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Fanfiction

Slytherin Hearts - Und sollte sie mich auch zerstören ...

von SaphiraMalfoy

@LilithRaven:Hallöchen,
zunächst einmal möchte ich dir ganz herzlich für deinen Kommentar danken und dir sagen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, dass sich hier tatsächlich noch einmal jemand zu Wort meldet. Das motiviert doch ungemein.
Meinen Respekt hast du auf jeden Fall dafür, dass du diese doch sehr lange Geschichte so schnell durchgelesen hast ;)
Vielen lieben Dank für dein Lob. Es freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat.
Ich muss gestehen, dass mir die FF momentan wirklich etwas zu melancholisch und tragisch ist, doch so schnell kann auch kein Umschwung zum Positiven stattfinden, obgleich es natürlich auch wieder fröhlichere Kapitel geben wird – und darauf freue ich mich. Auf Dauer nur so einen Depri-Kram zu schreiben, zieht einen ganz schön runter :‘D
Mir liegt die Realitätsnähe bei diesen Themen enorm am Herzen und ich werde regelrecht aggressiv, wenn ich sehe, wie unbedarft viele damit umgehen und es nur als Spannungsaufhänger nehmen, aber die wirklich lebensgefährlichen negativen Folgen außer Acht lassen. Andererseits betrachte ich die Problematiken inzwischen auch mit etwas Abstand und ich will mir kein Urteil über andere Autoren erlauben. Wer noch zu tief drin steckt, wird das Thema wohl eher verherrlichen und verharmlosen, so wie Saphira es eben auch immer wieder tut, wovon ich mich als Erzähler jedoch stark zu distanzieren bemühe.
Aber was soll’s, das ist ja nun nicht das Thema. Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich froh bin, dass eben dies beim Leser anzukommen scheint: die Realitätsnähe.
Mh, dass du dich in Saphira hineinversetzen kannst ist einerseits sehr traurig, weil ich das natürlich niemandem wünsche, doch andererseits fasse ich das mal als großes Kompliment auf, dass ich sie nachvollziehbar geschildert habe. Insbesondere wenn Leser dass so sehen, die sich durch eigene Erfahrung selbst etwas auskennen.
Relativ witzig finde ich den Umstand, dass du Saphira sympathisch findest, obwohl sie wirklich eine ziemlich selbstsüchtige Zicke sein kann. Aber es ist natürlich gut, dass du sie magst, denn andererseits wäre das Lesen wohl etwas mühselig.
Ganz besonders freue ich mich auch darüber, dass du Draco magst und dir meine Auslegung seines Charakters gefallen hat. Über Draco zu schreiben empfinde ich immer als eine ziemliche Gradwanderung. Man will ihn einerseits nicht verweichlichen und als liebevollen Trottel darstellen, der eigentlich alle Muggel und Schlammblüter liebt und sich Harry als besten Freund wünscht :‘D
Aber er soll auch ein nachvollziehbarer und greifbarer Charakter sein, der nicht nur aus purer Böswilligkeit handelt, sondern seine Gründe und Geschichte hat.
Und gleichzeitig soll er trotzdem noch Draco bleiben, der Harry ärgert, arrogant ist und eben ein Malfoy.
Schön, dass du Augustus magst – oh und ganz besonders Tracey. Wie stehst du zu Blaise? Und zu TraceyxBlaise?
Ich liebe Pansy einfach schon von Anfang an, seitdem ich Harry Potter gelesen habe. Gerade weil sie so ein Biest ist. Sie ist eine nette Abwechslung und ich stehe einfach auf ihren Charakter. Deshalb habe ich auch versucht, sie hier nicht zu OOC werden zu lassen, sondern ihr die biestige Art und rassistische Gedankengut zu lassen.
Was Bellatrix angeht, so kommst du sehr bald auf deine Kosten ;)
Wie wird in diesen Weihnachtsferien noch ihren bedeutenden Auftritt haben und auch später immer mal wieder eine wichtige Rolle spielen.
Hach, alle hassen Drew Selwyn :‘D
Das war auch meine Absicht, ihn eben als richtig widerlichen Fiesling darzustellen. Aber ich kann mir nicht helfen … ich liebe ihn einfach über alles. Gerade weil er diesen Sexappeal des Bösen in sich trägt.
Die Halskette zeigt übrigens tatsächlich nur den Blutsstatus an. Und zwar sehr zuverlässig. Vielleicht erinnerst du dich noch an das Kapitel, in welchem sie zuerst aufgetaucht ist, da war schon ein Hinweis auf etwas, das bald aufgedeckt werden wird. Ein weiterer Hinweis war im Kapitel „An Deck der sinkenden Welt“, wo Rabastan über etwas nachdenkt … Es ist nicht schlimm, wenn du dich nicht erinnerst. Das klärt sich noch genau auf nach den Weihnachtsferien.
Und andererseits stand die Halskette eben symbolisch für Saphiras Verbindung zur reinblütigen Gesellschaft und für den Rassismus gegen Muggelstämmige. Daher hatte es eine symbolische Bedeutung, dass sie sich die Kette vom Hals riss, bevor sie mit Augustus geschlafen hat.
Ich wünsche dir viel Spass beim Lesen des nächsten Kapitels (:
Und nochmals tausend Dank für deinen lieben Kommentar.


