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Fanfiction

Eine Verhängnisvolle Entscheidung - Vierzehn

von rodriquez

Dienstag

Noch immer umgab mich völlige Dunkelheit.
Doch meine Augen standen offen.
Meine Umgebung erkundend sah ich mich um.
Jegliche Erinnerung war verschwunden.
Wo bin ich?
Was ist geschehen?
Die Dunkelheit, die mich umgab, schien von draußen zu kommen. Ein Versuch mich zu bewegen scheiterte. Ich entdeckte Ketten um Hände und Füße. Meine Beine fühlten sich verklebt an. In Erwartung Blut zu entdecken senkte ich langsam meinen Kopf, und Stück für Stück kamen die Erinnerungen zurück. Die Nacht mit Harry. Die Entführung. Die Demütigungen durch einen hünenhaften, brutalen Menschen. Ein glatter Durchschuss an meinem Fuß.
Keine Schmerzen, nur ein höllischen Jucken und Kratzen, eine dicke Kruste.
Es war kein frisches, neues Blut, dass ich entdeckte, es war etwas viel schlimmeres. Etwas für das ich mich schämte. Urin. Offenbar konnte ich während meiner Bewusstlosigkeit den Drang nicht mehr aufhalten.
Noch immer saß ich gefesselt und chancenlos mich zu rühren in einem Bürosessel. Wenigstens kein harter Bürostuhl.
Aber stundenlang ohne Bewegung, mit etlichen äußeren und vor allem seelischen Verletzungen machen dich schwach. Du spürst deine Knochen nicht mehr. Du glaubst, ein Gelähmter in einem Rollstuhl ohne Räder zu sein.
Die Wunde an meinem Fuß färbte sich langsam schwarz, doch sie schmerzte kaum noch, dafür juckte das geronnene Blut. Und ohne Chance daran zu kratzen, wirst du wahnsinnig. Keine Stricknadel griffbereit, die man in den Mund stecken könnte um sich wenigstens so dem Juckreiz zu begegnen. Weitere etliche Stunden mussten vergangen sein.
In der Halle schien alles ruhig zu sein. Kein Rascheln, keine Schritte. Nichts.
Völlige Ruhe, bis auf ein paar Mäuse oder Ratten, die über den Boden huschten.
Hoffentlich bleiben sie mir vom Leib.
Es war wohl das dringende Bedürfnis, das mich aus der Schockstarre erweckte. Fast eine Ewigkeit hielt ich es zurück, doch dann konnte ich mich wohl nicht mehr dagegen wehren. Der Urin hatte sich einen Weg durch meinen Slip gebahnt, war an beiden Innenseiten meiner Beine nach unten geströmt, und sich unter meinen Füßen zu einer Pfütze gesammelt.
Ich schämte mich. Doch ich konnte absolut nichts dagegen tun.
Es sollte nicht bei dieser einen Scham bleiben. Als ob das nicht genug Peinlichkeit wäre, musste ich nun auch meine Pobacken zusammenkneifen. Mein Körper rebellierte. Ich fühlte mich schwach, ausgetrocknet. Mein Magen knurrte unaufhörlich. Meine Lippen verklebten vor Trockenheit, tiefe Risse, die ich mit der Zunge nicht mehr glätten konnte.
Erneut schwand mein Bewusstsein, oder ich bin einfach eingeschlafen.
Machte das überhaupt einen Unterschied?
Niemand sollte mich in diesem Zustand der Schwäche sehen.
Wie lange sitze ich schon in diesem kühlen Loch?
Stunden, oder waren bereits mehrere Tage vergangen?
Auf meinem Körper bildete sich Gänsehaut.
Ich fror, doch war das frieren real, oder war es doch das Gefühl der Schmach?
Ein realer Traum überkam mich:

Ginny war noch ihrer ungewöhnlichen Bitte aus meiner Wohnung disappariert und kam später zusammen mit Tracy zurück. Dazwischen können Minuten oder Stunden liegen, für mich machte es keinen Unterschied. Ihrer Bitte nachzukommen glich einem Höllenfahrtskommando. Dabei war es nur Harry, um den ich mit kümmern sollte.
Kümmern in extremen Gänsefüßchen. Ich sollte ihn, wenn nötig verführen. Ich spürte mein Herz durch meinen Körper rasen. Versuchte mich abzulenken.
Zwischenzeitlich hatte ich meinen Koffer wieder ausgeräumt, alles fein säuberlich wieder eingeräumt, den Koffer zurück im Schrank verstaut und mich komplett angezogen.
Unnötige, unwichtige Arbeit, die rein der Ablenkung dienen sollte.
Es ist nur Harry, um den du dich kümmern sollst, versuchte ich mich stark zu reden. Nur Harry. Du tust seid Jahren nichts Anderes.
Nur Harry.
Eine Aufgabe, der ich seit einer gefühlten Unendlichkeit nachkomme.
Doch welche Waffen sollte ich dieses Mal einsetzen?
Die Waffen einer Frau.
Ein schier hoffnungsloses Unterfangen.
Harry würde den Braten riechen. Noch nie zuvor hatte ich so was getan.
Ist es wirklich Liebe, die ich seit Jahren empfinde, und die mich dazu anregte, ihn zu unterstützen?
Mein erstes Ziel an diesem Samstagmorgen würde also nicht Davenport sondern Hogwarts sein. Die Schulleiterin Minerva McGonagall musste informiert werden, sie hatte nichts gegen eine vorübergehende Anwesenheit Ginnys und ihrer Tochter, solange sie nicht den schulischen Ablauf stören. Die heulende Hütte wäre der ideale Aufenthaltsort. Niemand würde fragen stellen. Niemand würde etwas erfahren.
Doch die Rückkehr an unsere alte Schule öffnete immer mehr mein Unbehagen. Die Erinnerungen, Harry, unsere gemeinsamen Jahre waren allgegenwärtig.
Mein Magen rebellierte und hätte fast alle Schleusen geöffnet. Von der Nervosität wurde mir übel. Alles erinnerte an Harry, und die Gewissheit, dass es wirklich wahre Liebe sein muss, bestätigte sich bei jedem Schritt, bei jedem wehmütigen Blick. Hagrids Hütte, der verbotene Wald. Der schwarze See. Eine alte Buche. Überall war ein Junge mit Nickelbrille, und dichten, ungekämmten schwarzen Haaren allgegenwärtig. Seine unglaublichen smaragdgrünen Augen leuchteten, und wollten nicht aus meinem Sinn. Die heulende Hütte.
Ich verharrte in Schweigen, während Ginny unaufhörlich plapperte. Ich verstand kein Wort, von dem, was sie sagte. Stattdessen starrte ich zu ihrer Tochter, die fröhlich, munter und vor allem unbekümmert und ahnungslos neben ihr herumhüpfte. Und da waren sie wieder diese Augen. Tracy. Die Augen des kleinen Mädchens brannten in meinem Kopf. Die Augen ihres Vaters. Nicht einmal Hagrids Erscheinen konnte mich davon abhalten, den Blick von diesem unschuldigen Wesen abzuwenden. Ein liebevolles Lächeln schlug mir entgegen.
Wie Tracy wohl reagieren würde, wenn sie die wahren Hintergründe meiner Blicke ahnen würde?
