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Fanfiction

Slytherin Hearts - Liebe kann vieles ...

von SaphiraMalfoy

@madame_x: Hallöchen, nun das von dir lang ersehnte Kapitel ;)
Ich finde es richtig cool, dass du dich noch an das Kapitel mit der als „Blutsstatusdetektor“ fungierenden Kette erinnerst, weil es doch ziemlich weit zurück liegt. Du hast die richtigen Schlüsse gezogen. Das ganze betrifft Tracey und ihre Mutter hat über einige Jahre hinweg dieses Geheimnis gehütet, wobei sie selbst die Gewissheit erst seit den vergangenen Sommerferien hat. Darin hatte ich eine kurze Andeutung in dem Kapitel, in welchem sich Saphira, Augustus und Tracey in London getroffen haben. Augustus hat daran gedacht, dass Miss Davis ein Abstammungsgutachten über Tracey hat erstellen lassen. Genaueres dazu dann nach den Weihnachtsferien.
Es freut mich, dass dir Bellatrix gefallen hat.
Und nun … labern wir nicht mehr lange drum herum. Viel Spass beim Lesen und tausend Dank für deinen Kommentar.


Warnung: Kitsch, Jammerlappen-Mentalität, Beziehungsblabla.

__________________________________





Einer Lösung gar so fern lag ich spätnachts apathisch und gefangen in meinem eigenen Kopf auf dem Bett - die linke Hand fest um die zu Glasstaub zerfallenen Überreste der von Draco zerstörten Scherbe geschlossen, salzige Tränen auf hässliche Schürfwunden vergießend - als ein Klopfen an der Tür mich erschrocken zusammenfahren ließ.

Vollkommen angezogen lag Draco auf seinem Bett, starrte mit offenen Augen in die Dunkelheit und lauschte den Geräuschen aus dem Nebenzimmer. Er konnte hören, dass Saphira unruhig in ihrem Zimmer hin und her lief und gelegentlich Dinge auf den Boden fallen ließ oder umräumte oder was auch immer sie damit anstellte ...
Ein Blick auf die altmodische Standuhr, deren unablässiges Ticken ihn wahnsinnig machte, verriet ihm, dass es fast zwei Uhr nachts war, doch Schlaf fand er keinen.
Sein ruhiges Atmen stand in merkwürdigem Kontrast zu dem lauten Klopfen seines Herzens, das sich allmählich dem Klang der Uhr anzupassen schien, in seinen Ohren pochte und die Nervosität ins Unermessliche steigen ließ.
Tick, tack, tick, tack, tick, tack, tick, tack, tick ...
Was zur Hölle trieb sie nur mitten in der Nacht, das derartig laute Geräusche erzeugte?
Klopf, klopf, klopf, klopf, klopf ...
Ob sie womöglich nicht alleine war ...?
Tick, tack, tick, tack, tick, tack, tick, tack, tick ...
Nein, Stimmen hörte er keine, doch was bei Salazar tat sie? Offensichtlich war nur, dass auch Saphira ähnlich aufgewühlt war wie er selbst und genauso wenig zur Ruhe kam.
Tick, tack, klopf, tick, klopf, tack, tick, klopf, tick ...
Ein Scheppern erklang aus dem Nebenraum, begleitet von leisem Fluchen.
Verdammt nochmal!
Unruhig sprang Draco auf, da er es in seinem Bett keine Sekunde länger aushielt, und griff mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend nach der Schmuckschatulle, in welcher sich der Verlobungsring befand. Wahrscheinlich war es unklug, sie nach diesem nervenaufreibenden Tag ein weiteres Mal zu behelligen und ausgerechnet heute dieses schwerwiegende Thema anzusprechen; andererseits gab es dafür genauso wenig einen richtigen Zeitpunkt wie damals, als er sich von ihr getrennt hatte, und je länger er es herauszögerte, desto schwieriger würde es werden. Weshalb sollte er also länger warten?
Und als ahnte Saphira, was er vorhatte, kehrte nebenan urplötzlich eine fast schon gespenstische Stille ein, die den Tatendrang des jungen Malfoys kurzzeitig ins Wanken geraten ließ. Doch nun stand er bereits auf dem Flur und einen Rückzieher zu machen, kam nicht mehr infrage. Mit bebenden Fingern klopfte er gegen das dunkle Holz und erhielt wie schon am Morgen keine Antwort.

Trotzdem drückte er die Klinke herunter und betrat - getrieben von dem Verlangen, wenigstens den Versuch zu wagen, ihr alles zu erklären oder seinetwegen auch erneut mit ihr zu streiten - den Raum.
Noch bevor er Saphira überhaupt erblickte, blieb der junge Magier ob der eisigen Kälte, die ihm entgegenschlug, wie angewurzelt stehen und zog für einen Moment in Betracht, sich im Zimmer geirrt zu haben. Es war jedoch nicht das sperrangelweit geöffnete Fenster, durch welches bitterkalte Luft in den Raum strömte, das ihn so sehr verdutzte, sondern das schier unüberblickbare Chaos, das selbst seine eigene Unordnung gewaltig in den Schatten stellte und rein gar nicht zu Saphiras fast zwangsneurotischem Aufräumverhalten passte. Stirnrunzelnd sah er sich um und entdeckte Kleider, Röcke, Schulbücher, Blusen, Schreibfedern, Umhänge und diverse andere Gegenstände, die quer über den Boden verstreut waren, auf dem Schreibtisch lagen und über einem Stuhl hingen.

Schließlich huschte sein Blick hinüber zu Saphiras Bett, das ebenfalls als Ablagefläche für verschiedene Anziehsachen herhalten musste, zwischen denen die zierliche Hexe reglos lag, sodass es für einen Moment den Anschein erweckte, als schliefe sie. Erst als Dracos Pupillen sich an das flackernde Licht der Kerze auf dem Nachtschränkchen gewöhnt hatten, erkannte er, dass ihre Augen nicht geschlossen, sondern weit aufgerissen und wachsam auf ihn gerichtet waren, obgleich sie sich weder aufsetzte noch einen Ton von sich gab. Etwas Gehetztes lag in ihrem Blick, das Draco erschaudern ließ, etwas, das er bereits zuvor gesehen, doch niemals verstanden, sie nie wirklich danach gefragt hatte. Es wirkte, als wäre sie in Panik erstarrt, fast unmenschlich, wie eingefroren sah sie aus. Nicht einmal das Heben und Senken ihres Brustkorbes beim Atmen konnte er ausmachen.

Verwirrt öffnete der Blonde den Mund, doch ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können. Zu seltsam mutete diese Situation an, zu erschreckend war es, seine Exfreundin in einer solchen Verfassung vorzufinden, die ihn auf merkwürdige Weise an die vergangenen Weihnachtsferien erinnerte, in denen sie plötzlich mitten in der Nacht mit demselben verstörten Ausdruck stocksteif und kaum ansprechbar neben ihm gesessen und auf jeden Versuch seinerseits, sich ihr zu nähern, geradezu hysterisch reagiert hatte.
„Seit dem Moment, in dem ich mich verliebt habe, wusste ich, dass es falsch sein würde, dass du mir zu nahe kommen wirst, wenn ich es zulasse, und ich habe es zugelassen, weil ich schwach bin, undiszipliniert und dumm, nicht einmal fähig, mich selbst unter Kontrolle zu halten. Und ich ... ich wusste nicht, was ich mit diesem Gefühl anfangen sollte ... Glück.“
Weshalb waren ihm diese Worte noch so deutlich im Gedächtnis, als hätte er sie hunderte Male vernommen? Warum hatte er ausgerechnet dies nicht vergessen, wo er sich doch an so viel schönere Begebenheiten nur verschwommen entsann?
Schon damals hatte er nicht mit ihr umzugehen gewusst, ihren zappelnden Körper nur fest in die Arme geschlossen, um ihren Widerstand zu brechen, ihr wieder und wieder beschwörend ins Ohr geflüstert, dass er sie liebte, liebte, liebte, und nicht begriffen, was in seiner Freundin vorging. Wie in Merlins Namen sollte er nun dazu in der Lage sein?

