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Fanfiction

Eine Verhängnisvolle Entscheidung - Neun

von rodriquez

Rückblende in die Nacht von Freitag auf Samstag.

Ein merkwürdiges, nicht zuzuordnendes Geräusch riss die junge Frau aus dem Schlaf. Sie musste tief eingeschlafen sein, jedenfalls reagierte sie einen Moment verstört und blickte sich fragend um. An einen Traum konnte sie sich nicht erinnern, nur, dass sie lange wach gelegen hatte und auf Schritte auf der ewig knarrenden Holztreppe lauerte. Steven, ihr Lebensgefährte war noch nicht zurück, als sie sich auf den Weg ins Bett machte. Das war kurz vor Mitternacht und an sich nicht weiter verwunderlich. Steven ging seit fast einem halben Jahr eigene Wege. Sie hatten nie darüber gesprochen, doch für ihn schien es ein stilles Abkommen zu sein. Ganz zu Beginn, als er ihr mitteilte, Alleine weg- oder auszugehen, oder noch nicht mit ihr nach Hause wollte, war es schon eine gewisse ungewohnte Situation.
„Du kannst ja schon mal gehen“, lautete seine emotionslose Antwort. „Ich bin noch beschäftigt.“
„Klar doch, ist nicht zu übersehen“, lautete ihre unterdrückte, mit Blicken ausgedrückte Antwort. Sie hätte ihn sowieso nicht interessiert. Seine linke Hand war versehentlich in den Ausschnitt eines fremden Blondchens gerutscht, und es störte ihn wenig, dass Ginny genau dahin starrte.
Doch sie gewöhnte sich schneller daran, als sie vermutete. Normalerweise sollte sie wütend sein, was sie auch war, allerdings auf eine andere Art, und sie sollte eine unruhige Nacht haben. Immerhin bestand Gefahr den Liebhaber, Lebensgefährten, oder was auch immer er für sie war, zu verlieren.
Spätestens als sie an eben jenem Abend zu Bett ging und problemlos einschlief, wusste sie, dass sie die wahre Liebe für eine Falsche eingetauscht hatte. Steven war ein Blender, und sie hatte sich wie ein Dummchen täuschen lassen.
Und ihr war bewusst, dass sie die Zeit nicht mehr zurückdrehen konnte.
Seit einem halben Jahr lebten sie in einem unausgesprochenen Abkommen unter einem Dach.
Nur an diesem Abend war alles anders.
Sie war aus irgendeinem unerklärlichen Grund unruhig, fand lange keinen Schlaf, und wälzte sich unruhig von einer Seite auf die Andere. Es war ihr aber wohl doch gelungen, einzuschlafen, und jetzt fühlte sie sich, als wäre sie aus dem ersten Tiefschlaf aufgeschreckt worden. Dementsprechend musste sie erst einmal die Orientierung finden, indem sie versuchte den derzeitigen Aufenthaltsort herauszufinden.
Es war ihr Schlafzimmer. Das Bett neben ihr war leer. Das Laken kalt. Der Bezug unberührt. Steven war wohl nicht nach Hause gekommen, oder er verbrachte die Nacht wieder im Gästezimmer, wie so häufig in den letzten Monaten. Natürlich hatte sie längst bemerkt, dass sein Interesse an ihr abgeflaut war. Spätestens seit seinen stillen Wünschen nach mehr Freiheit. Unter Ginnys Decke kam er eigentlich nur noch, wenn die Abende nicht nach seinen Wünschen verliefen, und der Druck in seiner Leiste zu groß wurde. Bisher hatte Ginny keine Einwände, ließ ihn gewähren und sah daher keinen Grund an der Situation etwas zu ändern.
Warum auch? - Sie hatte ein Leben in Wohlstand und konnte sich, seit Steven in ihr Leben trat, alles leisten und erfüllen, wovon andere nur träumen.
Müde rieb die junge rothaarige Frau den Schlaf aus den Augen, blickte zur Uhr neben ihr auf dem Nachttisch. Die digitalen grünen Lettern Drei - Null - Vier blendeten ihre Augen und verrieten damit den frühen Samstagmorgen.
Da war es wieder.
Ginny lauschte instinktiv.