Hagrid winkte schon von Weitem, schnattere munter los: Erst vor wenigen Minuten sei er aus Bulgarien zurückgekehrt, wo er auf der Suche nach irgendwelchen mongolischen Riesenkröten war, und dabei vor wenigen Stunden erst, überraschend Harry über den Weg gelaufen war.
Harry.
Da war er schon wieder.
Somit wusste ich, dass Harry noch nicht zurückgekehrt war, und das verschaffte mir eine kurze Atempause. Zurück auf der Erde, weihte ich Hagrid in unseren Plan ein, und impfte ihn eindringlich auf Ginny und vor allem Tracy aufzupassen.
Niemand, wirklich Niemand sollte in ihre Nähe kommen.
Trotz der Gewissheit, dass sich Harry noch im Ausland aufhält, wählte ich fortan im Stundentakt, natürlich mit unterdrückter Nummer, von meinem Handy aus, seinen Anschluss in Godrics Hollow. Ich erreichte nur seinen AB. Um ihn zu besprechen fehlte mir der Mut. Was allerdings gewesen wäre, wenn er zufällig doch am anderen Ende der Leitung gewesen wäre, wagte ich nicht zu denken. Bei jedem Anruf, ergötzte ich mich an seiner Stimme, die zu meiner Beruhigung nur aufgezeichnet war.
Nachdem ich Ginny und Tracy in Hagrids Obhut wusste, war ich zunächst in meine Wohnung zurückgekehrt. Ins Ministerium konnte ich nicht, niemand durfte zu diesem Zeitpunkt erfahren, dass ich ein Seminar schwänzen würde. Rastlos marschierte ich durch meine Wohnung. Der Gedanke Harry wiederzusehen, ihn abzufangen, ihn vielleicht zu bezirzen, bereitete mir immer größere Kopfschmerzen, ganz zu schweigen von meinem erhöhten Puls, meinem rasanten Herzschlag. Ich war nervös, wie eine pubertierende Göre, vor ihrem ersten Kuss. Immer, und immer wieder versuchte ich mir auszumalen, wie ein Treffen verlaufen könnte. Ich musste ihn ablenken. Ihn von zu Hause fernhalten.
Und es schien wirklich nur die Möglichkeit zu geben, das mit den Waffen einer Frau zu beherzigen.
Nur wollte ich das?
Wollen, war aber wohl nicht die eigentliche Frage, die ich mir stellen musste, denn mein Herz sagte mir: Ja, das willst du schon sehr lange. Nur nicht auf diese Art.
Daher sollte die Frage eher lauten:
Kann ich das?
Eine noch schwierigere Frage.
Kurz und bündig ausgedrückt: Ich hatte gehörig die Hosen voll.
Es ist doch nur Harry, dein bester Freund!
Meine große Liebe!
Er wird erst am späten Sonntagabend zurückkehren!
War es nur eine verzweifelte Hoffnung, oder kannte ich ihn doch besser, als ich je zugeben würde?
Warum wusste ich stets über jeden seiner Schritte Bescheid?
Seit die Schlacht geschlagen war, Voldemort im Staub der Schule lag, war nichts mehr, wie es war. Vorbei, die vertrauensvollen Gespräche. Vorbei, die direkte Nähe. Mir kam es vor, als hätte sich zwischen uns eine Mauer aufgebaut. Eine Mauer des Schweigens. Eine Mauer, die uns daran hinderte weiterhin frei und offen miteinander umzugehen. Eine Mauer, auf der ich aber regelmäßig spazieren ging.
Ich vermisste die stundenlangen Gespräche mit einem Freund, meinem Freund, und ich hätte alles dafür gegeben, um die alten Zeiten wieder zum Leben zu erwecken.
Doch jetzt, fast zehn Jahre später war es da nicht zu spät dazu?
Ich hatte mit Ron, einen lieben, festen Freund. Harry und Ginny waren ein Paar, haben sogar geheiratet, und eine süße kleine Tochter bekommen.
Das Schicksal schien einen anderen Weg eingeschlagen zu haben.
Von der Trennung erfuhr ich nur beiläufig. Früher wäre das anders gewesen. Fast gleichzeitig distanzierte ich mich von Ron, unbewusst, ohne Hoffnungen, ohne Hintergedanken, ohne Beigeschmack. Die Distanz zu Harry blieb.
„Angst?“
Verwirrt starrte ich in Ginnys Gesicht. Sie hatte es sich auf dem uralten Bett in der heulenden Hütte bequem gemacht.
Tracy erkundete neugierig die schäbige Unterkunft. Sie schien begeistert zu sein.
Offenbar war ich, ohne darüber nachzudenken, nochmals nach Hogwarts zurückgekehrt.
„Hast du etwas vergessen, oder hat die geniale Hermine etwa Angst vor einem Treffen mit Harry?“, schmückte Ginny ihre ein - Wort - Frage aus.
„Ist dir eigentlich bewusst, was du da von mir verlangst?“
„Früher hättest du damit keine Probleme gehabt, du wärst losgerannt, noch bevor ich seinen Namen genannt hätte.“
„Wie du richtig erkannt hast“, erwiderte ich unter einem schweren Pochen meines Herzens. „Früher…“
„Ach komm, Hermine“, schüttelte Ginny unschuldig ihren Kopf. „Als ob dir das schwer fallen würde.“
„Wie meinst du das?“, hakte ich mit giftiger Stimme nach.
„Wie ich das meine?“ In Ginnys Gesicht spiegelte sich eine Spur Empörung. „Warum leugnest du immer noch? Ich bin nicht blind. Und das mit Harry und mir ist längst Geschichte.“
„Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen, und noch länger ist es her, dass wir mehr als ein paar Worte gewechselt haben.“
„Dann ist es wohl höchste Eisenbahn.“
„Das ist leichter gesagt, als getan. Ich bin nicht, wie du…“
„Wie bin ich denn?“ spie Ginny aus. „Ich bin keine Hure.“
„Wo habe ich das behauptet?“
Ginny klimperte mit ihren Augenwimpern, überging damit eine für sie scheinbar Tatsache. „Harry war mein Erster und nach ihm kam nur noch Steven“, verteidigte sie sich. „Wir haben uns auseinander gelebt. Uns voneinander entfernt. Es hat eben nicht gepasst.“
„Was soll ich tun?“
Eine ernstgemeinte Frage.
Ich wusste wirklich nicht was, wie, wo, wann. Allein schon der Gedanke erzeugte Gänsehaut, an den unmöglichsten Stellen meines Körpers. Meine Nackenhaare kräuselten sich.
„Zieh ihn einfach aus dem Verkehr. Lenk ihn ab. Treff dich mit ihm. Habt Spaß. Quatscht euch aus. Kommt euch näher“. Für Ginny der einfachste Programmablauf der Welt. „Verführe ihn. Geht in deine Wohnung. Dort werdet ihr am sichersten sein. Bleibt im Bett, geht am Besten gar nicht mehr raus.“
„Du bist unglaublich“, schüttelte ich meinen Kopf. „Für dich ist das alles so einfach.“
„Da wird doch etwas dabei sein, das ein so geniales Kind, wie du, umsetzen kann? Ihr seid alt genug. Und Harry wird dich sicher nicht von der Bettkante stoßen. Wenn der Anfang getan ist, werdet ihr es kaum noch erwarten können…“
„Und dann?“
„Was, und dann?“
„Sollen wir uns verstecken? Für wie lange?“
„Wenn du den Start nicht versaust, und er nicht in die Hose geht…“
„Das ist völlig unmöglich …die habe ich jetzt schon voll. Da ist gar kein Platz mehr“, wimmerte ich.