Fröstelnd bemerkte Draco die noch immer vorherrschende Kälte, wandte sich ratlos von Saphira ab und bahnte sich umsichtig einen Weg durch die am Boden verstreuten Sachen. Erneut stutzte er, als er über ihren Schrankkoffer stieg, der zur Hälfte gefüllt vor dem Durchgang zum Ankleidezimmer stand. Ob er ein- oder ausgeräumt worden war, vermochte Draco auf die Schnelle nicht festzustellen; ohnehin konnte er sich keinen Reim darauf machen, was dies alles zu bedeuten hatte, verdrängte alle Möglichkeiten, die er nicht wahrhaben wollte, und besann sich auf sein ursprüngliches Anliegen.

Selbst nachdem er das Fenster geschlossen hatte, blieb Saphira wie versteinert liegen und der intensive Blick, mit dem ihre Augen ihn durch den Raum verfolgten, ließ Draco die Nackenhaare zu Berge stehen.
Unsicher näherte er sich ihrem Bett und fragte, ob er sich setzen dürfe.
„Nein“, antwortete die Blonde mit kratziger Stimme und rührte sich immer noch nicht. Dessen ungeachtet nahm Draco neben seiner Exfreundin Platz und betrachtete ihr müde wirkendes Gesicht. Rote Flecken bedeckten Saphiras Wangen und ihre Augen waren aufgequollen, was ihn darauf schließen ließ, dass sie geweint hatte.
„Geh weg“, verlangte sie kraftlos und fast unhörbar leise, aber Draco dachte gar nicht daran, dem Folge zu leisten. Einen Augenblick schwieg er und mühte sich darum, die Trauer, welche ihn zu übermannen drohte, nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, obwohl er ahnte, dass er daran scheitern würde.
Am Nachmittag noch war Saphira ihm so viel stärker und entschlossener vorgekommen, hatte ihm nicht den Hauch einer Chance gegeben, seine Meinung kundzutun, und sich ihm gegenüber energisch und abweisend gezeigt, sodass er erwartet hätte, sie würde ihn nun auf der Stelle des Zimmers verweisen. Aber die Apathie, welche sie an den Tag legte, und der unheimliche Ausdruck, der sich in ihren Augen widerspiegelte, weckten gleichsam seinen Beschützerinstinkt, wie sie ihn in Sorge versetzten. Er wollte ihr keinesfalls noch mehr Kummer bereiten. Er wollte ihr helfen. Doch die dunkle Vorahnung, dass ihm dies nicht gelingen sollte und eher das genaue Gegenteil eintreten würde, ließ die Worte nur mühsam über seine Lippen gleiten.

„Ich muss mit dir reden“, begann er und überlegte fieberhaft, was der richtige Weg war, um sein Anliegen vernünftig darzulegen und Saphira dazu zu bringen, ihn überhaupt anzuhören.
„Ich will aber nicht mit dir reden“, entgegnete sie tonlos, wandte den Blick von ihm ab und richtete sich schwerfällig auf. „Verschwinde einfach und lass mich zufrieden.“ Sie wirkte erschöpft und schwach wie Draco sie nie zuvor erlebt hatte. Alles Leben schien aus ihr gewichen zu sein und ihre Stimme klang hohl und nichtssagend, ließen den Inhalt ihrer Aussagen unglaubwürdig und nichtig erscheinen.
„Phibs, bitte sieh mich an“, flüsterte Draco mit angehaltenem Atem und hörte sein aufgeregtes Herz erneut so laut schlagen, dass er beinahe fürchtete, es könne ihre Antwort übertönen. Da sie nicht reagierte, griff er behutsam nach ihrer linken Hand, die fest verkrampft auf ihrem Bein lag, strich sacht darüber und wunderte sich zunächst nicht, als die junge Hexe bei dieser Berührung kurz zusammenzuckte. Erst als er ihre zur Faust geballten Finger vorsichtig löste und etwas Feuchtes, Dunkelrotes auch seine eigenen benetzte, hielt er alarmiert inne und führte ihre Hand näher vor sein Gesicht, um sie im schwachen Kerzenschein besser sehen zu können.
Als er erkannte, was sie angerichtet hatte, blieben Draco die Worte im Halse stecken. Auch schien Saphiras phlegmatische Teilnahmslosigkeit auf magische Weise ansteckend zu sein, denn anstatt sofort darauf zu reagieren, starrte er einige Sekunden lang entsetzt darauf und bewegte sich keinen Millimeter.
Die gesamte Innenfläche ihrer Hand war aufgescheuert und in oberflächlichen, aber breiten Schürfwunden steckten blutgetränkte Glassplitter, die das flackernde Licht auf schaurige Weise reflektierten.
Es dauerte einen Moment, ehe der Blonde seine Stimme wiederfand, und Saphiras absolute Passivität brachte ihn noch ein wenig mehr aus dem Konzept. Früher hätte sie niemals freiwillig zugelassen, dass er länger als der Zufall es wollte mit ansah, was sie sich selbst antat, hatte ihre Verletzungen versteckt, fast schon aggressiv beteuert, es handle sich um einen Unfall, und ihm dreist ins Gesicht gelogen, obwohl sie ganz genau wusste, dass er dies längst durchschaut hatte und die Wahrheit kannte. Nun hingegen tat sie gar nichts, sah ihn nur gleichgültig, beinahe mit gelassener Ruhe an und machte keinerlei Anstalten, ihm ihre Hand zu entziehen.
„Warum?“, hauchte er schließlich ratlos und wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. Ihre Emotionslosigkeit jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken und er lenkte sich damit ab, nach seinem Zauberstab zu tasten, musste jedoch feststellen, dass er ihn nicht dabei hatte. So ein verfluchter Drachenmist!
„Das fragst du noch?“, erwiderte Saphira in der immer gleichbleibenden Tonlage, die Draco langsam verrückt machte. „Das ist doch dein Werk. Du hast mein Zimmer durchwühlt, mein Tagebuch gelesen und die Scherbe zerbrochen, war es nicht so?“
Draco schluckte und deutete ein Nicken an, wollte allerdings ebenso wenig zulassen, dass sie ihn hierfür verantwortlich machte, wie schon am Vormittag, als er diesen Vorwurf in ihren Notizen hatte lesen müssen.
„Das ist keine Begründung“, sagte er harsch und spürte den Zorn darüber erneut in sich aufflammen, aber sein Mitgefühl war stärker, weshalb er rasch die Stimme senkte und besorgt fortfuhr: „Bitte erkläre es mir. Ich will dich doch nur verstehen.“ Schweigend ließ Saphira ihren Kopf sinken und zuckte hilflos die Schultern.

„Gib mir deinen Zauberstab“, forderte Draco resigniert, da er nicht glaubte, von ihr jemals eine vernünftige Antwort auf diese Frage zu erhalten, und wider Erwarten gehorchte seine Cousine ihm ohne jedwede Gegenwehr. Auch als er den Stab auf ihre Wunden richtete und die Glassplitter vorsichtig daraus entfernte, ließ sie ihn gewähren, was früher undenkbar gewesen wäre. Eine merkwürdige Stille breitete sich zwischen ihnen aus, die Draco jedoch nicht unbedingt als unangenehm empfand. Seltsamerweise fühlte er sich seiner Exfreundin plötzlich so nahe wie selten zuvor, als könne er die scheinbar unüberwindbare Mauer (die seit jeher mal mehr, mal minder spürbar zwischen ihnen existiert hatte) endlich bezwingen und zu ihr durchdringen. Doch vermutlich täuschte er sich, missdeutete ihre Lethargie als Vertrauen, das sie ihm ganz bestimmt nicht entgegenbrachte.
„Ich verstehe mich doch selbst nicht“, murmelte sie schließlich leise, während sie beobachtete, wie er die letzten Kratzer heilte und mit einem heraufbeschworenen Taschentuch die gröbsten Blutspuren von ihren Fingern wischte. Erst als er näher an sie heranrückte und versuchte, ihr über die Wange zu streicheln, wich sie ruckartig vor ihm zurück.

