal von Cowl in die Wirklichkeit zurückbefördert wurde.
„Harry, Sir“, sagte der Elf. Harry hatte es noch nicht geschafft ihm dieses Sir abzugewöhnen und langsam glaubte er auch nicht mehr daran, es irgendwann zu schaffen. Zum Glück sagte der Elf nicht mehr <Mr. Potter> .
„Ja Cowl, was gibt es denn?“
„Ihre Eule war heute Morgen schon hier und hat Ihnen die Post gebracht. Ich habe alles ins Wohnzimmer gebracht.“
„Sehrgut. Aber das machst du doch jedes Mal.“
„Ichhabe mich heute nur daran erinnert, dass Sie noch keine Einladungen für Ihre Feier am nächsten Freitag verschickt haben.“
„Ja, in der Tat das habe ich vergessen. Ich verspreche, ich werde es heute noch nachholen“
„Sehr gut Sir. Dann können wir endlich mit den Vorbereitungen für das Fest beginnen.“
Harry hatte bereits seit einer ganzen Woche die Arbeit für die Feier verschoben. Doch sein Geburtstag kam immer näher. Es war ihm bloß noch nicht bewusst, wie nah dieser Tag war.
Als er sein Frühstück beendet hatte ging er erst in Wohnzimmer, nahm den Stapel Briefe unter den Arm und ging dann ins Büro im ersten Stock. Der Raum war lichtdurchflutet. Harry ging zum großen Schreibtisch in der rechten Ecke und nahm im schwarzen Ledersessel Platz. Die Briefe legte er zur Seite, denn er wusste, dass die Meisten von ihnen nur um Interviews baten. Er hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte.
Er nahm eine Pergamentrolle aus der Schublade und eine goldene Feder aus seinem neuen Schreibset. Er fing an sich Namen zu notieren, denen er eine Einladung schicken wollte. Ron und Hermine schrieb er natürlich als erste auf. Dann folgten Ginny und die anderen Weasleys. Er überlegte kurz, ob er auch Andromeda Tonks und Teddy Lupin eine Einladung schicken sollte. Er schrieb Andromedas Namen auf die Liste. Ob Kingsley und McGonagall auch Zeit hätten. Hagrid durfte er nicht vergessen, also kam auch er auf die Liste. Im Nachhinein fragte er sich, wie es Hagrid durch die Tür schaffen sollte, doch es war ja eine Zaubertür irgendwie würde es schon gehen. Dann zog er einen Strich unter die Namen und schrieb MUGGLEPOST. Darunter vermerkte er nur den Namen Dursleys.
Am Anfang wollte er den Dursleys gar keine Einladung schicken, doch er musste sich eingestehen, dass es ihn reizte ihren Ausdruck in den Augen zu sehen, wenn sie hierher kommen würden.
Harry wurde erst am späten Nachmittag mit dem schreiben der einzelnen Einladungen fertig. Manchmal sehnte er sich nach Dudleys Computer, wo alles so schnell ging. In der Zauberwelt jedoch waren Computer die Ausnahme und auch eine Einladung musste von Hand geschrieben werden. Zwar gab es auch hier einige leichtere Methoden, wie eine selbst schreibende Feder, doch Harry mochte solche Sachen nicht.
Es war nun Zeit die Einladungen zu verschicken. Harrys neue Schneeeule flattert in ihrem Käfig herum als sie ihn bemerkte. Die Tür des Käfigs stand zwar immer offen, doch es schien so, als ob es der Eule auch in ihrem Käfig gefiel. Harry nahm einen kleinen verzauberten Beutel und band ihn der Eule um das linke Bein. In diesem legte er alle Briefe außer einem, den er selbst zur Post bringen musste.
Er ging hinaus in die Abendsonne. Die Welt um ihn herum tanzte in verschiedenen Farben. Die Sonne reflektierte das Licht. Vom gegenüber gelegenen Park drangen fröhliche Stimmen zu seinem Ohr. Kinder lachten und man sah ihre kleinen Schatten hin und her springen. Harrys Gedanken flogen ungewollt zu seiner Kindheit, damals als Tante Petunia mit Dursley in den Park ging und ihn nie mitnahm. Zwar war seine Kindheit nicht besonders schön gewesen, doch jetzt, wo er erwachsen war, dachte er, dass es sicherlich auch schlimmere Sachen gegeben hat. Voldemort wurde zu dem was er war, weil er nie geliebt wurde.
So in Gedanken vertieft befand er sich plötzlich im Park. Er ging langsam den schmalen Sandweg entlang und schaute hinüber zum Spielplatz. Mütter und Väter saßen auf den Bänken und sahen ihren Kindern beim Spielen zu. Er dachte daran, wie es wäre selber Kinder zu haben, doch dann beschloss er, dass es für solche Gedanken noch etwas zu früh war.
Er verließ den Park an der Nordseite. Die kleine Ladenstraße war voll mit Menschen. Die Eisdiele musste dieses Jahr besonders viel verdienen. Die Poststelle befand sich nur wenige Meter entfernt von der Eisdiele.
Harry schob die hölzerne Tür auf und befand sich in einem kleinen Geschäft. Links und rechts von der Tür gab es einige Ständer mit Postkarten. Daneben waren Regale, die bis zur Decke gingen. Diese waren gefüllt mit Muggleschreibkramm. Harry schaute sich die Sachen kurz an, doch kaufen wollte er nichts davon. Er ging an die Theke und gab den Brief ab. Die alte Dame runzelte die Stirn, als sie die Adresse des Absenders las, doch sie sagte nichts. Nachdem Harry bezahlt hatte, er hatte in Gringotts bereits einige Galleonen in Mugglegeld getauscht, verließ er die Poststelle und ging zurück zum Grimmauld Place.
Jetzt war der Park nicht mehr voller Menschen. Die Meisten müssten bereits gegangen sein oder in der Schlange vor der Eisdiele stehen. Vor seiner Haustür drehte er sich noch mal um und schaute hinüber zu dem Park. Dann trat er in die Diele.
Cowl wartete bereits am Eingang auf ihn.
„Harry, Sir, Sie haben Besuch“
„Besuch?“, fragte Harry
„Ja, die junge Dame wartet im Wohnzimmer auf Sie.“
Harry ging auf die linke Tür zu und fragte sich, welche junge Dame ihn hier besuchen kommt. Hermine konnte es nicht sein, die war ja auf Mittelmeerkreuzfahrt mit ihrer Familie. Zu dieser Zeit mussten sie im Hafen von Piräus angelegt haben. Ginny würde bestimmt nicht so ohne Vorwarnung hier auftauchen und wahrscheinlich auch nicht ohne Mrs. Weasley als Begleitung. Wer konnte es denn sonst sein?
Harry öffnete die Tür langsam und schaute hinüber zum Sofa. Das Feuer im Kamin hatte ein kühle blaue Farbe und tauchte den Raum in kühles Licht. Die Flamme war bestimmt auch kalt, da man im Zimmer nichts von der Hitze mitbekam, die draußen herrschte.
Als Harry näher kam erkannte er die Person, die auf seinem Sofa Platz genommen hat und war auch gleich etwas fröhlicher, obwohl er nie geglaubt hätte, dass sie im Grimmauld Place auftauchen würde. Die junge Dame trank gerade einen Schluck von ihrem Tee, den ihr bestimmt der Hauself gebracht hatte.
Harry ging zur anderen Seite und setzte sich direkt gegenüber von seinem Gast.
(Fortsetzung in Kapitel 14)
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