von Roya
Huhu,
so es geht weiter. Ich wünsche euch viel Spaß oder Spannung.
Danke an Ollivander für sein Kommentar!
@Ollivander:
Tja, es war nicht das Bild. Wie erkennt sie es also dann? Wir werden sehen. Aber in diesem Kapitel hat Mia erst mal ganz andere Sorgen, wie du feststellen wirst.
LG Roya
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Kapitel 10: Crucio
„Sind Sie sich sicher?“, fragte der Hüne seine beiden Mitarbeiter, die vor seinem Schreibtisch standen und musterte sie eindringlich. Wenn es tatsächlich stimmte, müsste er etwas unternehmen und das würde für keinen der Anwesenden angenehm werden.
„Absolut“, erwiderte Spencer und Wilson nickte. Er kam Terence vor wie einer dieser Wackel-Dackel, die früher in jedem Auto zu sehen waren. Der Chef drehte sich in seinem Drehstuhl und richtete seinen Blick aus dem Fenster.
Die beiden Zauberer sollten nicht seine Miene sehen, die von Enttäuschung und Schmerzen zeugte. Doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und wandte sich an die beiden Männer.
„Wenn sie morgen früh zur Arbeit kommt, bringt sie zu mir. Wir müssen wohl härtere Seiten aufziehen, um sie zum Reden zu bringen. Wenn Mia mehr weiß, als sie zugibt, werden wir es heraus finden. Sie wird es sich nicht wagen, die Gesundheit ihrer Familie aufs Spiel zu setzen wegen diesem jungen Mann.“
Als die beiden Männer aus dem Büro gingen und die Tür hinter sich schlossen, stand Terence auf und betrat durch eine seitliche Tür, die kaum von der umliegenden Tapete zu sehen war, in ein Nebenzimmer. Eine Frau mittleren Alters, die auf einem der vielen Sitzkissen saß, hob langsam den Kopf. Ihre Augen waren ausdruckslos und ihre Wangen eingefallen.
Der Hüne wusste, wie er sich ablenken konnte. Er schloss die Türe hinter sich, drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete seine Hose.
„Deine Tochter war unartig, Lena. Ich hoffe, du bist es heute nicht.“
Ohne eine Regung stand Mias Mutter auf und kam auf Terence zu geschritten, die Schultern herab hängend und schlurfendem Gang.
***
Der nächste Morgen brach herein mit Donnergrollen und Blitzen. Mia zog sich an und kämmte sich ihre dunklen Haare. Als sie sich gerade einen Zopf binden wollte, hielt sie inne. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem „Gast“ und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
Mia gab sich einen Ruck und frisierte sich den gewohnten Dutt. Im Wohnzimmer wurde bereits gewerkelt und als sie aus dem Bad kam, hatte Fred Frühstück gemacht. Lächelnd setzte sie sich hin und gemeinsam tranken sie einen Kaffee und aßen ein Brötchen.
„Ich wusste nicht, dass Sie Kaffee kochen können.“
Ein Grinsen huschte über sein spitzbübisches Gesicht.
„Ich kann so einiges, was sie noch nicht wissen.“
Auch sie lachte und fragte dann lächelnd:
„Was denn zum Beispiel?“
Er schien kurz zu überlegen, dann sagte er:
„Ich kann klasse Dinge erfinden. Scherzartikel, nützliche Tränke, Schutzumhänge, all so was.“
Nach einer kurzen Pause redete er weiter.
„Ich habe zwar keinen Schulabschluss, aber die Entscheidung, im siebten Schuljahr abzuhauen, war die beste meines Lebens. Immerhin haben wir durch die Eröffnung des Scherzartikelladens unheimlich viel Kohle gescheffelt.“
Wie er so erzählte, musste Mia immer wieder lächeln und ohne es zu bemerken, fühlte sie sich in der Gegenwart des jungen Mannes immer geborgener. Leider wurde es bald Zeit, zur Arbeit aufzubrechen und sie stand schließlich auf.
