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Fanfiction

Slytherin Hearts - ...too fucking happy.

von SaphiraMalfoy

@Miss Magic: Uiui, ein neuer Leser. Dann lohnt es sich ja doch noch, hier weiterhochzuladen. Muss also mal wieder regelmäßiger auf Xperts schauen. Habe eine ganze Zeit lang nur auf FF.de regelmäßig gepostet, aber das ändere ich dann ab jetzt mal wieder ;)
Erstmal vielen Dank für dein Lob :) Das hat mich sehr gefreut!
Hachja... Tracey :) Man muss sie einfach mögen :‘D
Welche Charaktere magst du sonst noch so? Und welche nicht?
Würde mich mal interessieren.
Viel Spass mit dem nächsten Kapitel


Ich konnte das Kapitel kaum ernst nehmen, weil ich immer daran denken musste... OMG Dumbledore! Why do you have to be such a lousy boyfriend?!


_________________________________________

...too fucking happy.



Endlich lichtete sich die Menge und es tauchten nur noch vereinzelt ein paar Gryffindors auf; Narbengesicht und Konsorten waren längst verschwunden. Hastig und voll nervöser Vorfreude ließ er ein letztes Mal seinen Blick durch die Eingangshalle huschen - übersah allerdings die kleine, blonde Gestalt, die sich hinter einer Statue verbarg - und machte sich auf den Weg in den siebten Stock. Draco kam jedoch nicht weit, denn kurz bevor er die Treppe, die ins nächste Stockwerk führte, erreichte, riss ihn jemand unsanft herum und stellte sich dem jungen Magier mit wutverzerrter Miene in den Weg.
„Draco!“ Saphiras Stimme war so schneidend, dass sie die Luft zwischen ihnen zu zerreißen schien und ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Einen Moment lang sah er sie nur sprachlos an, war erschrocken darüber, dass sie ihn tatsächlich zur Rede stellte, denn mit einer Konfrontation hatte er nicht wirklich gerechnet.

„Was willst du?“, fragte er bemüht lässig und versuchte, sich seine zwiespältigen Empfindungen nicht anmerken zu lassen. Es war so ungewohnt, Saphira nicht einfach in die Arme schließen und küssen zu können, wie sonst so oft, wenn sie miteinander stritten und ihm die Argumente ausgingen, denn dies war kein Streit.
Es war das Ende.
Draco war von der Richtigkeit seiner Entscheidung absolut überzeugt, aber warum fühlte es sich dann so falsch an? Weshalb ließen sich seine Gefühle für sie nicht einfach abstellen? Er konnte nicht mehr mit ihr zusammen sein! Sie stünde ihm nur im Weg, würde sein Vorhaben ganz und gar nicht gutheißen und ihn von den wirklich wichtigen Dingen ablenken.
„I-Ich... Ich verlange“, stammelte Saphira, der es nicht mehr so leicht fiel, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten, nun da sie ihrem Exfreund direkt gegenüberstand und er sie so unverschämt spöttisch musterte, als wäre sie eine niedere Kreatur; jemand, den man nicht ernst nehmen konnte. Nie zuvor hatte er sie mit einem dermaßen abwertenden Blick bedacht, der ihr das Gefühl gab, genauso wertlos zu sein wie ein dreckiges Schlammblut. Als er nun auch noch begann, hämisch zu grinsen, riss Saphira der Geduldsfaden und sie verlor für einen Moment die Beherrschung.
„Was bist du nur für ein elender Mistkerl!“, fällte Saphira, für ihre Verhältnisse ungewöhnlich laut, ihr Urteil über seinen Charakter, woraufhin einige Hufflepuffs und Ravenclaws verwundert stehen blieben und sie mit unverhohlener Neugier angafften.
„Mach dich nicht lächerlich. Ich habe keine Lust der morgige Gesprächsmittelpunkt zu werden, nur weil du hier rumzeterst wie ein aufgescheuchtes Huhn“, meinte Draco mit gesenkter Stimme und musterte verächtlich eine Traube jüngerer Schüler, die aufgeregt miteinander tuschelten und sich dabei immer wieder zu den beiden Slytherins umdrehten.
„Oder willst du unbedingt alle Details unserer Trennung aus dem Schulklatsch erfahren?“, fragte er giftig und hoffte, Saphira damit so sehr aus der Fassung gebracht zu haben, dass sie ihn nicht weiter belästigte und er unbehelligt das Weite suchen konnte.
Doch Saphira vereitelte diesen Plan, indem sie blitzschnell sein Handgelenk umklammerte und ihre Fingernägel tief in seiner bleichen Haut vergrub.
„Au! Spinnst du?“, keuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und schaffte es nicht, sich von ihr loszureißen, ehe sie den nächstgelegenen Wandvorhang beiseite riss und ihn in den freien Raum dahinter schubste.

Als sie ihn losließ, bemerkte Draco, dass sie sich nicht in irgendeinem Korridor befanden... sondern in ihrem Geheimgang.
Der Ort, an dem er sie im vierten Schuljahr einst weinend vorgefunden hatte.
Der Ort, an dem sie nach ewigem hin und her zusammengekommen waren.
An dem er ihr versprochen hatte, es ernst mit ihr zu meinen, sie aufrichtig zu lieben und nicht auszunutzen.

