GHudvA - Für immer die Deine - ERSTER TEIL Richtung Süden
von Sunnygirl140@web.de
Und?
***
Richtung Süden
''Hinter dem Wilden Wald kommt die weite Welt,
sagte die Ratte.
Und die geht uns nichts an, dich nicht und mich auch nicht.
Ich war noch nie drin, und ich gehe auch nicht hinein,
und du schon gar nicht,
wenn du ein bisschen Verstand hast.''
„Habt ihr alles?“ Lars sah ins Zimmer, wo ich und Amy knutschend auf ihrem Bett lagen. Genervt rollte er die Augen und sah uns vorwurfsvoll an. „Leute, Ben kommt jede Sekunde, dann müssen wir unten sein. Also, habt ihr eure Sachen?“
Amy löste sich von mir und warf Lars ihren Rucksack zu. „Hier bitte, seid heute morgen gepackt, und James Tasche steht schon seit drei Stunden unten.“
Ich folgte ihr aus dem Bett und versuchte meine Haare zu ordnen. Die Küsserei hatte mich ablenken können, bis jetzt. Ginger. Ich würde sie wiedersehen.
Im Wohnzimmer sah uns Lars nocheinmal an. „Also, wie lautet der Plan?“
Ich stöhnte genervt auf, Amy tätschelte meine Hand und antwortete mit leiernder Stimme: „Ben appariert erst James, dann mich und dann dich zu Ana. Dort warten wir bis 16:15, dann hat der Cousin von Sean das Flohnetzwerk angeschlossen. Uns bleiben zehn Minuten, in denen wir durch den Kamin in eine Gaststätte in Val de San Vicente. Der Besitzer in ein Freund von Ana's Familie und hat zugestimmt, uns zu beherbergen. Er verrät ihren Eltern nichts, solange wir nichts zu Gefährliches anstellen.“
Lars nickte. „Und wie weiter, James?“
„Hinter der Gaststätte ist ein Schuppen, da stehen Besen. Amy, Sean, Ana, du und ich fliegen zu der Kirche nach Buelna. Dort treffen wir um 23 Uhr Ginger. Anne und Jenny behalten Scorpius im Augen, dem Ginger mehrere Kotzpastillen ins Essen getan hat. Amy und Sean stehen Wache, der Rest geht in die Kapelle und holt die Papiere. Wir bleiben über Zwei-Weg Spiegel in Verbindung. Dann fliegen wir zurück, und um 15 Uhr am nächsten Tag gehen wir über das Flohnetzwerk zurück zu Ana. Da übernachten wir und werden von den Eltern abgeholt, wo alles nach einer lustiges Übernachtungsparty aussieht.“
„Gut. Ihr wisst Bescheid.“
Im nächsten Moment ertönte ein lauter Knall und ein Mann stand rechts von Lars.
„Hach, das klappt auch immer wieder.“ lachte er, während Lars versuchte, möglichst schnell aufzustehen.
„Das war nicht witzig Ben“ fauchte er seinen älteren Bruder an und brachte mich und Amy damit zum Lachen.
Ich mochte Ben. Er ähnelte Lars sehr, charakterlich, vom Aussehen her waren sie grundverschieden. Die Ähnlichkeit zu seiner Mutter war verblüffend. Dasselbe braune Haar, die braunen Augen, die Gesichtzüge.
„Hey, James, wie geht’s?“ Ich schüttelte seine Hand. „Alles super, und bei dir?“
„Alles beim Alten.“ Bens Blick fiel auf Amy. Eine kurze Weile starrten sie sich an, tonlos und kühl.
„Ist sie das?“ Die Frage ging an Lars. Er bejahte.
Ben schien mit sich selbst zu kämpfen, dann reichte er Amy die Hand. „Na dann, willkommen in der Familie.“ Er zögerte. „Schwester.“
Amy lächelte. „Danke. Ich freue mich, hier sein zu dürfen.“
Wieder sagte eine Weile niemand etwas, als wäre die Situation eingefroren. Dann wendete Ben sich ab und sah Lars an. „Also, bringe ich euch mal zu eurer Party. Bitte, seid sparsam mit dem Alkohol und lasst von Drogen die Finger. James, du bist der Erste.“
Ich schulterte meinen Rucksack, küsste Amy nocheinmal, was Ben mit hochgezogenen Augenbrauen quittierte und stellte mich neben ihn.
„Bereit?“
„Ja.“
Er griff nach meinem Arm und im nächsten Moment wurde ich weggerissen. Mit geschlossenen Augen und Mund wirbelte ich, dann spürte ich wieder Boden unter mir.
„Hallo Ben, James, bitte kotz in den Eimer hier.“
Ich blinzelte und nahm den Eimer von Ana entgegen. Ben klopfte mir auf die Schulter und verschwand, in diesem Moment erbrach ich mich in den Eimer.