____________________________________




Mitten in der Nacht erwachte Saphira ganz allmählich aus fast beunruhigend tiefem Schlaf. Schwerfällig öffnete sie ihre Augenlider einen Spalt breit und blinzelte, um den verschwommenen Schemen, die vor ihren Pupillen auf und ab tanzten, eine klare Gestalt zu verleihen.
Der fahle Schein einer Straßenlaterne, die sich einige Meter unterhalb des Fensters befand, tauchte den dunklen Raum in mattes Licht, das die Farben blass, fast gräulich erscheinen ließ und die Schatten der Möbel bis unter die Decke an die weißen Wände malte.

Zunächst hatte sie Schwierigkeiten, sich zu orientieren und einzuordnen, wo sie sich befand, doch langsam kehrte die Erinnerung an die Geschehnisse des vergangenen Tages in ihr Gedächtnis zurück. Vage Umrisse des winterlichen Muggellondons erschienen vor ihrem geistigen Auge und seichte Glückseligkeit erfüllte ihr Herz, als sie sich an den hübschen, kleinen Weihnachtsmarkt und das Schlittschuhlaufen erinnerte.

Ein schaler Geschmack nach Holunderblütentee und Zigarettenrauch lag auf ihrer Zunge und Saphira versuchte zu schlucken, da ihr Hals unangenehm trocken war.
Ihr Körper fühlte sich schwer und träge an, verweilte offenbar noch im Reich der Träume und scheute jegliche Bewegung.
Einige Minuten lang befand sie sich in einem merkwürdigen Dämmerzustand, schwebte im bodenlosen Nichts zwischen Schlaf und Erwachen und schaffte es weder, einfach weiter zu schlafen, noch sich aufzuraffen. Eine wohlige, doch gleichsam ungewohnte Wärme umfing die junge Hexe, die sich selten so behäbig und ruhig fühlte, im Normalfall selbst unter den dicksten Decken fror und oftmals mit rasendem Herzen aufschreckte, unfähig auch nur eine Sekunde länger liegen zu bleiben. Nun hingegen fühlte sie sich … gut. Doch gut war ein merkwürdiger Zustand, mit dem sie nicht vertraut war. Es hatte etwas Angenehmes, geradezu Beruhigendes an sich, doch gleichsam ängstigte sie die Schwere, die ihren Körper wie von unsichtbarer Hand auf das Bett niederdrückte und ihre Gliedmaßen betäubte, als gehörten sie nicht zu ihr. Allzu vertraut war Saphira der schlechte körperliche Zustand, in welchem sie sich zumeist befand. Kopf- und Gliederschmerzen, Unwohlsein, Herzrasen und Ruhelosigkeit waren ständige Begleiter, blieben wie treue Freunde stets an ihrer Seite. Die Krankheit war zur Normalität geworden, gehörte zu ihr wie ihr Name, schien untrennbar mit ihrer Persönlichkeit verbunden zu sein, sodass sich dieser schmerzlose, geradezu betäubte Zustand fürchterlich unnatürlich anfühlte. Ganz so, als habe man sie in Watte gepackt und von der wahren Welt vollkommen isoliert.
Außerdem war Saphira nicht sicher, ob die einzelnen Ereignisse, die sich allmählich in ihrem Kopf wie ein Puzzle zusammenfügten, gänzlich der Realität entsprachen oder zum großen Teil nur ein grotesker Traum gewesen waren, welchen ihre Phantasie nun fortspann, ausweitete und verzerrte ... Gerne wäre sie noch länger regungslos liegen geblieben und hätte den seltsamen Imaginationen nachgehangen, doch der quälende Durst wurde immer drängender, sodass ihr Bewusstsein den stummen Kampf schließlich gewann und die entspannte Stille vertrieb.

Wie in Trance hob sie eine Hand vor das Gesicht und blinzelte, bis sie den bleichen Umriss ihrer Finger in der Dunkelheit erkennen konnte, während sie ihren tiefen, gleichmäßigen Atemzügen und den ruhigen Schlägen ihres Herzens lauschte.
Doch irgendetwas stimmte nicht …
Ein Gedanke kratzte an ihrem Bewusstsein, wurde lauter und blieb doch undeutlich, entwischte ihr, ehe Saphira ihn zu fassen bekam und begriff, was ihr Unterbewusstsein ihr mitteilen wollte.
Etwas, das definitiv kein Kissen war, lag in ihrem Nacken …
Gebannt hielt die junge Hexe den Atem an und wollte soeben den Kopf wenden, um sich zu vergewissern, dass all dies einzig ihrer blühenden Phantasie entsprang, als von der Seite ein leises Seufzen erklang und sich etwas oder jemand neben ihr im Bett bewegte.