Ginny überging meine Bemerkung mit einem Schmunzeln. „…werdet ihr eine ganze Weile mit euch beschäftigt sein, und danach könnt ihr wieder, wie die Weltmeister Pläne schmieden, ganz so wie früher.“
Ich soll Harry in mein Bett bekommen?
Besser noch, ich will ihn an diesem eindeutigen Ort haben?
Allein schon der Gedanke an ein Wiedersehen versetzte mich in unglaubliche Dimensionen.
„Ach komm, Hermine. Du willst es doch!“
Würde ich das wirklich hinbekommen?
„Warum soll ich das tun?“
„Weil dich allein der Gedanke an ein Wiedersehen, da unten feucht werden lässt.“
Ein geschickter Schachzug von Ginny. Unverblümte Worte, um von dem eigentlichen Sinn meiner Frage abzulenken. Eigentlich dachte ich etwas über Ginnys wahren Gründe zu erfahren. Der einzige schwache Punkt in meinem Leben, ließ mich vor Ginny kapitulieren. Ohne ihre Unverschämtheit zu kommentieren, drehte ich ihr meinen Rücken zu, streichelte zum Abschied über Tracy schwarze Haarmähne und verschwand.
Erneut stolperte ich rastlos durch meine Wohnung. Ich versuchte Pläne zu schmieden, die immer wieder auf das gleiche Szenario hinaus liefen: Leidenschaftlicher, ungehemmter Sex mit meinem liebsten Freund.
Kalt und heiß lief es mir dabei über den Rücken.
Hatte Ginny Recht?
Ich befürchte, ja.
Nur brachte ich mit einem nackten Harry vor Augen keinen klaren Gedanken zustande.
Er würde nicht vor dem morgigen Abend zurück sein, dessen war ich mir sicher.
Was sollte ich bis dahin tun?
Ich brauche einen Plan.
Ein Plan, um einen Mann in mein Bett zu bekommen?
Sogar meine Gedanken verhöhnten mich.
Nicht einen Mann, sondern DEN Mann!
Wenigstens könnte die Zeit auf meiner Seite sein. Es wird doch möglich sein, den Kopf frei zu bekommen?
Ich setzte mich in meinen knallroten Mini Cooper, der sicher schon bessere Zeiten erlebt hatte, und brauste los.
Zeit zum Nachdenken. Meine Hoffnung lag auf Ablenkung durch den Straßenverkehr. Deswegen verzichtete ich darauf nach Godrics Hollow auf magische Art zu reisen.
Harry wird nicht zuhause sein. Hätte ich auf den Stufen seines Hauses warten sollen?
Warum ich mit diesen Vorstellungen überhaupt losgefahren bin?
Ich habe keine Antwort parat.
Zwei Stunden Fahrt. Doch zwei Stunden später und Godrics Hollow vor Augen hätte ich immer noch keine zündende Idee und je näher ich dem Potteranwesen kam, desto unruhiger wurde ich. Meine Hosen fühlten sich immer noch gestrichen voll an.
Was, wenn er doch schon zuhause wäre?
Nein!
Ich wusste es besser.
Langsam tuckerte ich an dem kleinen Marktplatz vorbei, in dessen Mitte ein Obelisk mein Sichtfeld einnahm. Es bildete sich eine Winterlandschaft. Zwei junge Menschen, ein Paar, Hand in Hand starrten diesen Obelisken an. Die junge Frau drehte sich zu mir um. Sie war mein jüngeres Ich. Die Erinnerungen verdrängend, schüttelte ich mich, wandte meine Augen ab und bog langsam in die Straße, die aus dem Ort wieder hinausführte. Unweit vom Anwesen der Familie Potter stach mir ein abgestellter, ramponierter, weißer Kleinbus ins Auge. Das einzige Fahrzeug weit und breit. Im Vorbeirollen, erkannte ich zwei Personen auf den Vordersitzen des Van. Der Fahrer, groß und so breit, wie ein Bär. Ein Basecap ins Gesicht gezogen. Eine Sonnenbrille im Gesicht.
Mein Scheibenwischer quietschte, er bewegte sich langsam über eine leicht feuchte Frontscheibe.
Seltsam, dachte ich und schaute zum tief verhangenen Himmel. Leichter Nieselregen.
Meine Gedanken schrillten Alarm.
Auf dem Beifahrersitz des Vans, eine sichtlich nervöse, zweite männliche Person. Unruhig rutschte er auf dem Sitz hin und her. Gestikulierte mit Armen und Händen.
Ich lenkte meinen Mini an Harrys Haus vorbei, wendete am Ortsende, und fuhr mit angepasster Geschwindigkeit zurück bis zu dem kleinen Ortskern. Auf dem Marktplatz stellte ich meinen Wagen ab, und begab mich zu Fuß in Richtung dem Haus mit der Nummer dreiundzwanzig. Vorbei an dem ramponierten Van. In der Hoffnung nicht auf mich aufmerksam zu machen, lief ich daran vorbei. Die Augen, die mir folgten konnte ich in meinem Rücken spüren. Nummer dreiundzwanzig hatte geschlossene Fensterläden. Ich stand vor einer geschlossenen Tür, traute mich nicht die Türklingel zu betätigen. Alles ruhig. Erneut wählte ich die gewisse Nummer. Ich konnte im Inneren des Hauses meinen Anruf in Form von Klingeltönen parallel mitverfolgen. Jeder Ton verursachte einen Stich in meinem Herzen. In meinen Magen bildete sich etwas, das ihn flau erscheinen ließ. Dann erlöste mich der Piepston von Harrys Anrufbeantworter.
Ich hatte Recht. Ich hatte die ganze Zeit, Recht.
Harry wird erst morgen Abend zurückkehren.
Ich machte mich auf den Rückweg zu dem kleinen Ortskern. Der Van war verschwunden. Allerdings glaubte auf dem Rückweg nach London ich in jedem weißen Van einen Verfolger zu erkennen. Und ihr glaubt gar nicht, wie viele weiße Kleintransporter es plötzlich gibt.
Am frühen Samstagabend erreichte ich London, fuhr absichtlich Umwege, weil ich immer noch unter Verfolgungswahn litt. Mein Fahrzeug stellte ich absichtlich in großer Entfernung von meiner Wohnung ab.
Noch immer hatte ich keinen Plan.
Mike, der Portier begrüßte mich mit seinem üblichen schmutzigen Grinsen. Ein Blick, unter dem ich mich splitternackt fühlte. Ich grüßte ihn beiläufig und schlich nach oben.
Nach einigem hin und her kam mir die Idee, dass Harry, wenn er zurückkommen würde nach etwas Ablenkung suchen könnte.
Das O'Malley's bot sich an, da ich davon ausging, dass Susan Bones sich auch bei ihm gemeldet haben, und eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen haben könnte. Vielleicht würde er beim Abhören, Appetit auf seine alte Stammkneipe bekommen.