„Draco, was willst du hier?“, fragte sie mit einem Mal unfreundlich und abweisend, aber der junge Malfoy ließ sich von ihrem Stimmungswechsel kaum aus der Fassung bringen, denn er hatte nur darauf gewartet, dass etwas Derartiges passieren würde. Um sich davon noch überraschen zu lassen, kannte er sie inzwischen zu gut und gewissermaßen kam es ihm sogar zupass, dass sie etwas aktiver wurde und er nicht um jedes Wort ihrerseits ringen musste.
„Ich weiß von der Sache mit Selwyn“, lenkte er das Gespräch unverblümt und ohne weitere Vorrede auf das Thema, das ihm zu schaffen machte.
„Und?“, zischte sie. Die Garstigkeit in ihrer Stimme war so bezeichnend für sie, dass Draco beinahe gelächelt hätte. Das war eher die Saphira, die er liebte und mit der er umzugehen wusste. „Was geht es dich an?“
„Theoretisch gar nichts“, erwiderte Draco betont ruhig und griff haltsuchend nach dem Schmuckkästchen, welches neben ihm auf der Bettdecke lag und das Saphira bislang nicht entdeckt hatte.
„Praktisch ebenso wenig“, ergänzte sie in einer Tonlage, die unmissverständlich begreiflich machen sollte, dass sie nicht bereit war, über dieses Thema zu diskutieren.

„Nein, Saphira, das ist nicht wahr und das weißt du genau. Praktisch geht es mich eine ganze Menge an“, widersprach er, seufzte nachdenklich und fuhr sich nervös mit einer Hand durch die weißblonden Haare, um etwas Zeit hinaus zu schinden.
„Saphira ...“, begann er und räusperte sich unsicher. Wie sagte man so etwas? Bedurfte es einer endlosen Vorrede, in der er ihr alles erklärte, seine Absichten darlegte und ihr schwor, begangene Fehler nicht zu wiederholen? Aber wie sollte er das nur ausdrücken? Würde sie ihm in diesem Fall überhaupt bis zum Ende zuhören? Wahrscheinlich nicht. Nein, viel wahrscheinlicher war, dass diese Variante in einem Streitgespräch ohne Aussicht auf irgendeine Einigung oder Lösung endete.
„Was?“, durchbrach Saphira seine Überlegungen scharf und ließ ihm keine Gelegenheit, länger darüber nachzusinnen.
„Ich ...“, murmelte Draco, hob den Kopf und blickte direkt in ihre großen, grünen Augen. Sein Entschluss stand fest.
Er wollte sie, nur sie.
Für immer, immer, immer.
Bis ans Ende seiner Tage.
Weshalb nur bekam er den Mund nicht auf, keinen Ton heraus, brachte die Worte nicht über die Lippen?

Für kurze Zeit war es mucksmäuschenstill im Raum, die Spannung fast greifbar. Die Sekunden zogen sich nahezu unerträglich in die Länge, bis Draco seine eigene Stimme vernahm, die wie aus weiter Ferne ganz leise gegen das trommelnde Schlagen seines Herzens ankämpfte und kaum hörbar im Raum zwischen ihnen unterzugehen schien.
„Heirate mich.“
Er war nicht sicher, ob Saphira ihn überhaupt gehört hatte. Von ihrem ungläubigen Blick gefangen genommen fühlte er seine Hoffnungen schwinden, wusste nicht, ob er noch den Mut aufbrachte, etwas hinzuzufügen und ...
„Bitte?“, beendete die Schuldige an seinem Gefühlschaos den sinnlosen Monolog in seinem Kopf und nach einem tiefen, beruhigenden Atemzug fing Draco sich allmählich wieder, ordnete seine Gedanken und verfluchte das Adrenalin, welches durch seine Adern jagte, die unbändige Aufregung, welche es ihm schwer machte, ruhig sitzen zu bleiben, und seine lächerliche Angst vor ihrer Reaktion. Da es einmal ausgesprochen war, konnte er es auch ein zweites Mal tun, nun, da er wusste, dass der Himmel nicht über ihm zusammenbrach, die Erde sich stetig weiterdrehte und Saphira ihn nicht augenblicklich zum Teufel jagte ...
„Werde meine Frau, nicht Selwyns“, flüsterte Draco, blickte ihr direkt in die Augen und dachte dieses Mal sogar daran, ihr die Schmuckschatulle in den Schoß zu legen, vergaß jedoch, sie zu öffnen. Ohnehin mutete die Szenerie seltsam an, war alles andere als ein Heiratsantrag, wie man ihn sich vorstellte. Aber was war zwischen ihnen überhaupt noch normal? Hatte ein solcher Zustand jemals existiert? Sollte er etwa auf die Knie fallen und sich lächerlich machen, wenn sie nein sagte? Draco war noch nie der romantische Typ gewesen und ein einstudiertes Schauspiel, das nicht seinem Charakter entsprach, würde Saphira ihm mit Sicherheit nicht abkaufen.

„Wenn das ein Scherz sein soll, Draco ...“, stammelte die Blonde benommen und schüttelte verwirrt den Kopf. „Es ist ... nicht komisch.“ Wie eingefroren saß sie da und sah hinab auf das Schmuckkästchen. Von ihren Fingerspitzen ausgehend breitete sich ein merkwürdiges Taubheitsgefühl in ihrem Körper aus, das Blut rauschte in ihren Ohren und die junge Black fühlte sich auf grausame Weise an den Moment erinnert, in dem sie Draco und Pansy zum ersten Mal miteinander ...
Obwohl sie die Augen offen hielt und sich krampfhaft darauf konzentrierte, ihre Hände zu mustern, konnte sie den eiskalten Blick, mit dem Draco sie damals gemustert hatte, nahezu lebhaft vor sich sehen. Kein Funken Liebe hatte darin gelegen, nichts als pure Gleichgültigkeit zeichnete seine Züge, als er provokant einen Arm um Pansy gelegt hatte und seiner Exfreundin das Herz brach.

„Ich meine es ernst, Phia, ich ... ich liebe dich und es tut mir leid, was ich getan habe“, beteuerte er und kam sich dabei vor wie ein Idiot. Diese Aussage klang so hohl, so daher gesagt und unehrlich. Dabei meinte er es doch so!
„Du hast wohl zu viel Elfenwein getrunken“, entgegnete Saphira so unfreundlich, wie es ihr möglich war, und runzelte die Stirn, während sie mit verletzter Miene von ihm abrückte. „Bitte“, sagte sie flehentlich und mühte sich vergeblich darum, ruhig zu sprechen, was ihr sichtlich schwer fiel. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, ihn angebrüllt und jedes verdammte Möbelstück in diesem Zimmer kurz und klein geschlagen. Wie konnte er es wagen, wie konnte er nur ... Woher nahm er diese Dreistigkeit?
„Hör auf damit, ich finde das ganz und gar nicht witzig. Hast du mir nicht schon genug wehgetan? Geh einfach, verschwinde, hau ab!“ Mit jedem Wort wurde ihre Stimme energischer, sprach die junge Hexe lauter, bis sie schließlich aufsprang und einen Meter vom Bett zurück wich.
„Du verstehst das ganz falsch“, warf Draco ein und erhob sich ebenfalls. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas so ernst gemeint.“ Langsam ging er auf die Kleinere zu, bis er direkt vor ihr stand. Wie gelähmt stand sie da, rührte sich nicht und sah ihn aus weit aufgerissenen Augen heraus an, die ihm so viel Schmerz offenbarten, dass er ihrem Blick kaum standhielt.
„Ich weiß, dass du es nicht verstehst und wenn ich könnte würde ich alles Leid, das ich dir angetan habe, rückgängig machen. Aber das kann ich nicht. Glaub mir wenigstens eines: Ich habe nicht minder gelitten, auch ich gehe daran zugrunde, wenn du mir niemals verzeihen kannst, doch ich hatte meine Gründe.“
Bedächtig hob er einen Arm und schlag ihn vorsichtig um ihre Taille, zog das am ganzen Leib zitternde Mädchen eng an sich heran und strich ihr mit der freien Hand behutsam über den Rücken.
Ein paar Minuten lang regte sie sich nicht, ließ ihn widerspruchslos gewähren und weinte stumme Tränen, die sein Hemd durchnässten, während Draco ihre Stirn küsste, die Nase in ihrem Haar vergrub und nur hoffte, betete und in Gedanken darum flehte, sie möge ihm vergeben.

