GHudvA - Für immer die Deine - ERSTER TEIL Die Frage der Schuld
von Sunnygirl140@web.de
Das ist deine Schuld. - Aber sie haben mich angegriffen – DEINE SCHULD.
„James Sirius Potter.“ Die Stimme klang dunkel und verächtlich. „Und Ginger Marie Hales.“
Ginger sah ihn mit offenem Mund an. An seinem Hals prangten zwei puterrote Punkte, als wäre er von einem Vampir gebissen worden, doch seine Zähne wiesen keine Spitzen auf. Es war definitiv ein Mann, so um die 40 Jahre. Vielleicht auch 50. Er war komplett in schwarz gekleidet, und selbst auf diesem Stoff sah man rote Blutspuren. Als käme er direkt aus einem Kampf.
„Wer sind sie?“ hauchte Ginger fasziniert. Noch während sie fragte, stolperte sie erschrocken zurück. „Sie, sie – James, er ist mit Sandy verwandt.“
Die Augen der Person verfinsterten sich augenblicklich. „Du kennst Sandra nicht.“
Ginger sah ihn erstaunt an. „Woher wollen sie das wissen?“
„Ich weiß es.“
„Sir,“ begann ich zögerlich, nicht sicher ob ich ihn das wirklich fragen sollte, „sind sie ein Geist?“
Er fuhr herum. „Nein.“ Seine Stimme wurde hohl, mystisch. „Ich bin weder lebendig noch tot, doch ein Geist bin ich auch nicht. Ich wandle zwischen beiden Welten, aber nicht weil ich Angst vor dem Tod habe, nein, ich bin zerfressen von Trauer und Rache.“
Ginger öffnete den Mund, doch ich schüttelte kaum merklich den Kopf, um sie daran zu hindern. Sie hatte Recht, dieses Wesen war mit Sandy verwandt und ich wusste auch, wer er war.
Es war dieselbe Gestalt, die ich damals am Quidditschfeld gesehen hatte, zusammen mit ihr, er war das Gefühl, das Sandy in der Nähe war.
„Ginger, darf ich vorstellen? Severus Snape. Oder das, was davon übrig ist.“
Mit offenem Mund blickte sie hin und her. „Nicht möglich, sie sind tot.“
„Offensichtlich ja nicht.“ zischte er zurück.
„Warum sind sie noch hier?“
„Sagte ich das nicht gerade? Trauer und Rache, bis dies nicht befriedigt ist, kann ich nicht gehen.“
Ich schluckte schwer, bevor ich sprach. „Es ist wegen Sandy, Ginger. Er muss ihren Tod rächen oder ihn verstehen.“
„Was?“
„Du hast es gerade selber gesagt, diese Ähnlichkeit. Sandy ist Snapes Tochter.“
„Du bist gar nicht so dumm wie deine Verwandtschaft.“ Snape blickte finster drein.
„Das nehme ich nicht als Kompliment.“
„Das war auch keins.“
Ginger überging unseren kleinen Wortwechsel einfach. „Das macht sogar Sinn. Ich meine, ich kannte immer nur Sandy, und weil sie ihrer Tochter so ähnlich sehen, dachte ich ich hätte sie gesehen.“
Auf einmal fiel mir ein Satz, den Snape vorhin gesagt hatte, wieder ein. „Einen Moment Sir, sie sagten gerade sie sind hier wegen der Rache. An wem wollen sie sich denn rächen?“
„An einem gewissen Lars LeCourp. Ihr müsstet ihn eigentlich kennen.“
Für eine Sekunde blieb es still, dann lachte ich spöttisch. „Sie glauben ernsthaft -“ Snapes Blick taxierte mich finster, „Oh. Sie glauben das also wirklich.“
„Dieser Junge hat mich um meine Tochter gebracht, dein Großvater hat mich um die Liebe meines Leben gebracht. Immer in meinem Leben, musste ich Platz machen, weichen, aber jetzt bin ich an der Reihe, ICH habe jetzt Glück verdient. Lily werde ich im Himmel wiedersehen, doch davor werde ich meine einzige Tochter rächen.“
„Dann sind sie aber hier an der falschen Stelle, Sir.“ mischte sich Ginger ein. „Sie müssen sich die Leute vornehmen, die Sandy damals angegriffen haben.“
„Wer von euch, sagt es mir, kennt die wahre Geschichte? Wer von euch weiß, wie sie wirklich starb? Unter welchen Umständen?“
Ginger warf mir einen fragenden Blick zu, ich schüttelte leicht den Kopf.