So zog ich mich um, Jeans und legere Bluse, und begab mich am zweiten Abend in Folge in die verrauchte Kneipe. Ohne Erfolg. Wie nicht anders erwartet.
Die Sorgen und den Frust ertränkte ich mit etlichen, alkoholisierten Cocktails.
Wenn Alkohol im Spiel ist, nehmen die Dinge ein einen ganz anderen Verlauf, als geplant.
Es war schon früh am Morgen, als ich in meine Wohnung zurückkehrte.
Vorübergehend verrichtete der Alkohol wunderbare Arbeit. Ich war sorglos.
Völlig übermüdet fiel ich in mein Bett, und muss wohl sofort eingeschlafen sein.
Die Träume dieser Nacht gehörten aber wieder, Harry Potter. Er lag nackt in meinen Armen. Der Sonntag begann, wie der Samstag, mit einem dicken, lustlosen Kopf. Es dauerte fast eine Stunde um mir meiner unveränderten Situation bewusst zu werden, in Folge dessen ich mir eine ausgiebige Dusche gönnte. Mein Magen knurrte. Zum Mittagessen begab ich mich in die Innenstadt. Ein Schnellimbiss, nahe der Praxis meiner Eltern. Immer wieder der Blick auf die Eingangstür, obwohl ich hätte wissen müssen, dass die Praxis an Sonntagen verschlossen ist. Früher war ich oft mit meinem Dad, in seiner Mittagspause an diesem Imbisswagen, um die beste Currywurst in ganz London zu kosten. Eigentlich habe ich nie etwas besonders an dieser Art der Nahrung gefunden. Es waren viel mehr, die wenigen Minuten, die ich mit meinem Dad verbringen konnte, die diese Momente so ungewöhnlich machten. Was mich an diesem Tag dahin zog, wurde mir erst Stunden später bewusst.
Der Mittag und der Nachmittag schienen überhaupt nicht vorwärts zu kommen. Dazwischen immer wieder der Versuch telefonisch Kontakt aufzunehmen. Immer noch vergebens. Punkt acht Uhr, als erster eintretender Gast stand ich zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit im O'Malley's. Mein Herz schlug noch wilder, weil es in meinen Augen, DER Abend werden würde.
Der Abend, der mein Leben verändern könnte.
Wie gerne hätte ich diese Vorstellung mit Jemandem geteilt: Meiner Mum.
In der Hoffnung die Glücksgefühle mit meiner Mum teilen zu können, wählte ich unvorsichtigerweise die Nummer meiner Eltern. Doch als mein Dad sich meldete, verließ mich der Mut, und ich stammelte lediglich etwas von einem Verlängerungstag in Davenport.
Was, wenn sich meine Planlosigkeit doch ins Chaos entwickelt?
Ich suchte mir einen Platz am Tresen. Von wo aus ich bequem die Gäste und das Geschehen vor und in dem Lokal beobachten konnte. Flüchtig bemerkte ich zwei junge Männer, die mich abwechselnd anstarrten und ignorierten, mich aber unentschlossen anlächelten.
Wie fast alle Männer, trugen sie zu lässigen Jeans und Hemden, goldene, machohafte Manschettenknöpfe. Es war klar, auf was sie aus waren. Einen One-Night-Stand.
Mit meinen dreißig Jahren war ich gut und gerne fünf Jahre älter als meine Bewunderer, doch, das schien sie nicht im Geringsten zu stören. Aufreizend spannten sie ihre Muskeln an, stellten ihre hart antrainierten Oberarmmuskeln zur Schau. Ich gab ihnen zwei Minuten, bis mich einer von ihnen ansprechen würde, und ich verschätzte mich nur um wenige Sekunden. Der junge Mann versuchte es mit der Version eines Spruches, die ich schon tausendmal vorher gehört hatte: „Entschuldigen Sie, dass ich sie so einfach anspreche. Aber kennen wir uns nicht von irgendwo her?“
Ich erwiderte nichts, was ihn für einen kurzen Moment aus der Fassung brachte. Doch er fasste sich recht schnell wieder. „Wollen sie, dass ich ihrem Freund die Knie breche, weil er eine so hübsche Frau hier an der Theke warten lässt? Und so lange sie überlegen, welches Knie ich nehmen soll, darf ich ihnen was zu trinken spendieren?“
Dieser Brad Pitt für Arme steigerte nicht gerade meine Laune. Ich funkelte ihn an, starrte durch ihn hindurch. Mit einem Auge beobachtete ich die nahe Umgebung. Die Musik schien im Minutentakt um ein DB nach oben geschraubt zu werden.
„Was darf ich dir bestellen?“, grinste der Brad Pitt-Verschnitt und musste sich, sehr zu seinem Vorteil nach Vorne beugen damit er sich verständlich machen konnte. Dabei schien er einen Blick in meine Bluse zu riskieren. Meine Nerven angespannt bis ins Unermessliche. Und die Knalltüte ging bereits zum Du über. Doch ich hatte mich recht gut im Griff. Nicht umsonst unterrichte ich regelmäßig bedürftige Frauen in Selbstschutz.
Ich blickte dem Mann fest in die Augen, schenkte ihm ein höfliches Lächeln und sagte mit kalter Stimme. „Ich habe momentan keine Lust auf Gesellschaft“.
Einfach so. Ende des Gesprächs.
Irritiert blinzelte er mich an, unterdessen verschärfte sich mein Blick, schien ihn förmlich zu durchbohren. Im gleichen Moment als er sich ohne weiteren Kommentar abwenden wollte glaubte ich vor dem Lokal das Heck eine ramponierten, weißen Vans zu erkennen. Kurzzeitig. Es hätte auch eine Täuschung sein können. Ich verließ meinen Platz am Tresen, wischte mit meinem Handrücken über die angelaufenen Scheiben uns suchte die äußere Umgebung ab. Nichts.
So schnell ich glaubte den Van gesehen zu haben, war er auch wieder verschwunden.
Blödsinn!
Ich kam zu dem Schluss, dass das Auftauchen des Vans reiner Zufall gewesen war, ein von einem Hauch Paranoia aufgeladener Zufall. Kopfschüttelnd ging ich zurück zu meinem Platz am Tresen. Er war besetzt. Eine auftoupierte Blondine lächelte mir höhnend zu. Ohne weitere Beachtung griff ich nach meinem Cocktail, verschütte dabei rein zufällig etwas in ihren Schoß, und während sie schreiend aufsprang, wandte ich mich grinsend ab.
Ich nippte an meinem Drink und lief langsam durch das mittlerweile völlige überfüllte Pub. Mein Ziel mittlerweile deutlich vor Augen, weil ich mittlerweile hundertprozentig sicher war, dass ich an diesem Abend noch die bestimmte Person zu Gesicht bekommen würde.
Der Anfall an Selbstbeherrschung setzte ungeahnte Kräfte frei. Dieser gottverdammte Van hatte mir sämtliche Verhaltensmaßregeln ins Gedächtnis gerufen, die ich im Laufe der Zeit zum Selbstschutz entwickelt hatte, und die mich auch vor vielen Jahren auszeichneten, wenn es darum ging meinem Freund Schutz zu gewähren. Erst jetzt merkte ich, dass ich scheinbar geistesabwesend mit dem Zauberstab in meiner Tasche spielte. Noch ein kurzer Blick aus dem Fenster. Ausnahmslos jüngere Personen, meist Pärchen.