„Genau, so ist es gut, lass es raus. Sean?“ fragte Ana als ich fertig war.
Dieser richtete grinsend seinen Zauberstab in den Eimer. „Evanesco.“
Ich sah schwach auf. „Danke. Ich hasse apparieren.“ Ich stand auf und sah mich in dem hellem Wohnzimmer um. Anne und Jenny saßen auf einem Sofa, sonst war keiner zu sehen.
Einen kurzen Moment erschien Amy, die sofort in den Eimer brach, und dann Lars, dem nichts anzumerken war. Wie machte er das bloß?
Ben verabschiedete sich nocheinmal kurz, dann waren wir alleine. Alles starrten Amy an. Nicht, weil sie wussten wer sie war, sondern vermutlich aus dem Grund, das sie meine Hand hielt. Meine. Hand.
„Was“ fauchte Ana, „soll das werden James? Sag mir sofort, das du einen Klebezauber versucht hast, und das der daneben ging. Sofort.“
Ich sagte nichts. Ana starrte mich so wütend an, als wolle sie mich auffressen und Anne und Jenny standen ihr da in nichts nach. Ein kurzer Seitenblick auf Amy, die reichlich verwirrt dreinblickte, und dann konnte ich nur noch beten. Bitte lieber Gott, mach, das Amy ihre Klappe hält. Leider war ich nie gläubig gewesen, darum meinte Gott es auch nicht gut zu mir. Von wegen, alle Menschen sind gleich.
„James und ich kleben nicht zusammen.“ Sie ließ meine Hand los.
„Warum“ zischte Ana, ihre Stimme klang wie eiskalt, „haltet ihr dann Händchen?“
„Weil wir zusammen sind.“
Totenstille. Grabesstille. Eigentlich dasselbe. Ich versuchte möglichst unschuldig umher zugucken, während Anne, Jenny und Ana recht fassungslos aussahen.
„James, was soll der Scheiß? Warum bist du mit der zusammen?“
„Na hör mal,“ Amy schien nun gar nicht mehr lieb und nett, „was soll das? Ich und James, wir haben uns verliebt, na und? Was geht dich das überhaupt an, wer willst du sein, es ihm zu verbieten?“
„Ich“ keifte Ana, „bin Gingers beste Freundin, vielleicht hast du von ihr gehört, sie ist das Mädchen, das James wirklich liebt, und das er ebenfalls liebt.“
Guck. Die. Tapete. An. Nicht. Ablenken. Krampfhaft tat ich so, als würde mich hier alles mehr interessieren als das Gespräch.
„Ginger? Ja, von diesem egoistischem, selbstsüchtigen, beleidigendem, unkameradschaftlichem Mädchen habe ich gehört.“
Ana schnappte nach Luft, Jenny übernahm jetzt die Front. „Ginger war vielleicht mal so, aber sie ist trotzdem eine richtig gute Freundin. Sie hat ihr Leben für die Welt riskiert, und sie und James gehören zusammen!“
Jedes Wort das fiel, jede Silbe die gesprochen wurde, schnitt tiefer in mein Herz. Ja, das war Ginger. Gewesen? Vielleicht. Und wenn nicht?
„ICH KENNE DICH NICHT, ICH KENNE GINGER NICHT, UND IHR ALLE KENNT MICH NICHT, UND IHR HABT KEIN RECHT, MEINE BEZIEHUNG ZU KRITISIEREN! DIESE GINGER HAT'S VERBOCKT, UND JETZT BIN ICH DA.“
„JA SCHÖN, WERDEN WIR MAL SEHEN WIE LANGE DAS HÄLT. WENN JAMES MERKT, DAS GINGER ANDERS IST, DANN IRD ER SCHNELLER WIEDER EBI IHR SEIN ALS DU BLÖDMANN SAGEN KANNST!“
Vor Wut zitternd standen sich die Mädchen gegenüber.
„Schh, Schatz, beruhige dich.“ Sean umarmte seine bebende Freundin, Lars klopfte Anne und Jenny auf die Schulter.
„Du widerst mich an.“ Ana sprühte vor Zorn, ihre Auge blitzten. Es war seltsam von Ana beschimpft zu werden. Ich kannte sie kaum, hatte mit ihr selten allein gesprochen, nur von Ginger über sie gehört. Jetzt starrte ich sie an, vermutlich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Warum waren sie alle so wütend?
„Leute, wir haben 16:14. Machen wir uns fertig.“ drang Lars Stimme in mein Bewusstsein.
„Und du hast nicht dagegen getan? Sie ist deine Schwester!“ Anne sah Lars fassungslos an.