Ich hatte den Tag weitestgehend aus meinem Gedächtnis verdrängt, der Tag an dem Lars blutig und weinend vor meiner Tür stand. Wie er mir erzählte, dass seine Freundin umgekommen war, wie er sie gesucht hatte. Nicht aber, warum er sie überhaupt gesucht hatte, oder aus welchen Gründen Sandy in diese Lage gekommen war.
„Bitte.“ Ich gab mir alle Mühe, die Worte kühl klingen zu lassen. „Wie ist ihre Version der Geschichte?“
Snapes Ich wurde, sofern das möglich war, noch ein wenig blasser.
„Meine Geschichte kennt ihr. Ich war ein Todesser, bis zu der Nacht als der Dunkle Lord Lily tötete.“
„Und dann wurden Sie einer der Guten.“
„Ich würde eher sagen, dass ich meine Einstellung geändert habe. Wie dem auch sei, ich hab mein ganzes Lebe damit verbracht, deinem Vater zu helfen.“ Er sah mich kurz an, als überlegte er ob seine Mühen sich gelohnt hatten. „Ich lernte eine Frau kennen, zur Zeit als ich noch ein Todesser war. Ich liebte sie nicht, dennoch war sie eine gute Freundin. Als der Dunkle Lord hatte mal wieder einen Triumph zu feiern, und an diesem Abend schlief ich mit ihr. Sie wurde schwanger. Ich sagte gleich, das ich keine Gefühle für sie hegte, ihr jedoch mit dem Kind helfen würde. Als sie im zweiten Monat war, starb Lily und ich wurde zu Dumbledores rechter Hand. Niemand, nicht einmal Dumbledore wusste von Sandy. Ich schickte sie nach Durmstrang. In den Sommerferien, sie war damals dreizehn, zweifelten einige meiner Todesserfreunde an meiner Loyalität zum Dunklen Lord. Als sie mich zu Hause in Skinners End nicht fanden, sahen sie sich in der Umgebung um und fanden Sandy. Ich weiß nicht wo dieser Lars herkam und was er getan hat, aber hätte er sie besser beschützt -“
„Das ist unfair. Wollen sie Lars für das bestrafen, was sie selbst nicht geschafft haben? Sandy zu beschützen? Er hat sie geliebt, genauso wie sie.“
Snape schoss Todesblicke in Richtung Ginger, die diese kaum wahrzunehmen schien.
„Wissen sie, ich habe einen Tod zu verantworten.“
Snape sah erstaunt auf, ich ebenfalls. Gin hatte jemanden umgebracht? Ich sah erste Tränen über ihr blasses Gesicht rollen und verspürte das Bedürfnis, sie zu umarmen.
„Er war mein Halbbruder,“ sagte sie plötzlich, und das seltsame Bedürfnis verschwand, verwandelte sich in Genervtheit. Hatte sie sich nicht lange genug bemitleidet?
„Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich es besser geplant -“
Ich sah Snape an, das er ihr absolut nachempfinden konnte. Ich wusste, das er das Gefühl, das sie verspürte, kannte.
Und dann verblasste er. Die Scheingestalt von Severus Snape wurde blasser und blasser, je heftiger Ginger weinte. Als sie aufsah, war Snape verschwunden.
„Er – er ist gegangen.“ Schluchzend brachte sie die Worte hervor. Ich nickte bloß. Irgendetwas, mögen es unsere Worte oder Gingers Weinen gewesen sein, haben ihn die Rache vergessen lassen, hatten ihn sterben lassen.
Ginger rieb sich über das Gesicht, wischte die Tränen weg und sah hinüber zu dem Haus der Bealmonts. Sie sah es kurz an, dann drehte sie sich weg.
„Gehen wir, die anderen müssten bald wieder da sein.“
Ich erwiderte nichts, fragte nicht warum sie nun doch nicht in das Haus wollte. Schweigend liefen wir nebeneinander her, Ginger korrigierte unsere Richtung immer mal wieder mithilfe eines Kompass.
„Weißt du was?“
Überrascht sah ich sie an. Sie klang nicht wütend, hämisch oder beleidigend, einfach normal. Fast nett.
„Ich weiß eine Menge.“ Ich konnte ihre Mundwinkel zucken sehen.