„Wie kannst du das behaupten? Wie kann es wahr sein, nach allem, was du getan hast?“, fragte Saphira plötzlich mit erstickter Stimme und ihr Körper versteifte sich merklich unter seinem Griff.
„Es ist die Wahrheit.“ Mehr brachte Draco nicht hervor, denn die schrecklichen Details der gesamten Geschichte lasteten zu schwer auf ihm, als dass er in der Lage war, sie Saphira zu erklären. Außerdem fürchtete er ihre Reaktion darauf noch immer.
„Du hast mich für Pansy verlassen“, stellte Saphira nüchtern fest, schob ihn energisch von sich und löste sich aus seiner sanften Umarmung. „Das ist kein Zeugnis aufrichtiger Liebe oder willst du etwa das Gegenteil behaupten?“
„Das war nicht der Auslöser“, murmelte Draco, der hin und her gerissen war, nicht wusste, wie er sie überzeugen konnte, ohne ihr die grauenerregenden Tatsachen zu offenbaren.

„Was war es dann?“, verlangte Saphira zu erfahren und wurde zunehmend wütender. Wie konnte er es nur wagen, ihr solche Lügen zu unterbreiten und auch noch erwarten, sie würde darauf hereinfallen? Wie beschränkt war dieses verdammte Arschloch eigentlich? Glaubte er ernsthaft, er könne ihr das Herz herausreißen, es zu Boden werfen und lachend darauf herumtrampeln, und sie würde ihn anschließend trotzdem zum Mann nehmen? Dermaßen bescheuert konnte doch nicht einmal Draco Malfoy sein!
„Nichts, was du begreifen würdest“, wand der junge Malfoy sich um eine Antwort und wiederholte stattdessen:
„Ich liebe dich, Saphira. Ich liebe dich so sehr, dass es mich in den Wahnsinn treibt!“
„Und offensichtlich ist selbst das nicht genug“, kam es barsch von ihr zurück und schon wollte sie sich mit verschränkten Armen von ihm abwenden, als Draco sie in schierer Verzweiflung bei den Schultern packte, herumriss und zwang, ihn anzusehen.
„Phia, wenn das, was ich für dich empfinde, nicht genug ist, dann ... dann weiß ich es auch nicht, wirklich nicht. Wenn ich nur in Worte fassen könnte, was ... Es tut so verflucht weh, jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Ich kann an kaum etwas anderes mehr denken, denn in meinem Kopf bist immer nur du, du, du. Ich vergehe vor Sehnsucht, während ich mich eigentlich auf etwas gänzlich anderes konzentrieren sollte.“ Er schluckte schwer und rang um Beherrschung, denn dieses Thema wollte er nicht vertiefen. Nicht hier, nicht heute, nicht so, nicht jetzt. Nicht ehe er sicher war, dass sie auf seiner Seite stand.
„Ich halte es kaum aus, dir so nahe zu sein, Tag für Tag, und dich nicht berühren zu dürfen, dir zu begegnen und nicht mit dir reden zu können, nicht mehr bei dir zu sei, deine Nähe zu spüren, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe, mich mit dir zu streiten und zu versöhnen, dich zu küssen und zu umarmen, ich ...“

Die Stimme versagte ihm und Draco ließ abrupt von ihr ab, vergrub die Hände in seinen Haaren und spürte furchterregende Panik durch seinen Körper strömen. Alles, was er seit Monaten zu verdrängen suchte, stürzte nun über ihm zusammen und führte ihm gleichsam schmerzhaft vor Augen, weshalb er Saphira verlassen hatte. Diese Gefühle schwächten ihn, machten ihn so angreifbar und verletzlich. Das konnte und durfte er sich in seiner Situation einfach nicht erlauben. Und auch etwas anderes wurde ihm wieder bewusst: Nicht grundlos hatte er seine Liebe zu diesem Mädchen vor der Außenwelt herunterspielen und verbergen wollen. Die Drohung gegen das Leben seiner Mutter hatte vermutlich nur den Anfang dargestellt und die Wahrscheinlichkeit, dem Dunklen Lord in diesen Ferien erneut zu begegnen, war nicht gerade gering, barg die Gefahr in sich, dieser könne erkennen, wie viel Saphira ihm bedeutete und dass Draco inzwischen nahezu alles für sie tun würde.

Bleib ruhig, handle vernünftig. Ja, seine Mutter hatte wahrhaftig gut reden! Sie steckte schließlich nicht in seiner ausweglosen Lage.

„Das ist der Punkt, Draco“, meldete Saphira sich zu Wort, nachdem sie ihn einige Sekunden lang fassungslos angesehen und darum gekämpft hatte, ihm ja keinen Glauben zu schenken, sich nicht noch einmal von ihm für dumm verkaufen zu lassen. Diesen Fehler hatte sie ein einziges Mal begangen und dabei würde es bleiben. „Du denkst immer nur an dich. Jetzt empfindest du vielleicht so, jetzt bereust du es und verlangst von mir, dass ich alles vergebe und vergesse, nur weil du dich entschuldigt hast und mir vorjammerst, wie sehr du mich vermisst. Wie es mir dabei geht, fragst du nicht. Wie sehr ich gelitten habe, hat dich nie interessiert. Oder doch ... Es hat dich sehr wohl interessiert, weil es dich damals ganz offenbar amüsiert hat, und nun soll ich dir verzeihen? Ich soll dir glauben? Erklär mir, wie ich dir jemals wieder vertrauen kann. Wie soll ich wissen, dass du meiner in einem Monat, einem Jahr, einem Jahrzehnt nicht wieder überdrüssig geworden bist und dir die nächste Dumme suchst, mit der du mich betrügst, um mich anschließend zu verlassen? Wenn du ein überzeugendes Argument hast, dann teil es mir nur mit, ich bin sehr gespannt“, sagte sie bissig und sah ihn herausfordernd an.