Ein leises Knacken, mehr ein Knarren. Ein erstickter Laut.
Ein weiterer Instinkt ließ sie nach ihrem Zauberstab in der mittleren von drei Nachttischschubladen greifen, und verstaute ihn in einem Bademantel, den sie rasch über ihren Körper warf.
In dem Raum war es kühl. Die Fenster schräg gestellt. Sicher nicht mehr, als sechzehn Grad. Leise schlich sie in den Flur, schlüpfte dabei in die Ärmel ihres Bademantels und band die Stoffgürtelschleife fest um ihren Bauch.
Vorsichtig und aufmerksam schaute sie sich um. Den Flur des ersten Stockwerks nach Links, dann nach Rechts. Alle Türen waren geschlossen. Nichts. Auch nach einigen Momenten angestrengten Lauschens konnte sie keine weiteren verdächtigen Geräusche registrieren.
Es regnete. Ein leises Plätschern, verursacht durch dicke Regentropfen auf dem Dachfenster und der Dachrinne. Ansonsten herrschte Stille. Ganz schwach schimmerte das Mondlicht durch einen minimal, aufgebrochenen Fetzen der Wolkendecke. Gerade genug um sie sicher und ohne künstliche Lichthilfen durch den Flur zu führen.
Vor der Tür ihrer kleinen Tochter verharrte sie, presste ein Ohr gegen den Rahmen. Lauschte. Mehr als ein erneutes, kurzes Knarren konnte sie nicht feststellen, allerdings kam das Geräusch nicht aus dem Zimmer ihrer Tochter.
Ginny hegte einen ganz anderen Verdacht, öffnete aber trotzdem die Kinderzimmertür.
Tracy schlief friedlich, dick eingemummelt bis zum Kinn in eine Wolldecke, auf dem Rücken liegend, und ihren kleinen Plüschelefanten, den sie liebevoll Trevor nennt, fest umschlungen in ihrem Arm.
Mit einem verträumten Lächeln schloss Ginny die Tür wieder, und folgte auf leisen Sohlen dem weiteren Verlauf des Ganges. Sie stoppte erst wieder, als sie die letzte Tür vor dem Treppenabgang erreichte. Das sogenannte Gästezimmer. Treffend und passgenau. Ihr Lebensgefährte hatte sich in letzter Zeit nur als ein gelegentlicher Gast erwiesen.
Sie hätte die Vorgehensweise wiederholen können: Ein Ohr an die Tür legen, lauschen, und gleichzeitig nach der Türklinke greifen. Doch das war unnötig.
Das Quietschen der alten Lattenrostfedern kannte sie nur zu gut. Diese Eigenheit bestand schon zu Zeiten ihres mittlerweile geschiedenen Mannes, Harry. Anfänglich störte sie sich an dem Geräusch überhaupt nicht. Im Gegenteil, es spornte sie an. Doch später tauschte sie den alten Lattenrost gegen einen Neuen aus, aus Angst, ihre Tochter könnte sie, aufgeschreckt durch den Lärm, bei für Kinder schwer erklärbaren sportlichen und vor allem nackten Aktivitäten überraschen. Der Rost sollte gut genug für das Gästebett sein.
Eine völlige unnötige Maßnahme, wie sie in diesem Augenblick erfahren musste. Tracy hatte einen gesunden, tiefen Schlaf.
Schon nach dem ersten geöffneten Millimeter der Tür bestätigte sich ihr Verdacht.
Knarren, Quietschen, Stöhnen. Als wäre sie in einem Bordell gelandet.
Keine einzige Sekunde verschwendete sie einen Gedanken an einen eventuellen unruhigen Schlaf ihres Lebensgefährten. Das Stöhnen und Ächzen kam von einer fremden, hohen und vor allem, weiblichen Stimme.
Komischerweise verspürte Ginny vor dem Anblick, der sich ihr gleich bieten würde, keinerlei Abscheu. Sie hätte einfach nur die Tür wieder schließen brauchen, um zumindest einen kleine Teil der Demütigung zu verhindern. Im Gegenteil: Sie spekulierte sogar über die mögliche Aktstellung. Nicht im Traum hätte sie gedacht, dass sie so emotionslos bleiben würde. Gefühlskälte, lediglich ihre Wut steigerte sich immer mehr.