„So ein Zufall, dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen!“ Aufgebracht verschränkte Saphira die Arme vor der Brust.
„Warum, Draco? Wieso tust du mir das an?“, fragte sie und konnte ihren Schmerz nicht länger verbergen. Die hoffnungslose Trauer verzerrte ihre blassen Züge und Saphira biss sich auf die zitternde Unterlippe, befürchtete, im nächsten Augenblick in Tränen auszubrechen.
„Kannst du nicht einfach akzeptieren, dass es zwischen uns aus ist?“, entgegnete Draco barsch und rieb sich die Stelle an seinem rechten Unterarm, an der Saphiras Fingernägel brennende Kratzspuren hinterlassen hatten. Salazar sei Dank hatte sie nicht den linken Arm erwischt!
„Akzeptieren? Glaub mir, ich AKZEPTIERE das! Du kannst nicht ernsthaft denken, ich würde dich noch zurückhaben wollen? Das ist das letzte, was ich möchte. Nicht nach dem, was du dir heute geleistet hast. Ich will nur wissen, wieso!“ Draco zuckte nur mit den Schultern und sah schweigend zu Boden. Seine Passivität machte sie aggressiv, raubte ihr die Geduld. Der Kerl hatte echt Nerven, hier so eiskalt und ungerührt vor ihr zu stehen, als wäre gar nichts Schlimmes geschehen. War ihm ihre gemeinsame Vergangenheit tatsächlich so egal? Empfand Draco so wenig für sie, dass er nicht ein winziges bisschen Reue zeigen konnte?
„Sieh mich verflucht nochmal an, oder fehlt dir selbst dazu der Anstand? Du wusstest schon in den Sommerferien, dass du mit mir Schluss machen würdest, nicht wahr?“, fragte Saphira mit brüchiger Stimme und Draco deutete ein Nicken an, vermied es jedoch weiterhin, sie anzuschauen.
„Und warum hast du es dann nicht getan? Ich habe dich gefragt, was los ist; wollte wissen, weshalb du so merkwürdig reagiert hast, als ich... Wieso hast du nichts gesagt?“, verlangte sie verzweifelt zu erfahren, bekam zur Antwort allerdings nichts als ein weiteres Schulterzucken. Wie konnte ihm das nur so gleichgültig sein?
„Nein, stattdessen hast du behauptet, du würdest mich lieben. Was zur Hölle sollte das? Ich verstehe dich nicht, Draco! Wozu diese Lüge? Das war absolut überflüssig!“
„Meine Güte, Saphira! Weil ich genau diese Unterhaltung nicht mit dir führen wollte! Du verstehst es eben nicht! Du stellst Fragen, auf die ich dir keine Antworten geben kann. Ich habe keine Lust auf diese Diskussion! Es ist AUS! Finde dich damit ab und lass mich zufrieden“, knurrte Draco in einem schwachen Versuch, dieser Konfrontation zu entfliehen. Er musste hier weg. Keine Sekunde länger ertrug er die Enttäuschung in ihrem Blick. So weit hatte er es nicht kommen lassen wollen. Plötzlich wurde er sich des unverzeihlichen Fehlers gewahr, den er begangen hatte. Es war nicht so einfach, diese Beziehung zu beenden, wie er es sich gedacht hatte. Es tat verflucht weh. Doch von nun an gab es kein Zurück mehr. Innerlich kämpfte er zwar noch mit dem Drang, ihr zu sagen, wie Unrecht sie doch hatte, wenn sie behauptete, er habe sie angelogen, sein Liebesgeständnis wäre nicht echt gewesen... denn dem war nicht so! Doch im Grunde genommen wusste er, dass es aussichtslos war.
Es spielt keine Rolle mehr, was du nun sagst, du Idiot. Du hast sie verloren. Sie ist kein Teil deines Lebens mehr und das ist gut so, redete Draco sich ein.

Kurzzeitig fehlten Saphira die Worte. Mit wild pochendem Herzen starrte sie Draco an und konnte nicht fassen, dass er nicht einmal ansatzweise Stellung bezog, indem er ihr einen nachvollziehbaren Grund für die Trennung lieferte. Doch immerhin sprach er nun mit ihr und sie wollte ihn am Reden halten, endlich eine klare Aussage von ihm bekommen.
„Hattest du schon eine Affäre mit Pansy, als du mich besucht hast?“, platzte es aus ihr heraus und da Draco nur schweigend die gegenüberliegende Steinmauer musterte, als könnte er darauf irgendetwas sehr Interessantes erkennen, meinte sie, die Antwort zu wissen. Bebend vor unterdrückter Wut konnte Saphira ein Schluchzen nicht mehr verhindern. Schnell presste sie eine Hand vor den Mund und musste sich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand pure Salzsäure in die Eingeweide gekippt.
„W-Wie lange läuft das schon hinter meinem Rücken? Ihr beide... Wirklich, wie könnt ihr mir das antun? Wie konnte Pansy mir so lange weismachen, sie wäre meine Freundin? Und du... Du besitzt nicht einmal genügend Rückgrat, um wenigstens mit mir Schluss zu machen, bevor du mich mit meiner ältesten Freundin hintergehst. Das ist so armselig!“
„Nein, das ist nicht wahr“, murmelte Draco, der ihren Vorwürfen nicht länger standhalten konnte, sehr leise. Er wollte ihr widersprechen, es wiedergutmachen, aber das konnte er nicht. Warum bemühte er sich überhaupt, dieses Missverständnis aufzuklären? Es änderte nichts an der Tatsache, dass er und Saphira nie wieder zusammenfinden würden.
„Bitte?“, fauchte die Blonde. Es bereitete ihr sichtliche Mühe, nicht weinend zusammenzubrechen und obwohl sie mit aller Kraft dagegen ankämpfte, liefen ihr die Tränen inzwischen haltlos über die geröteten Wangen. Das Blut pulsierte durch ihren Kreislauf, rauschte in ihren Ohren, als hätte sie soeben einen Langstreckenlauf hinter sich gebracht.
„Es lief nichts hinter deinem Rücken. Zumindest nicht bis zu unserem Treffen. Erst danach... Das musst du mir glauben, Saphira.“ Etwas Flehendes lag in seiner Stimme. Die Art, wie er ihren Namen aussprach, jede Silbe betonte, als hätte es eine tiefere Bedeutung und würde ihr alles erklären, jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper.
„Dir glauben? DIR? Warum sollte ich auch nur ein Wort von dem, was du sagst, für voll nehmen?“, fauchte Saphira missbilligend und schlug mit der Faust so heftig gegen die raue Wand, dass sie sich die oberste Hautschicht von ihren Knöcheln abschabte, aber das bemerkte sie gar nicht. Zu groß war ihr seelisches Leid, als dass sie den körperlichen Schmerz im Augenblick hätte wahrnehmen können.
„Weil es die WAHRHEIT ist!“, brüllte Draco plötzlich und seine Stimme hallte beängstigend von den kahlen Wänden wider. Erschrocken zuckte Saphira zusammen und wich ein Stück vor ihm zurück, denn sie war es nicht gewohnt, dass Draco die Stimme gegen sie erhob. Eigentlich war er stets derjenige, der ruhig und gefasst blieb, sich durch nichts verunsichern ließ.
„Wenn du mir ohnehin nicht glaubst, dann weiß ich nicht, wieso wir diese Unterhaltung überhaupt fortsetzen sollten“, murrte er nun wieder in normaler Lautstärke und wollte sich an ihr vorbeidrängen.
„Nicht so schnell, Freundchen! Hier geblieben!“ Getrieben von der Hoffnung, dass sein plötzlicher Emotionsausbruch ihr doch noch dazu verhelfen konnte, ihm eine Antwort zu entlocken, packte Saphira ihn erneut am Arm und verhinderte, dass er die Flucht ergriff, ohne ihr eine Erklärung geliefert zu haben. Natürlich wäre es für Draco ein Leichtes gewesen, sich gegen die viel kleinere und schwächere Hexe zur Wehr zu setzen, wenn er es wirklich gewollt hätte, aber dazu fehlte ihm der Elan. Sich mit Saphira zu streiten war immer noch besser als gar keinen Kontakt zu ihr zu haben... Auch wenn er wusste, dass er nicht ewig so weiter machen konnte. Es war nicht richtig, sich zu lange in ihrer Nähe aufzuhalten, denn es barg zu viele Risiken. Saphira war seine Schwachstelle und die Gefahr, dass er sich ihr gegenüber verplappern und somit all seine Pläne zunichte machen würde, war allgegenwärtig.

„Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben. Wieso das Ganze? Was habe ich dir getan, das dich dazu veranlasst, mich wie den letzten Dreck zu behandeln? Du hast geschworen, mich nicht zu verletzen, mir nicht absichtlich wehzutun! Du hast gesagt, du liebst mich! Ich akzeptiere es, wenn dem nicht mehr so ist, wenn sich deine Gefühle verändert haben, aber weshalb konntest du mir das nicht persönlich sagen? Warum hast du gelogen, als wir uns getroffen haben?“, stammelte Saphira und wischte sich unablässig mit den Ärmeln über das Gesicht, in einem hoffnungslosen Versuch, den nicht enden wollenden Tränenfluss zu stoppen.
Es war keine Lüge, verdammt!, schoss es Draco durch den Kopf, aber er biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge, um zu verhindern, dass diese Worte seinen Mund verließen. Benommen starrte er seine eigenen Schuhe an und spürte den Schmerz des Verlustes, der sich wie ein Dolch in sein Herz bohrte. Noch dazu konnte er Saphira einfach nicht weinen sehen und der nahezu unbändige Drang, sie in die Arme zu schließen, ihr zu sagen, dass alles gut werden würde, raubte ihm den letzten Nerv. Er musste sich zusammenreißen, oder am besten von hier verschwinden. Warum blieb er denn noch? Was zur Hölle hielt ihn hier? Zähneknirschend gestand Draco es sich ein: Es war die pure Imagination, dass dies nichts weiter als eine ihrer zahlreichen Streitereien war und sie sich gleich wieder vertrugen. Nur noch ein paar Minuten, dann lägen sie sich wieder lachend in den Armen... Eine utopische Vorstellung nach dem, was er getan hatte, um dieser Beziehung den Todesstoß zu versetzen. Doch wenn er jetzt ging, dann war es endgültig, hatte er sie verloren.
„Hör endlich auf, so lethargisch zu sein! Rechtfertige dich! Erkläre dich! Sag irgendetwas!“, schrie Saphira fast und schubste ihn unsanft gegen die harte Mauer, da sie sein Schweigen nicht länger ertragen konnte.

Unwirsch stieß Draco ihre Hände von sich und öffnete den Mund, um etwas Patziges zu erwidern, doch ihm fiel nichts Passendes ein. Er musste ihr eine Antwort geben, ihr eine Begründung liefern, die Saphira weder anzweifelte noch hinterfragte. Etwas Glaubwürdiges...
Plötzlich sprudelten die Worte aus ihm heraus, ohne dass der junge Malfoy es verhindern konnte, ehe er begriff, was er damit anrichtete.
„Weil ich Wichtigeres zu tun habe, als dieses sinnlose, anstrengende Kinderspiel mit dir noch länger fortzusetzen! Ich kann das nicht gebrauchen. In meinem Leben ist kein Platz mehr für dich und deine psychische Labilität. Es hängt mir zum Hals heraus, dich andauernd aufbauen und trösten zu müssen. Ich habe andere Dinge im Kopf. Die Prioritäten haben sich verändert und du passt nicht mehr hinein!“, schleuderte Draco ihr entgegen und bereute augenblicklich jedes einzelne Wort. Geschockt von seiner eigenen Dummheit warf er Saphira einen gequälten Blick zu, versuchte ihr wortlos zu vermitteln, dass es ihm leid tat, er es nicht so gemeint hatte. Nie zuvor hatte er sich selbst so sehr verachtet wie in diesem Moment und er wünschte sich nichts sehnlicher, als die letzten fünf Minuten ungeschehen zu machen, doch für sein Handeln gab es keine Entschuldigung.