„Ich muss dann mal los.“
Er nickte und kurz huschte ein Schatten über sein Gesicht. Auch er stand auf und kam auf sie zu. Keine dreißig Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt blieb er stehen und sah zu ihr hinab. Sein Blick durchdrang sie und Mias Herz begann schneller zu schlagen. Ihr Mund wurde trocken und sie konnte ihre Augen kaum abwenden. Plötzlich spürte sie das starke Verlangen, sich zu rechtfertigen.
„Ich... es tut mir so Leid, dass ich Ihnen und Ihrer Familie so viel Kummer bereite. Wenn es nach mir ginge, wäre das alles niemals passiert. Ich wünschte, Sie könnten einfach aus meinem Leben verschwinden und Ihr eigenes wieder leben, ohne eine solche Unterbrechung zu haben.“
Nach diesen Worten holte sie erst einmal wieder los und versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Seine blauen Augen durchbohrten sie und Mia wusste nicht, was sie machen sollte. Dann erklang seine leise, aber bestimmte Stimme:
„Ich möchte nicht, dass Sie wieder aus meinem Leben verschwinden.“
Perplex sah sie ihn an und fragte sich in wirren Gedanken, ob er das Ernst meinte. Doch er sagte nichts mehr und mit einem Ruck wandte sich Mia von ihm ab. Schnell eilte sie in den Flur, zog sich Schuhe an und verschwand nach draußen.
Als sie wenige Zeit später das Bürogebäude betrat, war die junge Frau immer noch aufgeregt und dabei, ihr Herz zu beruhigen. Im Aufzug angekommen, schloss sie die Augen und vollführte eine Atemtechnik, die sie im Laufe der Jahre perfektioniert hatte. Als sich die Tür öffnete, trat sie mit undurchdringlicher Miene und ohne jegliche Regung in den Flur.
Wilson und Spencer standen vor ihr.
„Guten Morgen“, sagte Ersterer äußerst freundlich. Das wurde jedoch sogleich durch sein hämisches Grinsen und den kalt blickenden Augen dementiert.
„Morgen.“
Mia nickte ihnen zu und wollte sich an den beiden Zauberern vorbei schieben, da stellte sich ihr Spencer in den Weg. Auch er grinste boshaft.
„Wir haben auf Sie gewartet.“
„Ach ja?“
Mia versuchte ihrer Stimme einen beiläufigen Ton zu verpassen, doch sie ahnte Schlimmes.
„Sie sollen sofort zum Boss kommen“, sagte Wilson und die junge Frau schluckte. Doch sie sagte weiter nichts und folge den beiden.
Sie klopften und traten in den hellen Raum hinein. Wenn Mia gewusst hätte, was sie in der nächsten halben Stunde erwarten würde, wäre sie nicht so ruhig gewesen. Die Tür schloss sich hinter ihnen und Terence drehte sich in seinem Stuhl in ihre Richtung. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber Mia ließ sich davon nicht täuschen.
Im Gegenteil; wenn er so schaute, war meistens etwas ernstes. Seine wahren Gefühle verstecken hatte dieser Mann schon immer gekonnt.
„Was ist?“
Sie versuchte es mit Angriff, denn dieser war bekanntlich die beste Verteidigung. Doch Terence ließ sich gar nicht erst zu einer Erwiderung herab. Stattdessen nickte er den beiden Zauberern zu, die sich rechts und links neben sie stellten und ihren Zauberstab zückten. Mia schluckte, dann sagte Spencer:
„Was wissen Sie über den gesuchten Typ?“
Verdammt! Hatten sie etwas heraus gefunden? Mia behielt ihre versteinerte Miene bei, aber innerlich versuchten ihre Gefühle die Oberhand zu gewinnen. Das durfte sie nicht zeigen! Mit betont kühler Stimme sagte sie:
„Nichts. Wie ich bereits berichtet habe, konnte ich seine Spuren nicht zurück verfolgen.“
„Und was haben Sie dann gestern morgen im Süden von London gemacht?“
So ein Mist! Hatten die beiden sie etwa verfolgt? Mia blieb ruhig.