Schlagartig war die junge Hexe hellwach und setzte sich erschrocken auf, um festzustellen, dass sie nicht alleine war, sondern splitterfasernackt in Augustus` Armen lag.
„Gus“, hauchte sie benommen und schüttelte ungläubig den Kopf. Eben noch war sie fest davon überzeugt gewesen, dass die unerfüllte Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit ihr einen Streich gespielt und eine sehr realistisch anmutende, jedoch aberwitzig absurde Wunschvorstellung heraufbeschworen hatte; doch wenn sie nun wahrhaftig nicht mehr schlief, dann …
Saphira wusste nicht, was sie davon halten sollte, versuchte ihre Gedanken zu ordnen und konnte dem Drang, ihn zu berühren, nicht widerstehen. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über seinen unbekleideten Oberkörper, fast so, als müsse sie sich vergewissern, dass ihre Augen und Ohren sie nicht trogen. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und aller Vernunft zum Trotz fühlte die junge Black sich beinahe glücklich und zufrieden, hatte das Bedürfnis, sich eng an seinen wunderbar warmen Körper zu schmiegen und seine Nähe zu spüren, obgleich sie nicht glaubte, erneut in einen so angenehm tiefen Schlaf gleiten zu können. Nicht jetzt, da sie sich des Ausmaßes ihrer Verfehlungen bewusst war und die Tragweite ihrer Handlungen immer deutlicher wurde. Ob sie diese Entwicklung positiv oder negativ beurteilen sollte, vermochte sie momentan nicht einzuschätzen.

Da sie jedoch noch immer sehr durstig war, musste sie wohl oder übel aufstehen.
Ohne sich von dem Schlafenden abzuwenden zog Saphira das Nachthemd über den Kopf und kaute verlegen grinsend auf ihrer Unterlippe herum. So abstrus es in ihren Gedanken auch klingen mochte … wenn sie nicht immer noch im Land der Träume weilte, hatte sie tatsächlich Sex mit Augustus Pye gehabt. Einem Muggelstämmigen. Einem jungen Mann, der unglaublich attraktiv war und in den Augen ihrer Mutter das genaue Gegenteil eines heiratsfähigen Kandidaten darstellte. Bei Salazar, etwas Derartiges in Betracht zu ziehen lag ihr auch gänzlich fern!
Trotzdem hatte es sich gut angefühlt. Leicht, befreit, hemmungslos und auf unerklärliche Weise richtig.
Doch wie ging sie mit der jetzigen Situation um?

Tief ausatmend kehrte Saphira ihm den Rücken, verschloss den Raum leise hinter sich und tappte auf Zehenspitzen durch den dunklen Flur.

Zögernd blieb sie einen Moment im Türrahmen zur Küche stehen und ließ ihren Blick über die Lebensmittel auf der Anrichte schweifen. Die sichere Ruhe, welche sie eben noch erfüllt hatte, schien sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben und eine unbehagliche Anspannung befiel ihre Gliedmaßen. Bedächtig setzte sie einen Fuß in das Zimmer und knipste das elektrische Licht an. Unglaublich, wie rasch sie sich an diese Muggeltechnik gewöhnt hatte.
Ohne dass die junge Black einen Grund dafür nennen konnte, kippte ihre zuvor beinahe glückliche Stimmung von einem Moment auf den anderen, und mit einem Mal fühlte sie sich hilfloser und einsamer denn je. Was zur Hölle war nur los mit ihr? Vor wenigen Minuten noch hätte ihr Befinden kaum angenehmer sein können, doch plötzlich durchflutete unerklärbare Panik ihre Venen. Unruhig huschte ihr Blick von einer Ecke des Raumes in die andere und auf ihren verkrampften Fingern bildete sich ein kalter Schweißfilm.
Einen Schluck Wasser kannst du genauso gut im Badezimmer trinken!, wisperte eine altkluge Stimme in ihr Ohr, welche das nahende Unheil bereits vorausahnte, aber Saphira war nicht in der Lage, darauf zu reagieren. Wie benommen starrte sie die Cornflakes-Schachtel an, die zwischen einer Tafel Schokolade und einer geöffneten Packung Toastbrot neben dem Herd stand, und spürte, wie ihr Magen leise grummelte. Zweifelsohne gewöhnte sich ihr Körper allmählich an die vermehrte Nahrungsaufnahme und wurde inzwischen beinahe übermütig, verlangte nach immer mehr, um den jahrelang bestehenden Nährstoffmangel innerhalb kürzester Zeit auszugleichen und sich einen Vorrat für die nächste bevorstehende „Hungersnot“ anlegen zu können.
Dabei hatte sie bereits viel zu viel gegessen an diesem Tag. Nein, nicht gegessen, sondern gierig in sich hinein gestopft, ohne auch nur eine Sekunde an die Konsequenzen zu denken. Sicher, diesem Umstand war auch ihr ungebührliches Verhalten zu schulden. Sie hatte die Kontrolle verloren, war ungezügelt, triebgesteuert und töricht gewesen. Der schwache, bedürftige Teil ihrer Selbst hatte sie geleitet und dazu verführt, all diese dummen Dinge zu tun.
Aber es hatte sich so schön angefühlt … Und zeugte dieser Umstand nicht davon, dass ihr Handeln möglicherweise gar nicht dermaßen falsch gewesen war? Entsprach es nicht exakt dem, was ihr alle Welt ständig predigte? Behauptete nicht nahezu jeder, dass sie sich freier, besser, gesünder fühlen würde, wenn sie auf ihren Körper achtete und ihren Bedürfnissen nachgab, anstatt krampfhaft dagegen anzukämpfen?
Gewissermaßen hatten sie Recht behalten. Sie hatte sich gut gefühlt, sogar ausgesprochen gut. Nun hingegen überkamen sie Zweifel und das schlechte Gewissen bohrte sich wie ein Dolch in ihre Eingeweide. Oder war es kein emotionaler Schmerz, den sie empfand, sondern schlicht und ergreifend Hunger? Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel?