Und in diesem Moment zerbrach Saphiras Welt in tausend winzige Stückchen, die sich messerscharf in ihr geschundenes Herz bohrten, nur ein gepeinigtes, blutendes Organ hinterließen, das einst für ihn geschlagen hatte. Nun erfüllte es nichts weiter als seinen eigentlichen Daseinszweck. Es hielt sie am Leben, pumpte das Blut durch ihre Venen. Langsam und kraftlos, aber doch stetig und unaufhaltsam. Es litt unter der Trennung, aber es gab nicht auf, würde darüber hinwegkommen. Saphira hingegen war sich nicht sicher, ob sie diese Schmach verkraften konnte, die unverzeihlichen Worte, die er soeben ausgesprochen hatte, jemals vergessen würde. Ihr schien, als würde Draco ihr verbal ein klaffendes Loch in die Brust reißen. Am ganzen Leib zitternd rang sie um Luft und versuchte zu begreifen, was er gesagt hatte. Die bittere Wahrheit riss ihr den Boden unter den Füßen weg.

Paralysiert starrte sie Draco an und wurde aus den widersprüchlichen Emotionen, die sein Gesicht plötzlich verzerrten, nicht schlau. Nach dieser alles zerstörenden Stellungnahme, die ihre komplette Beziehung wie eine einzige Lüge aussehen ließ, hätte Saphira alles erwartet. Eine entnervte Miene, eiskalte Härte oder auch seinen üblichen, herablassend-arroganten Blick, doch nichts von alle dem konnte sie in Dracos Zügen erkennen. Viel eher übermannte sie das merkwürdige Gefühl, in einen Spiegel zu schauen, denn Draco sah genauso miserabel aus, wie Saphira sich fühlte.
Wäre ihr diese Situation, ihre gesamte Unterhaltung, der komplette Tag nicht so schrecklich surreal und unwirklich erschienen, so hätte Saphira sich darüber gewundert, wie niedergeschlagen und kreuzunglücklich Draco wirkte. Aber momentan war sie kaum in der Lage, auch nur einen einzigen, klaren Gedanken zu fassen. Es schien ihr, als schwebte sie in einem schwerelosen Universum, in dem nichts und niemand tatsächlich existierte, in dem es keine Realität gab, denn das Geschehene war so absurd, so widersinnig, dass es unmöglich wahrhaftig passiert sein konnte. Gleichzeitig jedoch war sie sich des nur schwach beleuchteten Korridors, in welchem sie sich befanden, furchtbar bewusst.
Hier hatte es begonnen. Hier würde es enden.
In ihrem Kopf drehten sich die Bilder um die eigene Achse, verschwammen die Farben, und die steinernen Wände zerbarsten in ihrer Phantasie wie Glas. So sehr sie sich auch bemühte, im Hier und Jetzt zu bleiben, schaffte die junge Hexe es nicht, sich aus dem Strudel zu lösen, der sie immer tiefer in die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten riss.

Die überstandenen Krisen ihrer Beziehung rasten an ihrem geistigen Auge vorbei, schienen schreiend darum zu betteln, es möge sich hierbei nur um einen weiteren Streit handeln. Das MUSSTE sich doch wieder einrenken lassen, so wie es immer gewesen war.
Wir streiten uns beinahe jeden verdammten Tag. Du sagst mir, wenn ich ein Idiot bin und ich sage dir, wenn du mir mit deinen Ansichten auf die Nerven gehst und das tust du. Ständig! Aber trotz allem bin ich der festen Überzeugung, dass es richtig ist. Wenn ich mir nicht absolut sicher wäre, dass ich dich will, jemanden, der mir auch mal Widerworte gibt, seine eigene Meinung hat und eine ganz spezielle, anstrengende Art, dann würde ich mir eines von den Mädchen greifen, die mir sonst so nachhecheln. Ich bekomme mehr als genug Angebote in dieser Hinsicht, aber darauf gehe ich nicht ein, weil ich dich habe und damit vollkommen zufrieden bin. Es ist anstrengend und es wäre bedeutend einfacher, wieder so weiter zu machen wie vorher, aber das will ich nicht. Ich will den Stress, den Streit und deine... merkwürdige Art, weil ich dich will und wenn du das genauso siehst, dann würde ich mich darüber freuen, wenn ich mich noch sehr lange weiter mit dir streiten darf. Vielleicht nicht mehr heute... aber in Zukunft, denn es gibt kein zweites Mädchen wie dich. Dracos Worte aus den letzten Weihnachtsferien sausten ihr blitzschnell wie Flüche durch den Kopf, waren mit einem Mal bedeutungslos geworden.
Nichtig. Falsch. Sarkastisch.

Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein, mit keinem anderen Mädchen, und mögen die Probleme noch so groß sein, ich will, dass es mit uns funktioniert. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich glaube nicht, dass ich dich jemals verlassen werde. Nichts als Lügen, die er ihr im St. Mungo aufgetischt hatte.

Ich denke, du und ich, wir gehören zusammen. Na sicher doch!

Ich will dich nicht verlieren. Ich liebe dich, hatte er ihr jedes Mal versichert, versprochen, geschworen, wenn Saphira an ihrer Beziehung gezweifelt hatte, sich nicht sicher gewesen war, ob sie das Richtige tat.

Bitte tu mir nicht weh, Draco. Sei ehrlich zu mir!, hatte Saphira ihn beinahe verzweifelt angefleht.
Wenn du lieber mit einem Mädchen wie Astoria zusammen sein willst, sag es mir jetzt, ich bin dir nicht böse, ich will nur die Wahrheit wissen. Dieser Satz hatte Draco nur ein amüsiertes Augenrollen entlockt, als wäre es der größte Schwachsinn, der ihm je zu Ohren gekommen war.
Saphira, ein allerletztes Mal zum Mitschreiben: Ich will mit dir zusammen sein, nur mit dir und wenn es mir nicht ernst wäre, würde ich mir den Stress hier sicher nicht antun, hatte er sichtlich genervt geseufzt und Saphira war darauf hereingefallen.