Ich schaute mich wieder im Lokal um. Das gleiche Bild. Überall Grüppchen, Pärchen, die man kaum noch auseinanderhalten konnte. Ein Durchkommen, noch dazu mit einem Getränk in Händen war unmöglich geworden. Ich hielt mich am Rand auf. Überschaute die Menge. Ich hielt mich tapfer, fast ohne Nervosität.
Meine Armbanduhr zeigte Neun Uhr zweiunddreißig als ich meine Fassung mit einem Schlag verlor. Nur wenige Meter von mir entfernt, etwas abseits der Sardinen in einer Büchse anmutenden Meute erblickte ich mein Ziel. Pechschwarze, immer noch wirr wirkende Haare. Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Ich schluckte und rang nach frischer Luft, die sowieso nicht vorhanden war.
Er erkannte mich sofort.
Ich legte unter Anbetracht dieser Erkenntnis ein künstliches Lächeln auf mein Gesicht und steuerte auf ihn zu. Das höllische Tempo, welches mein Herz an den Tag legte, wurde unkontrollierbar. Mir erschien es lauter, als die Gitarrenriffs von Highway to Hell.
Hoffentlich schöpft er nicht sofort Verdacht.
Ich bin eine schlechte Lügnerin, und gerade Harry konnte ich nie etwas vormachen.
Es gab kein zurück mehr.
Überzeugung und Ehrlichkeit!
Ich umarmte ihn, küsste seine Wangen.
„Harry Potter“, lächelte ich, „ist das lange her!“ Ich musste fast schreien um den Lärm zu übertönen, bewegte mich einen Schritt rückwärts und musterte ihn von oben bis unten.
„Du siehst gut aus!“, log ich, denn in Wirklichkeit wirkte er genervt und lustlos.
„Du auch“, erwiderte er, und es war genauso eine Lüge. Wenn ich so aussah, wie ich mich fühlte, dann stand ein Häufchen Elend vor ihm. Der Anfang war gemacht, auch wenn er nur zu fünfzig Prozent meiner Vorgabe entsprach: Überzeugung und Ehrlichkeit!
Doch zu meiner Überraschung schien er nicht abgeneigt, und bot ein Lokalwechsel an, sehr zu meinem Wohlwollen.
Recht schnell, genau wie Ginny vorher gesagt hatte, wurde aus unserem anfänglichen Smalltalk eine Rückkehr in alte Zeiten. Das Vertrauen war nach wie vor vorhanden.
Ich wusste sofort, wo dieser Abend seinen Höhepunkt finden würde. In meinem Bett.
Und ich hatte keinerlei Bedenken oder Skrupel.
Ganz im Gegenteil. Ich konnte es kaum erwarten ihn in meinen Armen zu halten, ihn in mir zu spüren. Die alte Routine war zurück. Das Flattern meiner Nerven, das Zittern meines Körpers, mit einem Schlag verschwunden. Als wäre eine Barriere gefallen. Bei Harry hatte ich schon immer das Gefühl gehabt, mich offen mit ihm unterhalten zu können. Ich brauchte mich nicht zu verstellen oder eine Show abzuziehen. Er gab mir früher schon ein großes Gefühl von Vertrauen. Aber er war mit Ginny zusammen, also praktisch unantastbar, und so sah ich nie einen Anlass dazu, ihm irgendwie schöne Augen zu machen.
Einige Zeit wärmten wir alte Geschichten auf, schwelgten uns in Nostalgie.
Doch mein Bedürfnis wurde immer stärker.
Ich wollte ihn, und musste mich beherrschen ihm nicht an Ort und Stelle die Klamotten vom Leib zu reißen. In Gedanken sah ich schon die Knöpfe seines Hemdes um meine Ohren fliegen.
Und auch seine Augen verrieten mir:
Ich will dich.
Jetzt.
Heute Abend.
Sofort.
Ein loderndes Feuer in seinen Augen.
Es war spät geworden. Der neue Tag, Montagmorgen war längst angebrochen.
„Hast du Lust, noch woanders hinzugehen?“
Ja. Ja. Ja.
Ich will dich vernaschen.
So gut es ging versuchte ich meine Gier zu unterdrücken, machte mich aufbruchbereit.
„Lust hätte ich schon, aber ich muss morgen früh arbeiten, und da kann ich keinen schweren Kopf gebrauchen.“ Die schlechte Lügnerin kam zum Vorschein, und wenn er mich immer noch kannte, wovon ich ausging, wusste er längst, dass das Gegenteil davon gemeint war. Harry bezahlte unsere Getränke und wir verließen gemeinsam, als die letzten Gäste, das Lokal. Schweigend, überlegend.
Wie konnte ich die Situation retten?
Die unüberlegten Worte könnten den Abend frühzeitig beenden.
Meine Stimme zitterte vor Aufregung, als ich ihm vor dem Lokal nach einer Rettung suchte. „Warum kommst du nicht auf eine Tasse Kaffee mit zu mir?“
Aus Angst vor einer negativen Antwort blickte ich mich um, dabei stach mir erneut ein weißer, in sicherer Entfernung abgestellter Van ins Auge.
Droht uns etwa Gefahr?
„Mit dem Taxi brauchen wir nur wenige Minuten.“
Eine Vorsichtsmaßnahme, um eventuelle Verfolger zu bemerken.
Ich winkte eines der Muggeltansportmittel herbei, die nahe dem Lokal auf Kundschaft warteten.
Hatte mir Harry überhaupt geantwortet?
Erschrocken starrte ich mitten in seine tiefgrünen Pupillen, und sie verrieten mir die Antwort: Warum nicht? - Klar doch.
Und sie verrieten mir noch viel mehr: Zu einer Tasse Kaffee wird es nicht kommen.
Erneut musste ich den Drang unterdrücken ihn sofort anzuspringen, und in eine dunkle Ecke zu zerren. Doch ich bin ein braves Mädchen, und versuchte mich in Geduld.
„Warum Disapparieren wir nicht?“, wunderte er sich, während der kurzen Wartezeit auf ein Taxi.
„Das mache ich nur noch selten“, versuchte ich zu erklären. „Ich habe mich an das Muggelsein im Privatleben gewöhnt. Und in der Gegend, in der ich wohne, möchte ich niemanden erschrecken.“
Die Fahrt im Taxi wurde zur Hölle auf Erden.
Meine Fingernägel krallten sich in den Rücksitz.
Es grenzte wirklich an ein Wunder, dass ich ihm nicht dort schon die Kleider vom Leib gerissen habe.
Das Taxi passierte den Lieferwagen. Ein Liebespärchen, eng umschlungen.
Erleichtert richtete ich meinen Blick geradeaus, nannte dem Fahrer meine Adresse.
Harry hatte meine Wohnung nie betreten. Ich glaube er wusste nicht einmal, wo ich wohnte. Dementsprechend verblüfft sah er sich um.
Meine Aufregung stieg ins Unermessliche. Ich musste ihn berühren, legte nur meine Hand auf seinen Arm, hakte mich bei ihm ein. Das Feuer sprang sofort über, doch die Paranoia kam zurück. Ein langsam vorbeifahrendes Fahrzeug erweckte meine Aufmerksamkeit. Ein Van. Was sollte ich tun?