Wie naiv, sie doch war.
„Dieses Arschloch“, murmelte sie leise vor sich hin „Dieser gottverdammte Hurenbock.“
Auf dem lang ausgestreckten Körper dieses „...“ räkelte sich genüsslich eine Wasserstoffblondine. Bewegte sich rhythmisch vor und zurück, als wäre sie ein Jockey. Mit beiden Händen wuschelte sie durch ihre lange, gewellte Mähne. Dieses gottverdammte Arschloch holt sich eine Nutte in ihr Haus, die schamlos, wie eine Stute eingeritten wird. Sie unterdrückte den Wunsch nach Genugtuung, vermied eine peinliche Szene. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Obwohl ihre Gedanken wahre Purzelbäume schlugen: Die gehörnte, junge Frau stellte sich vor, wie die blonde Stute im Schoße ihres Mannes, erschrocken aufspringen, sich unter das Bett verkriechen, und wie sein jämmerlicher kleiner Schwanz vor Schreck ejakulieren würde.
Voller Abscheu und mit der festen Absicht ihn morgen früh vor die Tür zu setzen, zog Ginny die Tür wieder leise zu. Gedemütigt und erniedrigt stieg sie die Stufen nach unten, begab sich in die Küche, öffnete den Kühlschrank und leerte eine Flasche Becks in einem Zug. Sie ertränkte ihre Wut, atmete tief durch, anschließend warf sie die leere Flasche in einen Kasten, traf zielgenau, das vorgesehene Fach und warf wütend über ihre eigene Naivität die Kühlschranktür zu. Ihr Herz schien vor Schreck stehen zu bleiben. Nur noch ein kräftiger Schlag, ein Stich, dann Stille. Kein Puls. Erstarrt blickte sie zu einer dunklen, großen und kräftigen Gestalt, die aus der Dunkelheit näher trat. Eine kräftige Hand packte sie am Oberarm. Ein leichter Druck genügte um sie in die Knie zu zwingen. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, zielte eine Pistole zwischen ihre Augen.
Riesige Glubschaugen leuchteten mit Hohn und Spott auf sie herab. Eine solch schreckliche Fratze hatte sie nie zuvor gesehen. Der bloße Anblick lässt das Blut in den Adern gefrieren. Das Gesicht des Unbekannten war von Narben überzogen, als hätte jemand eine Flasche darin zertrümmert und mehrfach gedreht. Seine Augen erinnerten an orangerote Tischtennisbälle. Blutunterlaufen und eiskalt. Ein ängstliches Glucksen entwich ihrem Mund.
„Halt's Maul, Schlampe“, presste die hässliche Fratze hervor und mit vorgehaltenem Zeigefinger zischte er seine Drohung zusätzlich.
Eine weitere männliche Gestalt trat aus der Dunkelheit der Küche in ihr Blickfeld. Erheblich kleiner und schmächtiger als der Erste. Seine Glatze leuchtete im schwachen Licht des Mondes. „Kümmer dich um die Anderen“, wies Scarface seinen Kumpanen an. Der nickte schwerfällig, röchelte, wie ein Walross und schlich aus der Küche.
Voller Angst starrte Ginny hinter ihm her:
Es war berechtigte Angst um ihre Tochter. Hoffentlich würden sie ihr nichts antun.
Die Zeit zum Überlegen wurde ihr nicht gewährt. Noch bevor ihr Blick zurück auf Narbengesicht. Mit voller Wucht schlug die Faust des Vernarbten gegen ihre Schläfe, sie taumelte, schwankte vor und zurück. Der Mann holte ein weiteres Mal aus. Es war die Hand, in der sich seine Waffe befand. Ohne Rücksicht krachte das harte Metall gegen ihr rechtes Auge.
Völlig benommen schüttelte sie ihren Kopf. Ein gewaltiges Dröhnen herrschte in ihrem Innern. Ihr wurde übel, und einen Moment verlor sie völlig die Orientierung. Als sie wieder einigermaßen klar Denken konnte, bemerkte sie unter ihrem Hinterteil einen ihr bekannten Küchenstuhl, auf den ich wohl gezerrt wurde. Ihr rechtes Auge zuckte, war dick angeschwollen. Sie konnte kaum noch etwas erkennen. Die Erinnerung war zurück. Sie war wohl nur ein Paar Sekunden ohne Bewusstsein, denn der zweite Typ war noch nicht wieder zurück.