Alles, woran sie fest geglaubt - nein, was sie sich hatte einreden lassen, zerbrach vor ihren Augen. Die unzähligen Versprechungen, die Draco ihr wieder und wieder gegeben hatte, seine Liebesschwüre und Beteuerungen mit ihr, nur mit ihr alleine, zusammen sein zu wollen, waren reiner Betrug. Eine Farce.
Ging man so mit einem Menschen um, den man früher aufrichtig geliebt und der einem rein gar nichts getan hatte? Nein, das tat man nicht; und deswegen war Saphira davon überzeugt, dass seine Gefühle niemals echt gewesen waren.

Sie sollte es gut sein lassen, keine weitere Sekunde an diesen Mistkerl verschwenden, aber Saphira brachte es nicht über sich, einfach fortzugehen und Draco - der gequält die Backsteinmauer musterte - hier zurückzulassen. Dann hätte er ihre Auseinandersetzung gewonnen. Diesen Triumph wollte Saphira ihm nicht gönnen und ihm erst recht nicht die Gewissheit geben, dass er ihr überlegen war, sie so sehr verletzen konnte, dass sie heulend davon lief.
Es gab zu viele Dinge, die noch ausgesprochen werden mussten, ehe Saphira mit ihm und ihrer Beziehung abschließen konnte.
„Wir haben darüber geredet, als ich im Krankenhaus war, weißt du nicht mehr?“, fragte sie nicht länger weinend, sondern nur noch enttäuscht von seinem Verhalten.
„Ich habe dir mehrfach gesagt, du musst dir das nicht antun. Wir können uns trennen, wenn ich dir zu anstrengend bin. Ich hätte es verstanden! Wir hätten Schluss machen können, ohne alles kaputt zu machen. Wir hätten sogar Freunde bleiben können, Draco; oder nach einer Weile zumindest wieder normal miteinander umgehen. Natürlich wäre ich schrecklich traurig gewesen, aber... Ich hätte diese Entscheidung nachvollziehen können. Du hattest die Gelegenheit, warum hast du sie nicht ergriffen? Wieso musst du so abartig brutal zu mir sein?“
„Dinge ändern sich, Saphira“, murmelte Draco, der seine Emotionen ebenfalls wieder im Griff hatte, tonlos.

„Trotzdem hätten wir das klären können wie zwei fast erwachsene Menschen. Was du hier abziehst ist absolut kindisch und unreif. Aber ich danke dir dafür, denn es ist vermutlich das Beste, was mir passieren konnte“, sagte Saphira mit ruhiger Stimme, wirkte plötzlich ganz sachlich und Draco verstand nicht so ganz, was sie damit meinte.
„Mit deinem Verhalten und deiner Aussage von vorhin hast du jegliche Zuneigung, die ich noch für dich hegte, abgetötet. Herzlichen Glückwunsch.“ Ein seltsam freudloses Lächeln zierte ihre dünnen Lippen.
„Ich werde dich nicht vermissen, dir nicht nachtrauern, denn jetzt habe ich nur noch Verachtung für dich übrig, Draco Malfoy. Es ist hochgradig interessant zu sehen, wie sehr du dich darum bemühst, die einzigen Menschen, denen du etwas bedeutest, von dir zu stoßen. So viele, dass du dich reihenweise von ihnen trennen könntest, sind es schließlich nicht. Auch Pansy wird deiner irgendwann überdrüssig werden. Sie ist nicht so dumm, wie du vielleicht denkst, und längst nicht so naiv wie ich. Sie wird dich schneller durchschauen, als dir lieb ist. Dich und deine Lügen. Und wer bleibt dir dann noch?“ Saphira legte eine kleine Pause ein, ließ diese Sätze auf ihn wirken, lachte kalt auf und betrachtete ihn abschätzig. Ihre offenkundige Schadenfreude brachte seine Eingeweide zum Glühen, brannte wie Gift in seinen Adern. Die unangenehme Erkenntnis, dass sie mit ihrer Zukunftsprognose gar nicht so verkehrt liegen könnte, ließ Dracos gerade erst wiederaufgebaute, gleichgültige Fassade bröckeln. Er wollte das nicht hören, schaffte es jedoch nicht, auch nur einen Ton herauszubringen, ihr zu widersprechen.
„Wärst du nicht solch ein Feigling gewesen und hättest den Schneid gehabt, dich mir zu stellen, mir ins Gesicht zu sagen, dass du mich nicht mehr liebst, bevor du Pansy flachlegst, wäre das schmerzhaft gewesen, aber ich hätte dich nicht gehasst. Wahrscheinlich hätte ich Abstand gebraucht, Liebeskummer gehabt und wahnsinnig gelitten, aber das wäre vorbei gegangen. Du hättest immer noch zu mir kommen können; als ein Freund. Als jemand, der mir schon von Kindesbeinen an vertraut ist, an dem ich hänge, den ich gern habe. Ich habe dich geliebt, Draco. Ich habe dich so sehr geliebt, dass ich glaubte, es würde nie enden, ich würde dich ewig lieben... Aber du hast mir heute bewiesen, dass man Gefühle, so stark und unverwüstlich sie einem auch erscheinen mögen, innerhalb eines einzigen Tages restlos eliminieren kann.“ Saphira klang emotionslos und gefasst, als entspräche das Gesagte tatsächlich der Wahrheit. Äußerlich lächelte sie, doch in ihrem Inneren tobten die Gefühle, ihr Herz schrie vor lauter Qual, ihr Magen verkrampfte immer wieder, gepeinigt vom plötzlich wieder eingetretenen Essensentzug, und Saphira wusste ganz genau, dass sie nicht nur Draco belog, sondern vor allem sich selbst. Ihre Gefühle waren nicht einfach verschwunden, keinesfalls ausgelöscht worden, und ihr Kummer würde endlos sein, sie ewig verfolgen wie ein dunkler Schatten, dem man nicht entkommen konnte; dessen war sie sich sicher. Aber das sollte ihr Geheimnis bleiben. Draco durfte niemals davon erfahren, denn er sollte sich bloß nicht einbilden, er würde ihr noch etwas bedeuten. Nicht nach dem, was er getan hatte.
„Ich hätte dich nicht fallen gelassen, nur weil du unsere Beziehung beendest, wir sind doch eine Familie. Aber hiermit... hiermit hast du alles zerstört. Es ist nicht wieder gutzumachen. Glaub ja nicht, dass ich jemals wieder etwas anderes als Abscheu für dich empfinden kann. Du bist für mich gestorben. Von nun an existierst du in meinem Leben nicht mehr. Du bist mir egal!“