Mein Herz pochte gegen meinen Hals.
Sind wir in meiner Wohnung sicher?
Und eine weitere Frage quälte und verunsicherte mich:
Was wird sein, wenn Harry erfährt, dass ich Ginny einen Gefallen getan habe?
Könnte er die Situation missverstehen?
Das wäre nicht in meinem Sinne. Ich könnte ihn für immer verlieren.
Ich tu es nicht für Ginny, folge nur ihrer Bitte.
Es ist für mich.
Für mich Allein.
Ich will es. Doch ich möchte nicht, dass er etwas Anderes glaubt.
Ich muss überzeugend sein!
Den ganzen Abend haben wir es vermieden über unsere Ex-Partner zu sprechen.
Doch jetzt sah ich es als einzigen Ausweg. Ich hatte die Hosen gestrichen voll.
„Du weißt doch, dass Ron und ich uns vor einer ganzen Weile getrennt haben?“
„Ja“, antwortete er unsicher mit einem ziemlich in die Länge gezogenen Vokal.
Verzweifelt versuchte ich zu erklären, dass sich Ron wieder um mich bemühen würde.
In meiner Magengrube verspürte ich einen heftigen Stich. Mir wurde übel.
Und mich überkamen heftige Schuldgefühle.
„Ich weiß, dass ihr immer noch gute Freunde seid“, fuhr ich fort. „Deshalb wollte ich es dir der Fairness halber sagen. Er will wirklich, dass wir wieder zusammenkommen. Ich aber nicht.“ Der eiserne Wille siegte über die Vernunft.
Wohl im letzten Moment schaffte ich es den richtigen Weg einzuschlagen.
Ich rückte näher an ihn heran, so dass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Deshalb bist du hier“, hauchte ich, schwer atmend mit erheblichen Herzrhythmusstörungen. Ich zerrte ihn ins Haus, vorbei am verlassenen Portierplatz.
Mike, der schmierige, dummgeile Portier war überraschend nicht an seinem Platz, sehr zu meiner Freude. Schnell zum Fahrstuhl. Endlich öffneten sich die Türen. Beim Einsteigen registrierte ich die Rückkehr von Mike, grüßte ihn flüchtig, um keinen Verdacht zu erregen, drückte die Acht und drehte mich zu Harry um, der wie angewurzelt und immer noch leicht verunsichert sich gegen die hintere Fahrstuhlwand gepresst hatte.
Wir starrten uns lange in die Augen. Mein Herz raste. Meine Innereien verknoteten sich. Unmengen an Schmetterlinge flatterten wild durcheinander.
Und ich wusste, was nun passieren würde.
Noch im Fahrstuhl fielen wir gierig übereinander her.
Ich beugte mich nach vorne. Harry tat es mir gleich. Unsere Lippen berührten sich.
Der erste Kuss war noch zögerlich, doch meine Schuldgefühle waren wie weggewischt.
Das Tier in mir brach aus seinem goldenen Käfig aus. Monatelange Enthaltsamkeit.
Der zweite Kuss wurde heftiger, länger, inniger. Meine Hand in seinen Haaren. Seine rutschte auf meinen Hintern, kniff in meine Backen, die hauteng in meine Jeans gepresst waren.
Ich schwebte längst über den Dingen, bekam nicht einmal mit, wie sich die Fahrstuhltüren öffneten. Regungslos verharrten wir einige lange Sekunden, dann, gerade noch rechtzeitig, bevor sich die Türen wieder geschlossen hätten, nahm ich ein weiteres Mal seine Hand und führte ihn zu meiner Wohnungstür.
Wie ich richtig vermutet hatte, brauchte ich die Kaffeemaschine nicht einmal einzuschalten. Noch während ich meinen Schlüssel ins Schloss steckte fielen wir erneut übereinander her, ehe wir, die Lippen fest miteinander verschmolzen, in meine Wohnung taumelten.
Für einen kurzen Moment ließ ich von ihm ab, um mich meiner Jacke zu entledigen.
Den Schlüssel warf ich unachtsam auf die Garderobe.
Mein Gott, was soll er von mir denken?
Leicht verunsichert, und voller Angst, er könnte glauben, ich wäre irgend so ein leicht zu bekommendes Mädchen starrte ich ihn an.
„Ich bin nicht immer so stürmisch“, reimte ich mir zusammen, und hoffte er würde verstehen…
„Ich weiß“, erwiderte er, mit einem Blick der mich dahin schmelzen ließ.
„Ich hatte eben schon immer eine Schwäche für dich.“
„Ich auch für dich.“
„Und seit Monaten bin ich auf Entzug und völlig ausgehungert“, unbedachte Worte, einfach so dahin geplappert. Ich war völlig außer Kontrolle, schlug mir erschrocken mit der Hand vor den Mund. „Möchtest du noch etwas trinken?“
Welch eine bescheuerte Frage!
„Nein. Ich will nur dich!“
Das war der endgültige Moment, indem es für mich kein Halten mehr gab.
Im nächsten Augenblick küssten wir uns wieder. Ich fiel Harry, wie ein ausgehungerter Tiger um den Hals. Unsere Hände erforschten gierig unsere Körper, wanderten auf und ab, vor und zurück. Tausend Hände glitten über meinen Körper. Stimulierten mich zum Höhepunkt, bevor es überhaupt dazu kommen könnte. Ich hatte längst die Ausbeulung in seiner Hose im Griff. Er hatte meine Bluse geöffnet und massierte meine weichen Rundungen. Ich stöhnte laut auf. Keuchte. Rang nach Atem. Seine Hand wanderte weiter, öffnete den Knopf meiner Jeans, flach glitt sie darunter, streichelte über den weichen Satin, fand die feuchtnasse Perle der Lust. „Zeit fürs Bett“, keuchte ich. Meine Stimme klang heißer. „Ich halte es nicht mehr aus. Ich will dich. Jetzt!“, und so schoben wir uns seitwärts und immer noch knutschend in Richtung meines geräumigen Schlafzimmers.
Doch plötzlich bemerkte ich wie, Harry einen nervösen, roten Kopf bekam, und angestrengt die Beine zusammenpresste.
Süß, dachte ich. Er hat Angst zu versagen, oder dem wunderbaren Augenblick zu versauen. Ich half ihm sein Bedürfnis unauffällig zu äußern, indem ich mich leicht von ihm löste, um meine Bluse vollends zu öffnen. Den rettenden Moment nutzte er. „Ich müsste mal schnell zur Toilette“, murmelte er immer noch an meinen Lippen klebend.
„Da drüben“, murmelte ich schmunzelnd, und zeigte auf eine Tür in seinem Rücken. „Beeil dich!“
„Ganz bestimmt“, entgegnete er und machte sich auf den Weg. Sichtlich Erleichtert, dass ich für sein menschliches Problem Verständnis zeigte.
Während er in meinem Badezimmer verschwand, schälte ich mich aus der unnötigen Kleidung, bis auf Slip und BH. Und so präsentierte ich mich ihm erwartungsvoll aufreizend in roten Spitzensatindessous auf meinem französischen Bett.