„So war das nicht, ich ... ich kann es dir nicht erklären, jedenfalls nicht heute. Ich wünschte, es wäre mir möglich und irgendwann wirst du alles erfahren, das verspreche ich dir. Aber nicht jetzt ...“, versuchte Draco sich herauszureden. Sollte er ihr wirklich sagen, was los war? Es war ihm absolut unmöglich, Saphira diesbezüglich einzuschätzen. Freudentänze würde sie selbstverständlich mitnichten aufführen, aber könnte sie es vielleicht verstehen? Würde sie zu ihm halten? Oder sich für immer von ihm abwenden? Dass er darauf keine Antwort erhielt, solange er nicht mit ihr sprach, war ihm bewusst, doch das Risiko war einfach zu hoch ...
„Was für eine erbärmliche Ausrede. Konntest du dir nichts Besseres ausdenken?“, meinte Saphira sarkastisch und schüttelte abfällig den Kopf. Dieser Kerl trieb sie noch in den Wahnsinn.
„Das ist es nicht“, verteidigte sich der junge Malfoy und rieb sich mit einer Hand über die Stirn. „Bitte, Phia. Vertrau mir noch einmal, ein letztes Mal. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht enttäuschen werde. Und außerdem ... Du kannst dir niemals sicher sein, bei keinem Mann, genauso wenig wie es umgekehrt der Fall ist. Aber ich schwöre, ich werde dir nie wieder wehtun, dich nie wieder hintergehen oder verlassen. Wenn du mir nicht glauben kannst, und das verstehe ich nur zu gut, Saphira ... Ich gebe dir den Unbrechbaren Schwur darauf, dass ich dich aufrichtig liebe und es immer tun werde. Und sollte ich doch jemals wieder auf den Gedanken kommen, dich zu verletzen, so will ich auf der Stelle tot umfallen.“
Einen Moment lang blieb Saphira sprachlos, dann lachte sie bitter auf und flüsterte: „Du spinnst doch. Das ist vollkommen verrückt.“
„Ich meine es ernst“, erwiderte Draco ruhig und sah ihr direkt in die Augen. Wie sehr er dieses Mädchen liebte, dass er besessen davon war, sie zurück zu erobern und für immer sein Eigen zu nennen, wurde ihm ein weiteres Mal schmerzlich bewusst. Er spürte es, konnte es in jeder Faser seines Körpers fühlen. Er meinte es verdammt ernst und würde diesen Schritt zur Not tatsächlich wagen, denn wenn er seine Mutter nicht retten und Saphira nicht mehr lieben konnte, was hatte sein Leben dann überhaupt noch für einen Sinn?
„Das glaube ich dir sogar“,  hauchte Saphira, die plötzlich sehr betroffen wirkte. Die Härte war aus ihrer Stimme gewichen und sie klang nun mehr schlichtweg traurig. „Doch an meinem Gefühl wird das nichts ändern. Du kannst es nicht wieder gut machen. Es ist zu spät.“
Zu spät. Genau das hatte Draco befürchtet, doch die Gewissheit zu haben, es aus ihrem Mund zu hören, war niederschmetternd.
„Liebst du mich noch?“, fragte er leise und griff haltsuchend nach ihrer Hand.
„Wenn mein Gefühl mich nicht trügt, werde ich das immer tun. Ich bin bloß nicht mehr verliebt in dich, das ist alles“, seufzte Saphira, wandte sich von ihm ab und griff nach ihrem Wintermantel, der über dem Schreibtischstuhl hing.
„Das verstehe ich nicht“, antwortete Draco, nachdem er einige Sekunden lang stumm über ihre Aussage nachgedacht hatte.
„Ach, Draco. Es ist ... Ich brauche frische Luft. Komm mit raus, wenn du willst, dann versuche ich es dir zu erklären“, sagte sie, ohne ihn dabei anzusehen, schlüpfte in ihre Stiefel und verließ den Raum.

+

Beinahe zwanzig Minuten lief Draco schweigend neben ihr am Waldrand entlang und sann innerlich über eine Lösung nach, suchte einen Ausweg, ein Argument, irgendetwas, womit er Saphira überzeugen konnte, doch ihm fiel partout nichts Gescheites ein. Das Einzige, was er in Betracht zog war ... Aber nein, darauf würde sie sich niemals einlassen. Und wenn es die letzte Möglichkeit war? Oh Merlin, was sollte er nur tun? An dem Versuch, sie zu vergessen und sich nur auf sich selbst zu konzentrieren, war er schließlich gescheitert. Ohne sie ging es nicht. Er musste einen Weg finden.

Erst als Saphira stehen blieb, sah Draco auf und stellte überrascht fest, dass sie in einer kleinen, unbelebten Bucht standen, von der aus man einen guten Blick auf den Hafen der Muggel hatte. Das Rauschen des Meeres war sanft und regelmäßig, der böige Wind hatte sich gelegt, doch die klirrende Kälte war trotz allem noch beißender geworden. Keine Wolke verdeckte den pechschwarzen Himmel und die Sterne funkelten hell auf sie herab. Kleine Lichter blinkten in weiter Ferne und es hatte den Anschein, als würden die Muggel selbst nachts noch auf ihren Schiffen arbeiten.

„Erkläre es mir“, bat Draco fröstelnd und wandte den Blick von der seltsamen Szenerie ab, mit der er sich gar nicht näher befassen wollte. Wieso sollte es ihn interessieren, was dieser Abschaum dort trieb?
„Komm her“, forderte sie und winkte ihn zu sich heran, bis er direkt vor ihr stand.
„Darf ich?“, fragte sie und legte ihre behandschuhten Hände auf seine Schultern.
„Natürlich“, erwiderte Draco stirnrunzelnd und fühlte, wie sein Herz schneller schlug, als sie ihn berührte. Verdammt, weshalb hatte er das nicht im Griff? Es war doch früher nicht so schlimm gewesen. Er steigerte sich nur in etwas hinein, machte sich selbst verrückt und verlor den Halt, wenn er nicht bald damit aufhörte, dieses Mädchen zu begehren. Aber seine Sehnsucht wollte erfüllt, nicht unterdrückt werden, wuchs ins Unermessliche und ließ sich nicht bändigen.
„Küss mich“, hauchte Saphira, die allmählich zu zittern begann. Ob vor Kälte oder Aufregung vermochte Draco nicht zu definieren, doch er hoffte auf Letzteres.
„Was machst du nur mit mir?“, flüsterte der Blonde, strich ihr mit eiskalten Fingern über eine Wange und beugte sich zu ihr herunter, stupste ihre Nase sacht mit seiner an und wandte den Blick keine Sekunde von ihren großen, grünen Augen ab, die ihn mit einem intensiven, undefinierbaren Ausdruck ansahen, bevor er seine Lippen auf ihre legte.

Ganz kurz nur ließ Saphira ihn gewähren, drückte sich an ihn und atmete tief ein, genoss das vertraute und gleichsam neue Gefühl der Geborgenheit, dann wich sie vor ihm zurück und schluchzte trocken auf.
„Es geht einfach nicht, Draco. Alles was ich noch empfinde, wenn du mir nahe kommst, ist Schmerz. Es zerreißt mich, zerstört mich, tut so weh ... Ich halte das nicht aus, ich ertrage das nicht. Und deshalb kann es nicht funktionieren, verstehst du? Egal was du mir versprichst, was auch immer du mir sagst ... Nichts kann dieses Gefühl beseitigen. Auch wenn ich dir glaube, dass du mich liebst, und ich weiß, dass ich dich liebe, es ist unwiederbringlich zerbrochen.“ Noch während Saphira sprach, wusste sie, dass es nicht stimmte. Zwar handelte es sich nicht um eine echte Lüge, denn was sie gesagt hatte, entsprach bis vor wenigen Sekunden noch ihrer Annahme, doch diese hatte sich nicht bestätigt. Sie hatte sich eingeredet, über ihn hinwegkommen zu können, nichts Positives mehr für ihn zu empfinden, aber dem war nicht so. Es tat immer noch weh, sehr sogar, doch es wurde besser, seine Worte hatten etwas verändert, auch wenn sie es nicht wahrhaben, sich dessen verschließen wollte. Ihr Herz erholte sich tatsächlich langsam, war bereit, ihm irgendwann zu vergeben, wenn auch nicht sofort, doch ihr Verstand verbot dies.
Er wird es wieder tun. Immer wieder. Du hast nur zwei Möglichkeiten: Lass dich wieder auf ihn ein, gehe daran zugrunde und verfasse am besten vorsorglich deine Grabrede, oder befreie dich endlich von ihm.