Am ganzen Leib bebend schloss Saphira die Augen und versuchte, ihre Atmung zu beruhigen, die Kontrolle über ihren Körper zurück zu erlangen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Ein Kratzen im Hals erinnerte sie daran, weshalb sie überhaupt hier in diesem verfluchten Raum war, in welchem sie sich ihrer Abnormität auf schmerzliche Weise bewusster wurde als je zuvor. Die halb volle Teetasse vom Vorabend stand noch auf dem Esstisch und Saphira kippte das inzwischen kalte Getränk in einem Zug herunter, doch die Flüssigkeit vermochte das Gefühl der abgrundtiefen Leere in ihrem Inneren nicht zu vertreiben.

Erneut besah sie sich die offen herumliegenden Lebensmittel und malte sich aus, was sich alles hinter den verschlossenen Schranktüren verbergen mochte. Sündhaft süße, wahnsinnig geschmacksintensive, salzige und unbeschreiblich köstliche, fettige Speisen. Direkt vor ihren Augen. Zum Greifen nah.
Nur wenige Schritte entfernt, geradezu (verlockend) beängstigend einfach …
Wie angewurzelt stand die junge Hexe neben dem Esstisch und umklammerte die leere Tasse krampfhaft mit beiden Händen, während ihre Gedanken unablässig um den unbezwingbaren Drang zu essen kreisten.
Du solltest Augustus wecken und ihm sagen, was du fühlst. Sprich darüber!
Verzweifelt bäumte sich der zarte, zu lange misshandelte Teil ihrer Selbst auf, der gesund werden und normal leben wollte, doch Saphira hatte längst jedweden Bezug zur Realität verloren, war sich kaum noch gewahr, wo sie sich eigentlich befand und dass sie ein weiteres Mal im Begriff war, die Kontrolle aus der Hand zu geben und ihre hart erkämpfte Selbstbestimmung der Krankheit zu opfern.
Ihr Fokus war gänzlich auf die Tafel Schokolade gerichtet, die wie von selbst in ihre Hand gewandert war. Wann sie die Teetasse auf der Anrichte abgestellt hatte, vermochte sie nicht zu sagen. Weshalb sie bereits den süßen Geschmack auf der Zunge verspürte, ohne sich zu entsinnen, etwas in den Mund gesteckt zu haben, war ihr ebenfalls ein Rätsel, doch ihre schokoladenverschmierten Finger verrieten, dass der Körper das Gehirn längst schachmatt gesetzt hatte.
Wie automatisiert, einstudiert, ganz selbstverständlich hielt sie abrupt inne, als lediglich das letzte Stück der Schokoladentafel übrig geblieben war. Sie legte die Packung beiseite und wollte bereits eine der Schranktüren öffnen, als die Erkenntnis, wie falsch ihr Verhalten war, sie erneut einzuholen drohte.

Hör doch einfach auf. Wieso kannst du dich nicht am Riemen reißen? Wer zum Teufel tut denn so etwas? Sich vollstopfen, bis er sich vor Schmerz am Boden krümmt … Wer übergibt sich freiwillig? Wie kommt man nur auf eine derart abstruse Idee? Das ist schlichtweg ekelhaft! All die leidigen Fragen Außenstehender, auf die in befriedigender Weise zu antworten Saphira außerstande war, jagten durch ihren Kopf und verdeutlichten der jungen Black, wie gestört ihr Verhalten war.
Sich über Derartiges zu wundern war durchaus berechtigt.
Weshalb nur, warum hörte sie denn nicht einfach auf?
Alles was sie wusste war, dass sie jedwede Kontrolle über ihren Körper verlor, der sich gegen ihren Willen auflehnte und die Autorität ihres Verstandes untergrub. Es fühlte sich jedes Mal an wie ein kurzweiliger Identitätsverlust. Ihr normalerweise gemäßigtes, ruhiges und sich vorbildlich benehmendes Wesen verschwand zur Gänze und hinterließ ein widerwärtiges, gieriges, ungezügeltes Etwas, das sich von seinen Trieben steuern ließ, das bedürftig und schwach war. Eine Kreatur, von der man beschämt den Blick abwendet, die in einer anständigen Gesellschaft nicht das Geringste verloren hat und es verdient, einsam und alleine gelassen zu werden. Dieses infantil - nein eher animalisch abstoßend handelnde Monster in ihrem Innern musste bestraft und sanktioniert werden. Sich zu übergeben war ein verzweifelter Versuch, die Sünden zu bereinigen, doch wurden sie dadurch nicht ungeschehen gemacht. Es diente lediglich als Mittel, ihre maßlose Völlerei vor der Außenwelt zu verbergen und den schier unerträglichen Druck in ihrem Innern zu mildern. Doch tief in ihrer Seele plagte Saphira die schreckliche Gewissheit, dass es ihr nicht gelingen konnte, dieses Etwas zu vernichten, das gegen den Käfig ankämpfte, in den sie und ihre Erziehung es gesteckt hatten, egal wie sehr sie sich darum bemühte. Der Drang nach Freiheit und der unbezwingbare Wille, gegen Regeln und Vorschriften aufzubegehren - und seien es nur die selbstauferlegten -, war so tief in ihrem Charakter verwurzelt, dass keine noch so scharfe Klinge es aus ihr würde herausschneiden können.
Vielleicht, ja, möglicherweise wären die Heiler im St. Mungo fähig, ihr Wege zu zeigen, anders mit ihren Gefühlen umzugehen und somit die schädlichen Verhaltensweisen einzuschränken und sogar irgendwann zur Gänze aufzugeben. Aber um dies in Erfahrung zu bringen, müsste sie ehrlich sein und Dinge zugeben, die sie nicht einmal sich selbst einzugestehen wagte. Es war Saphira furchtbar unangenehm, sie schämte sich ob ihrer Handlungen und fürchtete die Reaktion der Außenwelt viel zu sehr, um diesen Schritt zu wagen. Oh Merlin, es auch nur theoretisch in Betracht zu ziehen setzte sie einem Stress aus, den sie kaum ertrug.