Saphiras Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht, taten fürchterlich weh und einen Augenblick lang glaubte Draco, dass er sich in seinem ganzen Leben noch nie so elend gefühlt hatte wie in diesem Moment. Doch dann kamen ihm Voldemorts Worte wieder in den Sinn und ließen ihn unwillkürlich erschaudern.
Merke dir gut, was du gesehen hast, denn genauso erbärmlich wie diese wertlose Blutsverräterin wird deine Mutter sterben, wenn du den Auftrag nicht zu meiner Zufriedenheit erledigen wirst. Das war schlimmer. Draco konnte es nicht zulassen, dass seiner Mutter Leid angetan wurde, auch wenn er dafür den Verlust seiner ersten, vielleicht einzigen, großen Liebe verkraften musste. Aber er liebte Saphira so sehr, wünschte sich, diesen schweren Weg mit ihr an seiner Seite gehen zu können. Warum hatte er nicht wenigstens versucht, es ihr zu erklären? Eventuell hätte sie es verstanden, ihn unterstützt...
Jetzt war es zu spät.
Mit einem letzten, zornfunkelnden Blick auf den Jungen, der ihr Herz herausgerissen, es auf den Boden geworfen hatte und darauf herumgetrampelt war wie auf einer alten Fußmatte, wandte Saphira sich von ihm ab und entfernte sich zügig von diesem Ort, an den sie nie wieder zurückkehren wollte.
Von seinen Gefühlen übermannt rief Draco ihr nach:
„Phibs, nicht!“

Beim Klang dieses Spitznamens, der die Stille durchbrach wie ein Donnerschlag und der für sie beide so viel mehr bedeutete, als Außenstehende jemals begreifen konnten, blieb Saphira wie angewurzelt stehen. Erneut begann ihr Herz zu rasen, während unbändige Wut in ihr hochkochte. Das hätte er nicht tun dürfen. Diesen unschuldigen, bislang stets nur liebevoll gebrauchten Kosenamen hätte er nicht entweihen sollen. Sie hatten sich getrennt, waren am Tiefpunkt angelangt, hatten ihrer Beziehung den unwiderruflichen Todesstoß versetzt und trotzdem nannte Draco sie jetzt so?
Ohne darüber nachzudenken, dass er ihr Schauspiel durchschauen könnte, wenn sie sich nun umdrehte und er den Schmerz in ihren Augen erkannte, wirbelte Saphira herum und stürmte auf ihn zu. Für den Bruchteil einer Sekunde flammte in Draco die Hoffnung auf, sie könnte es sich anders überlegt haben, gäbe ihm die Möglichkeit, ihr alles zu erklären... Doch ihre erzürnte Miene zeugte von vollkommen anderen Absichten und holte den jungen Magier ruckartig auf den Boden der Tatsachen zurück. Ehe Draco begriff, wie ihm geschah, holte Saphira aus und schlug ihm mit der flachen Hand auf die linke Wange. Eine schier endlose Sekunde lang starrten sie sich nur schweigend an. Draco stand die Fassungslosigkeit buchstäblich ins Gesicht geschrieben und er brachte keinen einzigen Ton mehr hervor. Mit angehaltenem Atem führte er seine Hand langsam an die gerötete Stelle und die Erkenntnis, dass er diesen Schlag mehr als nur verdient hatte, tröpfelte allmählich in sein Bewusstsein, fraß sich unangenehm stechend mitten in sein Herz.
„Wage es nie, nie wieder, mich so zu nennen, du verlogenes Stück Dreck“, flüsterte Saphira mit einem so bedrohlichen Unterton in der Stimme, dass es ihm die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Bevor er in irgendeiner Form darauf reagieren konnte, war Saphira auch schon verschwunden und hatte ihn mit seinem Gefühlschaos in diesem Korridor voller Erinnerungen zurückgelassen. Die plötzlich eingetretene Stille dröhnte in seinen Ohren und wurde nur von den blassen Schatten einer längst vergangenen Zeit durchbrochen, die er nicht aus seinem Kopf zu verscheuchen vermochte.