Ich hatte es mir in Seitenlage bequem gemacht, die Knie leicht angezogen und erwartete ihn sehnsüchtig. Nur eine Minute später war er zurück. Mein Outfit schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Ein knallroter Satinstring und der dazu passende BH, indem meine weichen Rundungen richtig prall und gepresst wirkten, brachten ihn sofort in Wallung, erkennbar an einer riesigen Beule an der Vorderseite seiner Jeans.
„Du bist ja noch angezogen?“, keuchte ich und zwinkerte aufreizend mit meinen Augenbrauen. „Komme ich helfe dir“.
Dabei rutschte ich ihm auf Knien entgegen und beugte mich absichtlich soweit nach vorne, dass meine Rundungen ihm regelrecht ins Auge springen mussten. Er zeigte eine verlegene Erregung, was mich noch weiter antörnte. Es hätte perfekter nicht sein können. Ich machte mich am Gürtel seiner Hose zu schaffen, und streifte sie nach unten. Er entledigte sich seines Hemdes, während ich gefühlvoll über seine Boxershorts streichelte.
„Das wird aber höchste Zeit“, raunte ich, während ich sein bestes Stück befreite. Hart und kerzengerade signalisierte es mir die absolute Bereitschaft.
„Ich muss dich warnen“, keuchte er mit schwacher Stimme. „Ich bin völlig ausgehungert.“
„Nicht nur du…“
Es war ein relativ schneller gegenseitiger Höhepunkt, aber unbeschreiblich intensiv und leidenschaftlich. Mehr als ich mir je erträumt hatte. Bewusst, denn diese Nacht sollte noch längst nicht zu Ende sein. Ich war noch längst nicht satt.
Überglücklich lag ich in seinen Armen. Seufzte. Nie zuvor habe ich mich so verträumt, romantisch und glücklich gefühlt. Unsere Körper waren schweißgetränkt.
Eine schnelle Dusche zur Erholung sollte die nächste Runde mit einer Überraschung einläuten. In gerade mal fünf Minuten war ich wieder zurück, marschierte nackt zurück ins Schlafzimmer und himmelte ihn an. „Mal sehen, ob du es genauso schnell hinbekommst. Ich bin nämlich noch lange nicht fertig mit dir.“
„Ach ja“, höhnte er, die Türklinke zum Badezimmer schon in der Hand. „Ich auch noch nicht mit dir. Aber wolltest du eigentlich, nicht Morgen früh zur Arbeit?“
Erschrocken zuckte ich zusammen, zum Glück hatte er mir den Rücken zugedreht.
Ich wiegelte ab. „Im Moment gibt es Wichtigeres.“
„Dann mach dich schon Mal auf Etwas gefasst!“
In Rekordverdächtigen zweieinhalb Minuten war er zurück. Sein Körper glänzte noch vor Feuchtigkeit.
„Aufs Bett“, befahl ich genüsslich.
Er tat, wie geheißen, stellte sich dabei aber etwas ungeschickt an.
„Auf den Rücken“, lächelte ich. „Die Hände ausgestreckt hinter den Kopf.“
Er folgte gehorsam meinem Befehl.
„Hände an den Rahmen!“
Splitternackt lag er ausgestreckt vor mir blitzenden Augen auf meinem Bett, harrte der Dinge, die kommen würden. Ich eroberte seinen Bauch, zauberte einige Seidenschals herbei und fesselte damit seine Hände an den Gestellrahmen.
Seine Erregung hatte schon wieder den Höchststand erreicht.
Anschließend verband ich noch lustvoll mit der Zunge schnalzend seine Augen.
Doch weiter kam ich nicht.
Gerade als ich meiner Erregung freien Lauf lassen konnte, vernahm ich ein leises Surren, schaute mich fragend um, und suchte nach der Ursache des Übels.
Es surrte ein zweites Mal, und es schien eindeutig von der Wohnungstür zu kommen.
„Wer, um alles in der Welt, und vor allem zu dieser Zeit?“, fluchte ich leise vor mich hin, griff schnell nach meiner Bluse und zog sie mir über.
Mein erster Gedanke richtete sich auf Ginny und einen üblen Scherz, den man mir spielen könnte. Leise schloss ich die Tür meines Schlafzimmers. Niemand sollte Harry so vorfinden. Die Peinlichkeit wollte ich sowohl ihm, als auch mir ersparen.
Viertel nach zwei Uhr am frühen Morgen, zeigte ein flüchtiger Blick auf meine Küchenuhr. „Hermine?“, hörte ich eine leise, mir nicht bekannte, männliche Stimme. „Hermine, bitte mache auf…“ Es folgte ein Klopfgeräusch, vorsichtig, dann anschwellend, eindringlicher. „Ich bin's Steven. Bitte mach auf.“ Ich spähte durch den Türspion. Ein nervöser Mann stand drängelnd davor. Erneut trommelte er mit der Faust gegen die Tür und spähte von Außen in den Spion, als ob man etwas erkennen könnte…
Schlagartig wurde mir bewusst, dass Steven nie vorgestellt wurde. Bei Familientreffen hatte ihn Ginny nie mitgebracht.
„Steven?“ wunderte ich mich.
Bisher hatte ich noch keine fünf Worte mit diesem billigen Harryersatz gewechselt.
Harryersatz?
Eigentlich müsste ich ihm sogar dankbar sein.
Aber warum um alles in der Welt steht er heute Nacht vor meiner Tür?
Mitten in der Nacht, wo jeder gewöhnliche Mensch zu schlafen pflegt.
„Bitte mach auf“, wimmerte der Angesprochene.
Aber offenbar bin ich nicht Gewöhnlich.
Ich habe noch nicht geschlafen, und noch nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet.
„Ginny ist in großer Gefahr. Bitte, ich brauche deine Hilfe.“
Der Auslöser zu einem tödlichen Fehler.
Ich hätte die Gefahr erkennen müssen.
Woher kannte Steven meine Adresse?
Leichtsinnig und unbedacht öffnete ich einen kleinen Spalt. Ausreichend, um mich zu überrumpeln. Die Tür wurde heftig aufgestoßen, knallte gegen meine Schläfe. Ich taumelte, ging zu Boden, und noch bevor ich reagieren konnte, zog mich ein riesiger Kerl mit Basecap an meinen Haaren in die Höhe. Ein weiterer Kerl, maskiert trat ein. Auf seinen Schultern eine nackte, bewusstlose Frau. Die Person, die ich vom Türspion aus sah, wurde ganz zum Schluss von Mike dem Portier hereingeschubst.
Steven, oder wer auch immer das war, zitterte ängstlich, wirkte sichtlich nervös.
„Wo ist er?“, herrschte mich der Maskierte an.
„Wer?“, wisperte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Eine krachende linke Gerade des Hünen landete in meinem Gesicht. Ich hörte das Knacken meines Nasenbeins. Sofort tropfte Blut über meine Lippen.
„Was wollen sie?“, keuchte ich.
„Stell sie ruhig“, wies der Maskierte seinen Mitstreiter mit dem Basecap an. „Und bring sie in den Wagen. Wir kümmern uns um Potter.“ Sein Blick kam grinsend zu mir zurück. „Im Schlafzimmer nehme ich an?“
Während er sich mit der nackten Frau auf seiner Schulter und Mike, dem Portier auf den Weg zum Schlafzimmer machte wollte ich schreien. Harry warnen. Ich kam nicht mehr dazu.