„Gibt es gar nichts, was ich tun könnte?“, fragte Draco niedergeschlagen und vergrub die Hände in den Taschen. Sollte sein Leben wirklich dermaßen trostlos werden? Musste alles, dessen er sich sicher gewesen, um das er sich niemals Sorgen gemacht hatte, in diesem einen verfluchten Jahr vernichtet werden?
„Nein“, log Saphira, ohne ihn anzusehen und mühte sich darum, stark zu bleiben, ihn bloß nicht wissen zu lassen, dass er sehr wohl noch Chancen bei ihr hatte ... verdammt große Chancen sogar.

„Ach, das ist doch -“, stieß Draco plötzlich laut aus und trat so heftig gegen einen Felsbrocken, dass sein Fuß höllisch schmerzte. „Scheiße!“, ergänzte er aufgebracht und wunderte sich über den Ausdruck, der auf Saphiras Gesicht erschien. Es sah aus, als unterdrückte sie ein Grinsen ...

Obgleich jedwede Hoffnung verloren schien, wagte der junge Malfoy schließlich einen weiteren Versuch, der von seiner Verzweiflung zeugte.
„Pass auf, Phia. Ich mache dir einen Alternativ-Vorschlag. Du willst Selwyn nicht heiraten, oder?“
„Oh doch, mit dem allergrößten Vergnügen“, erwiderte die Blonde und lachte kurioserweise auf. Nein, bei ihren Stimmungsschwankungen kam er wirklich nicht mehr mit, doch er nahm an, dass sie ihre Antwort ironisch gemeint hatte.
„Du brauchst aber einen adäquaten Ersatz, um dem zu entgehen. Ich könnte dieser Ersatz für dich sein“, begann er vorsichtig und wählte seine Worte mit Bedacht.
„Du sprichst in Rätseln“, meinte Saphira und hob spöttisch eine Augenbraue an. „Ich sehe darin keine Alternative zu dem Antrag, den du mir eben gemacht hast.“
„Doch, das ist es. Ich habe dich vorhin gebeten, mich zu heiraten, weil ich dich liebe. Ich wollte, dass du meine Ehefrau wirst, mit allem, was dazugehört. Aber wenn du das nicht möchtest, bin ich bereit - wenn auch widerwillig - dir nur ein Alibi zu sein. Du musst mir gar nichts geben. Du hättest keinerlei Verpflichtungen, müsstest nicht das Bett mit mir teilen, auch auf den Erben werde ich verzichten, du musst all das nicht tun. Sei für mich, was immer dir beliebt. Meine Frau, eine gute Freundin oder auch nur eine Mitbewohnerin. Du bekommst deine eigenen Räumlichkeiten und alle Freiheiten, die du dir wünschst. Nur bleib bei mir. Gib mir die Möglichkeit, mich deiner würdig zu erweisen“, sagte er ruhig und mit todernster Miene, die davon zeugte, dass er keineswegs scherzte.

Einige Sekunden lang musterte seine Exfreundin ihn skeptisch, ehe sie bedächtig den Kopf schüttelte und verwirrt murmelte: „Freiheiten ... Was verstehst du unter Freiheit, Draco? Und was hättest du davon? Belüg dich nicht selbst, eine solch uneigennützige Entscheidung würdest du nie und nimmer treffen.“
„So besteht wenigstens eine winzige Möglichkeit, dass wir eines Tages wieder zusammenfinden und selbst wenn nicht ... Phibs, wenn ich dich nicht haben kann -“, erklärte Draco eher dem Sand zu ihren Füßen als Saphira und führte den Satz nicht zu Ende.
„Dann soll mich niemand haben“, ergänzte die Blonde mit hochgezogenen Augenbrauen, verschränkte die Arme vor dem Körper und ging ein paar Schritte weiter auf die sanft rauschenden Wellen zu. „Wäre es in diesem Fall nicht sinnvoller, mich umzubringen? Dann bräuchtest du um nichts mehr fürchten“, meinte sie höhnisch und drehte sich mit versteinerter Miene zu ihm um. Im fahlen Mondschein wirkten ihre Züge aschgrau und die tiefen Schatten unter ihren Augen - deutliche Anzeichen dafür, wie gestresst und übermüdet sie sein musste - noch dunkler; doch ihre grünen Iriden leuchteten voller Lebenswille, hatten ihren Glanz noch nicht verloren und zeugten von ihrem Kampfgeist.
„Ich versuche dir einen Weg zu bieten, mit dem wir beide glücklich werden, ob nun mit- oder nur nebeneinander sei dahingestellt“, warf Draco weniger energisch ein, als er es sich gedacht hatte. Noch immer war er gebannt von der widerspenstigen Entschlossenheit, welche Saphira plötzlich ausstrahlte, konnte den Blick nicht von ihr abwenden und wurde sich allmählich gewahr, dass es gerade diese Willensstärke war, die ihn so sehr an seine Cousine fesselte, ihm jedwede Fluchtmöglichkeit verwehrte, die jedoch gleichzeitig dafür verantwortlich war, dass Saphira sich ihm widersetzte, nicht klein beigab und sich auf seinen Vorschlag einließ.
Was sie aneinander band, riss sie auch entzwei.
Womöglich hatte Saphira Recht und es gab keine gemeinsame Zukunft für sie beide, weil sie weder mit noch ohne einander sein konnten, doch wie in Merlins Namen sollten sie auf sich alleine gestellt weitermachen, wenn sie irgendetwas immer wieder zum anderen zurückzog?
„Glücklich ... Glücklich sagst du, und meinst damit was genau?“, schnaubte die junge Black zynisch auf. „Ich soll in der Öffentlichkeit deine Angetraute spielen und mir ständig anhören, wie verwerflich es doch ist, dass ich dir keinen Erben gebären kann, denn selbst wenn du persönlich keinen Wert darauf legen solltest, die Allgemeinheit wird es tun und das weißt du ganz genau. Ich werde in deinem Haus leben müssen, dir tagtäglich über den Weg laufen und Normalität spielen, mich benehmen, wie man es von einer standesgemäßen Reinblüterin erwartet, Gesellschaften geben, hohle Gespräche führen, geziert lachen, künstlich lächeln und für die Welt glücklich sein. Glücklich? Das wäre nichts als eine reine Farce aus Lügen und Heuchelei. Selbst der Tod wäre mir lieber als ein solches Dasein zu fristen, dessen darfst du dir versichert sein. Ich will leben, nicht nur existieren und dein Schatten sein. Lieber bin ich unter der Erde begraben als in einer solchen Ehe.“

Wortlos lauschte Draco ihrer Rede und musste betreten eingestehen, dass ihm kein schlüssiges Gegenargument dazu einfiel. Es bestand kein rationaler Grund, weshalb Saphira ihn anstelle eines anderen Mannes wählen sollte, wenn sie ein derartiges Leben ohnehin ablehnte.
Liebe war das einzige, was sie noch verband. Doch dieser wollte Saphira nicht mehr nachgeben.