Der Weg in den Gemeinschaftsraum kam Saphira ungewöhnlich kurz vor. Sie bemerkte kaum, wohin sie ging, oder dass sie sich überhaupt bewegte. Ihr Körper fühlte sich taub an, schien die Qualen nicht länger wahrnehmen zu wollen und reduzierte ihre Sinneseindrücke auf ein Minimum. Es war, als würde sie die Welt durch einen schmalen Tunnel hindurch sehen, jegliches Geräusch, selbst der Klang ihrer eigenen Schritte, drang wie aus weiter Ferne an ihre Ohren.
Das muss ein Alptraum sein!, dachte Saphira verzweifelt, während Dracos alles vernichtende Aussage unablässig in ihrem Kopf widerhallte und ihr das Gefühl vermittelte, von ihm niemals aufrichtig geliebt worden zu sein.
Weil ich Wichtigeres zu tun habe, als dieses sinnlose, anstrengende Kinderspiel mit dir noch länger fortzusetzen. Hätte er doch bloß nie damit angefangen, seine Zeit mit ihr zu verschwenden.
In meinem Leben ist kein Platz mehr für dich. Schön, wenn in seinem Leben kein Platz mehr für den einzigen Menschen war, der ihn wirklich kannte, dem er vertrauen konnte, dann sollte er eben zusehen, wie er ganz alleine zurecht kam.
Es hängt mir zum Hals heraus, dich andauernd aufbauen und trösten zu müssen. Saphira hatte ihn nie darum gebeten, sich in ihr Leben einzumischen! War es nicht vielmehr so gewesen, dass Draco sich ihr förmlich aufgedrängt, sie geradezu genötigt hatte, sich ihm zu öffnen und mit ihm über ihren Kummer zu reden?
Ich habe andere Dinge im Kopf. Ach ja... Und was bitteschön sollte das sein? Den Wichtigtuer spielen und wieder der Möchtegern-Weiberheld werden, der er vor ihrer Beziehung gewesen war? Ganz schwache Erklärung...
Die Prioritäten haben sich verändert und du passt nicht mehr hinein! Das musste ja unglaublich bedeutend sein. Sicherlich! Wenn es tatsächlich einen rationalen Grund gab, dann hätte Draco ihr diesen mitteilen können. Aber das hatte er nicht, also war dies nur eine feige Ausrede. Es gab keine anderen Prioritäten... Er hatte bloß keine Lust mehr, mit einem Mädchen zusammen zu sein, das größere Sorgen hatte als die Farbe ihres Nagellackes.

*

In einem der gepolsterten Lehnstühle vor dem offenen Kamin saß Pansy, die äußerst missgelaunt dreinschaute und den Eingang des Gemeinschaftsraumes beobachtete, während sie offensichtlich auf Dracos Rückkehr wartete. Der Wandvorhang wurde beiseite geschoben und Pansy wollte sich schon aus dem Sessel erheben, erkannte jedoch schnell, dass es sich bei der blonden Person, die den Raum betrat, nicht wie erhofft um Draco, sondern um Saphira handelte. Schnell wandte sie sich ab und tat so, als habe sie die ehemalige Freundin nicht bemerkt, obwohl Pansy wusste, dass sie Saphira nicht ewig ignorieren konnte.
Es ärgerte sie ungemein, dass Draco sie am ersten Abend unter dem Vorwand, irgendetwas Wichtiges erledigen zu müssen, auf unbestimmte Zeit alleine ließ. Eigentlich hatte sie gehofft, sich mit ihm in eine Ecke verkriechen oder gleich in den Schlafsaal der Jungs gehen zu können, denn bei den Mädchen müsste sie sich vermutlich nur blöde Sprüche anhören. Ihre einzige, richtige Freundin war nun einmal Saphira gewesen und mit der hatte sie es sich wahrscheinlich für immer verscherzt. Davis, dieses vorlaute Halbblut, war Pansy schon seit der ersten Klasse ein Dorn im Auge gewesen, da sie Saphira völlig für sich beanspruchte und sich ständig dazwischen drängte, wenn jemand den Versuch wagte, der Blonden näher zu kommen. Als wäre Saphira Davis` persönliches Eigentum...
Es machte zwar viel Spass, mit Millicent jüngere Schüler zu drangsalieren, aber darüber hinaus hatte Pansy nie viel mit ihr unternommen... Daphne und Saphira konnten sich nicht ausstehen, darum waren Pansy und Greengrass auch nie sonderlich gut miteinander ausgekommen, und Crouch... Diese nervige Kuh war immer Daphnes Freundin gewesen, oder besser gesagt waren die Greengrass-Schwestern sowas wie Ariadnes persönlicher Fanclub. Darum wunderte es Pansy ungemein, dass Crouch sich plötzlich für Saphira einsetzte. Wo dieser Sinneswandel herrührte war ihr ein Rätsel.

Offensichtlich war Pansy nun ganz alleine. Dafür hatte sie Draco und das war es doch, was sie sich immer gewünscht hatte, oder etwa nicht? Nachdenklich starrte die Brünette in die lodernden Flammen und ließ die vergangenen Tage Revue passieren. Nein, irgendetwas an ihrer Beziehung war falsch. Es fühlte sich nicht so intensiv und leidenschaftlich an, wie sie erwartet hatte, und unangenehmerweise verglich sie Draco andauernd mit Marcus. Leider verlor Draco diese Vergleiche haushoch...
Verdammt!
Hatte sie einen Fehler begangen? War Draco es wirklich wert, dafür zum kompletten Außenseiter zu mutieren? Und warum konnte sie nicht aufhören, an Marcus zu denken?