Ich hörte förmlich, wie Lars langsam zählte. Einundzwanzig, Zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. „Ich werde James nie sagen, was er zu tun hat. Wenn er so fühlt, unterstütze ich ihn, er ist mein bester Freund. Ich liebe ihn.“
Ein kurzer Moment der peinlichen Stille folgte, in der ich mich einerseits verdammt schwul fühlte, anderseits irgendwie berührt. Da das Emotionale in mir im Endeffekt dann doch siegte, ging ich mit einem großen Schritt auf Lars zu und umarmte ihn fest. Kuschelte mich an ihn, meinen besten Freund, der so gut nach Melonen roch. Die Umarmung dauerte eine Weile, ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, er an meine Hüfte. Meine männliche Stimme, die größtenteils von den unteren Körperregionen kam, schrie nach Abstand, mein Herz wollte seines umarmen.
„Jungs, okay, das reicht jetzt. Das will ich nicht sehen.“ Sean tat, als müsse er sich erbrechen und drehte sich weg.“
Ana stand mittlerweile am Kamin und winkte uns näher. Wir versammelten uns um sie, langsam kam eine komische Stimmung auf. Das sollte wieder so ein Ausflug werden, und keiner von uns konnte wissen was passieren würde.
„Ihr kennt den Plan. Also, wir machen das so: Ich geh als Erste rüber, dann kommt Sean. Die Reihenfolge ist dann Anne, Jenny, Lars, James und als letztes Amy. Okay? Mein Onkel weiß nichts von unserem Vorhaben, heißt, kein Wort in seiner Gegenwart. Er geht davon aus, wir machen heimlich Party.“
„OH yes, gute Idee! Lasst uns feiern, wenn alles überstanden ist!“
„Untersteh dich! Ich will überleben, mehr nicht.“ Ich bemerkte ihren raschen Blick, und wusste das sie etwas sagen wollte. In dem Moment, in dem ich etwas witziges sagen und damit die Situation überspielen wollte, sagte sie es schnell und leise, sodass nur Anne und Jenny, die ihr am nächsten standen, es hörten.
„Bitte?“ Sean sah sie fragend an.
„Das alles hier, die ganze Gefahr. Das machen wir nur für Ginger.“ Sie betonte das 'nur'. Jetzt spürte ich Amys Blick im Nacken, doch ehe sie noch etwas sagen konnte, loderte im Kamin plötzlich ein Feuer auf.
„Also los geht’s, wir sehen uns drüben.“ Ana marschierte in die Flammen, nannte den Namen der Gaststätte und verschwand, Sean folgte ihr sofort.
„Nur wegen der? Nur deswegen belügen wir unsere Eltern?“ Amy sprach mehr zu mir als zu den anderes, trotzdem antwortete Anne.
„Natürlich. Wie Ana schon gesagt haben, wir lieben sie eben. Und außerdem, was wäre das Leben ohne Abenteuer?“ Dann stellte sie sich in den Kamin.
Jenny folgte ihrer besten Freundin, natürlich nicht auch noch ihren Senf dazu zugeben. „Du kennst Ginger nicht. Sie ist … anders. Das macht sie so faszinierend. Darum mögen sie die meisten, darum mögen wir sie.“
„Sicher, Ginger kann scheiße sein. Aber wer ist das nicht ab und an?“ Lars klopfte Amy auf die Schulter und verschwand dann ebenfalls. Zurück blieb ich mit vielen Gedanken, Erinnerungen an Ginger, Zukunftsideen mit Amy, einen Hass auf meine Freunde und einer wütenden Freundin.
„Warum? Warum riskieren wir alle unser Leben für sie? Ich versteh das nicht.“
Ich sah sie an. Irgendwo hatte sie Recht. Scorpius, Ginger und ich. Wenn, dann hatten wir drei das doch zu erledigen, oder? Warum hatte Nicklas sterben müssen? Oder Bill?
„Sags mir James. Liebst du sie noch?“
Erstaunt sah ich Amy an. „Nein, Baby, um Gottes Willen, nein! Sie ist ein abgeschlossenes Kapitel. Aber im Leben ist es so wie in allen Büchern. Dinge, die in der ersten Kapiteln passieren, beeinflussen auch die letzten. Ginger und mich verbindet dieses Amulett. Ein kaltes Stück Stein, das bald zerstört sein wird.“
Amy umarmte mich fest, sodass ich ihren Herzschlag spüren konnte.
Ich streichelte ihr Haar und wusste, das sie sich einfach fürchtete. Ich hielt sie fest umschlungen, trug sie Richtung Kamin und verschwand mit ihr.
Richtung Süden. Spanien, here we are.
***
Zitat am Anfang: Der Wind in den Weiden, Kenneth Grahame
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Mittwoch, 24.05.
Damit die Schüler nicht so einförmig aussehen, boten wir jedem eine Auswahl an: Unterhemden, Pullis, Strickjacken und andere Uniform-Varianten.
Jany Temime, Kostümbildnerin