„Ich habe immer geglaubt, dass wir trotz aller Widrigkeiten irgendwie zusammen kommen.“
„Es gibt 4 Theorien, an die ich glaube. 4 Theorien, die die Welt richten.“
Sie schien verwirrt zu sein, dass ich nicht direkt auf ihre Aussage antwortete, also zog sie nur fragend eine Augenbraue hoch. „Die da wären?“
„Erstens. Ich glaube an Krieg. Auch wenn Frieden schön ist, es wird immer Kriege geben, ob große oder kleine. Zweitens. Auch wenn ich Christ bin, denke ich das Religionen nur dazu erschaffen wurden, um nicht über die Welt hinausdenken zu müssen. Es macht so vieles einfacher. Drittens. Ich glaube, das Menschen nicht zwischen dem 'richtigen' und 'falschem' We unterscheiden. Auch wenn sie vorgeben dies zu tun, so suchen sie sich immer den einfachsten Weg aus. Der einfachste Weg kann der richtige sein, doch in der Regel ist er es nicht. Trotzdem wählen die Menschen ihn, denn er ist einfacher. Und viertens. Es gibt einen Kreislauf. Er endet nie, bringt Menschen zusammen und trennt sie. Du denkst, irgendwann endet alles. Doch dabei fängt es da erst richtig an.“
Nach meinem Monolog schwieg Ginger, ließ die Worte auf sich wirken. Ich spürte ein paar Mal ihren Blick, wie er unsicher über mein Gesicht flog.
„So siehst du also die Welt.“ Es war keine Frage, trotzdem verspürte ich das Bedürfnis, mich zu rechtfertigen.
„Ja, das tue ich. Ich glaube es ist einfacher, wenn man weiß woran man ist.“
Sie nickte.
Wir näherten uns der Helligkeit und traten nach wenigen Schritten endlich aus dem Dickicht heraus – und wurden bereits erwartet.
„WO ZUM TEUFEL SEID IHR GEWESEN? ICH WAR KRANK VOR SORGE!“ gellte Anas Stimme über uns hinweg.
Hinter ihr standen Amy und Lars, mit offenen Mündern.
„Ana, reg dich ab, wir waren nur -“
„IN DIESEM GOTTVERDAMMT, RIESIGEN, VON VIECHERN BSIEDELTEN WALD! KANNST DU NICHT EINMAL, NUR EINMAL TUN WAS MAN DIR SAGT?“
Ana bebte. Zitterte. Ich versuchte mich langsam aus ihrem Blickfeld zu mogeln, doch leider schaffte ich es nicht. Sie wirbelte herum und erfasste mich mit ihrem Blick.
„UND DU“ ihre Stimme war hoch und schrill, „WIE KONNTEST DU NUR ZULASSEN, DAS SIE SICH SO IN GEFAHR BEGIBT? HAST DU DENN ÜBERHAUPT NICHT AUS DEN LETZTEN JAHREN GELERNT?“
Ich schluckte meine Anschuldigungen herunter und sagte nichts.
„Antworte mir gefälligst,“ zischte Ana, diesmal leise, „warum lässt du das zu? Du liebst sie und -“
„Ich liebe sie nicht. Sie ist eine egoistische Person, für die ich nichts, nicht das geringste empfinde.“
Wie automatisch kamen mir die Worte über die Lippen, sie ließen Lars langsam den Kopf schütteln, Ginger blass werden, Amy strahlen und Ana zu einer neuen Schimpftirade ausholen.
„SIE HAT SICH GEÄNDERT, VERDAMMT NOCHMAL!“
„Was macht dich da so sicher?“ Meine Stimme klang fest. Glaubte ich das, was ich sagte? Vielleicht. „Sie war immer Ginger, sie ist Ginger und sie wird es auch immer bleiben.“
„NEIN, NIEMALS -“
Ich spürte meine Wut. Ich wusste nicht genau, gegen was sie sich richtete, aber sie ließ mich etwas sagen, das ich zwar nicht zurückgenommen hätte und trotzdem bereute.
„Weißt du was? Ich glaube, du willst das nicht wahrhaben, weil du ohne Ginger verloren wärst. Aber wir ALLE wären ohne sie verloren, sie ist nunmal der unangenehme Teil, der uns zu einem Ganzen macht. Alle wollen sie ändern, sie selbst will sich ändern, doch nur sie ist so perfekt, wie sie eben ist. Nur so zieht sie uns magisch an. ES IST EBEN SO! AKZEPTIER DAS!“
Die letzten Worte spuckte ich ihr ins Gesicht, was einen seltsam resignierten Ausdruck angenommen hatte.
Als sie sprach, klang sie müde, abgerichtet und emotionslos. „Und weißt du was ich glaube? Das du damals als einziger ein Kind geblieben bist, während alle mit den Gefahren erwachsen geworden sind. Und jetzt sitzt du allein in deinem Sandkasten und bist frustriert, weil du dich vor dem unvermeidbaren gedrückt hast.“
***
Zitat am Anfang: Avatar – Aufbruch nach Pandora
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Der Tod ist in allen sieben Büchern ein ganz bedeutendes Thema.
Joanne K. Rowling