Kurze Zeit später ertönte ein schriller Schrei.
Die Wasserstoffblondine.
Und ein empörter Aufschrei.
Steven.
Beide wurden in die Küche gezerrt. Nackt, frisch auseinander gerissen.
Die erste Überraschung: Stevens Gesichtsausdruck.
Er schien nicht wirklich überrascht Ginny in dieser misslichen Lage anzutreffen. Krampfhaft versuchte er ihr nichts ins Gesicht zu schauen.
„Hoppla, da ist deinem Lümmel aber schnell die Lust vergangen“, verhöhnte Ginny seine jämmerlich geschrumpfte Männlichkeit. „War der schon immer so klein?“
Noch immer wagte es Steven nicht sie anzusehen, allerdings konnte er eine gewisse dunkelrote Gesichtsfarbe nicht abstreiten. „Ich hab gesagt, du sollst dein maul halten, Schlampe“, herrschte sie dafür der Kerl mit der Waffe an. „Oder willst du ein weiteres Veilchen? - Allerdings...“, sein Gesicht füllte sich mit einem sarkastischen Grinsen, und er wandte seine Aufmerksamkeit auf Steven. „deckt sich ihre Aussage mit der deines Vaters. Für ihn bist du nicht mehr als ein verräterisches Weichei. Und der Jammerlappen da unten gibt deinem Daddy recht.“
Die zweite Überraschung für Ginny war die Blondine, die keine war. Die junge Frau machte sogar einen einigermaßen attraktiven Eindruck. Die blonden Haare waren wohl eine reine Klischeevorstellung, jedenfalls stellten sie sich als Haselnussbraun heraus. Üppige, wohlgeformte Brüste. Sehr viel Holz der Hütten, der Leitsatz ihres Bruders, Ron.
Ginny versuchte sich aufzurichten und rieb sich das schmerzende Auge. Im Wohnzimmer brannte Licht, und die Vorhänge waren zugezogen.
Sie konnte durch das Küchenfenster, das zur Rückseite des Gebäudes ausgerichtet ist, erkennen, dass es draußen leicht dämmerte.
Die nackte, falsche Blondine schrie hysterisch und wehrte sich mit Händen und Füßen. „Stell die Nutte ruhig“, wies der Vernarbte seinen Partner an, und zog aus seinem Umhang eine Spritze mit einer langen Nadel hervor. Noch bevor er sie ihm übergab, zog er sie auf, und klopfte mit dem Zeigefinger gegen den Spritzenkörper. Eine kleine Fontäne eines flüssigen Serums tropfte durch die Spitze der Nadel. Die Schreie der jungen Frau wurden noch hysterischer als zuvor, bis der zweite Mann sie brutal zu Boden schmetterte. Anschließend beugte er sich zu ihr, presste sie gewaltsam auf die Fliesen, indem er mit beiden Knien ihre Arme auf den Boden drückte. Dann drückte er die Spritze in ihren Unterarm und ließ das Serum langsam in ihren Körper gleiten. Ihr Körper zuckte unter der Last ihres Peinigers. Ihre Augen drehten sich im Kreis. Sie verlor das Bewusstsein.
„Was habt ihr gespritzt?“, schrie Ginny empört. Steven sagte kein Wort. Rührte sich nicht von der Stelle.
„Sie wird ne Weile schlafen“, beantwortete der zweite Mann, Ginnys Frage in einer vernünftigen Tonlage, erhob sich von seinem Opfer, und warf den leblosen Körper der Frau gegen die Kühlschranktür.
„So, und jetzt zu euch Beiden!“, richtete der Vernarbte seine Aufmerksamkeit zurück auf Ginny und Steven. Der Andere zog einen weiteren Stuhl herbei und zerrte Steven gewaltvoll an Ginnys Seite. Ihr drehte sich der Magen um, und sie fürchtete jeden Augenblick wieder ohnmächtig zu werden. Ein dritter Kerl betrat die Küche. So groß, und so breit, wie ein Bär. Er grinste sarkastisch und seine Augen ließen ihn eiskalt erscheinen.