„Also soll dieser Fehler unser beider Schicksal für immer besiegeln?“, fragte Draco leise, ohne das Mädchen neben sich anzusehen. Er konnte den Sand unter ihren Schuhen knirschen hören, wusste, dass sie sich von ihm entfernte, und konnte sich nicht länger beherrschen.
„Gibst du unserer Liebe gar keine Chance mehr?“, rief er ihr verzweifelt hinterher und beeilte sich, sie einzuholen.
„Manchmal ist Liebe nicht genug“, stellte die blonde Hexe tonlos fest und schlang die dürren Ärmchen enger um den Oberkörper, während sie sich noch einmal zum Hafen der Muggel umwandte, ihren Blick eine Weile darauf ruhen ließ und ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder Draco widmete, der inzwischen direkt neben ihr stand. Obgleich sie ahnte, dass sie die folgenden Worte irgendwann einmal bereuen würde, konnte die junge Black sie nicht länger für sich behalten. Wie hypnotisiert versank sie in seinen grauen Augen, sehnte sich danach, ihren Gefühlen wieder freien Lauf lassen zu können und spürte, wie ihr Herz heftig gegen ihre Rippenbögen schlug, Adrenalin durch ihre Adern pumpte und ein seltsames Hochgefühl hinterließ, das ihr Mut verlieh und alle Zweifel, die ihr Verstand vorzubringen hatte, niederbrannte.
„Ich mache dir einen anderen Vorschlag ...“, murmelte Saphira und lächelte aus unerfindlichen Gründen. Es war ein schmales, im schwachen Licht des Mondes kaum auszumachendes und dennoch ehrliches Lächeln, das ihre Augen erstrahlen ließ und Draco eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagte. Viel zu selten hatte sie ihn so angesehen, voller Liebe und Zuneigung, ohne die geringste Spur einer negativ gearteten Emotion, dass es ihm fast schon unwirklich und surreal vorkam.

„Flieh mit mir.“

„Bitte was?“ Erschrocken schüttelte er den Kopf und löste sich von ihrem fiebrig erregten Ausdruck, um klar denken zu können.
„Ich bin bereit, es ein allerletztes Mal mit dir zu versuchen, aber nicht hier, nicht so. Lass uns gemeinsam fortlaufen und fernab der Zwänge und Konventionen ein neues Leben beginnen. Nur du und ich. Bin ich dir das wert? Würdest du alles aufgeben, um mit mir zusammen zu sein? Sag, liebst du mich so sehr?“, sprudelte es aus Saphira heraus, die so euphorisch und energiegeladen war, wie Draco sie wahrhaft selten erlebt hatte. Mit hastigen Schritten legte sie den Weg zum Anwesen der Steels zurück und das Feuer, welches in ihr aufloderte, steckte ihren Exfreund beinahe an. Wie gerne hätte er zugestimmt, alles hinter sich gelassen und wäre mit ihr gegangen, doch ehe er daran überhaupt einen Gedanken verschwenden konnte, verspürte er ein unangenehmes Ziepen an seinem linken Unterarm, das ihn auf den harten Boden der Tatsachen zurückholte, ohne ihm auch nur die geringste Möglichkeit zu geben, wenigstens ein paar Zentimeter davon abzuheben und zu träumen, wie es sein könnte, wäre er nicht an dieses elende Leben gekettet, das Saphira dermaßen verabscheute.

Dracos Schweigen dröhnte ohrenbetäubend durch die Stille der Nacht, wurde mit jedem Meter, den Saphira hinter sich legte, lauter und deutlicher, schrie ihr brutal und unmissverständlich entgegen, dass es keine Hoffnung mehr gab. So schnell wie Euphorie und Enthusiasmus Besitz von der jungen Hexe ergriffen hatten, verflüchtigten sie sich auch wieder und hinterließen nichts als das Trümmerfeld ihrer Sehnsüchte, eine bodenlose Schwärze, in der Saphira zu ertrinken drohte.
Durchatmen, ermahnte sie sich stumm und kaute so heftig auf ihrer Unterlippe herum, dass diese zu bluten begann. Nicht heulen, durchhalten!
Zu hoffen, er würde sich tatsächlich darauf einlassen, war naiv und kindisch gewesen, aber wenn es stimmte, was er behauptete, wenn er sie doch liebte ...
„Ich verstehe“, murmelte sie, als das Haus nach quälenden fünf Minuten in Sichtweite war, und schluckte den schweren Kloß herunter, welcher ihr die Kehle zuschnürte. „Es war auch nur eine Idee, weil ich glaubte ... ich glaubte wirklich, du meinst es ernst.“
„Oh, bei Salazar, Phia!“, stieß Draco plötzlich wütend aus und schlug sich mit der geballten Faust auf den Oberschenkel. „Ich meine es ernst, aber ... es gibt Dinge, die kann ich dir nicht erklären. Nichts täte ich lieber, als mit dir gemeinsam ein Leben aufzubauen, jedoch ... Ich habe eine Verpflichtung. Mum ist ... Ich muss auf sie achtgeben. Ich kann sie nicht alleine lassen, ich meine ...“, stammelte er und biss sich auf die Zunge. War dies der richtige Zeitpunkt? Sollte er Saphira endlich die Wahrheit offenbaren?

Doch bevor er einen Entschluss fassen konnte, standen sie auch schon vor der geflügelten Eingangstüre, welche Saphira mit bebenden Fingern aufschloss, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
Was sollte er sagen? Wo fing er an? Und war es überhaupt die korrekte Entscheidung? Hektisch flogen die Gedanken durch seinen Kopf, ließen sich kaum fassen, geschweige denn sortieren, und ehe Draco sich versah, waren sie auch schon auf dem oberen Treppenabsatz angelangt, ohne dass er auch nur einen Mucks von sich gegeben hätte.

„Schlaf gut“, verabschiedete die Blonde sich knapp und machte Anstalten, in ihrem Zimmer zu verschwinden, als Draco wieder zur Besinnung kam, sie am Arm packte und ohne auf ihren stummen Protest zu achten, in sein Zimmer bugsierte.
„Saphira, hör mir zu“, zischte er, warf die Türe hinter sich ins Schloss und scherte sich nicht darum, ob er zu laut war und jemanden weckte. Das alles war ihm gleichgültig. Es spielte keine Rolle, nichts war mehr wichtig, außer dass er die einzigen beiden Menschen, die er auf dieser Welt liebte, nicht verlor. Behutsam schloss er ihr schmales Gesicht in seine noch immer eiskalten Hände, beugte sich zu ihr herab und legte seine Stirn an ihre.
„Schau mich an“, forderte er sie auf, doch Saphiras Augen blieben fest geschlossen, während ihre Arme sich um seinen Oberkörper schlangen und ihn an sich drückten. Sonderlich konsequent, was das Thema Trennung anging, schien keiner von ihnen zu sein und Draco störte sich nicht daran.
„Ich liebe dich“, hauchte er leise und strich ihr mit einer Hand über den Rücken; mit der anderen kramte er in seiner Manteltasche herum und holte zum letzten Mal an diesem Abend die Schmuckschatulle daraus hervor. „Und ich will, dass du diesen Ring behältst, egal wie du dich entscheidest. Lass dir alle Zeit, die du brauchst. Ich warte auf dich.“

Langsam löste sie sich von ihm, trat einen Schritt zurück und betrachtete den Verlobungsring in seiner Hand eingehend. All die Jahre hatte sie sich gewünscht, dass Draco und sie einmal vor dieser Entscheidung stünden, und war sich dermaßen sicher gewesen, dass es dahingehend nichts mehr zu überdenken gab, doch nun ... Vorsichtig streckte sie ihre Finger danach aus und berührte das kühle Silber zaghaft.
„Nimm ihn“, verlangte Draco, packte ihre Hand und legte den diamantbesetzten Ring entschieden hinein.
Zögernd schloss Saphira die Faust darum und spürte, wie ihr Herz freudig zu hüpfen begann. Sollte sie einfach ja sagen, vergeben und vergessen, weil Draco verflucht nochmal Recht hatte? Jeder Mensch machte Fehler; sie selbst war nicht gerade ein Unschuldslamm und alles war besser, als gezwungenermaßen Selwyn zu heiraten.