*

Tracey war gerade im Begriff, den Mädchenschlafsaal zu verlassen und sich auf die Suche nach ihrer Freundin zu machen, da die Stunde, die sie ihr gegeben hatte, bald vorbei sein würde. Als sie jedoch ihre Hand an den Türknauf legte, riss jemand von der anderen Seite so heftig daran, dass Tracey erschrocken nach vorne stolperte und direkt in Saphiras Armen landete.
„Hey, da bist du ja!“ Tracey konnte ein Kichern aufgrund der dämlichen Situation kaum unterdrücken.
„Und, was hat er gesagt?“, wollte sie wissen, während Saphira versuchte, sich mit gesenktem Kopf an ihr vorbei zu drängen.
„Saphira!“, sagte Tracey scharf, packte die Blonde bei den Schultern und drehte sie zu sich herum.
„Was ist passiert?“, fragte Tracey bestürzt, nachdem sie einen Blick auf das gerötete Gesicht der Freundin geworfen hatte, das noch immer von den zahllosen Tränen zeugte, die sie vergossen hatte. Vorsichtig versuchte Tracey sie in die Arme zu schließen, doch Saphira entwand sich ihrem Griff.
„Ich möchte nicht darüber reden“, murmelte sie mit belegter Stimme und ließ Tracey im Türrahmen stehen.
„Aber-“, setzte Tracey erneut an und wurde von Saphira unterbrochen.
„Lass mich. Ich will einfach nur alleine sein.“ Mit diesen Worten verschwand sie hinter den Vorhängen ihres Himmelbettes und gab den gesamten Abend über kein weiteres Lebenszeichen mehr von sich. Unschlüssig überlegte Tracey eine Weile lang, was sie tun sollte und entschied schließlich schweren Herzens, dem Wunsch ihrer Freundin nachzukommen und sie in Ruhe zu lassen. Obwohl es ihr nicht gerade leicht fiel, zu ahnen, wie sehr Saphira gerade litt und sie trotzdem alleine zu lassen. War es das Richtige? Oder sollte sie nicht doch eher versuchen, ihr zu helfen? Aber sie konnte Saphira zu nichts zwingen und vielleicht tat es ihr wirklich ganz gut, Zeit zum Nachdenken zu haben.
Stell bloß nichts Dummes an!, flehte Tracey ihre beste Freundin stumm an und dachte mit Bauchschmerzen an die Nacht zurück, in der man sie ins St. Mungo eingeliefert hatte.

*

Stundenlang lag Saphira wach und versuchte vergeblich, den Schmerz zu bezwingen, ihn nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, ihn einfach zu ignorieren. Zwischen den Fingern drehte sie die kleine Glasscherbe des zersprungenen Bilderrahmens, in dem sich einst das Verlobungsfoto ihrer Eltern befunden hatte, und stellte sich immer wieder vor, wie leicht es doch wäre, sie erneut zu gebrauchen... Sie kannte einen Weg, hatte ihre Methode, das seelische Leid zumindest für den Moment zu unterdrücken, es zu ersetzen, einfach auszublenden. Sobald die scharfe Spitze ihre bereits vernarbte Haut berührte, tief in das helle Fleisch eindrang und die ersten Tropfen roten Blutes zum Vorschein kamen, so wusste Saphira nur zu gut, stünden ihre Gedanken endlich still, könnte sie durchatmen und vergessen. Die Versuchung war groß...
Doch Saphira hatte aus ihren Erfahrungen ebenfalls gelernt, dass diese Ausflucht vor ihren eigenen Gefühlen nur sehr kurzweilig war. Vielleicht könnte sie den heutigen Abend damit leichter überstehen, aber was war mit dem darauffolgenden Tag? Mit den Wochen, Monaten, Jahren... Wie lange würde sie um die verlorene Liebe trauern? Sie konnte sich nicht ewig vor ihrem Kummer verstecken und prompt fiel ihr wieder ein, was Augustus zu ihr gesagt hatte, als sie sich im St. Mungo in einem kleinen Anflug des Wahnsinns die Haare abgeschnitten hatte.
Saphira, es ist egal, wie kurz du dir deine Haare schneidest. Es ist egal, wie oft du dich selbst verletzt, oder wie dünn du noch wirst, du kannst das, was du so sehr an dir selbst und deinem Leben hasst, weder wegschneiden noch aus dir heraus hungern, und es der Welt buchstäblich vor die Füße zu kotzen, hilft dir auch nicht weiter, verstehst du? Du musst es entweder akzeptieren und lernen damit zu leben, oder etwas an deiner Situation verändern; und das Verstümmeln deines eigenen Körpers schadet lediglich dir selbst. An deinem persönlichen Elend ändert das jedoch rein gar nichts.
Ironischerweise begriff Saphira erst jetzt das vollständige Ausmaß dieser Sätze. Er hatte verdammt recht damit.
Obwohl sie ihre Trauer für ein paar Minuten abschalten konnte, verschwand diese niemals vollkommen. Der Schmerz blieb, drang danach meist sogar mit noch größerer Brutalität auf sie ein, denn sie bekämpfte nicht die Ursache, sondern nur das Symptom. Sie musste lernen mit dem Auslöser zu leben, oder etwas an ihrer Situation verändern!
Draco war momentan der Hauptgrund für ihre innere Qual und wenn Saphira sich nun verletzte, ihren eigenen Körper noch mehr verstümmelte, nur wegen ihm... Was für eine Macht gäbe sie dieser unwürdigen Kreatur dann über ihr Leben? Nein, das konnte sie nicht zulassen. Er verdiente es nicht, einen so gewaltigen Einfluss auf ihre Handlungen zu haben.

Mit grimmiger Genugtuung legte Saphira das Stück Glas schließlich zurück in ihre Nachttischschublade und verschloss diese sorgfältig. Keinesfalls würde sie Draco die Bestätigung geben, ihr auch nach ihrer Trennung noch solchen Schaden zufügen zu können, die Fähigkeit zu besitzen, sie dazu zu bringen, sich selbst etwas anzutun. Zwar würde Draco niemals erfahren, wie sehr sie ihm dadurch die Stirn bot, doch für Saphira fühlte es sich an, als fiele eine gewaltige Last von ihr ab. Und zusammen mit der Scherbe sperrte sie auch ihren Liebeskummer weg, verbarg ihn tief im hintersten Winkel ihres Herzens und beschloss, sich davon nicht kaputtmachen zu lassen.
Eine unerwünschte Stimme meldete sich in ihrem Unterbewusstsein zu Wort und sprach unverhohlen die verdrängte Wahrheit aus:
Einen Gegenstand zu verstecken, beseitigt ihn nicht. Deinen Liebeskummer zu begraben, bekämpft ihn nicht.


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Zur Belustigung: Erster Ansatz der Pansy-Szene: VOR einem gepolsterten Sessel IM Feuer saß Pansy Parkinson... Jaja, Pansy Parkinson - das Mädchen, das in Flammen steht!


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