Blitzschnell durchzuckten diese Gedanken ihren Geist und bohrten sich messerscharf in ihre Eingeweide, machten den psychischen Druck, unter dem sie stand, körperlich spürbar und taten so weh, dass sie es kaum ertragen konnte. Die panische Angst schnürte ihre Kehle zu, legte sich wie ein glühend heißer Draht um ihren Hals, der sich mit jedem hastigen Atemzug enger zuzog. Tränen brannten in ihren Augen und Saphira sah nur eine einzige Möglichkeit, ihre Emotionalität zu betäuben, den Ängsten zu entfliehen und ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten …
Nur noch einen Apfel, schwor sie sich, als ihr Blick auf das Brot fiel. Eine Scheibe. Oder die restlichen Nudeln. Nur ein paar.
Im vollen Bewusstsein darüber, sich selbst etwas vorzumachen, griff sie mit bloßen Fingern in den halbvollen Nudeltopf, den sie im Nu bis auf einen kläglichen Rest geleert hatte.
Nur ein winziges bisschen hiervon, einmal kosten, nur eines noch … einmal abbeißen.

Du ekelerregendes, wertloses Stück! Als wäre das hier nicht bereits widerlich genug, wirfst du dich in jüngster Vergangenheit auch noch jedem nächstbesten Kerl an den Hals, der dir über den Weg läuft! Und woher willst du bemitleidenswertes Flittchen überhaupt wissen, dass diese „Gefühle“, die du angeblich für Augustus empfindest, echt sind? Gestern noch liebtest du Draco, heute schon Augustus. Wen hast du für morgen im Sinn? Selwyn vielleicht? Das würde zumindest einige deiner Probleme lösen und wäre die erste vernünftige Überlegung seit langem. Doch wie viel Bedeutung kannst du deinen angeblichen Emotionen eigentlich beimessen? Kannst du überhaupt lieben? Oder bist du selbstsüchtige Kuh nicht viel zu beschäftigt damit, dich selbst zu bedauern und in deinem Elend zu suhlen, während du mit deiner „Ich bin ach so hilflos“-Masche das Mitgefühl anderer erhaschst, in der kindischen Hoffnung, irgendwer würde dich erretten und die Schwierigkeiten bewältigen, an die du dich selbst nicht heran traust …
Mit weit aufgerissenen Augen hielt Saphira inne und blinzelte, um die dummen Tränen zu vertreiben, die noch immer gegen die Innenseite ihrer Augenlider drückten.
Zu viel Wahrheit steckte in diesen Selbstvorwürfen, die in keinster Weise aus der Luft gegriffen waren. Und angesichts dessen war die Frage, wie ernst sie ihr scheinbares Verliebtsein in Augustus nehmen konnte, mehr als berechtigt.
Wollte sie das überhaupt wissen? Und was wäre wenn, was wäre wenn …
Aber nein, nein - all dies überforderte sie nun, war zu viel, viel zu viel und -

Wortfetzen rasten unablässig durch ihren Kopf, ließen sich nicht bändigen, wurden erst leiser, sobald sie etwas in Händen hielt, es sich blindlings in den Mund stopfte und rasch schluckte, ohne Zeit aufs Kauen zu verschwenden, ohne auch nur das Geringste zu schmecken. Ihr war, als beobachtete sie einen Unfall, sähe dabei zu, wie das unmündige, triebgesteuerte Kind, das sie war, die gierigen kleinen Finger nach dem Feuer ausstreckte. Eine Kopie ihrer Selbst stand hilflos daneben, die Hände hinter dem Rücken verbunden, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet: Nein, nein, nein! Fass das nicht an, du wirst dich verbrennen, dir wehtun, dich verletzen. Das ist falsch, falsch, falsch!
Doch kein Laut drang aus ihrer zugeschnürten Kehle. Ihr Bewusstsein schien sich abgespaltet zu haben, schwebte irgendwo unter der Decke und sah untätig zu, wie ihr Körper, das rein instinktgesteuerte Wesen, nach den Lebensmitteln griff, die ihm nicht gehörten, und sie vernichtete, vergeudete, verschwendete.