Der riesige Kerl drückte eine Spritze in meinen Unterarm, und presste deren Inhalt vollständig in meine Venen. Sofort verschwamm die Umgebung vor meinen Augen. Meine Augen drehten sich im Kreis. Das Gesicht des Hünen bildete einen Kreis, auf dessen äußeren Linie es gleich mehrfach zu sein schien.
„Ein wunderbar leichtes Gefühl“, stieß er hervor. „nicht wahr?“
Ich fühlte mich tatsächlich unglaublich leicht. Meine Gedanken schwerer als der Rest meines Körpers. Kein Wort wollte meine Lippen. Ich schaffte es nicht einmal den kleinen Finger zu erheben.
Der Riese schulterte mich, in der gleichen Art, wie die nackte Frau in meine Wohnung getragen wurde. Er trug mich aus dem Gebäude, warf mich lieblos und mit brutaler Gewalt in die geöffnete Tür eines weißen Kleintransporters. Ich war unfähig mich zu rühren, als hätte man mir einen Lähmzauber verpasst. Mir war speiübel. Die Schiebetür wurde zugeschlagen. Und irgendwann, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wieder aufgerissen. Wie Abfall wurde die nackte Frau ins Fahrzeuginnere geworfen. Ihre Brüste prallten gegen mein Kinn, sie fühlten sich feucht und klebrig an.
Blut!
Panik erfasste mein Gemüt.
Ich wollte schreien, wehrte mich mit Leibeskräften gegen die Ohnmacht. Keinen Millimeter konnte ich mich rühren. Mein Mund blieb versiegelt.
Kurze Zeit später wurde nach einem seltsam anmutenden Ploppgeräusch, Stevens Körper in der gleichen Weise ins Fahrzeug verfrachtet. Auf seiner Stirn klaffte ein tiefes, etwa eine Galleone großes Loch. Die Eintrittswunde dampfte noch, ein Rinnsal frischen Blutes bahnte sich einen Weg über sein Auge. Einen Schuss habe ich nicht gehört, daher ging ich davon aus, dass man eine Pistole mit Schalldämpfer verwendet hatte. Steven war nutzlos geworden, und überflüssiger Ballast.
Doch was ist mit Harry?
Jedes Mal wenn die Tür aufgerissen wurde zuckte mein Körper voller Angst zusammen. Doch ich ging davon aus, dass bei meinem Zustand kein Mensch derartiges bemerkt hätte.
Der Riese mit dem Basecap überblickte seine Taten. Lächelte sarkastisch in mein Gesicht. „Dein Freund kommt sicher auch gleich. Du, böses Mädchen hast ihn ans Bett gefesselt. - Geiles Luder. Du wirst es kaum erwarten können, wenn ich dich einreiten werde. Du wirst schreien, vor Vergnügen.“
„Oder dich auslachen - du impotenter Bock!“
Zu meiner Überraschung hatten sich tatsächlich meine Lippen bewegt.
Wütend keifte er mich an, wollte gerade zuschlagen, als der Maskierte ihn brüsk zur Seite schob. Auf seiner Schulter trug er eine weitere bewusstlose Person. Obwohl diese Person überraschenderweise völlig bekleidet war, wusste ich sofort, wen er gleich zu mir herein schmeißen würde.
Harry!
Nein, bitte lass das nicht wahr sein!
Doch der Wurf blieb aus.
Stattdessen gab der Maskierte Anweisungen. „Also, wir machen's wie besprochen. Du suchst geeignete, abgelegene Plätze für die Leichen. Das geile Luder bringst du ins Lagerhaus, und wartest dort auf mich“
„Und du?“, fragte der Hüne.
„Ich lade Potter ab. Niemand wird ihm glauben, das verschafft uns den notwendigen Vorsprung. Bis die die Leichen gefunden und sortiert haben werden Tage vergehen. Zeit genug um unseren Plan durchzuziehen, auch ohne den Stick. Trotzdem fahre ich nochmals in dieses Dreckskaff und durchsuche die Wohnung. Vielleicht hat Steven doch gelogen.“
Knapp fünfzehn Minuten dauerte die Fahrt, dann polterte es heftig. Die Stoßdämpfer des alten Vans leisteten Schwerstarbeit. Schließlich blieb er abrupt stehen. Die Leiche der jungen Frau wurde entsorgt. Wo, konnte ich nicht feststellen. Unweit meiner Wohnung. Ich hörte das Plätschern von Wasser. Die Fahrt setzte sich fort. Nach weiteren dreißig Minuten war Steven an der Reihe. Auch er wurde aus dem Van getragen und entsorgt. In meinen Fingerspitzen begann es zu kribbeln. Das Taubheitsgefühl schwand. Die Injektion verlor an Wirkung. Ich spielte mit meinen Fingern. Von Minute zu Minute bewegten sie sich ein Stückchen mehr. Gerade schöpfte ich Hoffnung voll Bewegungsfähig zu sein, wenn der Wagen erneut zum Stillstand kommen würde. Etwa eine Stunde war seit dem Überfall in meine Wohnung vergangen. Doch meine Hoffnung zerplatzte, wie eine Seifenblase. Der Wagen stoppte. Die Tür wurde aufgeschoben, und der Riese packte mich brutal an den Haaren und zerrte mich heraus. Der Stopp fand in einer abgeschiedenen Umgebung statt. Es war absolut nichts zu erkennen, dass einen Hinweis auf meinen Aufenthaltsort geben könnte. Aus der Dunkelheit der Nacht trat ein weiterer Mann heraus. Korpulent, klein und schmuddelig. An der Stelle, wo sich normalerweise die Schneidezähne befinden, klaffte ein tiefes schwarzes Loch, wenn er sein hässliches, pickelreiches Gesicht zu einem Grinsen verzog. Stundenlang musste ich auf seinem Schoß verharren. Eine Pistole an der Schläfe, sein stinkender Atem im Genick. Ich versuchte mich abzulenken, beschimpfte mich immer wieder selber.
Warum war ich so naiv und habe Steven die Tür geöffnet?
Doch hätte ich eine andere Wahl gehabt?
Sie hätten es sicherlich, egal wie, geschafft in die Wohnung zu kommen.
Das Summen der Türglocke vibrierte in meinen Ohren.
Ein hochfrequenter Ton, der meinen Kopf fast zum Platzen brachte...

Und da war er wieder, dieser schrille Ton.
Ich schreckte auf.
Saß immer noch angekettet in einen Bürostuhl.
Der Ton war keine Einbildung, keine Erinnerung, sondern schreckliche Gewissheit.
Noch immer fiepte es. Ein seltsamer hochfrequenter Ton.
Jeden Augenblick würde mein Trommelfell platzen. Unaufhörlich.
Meine Augen wurden von einem grellen Licht geblendet.
Ein ohrenbetäubender Lärm.
Ein riesiger Knall.
Mein Stuhl wurde von einer plötzlichen Druckwelle aus der Bodenverankerung gerissen. Glühendheiß die Luft, grell das Licht. Ich flog meterweit durch die Luft.
Dann herrschte wieder Dunkelheit um mich herum.
War es das?
Bin ich tot?


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