„Darf ich jetzt außerhalb meiner Arbeit noch nicht einmal hingehen, wo ich will?“
Triumph blitzte in Spencers Augen auf, als er fortfuhr:
„Aber Sie wollen mir doch nicht weise machen, dass Sie genau an der Stelle auftauchen, an der wir die Spur des Rothaarigen verloren haben.“
So weit waren sie also schon gewesen! Die junge Frau spürte jäh Erleichterung, dass sie in letzter Sekunde die Spuren verwischt hatte. Doch jetzt musste sie ihren Kopf erst einmal aus der Schlinge ziehen.
„Tja, das scheint wirklich Zufall zu sein. Oder vielleicht haben Sie die Zauber falsch angewandt und meine Spur zurück verfolgt. Schon mal über diese Möglichkeit nachgedacht?
Sie wusste sofort, dass sie zu weit gegangen war und konnte nicht einmal ihren Zauberstab greifen. Der Schmerz durchzuckte sie und jagte durch jede Faser ihres Körpers. Schlimmer konnte nur die Hölle sein! Mias Glieder und Muskeln brannten wie Feuer, schlugen unkontrolliert umher. Dann war es vorbei.
Die Brünette stellte nach und nach fest, dass sie auf dem Boden lag, rücklings. Ihre Muskeln entspannten sich nur langsam und sie wusste, dass es nicht alles gewesen war. Wie aus der Ferne hörte sie Terence Stimme an ihrem Ohr:
„Soweit muss es doch nicht kommen, meine Liebe. Sag doch einfach, was los ist.“
Mia atmete tief durch und beruhigte ihre Gedanken. Sie musste auf jeden Fall sämtliche Informationen, die den Rothaarigen betrafen, aus ihrem Gehirn bannen. Sie wusste, was jetzt kam und bereitete sich darauf vor. Wilson hob seinen Stab und sagte:
„Legilimens.“
Ihr Kopf war wie leergefegt und Mia dachte einzig und allein an ihren rechten großen Zeh. Nach einigen Minuten war es vorbei und sie sah hoch in Wilsons empörtes Gesicht.
„Sie macht es schon wieder!“
Er wandte sich an Spencer und Terence und sagte wütend:
„Sie schirmt sich ab.“
Jetzt stand der Hüne auf und kam einmal um den Tisch herum. Er ging vor Mia in die Hocke und musterte sie eine Weile schweigend. Auch wenn seine Augen sie zu durchdringen versuchten, hielt die junge Frau stand und starrte zurück. Terence hob seine Hand.
Mit einem Ruck zog er sie am Kragen nach oben und zog sie zu sich heran. Sein Gesicht war nur wenige Millimeter von ihrem entfernt.
„Sag mir sofort, was du weißt“, zischte er bedrohlich. Mia schüttelte lediglich den Kopf, auch wenn sie Angst davor hatte, was noch kommen könnte. Der Mann riss wieder an ihr und schleuderte sie durch den Raum. Mia verlor die Orientierung und keuchte auf. Dann explodierte es um sie herum.
Es klirrte und krachte, unter ihr gab etwas nach. Schmerzen durchzuckten die junge Frau, ließen sie abrupt die Luft anhalten. Mit einem dumpfen Schlag knallte ihr Kopf auf den Boden. Dann wurde es still.
Das Blut rauschte durch Mias Venen, sie atmete nun schwer. Ihr Körper brannte, schmerzte überall. Doch sie hatte nicht lange Ruhe. Jemand sagte laut:
„Wer nicht hören kann, muss fühlen.“
Die nächsten Worte hörte sie nicht, aber ein anderer lachte. Dann hörte sie ein grob ausgesprochenes Wort, das letzte, was sie in den nächsten Stunden hören sollte.
„Crucio.“
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