Wie schon so oft zuvor verfiel die junge Black in einen tranceähnlichen Zustand und verlor sich in dem Rausch, den das hemmungslose Hineinstopfen all derer Nahrungsmittel, die sie sich für gewöhnlich verbot, in ihr auslöste. Sie gab sich ihren Gelüsten hin, genoss die Stille im Kopf, das Schweigen aller moralischen Vorwürfe ihres Gewissens, bis der Würgereflex ihres zum Bersten gefüllten Magens Saphiras (Ausflug ins Wunderland) Eskapismus durchbrach und sie schmerzhaft zurück in die Wirklichkeit verfrachtete.

Entsetzt ließ Saphira die angebissene Brotscheibe fallen und hielt sich eine Hand vor den Mund, während sie sich das Ausmaß der Katastrophe besah. Überall in der Küche verstreut befanden sich halbleere Verpackungen und Essensüberreste. Ihre Finger waren ganz schmutzig, klebten fürchterlich und sie spürte, wie sehr ihr Magen sich dagegen sträubte, die ungeheure Menge an Nahrung bei sich zu behalten.
Panisch huschten ihre Augen über das Chaos, welches sie angerichtet hatte, und die junge Black erinnerte sich beschämt daran, in wessen Wohnung sie sich befand. Obgleich Saphira ganz genau wusste, was sie als allererstes tun sollte - keine Sekunde mehr zögern, sondern den Raum auf der Stelle wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen - war sie nicht in der Lage, den Befehlen ihres Verstandes zu gehorchen, denn die Sucht stellte noch immer die stärkste Kraft dar, die sie antrieb.
Vor ihrer Fressattacke hatte sie sich so leer und hilflos gefühlt, die Verzweiflung und Einsamkeit mit dem Essen kurzfristig erfolgreich vertrieben, doch nun ertrug sie die Fülle ihres Magens nicht, bildete sich ein, binnen kürzester Zeit einige Zentner an Gewicht zugelegt zu haben, welche nun auf ihre Eingeweide und Lunge drückten, das Atmen beinahe unmöglich machten und sie innerhalb von Minuten möglicherweise umbringen würden, wenn sie nicht auf der Stelle etwas dagegen unternahm.

So leise wie es in ihrem Panikanfall möglich war, stürzte sie hinüber ins Badezimmer, verriegelte die Türe und erbrach sich hastig (aber nahezu lautlos) in die Toilette. Einzig ihr heftiges Schnappen nach Luft und das leise platschende Geräusch der von Magensäure zersetzen, zu einem durchmischten Brei gewordenen Nahrung, die in immer kleineren Portionen ihren Mund verließ, durchbrachen die nächtliche Stille.
Erschöpft lehnte Saphira ihre erhitzte, von Schweißperlen bedeckte Stirn gegen die kühle Keramik-Toilettenschüssel, als sie die Prozedur beendet hatte und darauf wartete, dass ihr Kreislauf sich wieder stabilisierte. Sollte sie jemals so etwas wie ein Ekelgefühl besessen haben, so hatte sie dies wohl bereits vor etlichen Jahren verloren.
Mit zittrigen Fingern griff sie nach dem Klopapier, um sich den Mund abzuwischen und die Spritzer von Erbrochenem zu entfernen, die sich am Rand der Toilettenschüssel befanden. Nach einem letzten, prüfenden Blick, mit dem sie sich vergewisserte, dass sie keinerlei verräterische Spuren auf dem Boden oder am Klodeckel hinterlassen hatte, wandte sie sich dem Waschbecken zu und betrachtete ihr geschwollenes, aufgedunsenes Gesicht im Spiegel, während sie sich brühend heißes Wasser über die trockenen, eingerissenen Hände laufen ließ. Ihre Augäpfel waren von winzigen geplatzten Äderchen überzogen und sahen so glasig aus, als hätte sie sich betrunken.
In der Hoffnung, all dies verschwände bis zum nächsten Morgen, drehte sie den Hahn des Waschbeckens und kühlte ihre Wangen und die tiefen Furchen unter ihren Augen mit kaltem Wasser, bevor sie zur Zahnbürste griff und sich die schmerzenden Zähne schrubbte, bis das Zahnfleisch zu bluten begann.