Nach außen hin vollkommen ruhig begab sie sich hinüber zu seinem Bett und ließ sich darauf nieder, denn Erschöpfung und Müdigkeit gewannen allmählich die Oberhand. In ihrem Inneren jedoch tobte ein unbändiger Sturm der Emotionen, der ihr Magenschmerzen und Schwindel bereitete, sodass sie sich nicht länger auf den Beinen halten konnte, ohne jeden Moment umzukippen. Die vorherrschende Wärme machte sie träge und erst jetzt wurde ihr bewusst, wie anstrengend und nervenaufreibend dieser Tag gewesen war.
Mit neu entflammter Hoffnung folgte der junge Malfoy ihr und setzte sich neben sie. Ehe Saphira Abstand von ihm nehmen oder aufspringen konnte, zog er die Kleinere eng an sich heran und schlang die Decke um ihrer beider Körper, die vom nächtlichen Spaziergang noch ziemlich durchgefroren waren.

„Kannst du mir etwas versprechen, Draco?“, fragte sie schließlich und sah ihm direkt in die Augen, was den blonden Magier zunehmend nervös machte. Einerseits glaubte er sich in Sicherheit, meinte bereits gewonnen zu haben, da seine (Ex-)Freundin sich kaum noch gegen ihn zur Wehr setzte, sondern selbst seine Nähe suchte, andererseits waren ihre vorherigen Aussagen mehr als deutlich gewesen.
„Was auch immer du willst“, antwortete er vorschnell, streichelte die knochigen Finger, mit denen Saphira den Ring umklammerte, und berührte mit den Lippen ihren Wangenknochen, während er das Verlangen unterdrückte, sie auf den Mund zu küssen, seine Hände über ihren Körper wandern zu lassen, um sie zu spüren, anzufassen, ihr ganz nahe zu sein ... Merlin, dieses Mädchen raubte ihm den Verstand!
„Versprich mir, dass du niemals einer von ihnen wirst“, sagte sie mit angehaltenem Atem und konnte fühlen, dass Draco sich aufrechter hinsetzte. Seine zuvor lässige Haltung verkrampfte merklich und obwohl er nichts entgegnete, wusste Saphira, dass er begriffen hatte, wovon sie redete. Ihr Blick wanderte zwischen seinem Gesicht und dem Ring hin und her; sie versuchte, seine Reaktion zu deuten, doch seine reglose Miene verriet nichts von seinem Gemütszustand.
„Oder stimmt es, was Harry behauptet?“, fügte sie provokant hinzu, um Draco eine Erwiderung zu entlocken. „Bist du längst ein Todesser?“
Einen Augenblick lang schwieg der junge Malfoy erschrocken, ehe die Worte förmlich aus ihm herausplatzten:
„Nein! Bin ich nicht“, log er rasch - zu rasch, als dass es glaubwürdig gewesen wäre - und fügte verwirrt hinzu: „Was behauptet ... Potter? Du nennst ihn Harry?! Was zum ... Wieso sprichst du mit Potter?“
„Das tut wohl nichts zur Sache. Ich bin dir schließlich keine Rechenschaft schuldig“, sagte Saphira ruhig und souverän und ließ den konfusen Blonden dabei keine Sekunde aus den Augen.
„Aber ... Potter lügt! Glaub ihm kein Wort, Phia“, beschwor Draco sie, obwohl das schlechte Gewissen schwer an ihm nagte.
Da war er, dein richtiger Zeitpunkt. Und schon ist er verstrichen. Du hast sie angelogen, hintergehst sie weiterhin und hast somit sämtliche Versprechen mit einem einzigen Satz wieder gebrochen, die du ihr vor weniger als einer Stunde gegeben hast. Feigling.
„Dann schwöre mir, dass es dabei bleibt. Bitte mach nicht dieselben Fehler wie die Erwachsenen. Schau, wohin es unsere Väter geführt hat. Meiner ist tot, deiner sitzt in Askaban und kommt vielleicht nie wieder dort hinaus. Tu mir das nicht an, Draco. Das könnte ich nicht ertragen“, flüsterte Saphira mit heiserer Stimme und versuchte seinen Blick zu erhaschen, doch Draco wich ihr aus und schwieg beharrlich. Er wagte es nicht, sie anzusehen, und brachte keinen Ton hervor. So sehr er sich auch darum bemühte, seine Lippen schienen wie zugeklebt zu sein, bewegten sich schlicht und ergreifend nicht. Wieder erfüllte das unangenehme Ticken der Standuhr den Raum, hallte in seinen Ohren nach und verhinderte jeden klaren Gedankengang.

„In Ordnung“, sagte Saphira irgendwann enttäuscht und rieb sich über die pochende Stirn, während sie spürte, wie ihre Gliedmaßen schwächer wurden und ihr Körper immer tiefer rutschte, bis sie endgültig in die Kissen sank.
„Das hätte ich mir denken können“, hörte sie ihre eigene Stimme sagen, ohne sich daran erinnern zu können, ihrem Mund den Befehl zum Sprechen erteilt zu haben. Inzwischen fühlte sie sich sowohl körperlich als auch psychisch dermaßen ausgelaugt, dass ihr die Lider zufielen und sie nicht mehr die Kraft aufbrachte, sich in ihr eigenes Zimmer zu begeben.
„Ich will deinen Ring nicht“, nuschelte sie schlaftrunken und streckte Draco die Hand entgegen, damit er ihr das verdammte Ding abnahm, aber der junge Magier dachte gar nicht daran, dem Folge zu leisten.
„Saphira Black, ich bin der einzige Erbe der Malfoys und demnach der einzige Mensch, der dieses Schmuckstück weitergeben kann. Es obliegt ganz alleine meiner Entscheidung, welche Frau würdig ist, diesen Ring zu tragen. Für mich gibt es auf dieser Welt nur eine Frau, die ich an meiner Seite wissen will, und das bist du. Wenn du mich nicht willst, bleibe ich alleine, dann brauche ich auch diesen dummen Ring nicht mehr.“
„Das ist albern“, murmelte Saphira ohne aufzublicken und konnte ein wohliges Schaudern nicht unterdrücken, als sie Dracos Hand spürte, die sacht über ihren Arm streichelte, ehe er ihr vorsichtig den dicken Wintermantel auszog. Ihrer Schuhe hatte sie sich bereits selbstständig entledigt.

„Vielleicht“, erwiderte er und nahm den Verlobungsring nun tatsächlich an sich, bevor er den Jackenärmel über ihre Hand streifte. Nachdem er den Mantel über seinen Schreibtischstuhl geworfen hatte, legte er sich neben die Kleinere und rückte so nahe an sie heran, dass sich ihre Nasenspitzen um ein Haar berührten.
„Du wirst eine andere finden“, kam es fast unverständlich leise von Saphira, deren Atem allmählich tief und regelmäßig wurde, als versänke sie jeden Moment im Land der Träume.
„Ich will keine andere finden“, widersprach Draco, während er sacht nach ihrer linken Hand griff und ihr den Ring an den Finger steckte. „Behalt ihn, wirf ihn weg, verschenk ihn weiter ... Tu damit, was immer dir beliebt, Phia. Ich brauche ihn nicht mehr. Alles, was ich will, bist du“, flüsterte er und küsste das Mädchen vorsichtig auf den Mund, bevor auch er die Augen schloss und sich vorstellte, in Zukunft jeden Abend neben der Liebe seines Lebens einzuschlafen.

Ob sie seine Worte noch gehört hatte, sollte Draco niemals erfahren, denn als der junge Magier am nächsten Morgen erwachte, war Saphira verschwunden ...
     
... doch manchmal ist Liebe nicht genug.

________________________________


Schnulz, Kitsch, Romantik ... *würg*
Aber auch das haben wir mit dem letzten Satz ja erfolgreich vernichtet :‘D

Und kein Lied beschreibt diese Beziehung besser als Boote in der Nacht aus dem Musical Elisabeth.

In den nächsten Kapiteln dann ein Ortswechsel und mehr "Action" bzw. ... Handlung. Abwechslungsreichere Handlung und ein paar andere Protagonisten, um noch nicht zu viel zu verraten ;)


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