Ein Anflug von Schuld lastete auf ihr, doch die gewohnte Ruhe, welche sie nach diesem Akt innerlicher Selbstverstümmelung stets empfand, machte es bedeutend leichter, die Nerven zu bewahren und taktisch klug vorzugehen.
Auf Zehenspitzen verließ sie das Badezimmer und lauschte auf jedes noch so leise Geräusch, doch kein Laut war zu vernehmen. Augustus schlief also noch. Es bestand keinerlei Gefahr. Alles war gut. Alles war bestens. Ihr Handeln würde keinerlei Konsequenzen nach sich ziehen. Sie war auf der sicheren Seite, solange sie nur schnell und insbesondere ohne Lärm zu verursachen die Indizien für ihre Schandtat beseitigte.
Mucksmäuschenstill huschte sie hinüber ins Wohnzimmer, wo sich ihr Zauberstab befand, und schlich zurück in die Küche.
Es gab nicht viele Zauber, die Saphira wirklich in Perfektion beherrschte, doch dank jahrelanger Übung gehörte der Auffüllzauber dazu. Zwar hatte sie bisweilen den Eindruck, dass die Speisen hinterher von nicht ganz so kräftiger Farbe waren und einen etwas faderen Geschmack aufwiesen, jedoch hatte dies - abgesehen ihrer selbst - noch niemand beanstandet. Und welcher normal denkende Mensch käme auch auf die Idee, ein Mädchen, das finanziell in der Lage war, sich nahezu alles zu leisten, könnte die Speisen auf solche Weise manipuliert haben?
Konzentriert widmete sie sich einer fast leeren Packung nach der anderen, versuchte sich zu entsinnen, welche Lebensmittel in welcher Menge vorhanden gewesen waren und an welchem Platz sie gelegen hatten, war mit ihrem Ergebnis schlussendlich jedoch recht zufrieden. Alles sah wieder ordentlich aus, war sauber gewischt und fortgeräumt worden. Genau wie zuvor. So hoffte sie zumindest.
Als sie in der Tür stehend ihren Blick ein letztes Mal durch die Küche schweifen ließ, kam ihr der Raum exakt so vor wie in dem Moment, als sie ihn unbestimmte Zeit zuvor betreten hatte, und die junge Hexe musste sich ein teuflisches Grinsen verkneifen.
Sie war eine Meisterin der Täuschung. Das schlechte Gewissen wurde von einem Gefühl unsäglichen Triumphes überschattet. Sie konnte es noch immer, war in der Lage, heimlich auszubrechen und Dinge zu tun, die man ihr verbot, die unerwünscht und verpönt waren. Hinterher wurde ein sauberer Schlussstrich unter die Angelegenheit gezogen. Alles war wieder im Reinen und genauso, als wäre nie etwas geschehen. Die vergangene Stunde existierte schlicht und ergreifend nicht, wurde aus der Realität gestrichen, ausradiert, einfach beseitigt.
Ein bitteres Feixen huschte über ihr müdes Gesicht und sie kostete den Nachgeschmack der Macht einige Sekunden aus, ehe sie der Küche endgültig den Rücken kehrte.

Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer setzte sie dem pochenden Schmerz, der sich in ihrem Kopf ausbreitete, ein krampfhaftes Lächeln entgegen. Keinesfalls würde sie sich von dieser Schwäche in die Knie zwingen lassen. Alles war gut, prima, bestens, schlichtweg wunderbar, redete sie sich ein und setzte sich behutsam neben Augustus auf das Bett, heilfroh, dass er noch immer tief und fest schlummerte und von ihrer törichten Aktion nicht das Geringste mitbekommen hatte.
Du bist so ein lieber, naiver, viel zu guter Mensch, dachte Saphira voller Bedauern und seufzte leise ob der Gewissheit, wie sehr sie sein Vertrauen mit Füßen getreten hatte. Ihr Lächeln erstarb bei seinem Anblick und die Schuldgefühle kehrten zurück. Mit trauriger Miene krabbelte sie zurück unter die warme Bettdecke und schmiegte sich eng an Augustus` noch immer nackten Körper. Reue überkam sie, doch was sollte sie tun? Es gab nichts, was ihr Vergehen wiedergutmachen konnte, und so blieb ihr nur zu hoffen, dass ihr winziger Ausrutscher nicht entdeckt wurde.
„Gus, ich hab dich so verdammt gerne“, hauchte Saphira und betrachtete sein entspanntes, regungsloses Gesicht einen Moment lang, ehe auch sie die Augen schloss und fast unhörbar flüsternd hinzufügte: „Bitte hab genügend Kraft, nicht an dieser grausamen Welt zu zerbrechen. Oh, bitte lass dich nicht von so dummen Gänsen wie mir oder diesem unsinnigen Gerede vom reinen Blut beirren und zerstören. Wenn es jemand verdient hat, sorglos und glücklich zu sein, dann bist du es. Verzeih mir alles, was ich jemals gegen dich gesagt und getan habe. Ich bin so schrecklich dumm gewesen …“

+

Damals stellte ich keinerlei Verbindung zwischen der Tatsache her, dass ich sämtlichen Zwängen und Verpflichtungen entflohen war (die ich gewöhnlich für meine Probleme verantwortlich machte) und dennoch nichts an meinem selbstzerstörerischen Verhalten änderte.
Wohin man auch flieht, sich selbst wird man nicht los.
Noch immer glaubte ich fest daran, nur genügend Abstand zwischen Plymouth und mich bringen zu müssen, um auch meine psychischen Defizite hinter mir zu lassen. Irgendwo anders wartete ein neues Leben auf mich, eine andere Saphira, ein Mädchen ohne Narben, eine gescheite, aber aufgeschlossene Person, die mit sich selbst im Reinen war und ihre Träume verwirklichte.
Obgleich die Wahrheit auf der Hand liegt und ich diese Person niemals finden werde, weil sie nicht existiert, glaubte ich fest an diesen selbsterschaffenen Mythos.
Obwohl ich unlängst erkannt hatte, dass etwas mit mir nicht stimmte, mein Verhalten schädlich und unnormal war und ich einen immer stärker werdenden Wunsch nach Genesung - oder vielmehr Normalität - hegte, verleugnete ich vehement die Tatsache, ernsthaft süchtig zu sein. Süchtig nach dem Essen, dem Erbrechen, dem Hungern, den Gedanken an Essen, Essen, Essen. Mein einziger Weg zur Regulierung meiner Emotionen war die psychische und physische Kasteiung meines schwachen, bedürftigen Wesens.
Dies war etwas, das ich in der Hand zu haben glaubte, das Einzige, worüber ich in meinem Leben vermeintlich die Kontrolle ausübte.
Dass dieser Trugschluss vor unzähligen Jahren zum Selbstläufer geworden war, ich jedwede Kontrolle bereitwillig von mir gestoßen hatte und mich blindlings von der Störung führen ließ, begriff ich einfach nicht.
Andererseits verteidigte ich mich gedanklich weiterhin gegen die normalen Menschen, die von mir verlangten, dass ich mich änderte.
Ihr versteht das doch alle nicht. Ich kann nicht anders!
Ein Fehlverhalten aufzugeben, mit dem man quasi aufgewachsen ist, das zur eigenen emotionalen und körperlichen Reifung dazu gehört, seitdem man denken kann, ist gleichzusetzen mit dem Verlust der einzigen immerwährenden Konsolation, des Felsens in der Brandung, an den man sich sein halbes Leben lang haltsuchend geklammert hat. Man muss gewohnte Pfade verlassen und neue Wege finden, um Ängste zu bekämpfen, den Schmerz der Einsamkeit zu lindern und stressigen Situationen standzuhalten. Doch die Aussicht auf ein mögliches Scheitern und die Ungewissheit des Unbekannten schüchterten mich mehr ein als die bereits spürbaren Folgen meiner Erkrankung.
Die Essstörung war mein Talisman, den ich stetig mit mir herumtrug, der vollkommen unabhängig von anderen Menschen immer für mich da sein würde. Er konnte mich nicht enttäuschen oder verlassen.
Mir fehlte die Vorstellungskraft, ernsthaft in Betracht zu ziehen, irgendwann einmal ganz selbstverständlich normal zu essen. Ich war nicht einmal fähig, normal zu definieren. Es gab keine gesunde Vergangenheit, zu der ich zurückkehren konnte. Ich war sechszehn Jahre alt und stand vor der Herausforderung, Dinge erlernen zu müssen, die man normalerweise im Kleinkindalter begreift, verinnerlicht und bis zum Erwachsensein perfektioniert haben sollte.
Doch ich glaubte nicht, dass ich dies je schaffen würde, hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich die Bürden des Lebens gänzlich auf mich alleine gestellt bewältigen sollte.
Aber süchtig war ich nicht. Die Kontrolle oblag einzig und alleine meiner Obhut und nicht der Krankheit, behauptete ich stur und naiv.
Das Paradoxon darin erkannte ich nicht - oder ich wollte es nicht erkennen.
Viel zu tief war ich bereits in dem trügerischen Sog der Sucht versunken und das einzige, was mich noch wachrütteln konnte, war ein einschneidendes Ereignis, das mich vor die endgültige Wahl stellte und mir nur zwei mögliche Optionen ließ:
das Leben oder den Tod.

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Kapitelvorschau: Die entstandene Situation wird sich zuspitzen, wir wechseln den Ort, zunächst jedoch nur um einige wenige Kilometer (na, hat jemand eine Idee, wo das sein könnte?) und Draco erscheint wieder auf der Bildfläche. Genauso wie Bellatrix.
Ganz besonders Bellatrix. Ich freu mich. Freut sich jemand mit mir?
Oh ja, und nach den Ferien befassen wir uns auch noch einmal ausführlich mit dem Blaise & Tracey - Problem. Und überhaupt mit Tracey.

Abschließend noch eine Frage: Ich habe ein Kapitel, das etwa 20 Jahre später spielt und in der Ich-Perspektive von Saphira verfasst wurde. Es bildet sozusagen das Pendant zu Kapitel 62 Geständnisse eines betrunkenen Mannes. Ich mag es eigentlich, auch wenn es vermutlich einige Rätsel aufwerfen wird, anderes jedoch endlich aufklärt, das sich viele bei Kapitel 64 sowie auch im Kapitel Angst gefragt haben. Außerdem ist es vielleicht ganz interessant, wenn man im weiteren Verlauf immer mehr davon durchschauen wird.
Aber ich lasse euch mal die Wahl. Positiv wäre auf jeden Fall, dass dieses Kapitel bereits so gut wie fertig ist, also recht schnell hochgeladen werden könnte (allerdings erst als übernächstes Kapitel, am nächsten arbeite ich jedoch bereits).
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung mitteilt (:


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Als Voldemort jagt uns Ralph wirklich Angst ein. Man spürt, dass er wahnsinnig ist – seine Augen verraten das. Wenn er auf der Leinwand erscheint, bin ich jedes Mal starr vor Schreck.
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