„Soll ich das Püppchen erst besteigen?“, höhnte er. Ginny gefror das Blut in den Adern. „Dieser Ritt wird ihr die Zunge lösen!“
„Darüber lass ich mit mir reden, wenn die Beiden nicht bereit sind zu kooperieren“, presste der Vernarbte mit seiner kehligen Stimme hervor, dann wandte er sich an die eingeschüchterte, vor Angst zitternde Ginny. „Du siehst also. Flucht ist zwecklos. Wir fackeln nicht lange. Denk also nicht einmal daran. Ich mach dich ohne mit der Wimper zu zucken kalt.“ Seine Waffe hatte er gegen ein Stilett eingetauscht, mit dem er an ihrem schmerzenden Auge herumfummelte. Die eiskalte Klinge wirkte wie ein Kälteschock an ihrem heißen, brennenden Auge. Sie dachte nicht einmal an Flucht. Es wäre sinnlos gewesen.
Drei brutale Kerle, und ein Stockwerk höher lag noch immer ihr kleines Mädchen in seinem Bett und schlief einen unentdeckten Schlaf.
Ginny überlegte verzweifelt, was sie antworten könnte, um das Vorhaben des riesigen Kerls abzuwenden, was wohl geschehen würde, aber auch zum Schutz ihrer Tochter.
Ihr Problem war allerdings, dass sie keine Ahnung hatte, was sie eigentlich wollten. Ihr Kopf fühlte sich leer an, und die Schmerzen durch ihr verletztes Auge wurden unerträglich, ließen keine klaren Gedanken zu.
„Was wollt ihr?“ Stevens erste Worte. Erwacht aus einer Schockstarre.
„Halts Maul. Zu dir komme ich gleich“, zischte der Mann vor Ginnys einzigen noch funktionsfähigen Auge. Sie konnte nicht einmal mehr das Messer sehen, mit dem er ihr unaufhaltsam ihr verletztes Auge malträtierte. Mit der scharfen Klinge hatte er einige Wimpern abgetrennt. Die dünnen Härchen rieselten in ihren Schoß. Sein Atem stank nach pasteurisiertem Fisch, Knoblauch und Weißwein. „Du stinkst aus dem Maul, wie eine Kuh nach einem Waldbrand“, keuchte Ginny und versuchte Stärke zu zeigen. Ein Fehler.
Er hauchte absichtlich und sehr genüsslich in ihr Gesicht. Seine ekelhafte Zunge schleckte beginnend von ihrer Nase über ihre Wange, hielt über ihren Lippen inne, und er genoss die Angst seines Opfers. Plötzlich kam ein tiefes Lachen aus seiner stinkenden Kehle, und ein gewaltiger Schwinger seiner geballten Linken krachte erneut gegen ihr malträtiertes Auge. Ginny spürte den Einschlag nicht mehr, vielmehr kämpfte sie gegen ein Würgen ihres Magens an, trotz der vielen bunten Sterne, die sich rasch im Kreise drehten. Der Knoblauchgeruch wurde immer deftiger.
„Die Regeln bestimme ich, und wenn du nicht parierst darf mein Kumpel hier…“, er deutete auf den lechzenden Hünen, „…dich besteigen und es dir so richtig besorgen, und danach werde ich dir die Haut abziehen, ganz langsam, von den Haaren bis zu deinen niedlichen kleinen Härchen da unten. Hast du mich verstanden, Nutte?“
Seine Faust knallte ein weiters Mal gegen ihr Auge.
„Ja!“, schrie Ginny.
„Ich hab dich nicht verstanden?“ zischte er und zog kräftig an ihren Haaren, so dass ihr Kopf schmerzhaft nach unten gezogen wurde, und Tränen aus beiden Augen tropften.
„Ja!“, schrie Ginny so laut es ging, und hoffte nur Tracy würde nicht davon wach werden, und sie in solch demütigender Pose antreffen. Noch lag sie sicher in ihrem Bettchen.
„Jetzt werdet ihr für eure Dummheit bezahlen“, tönte das Narbengesicht und wandte sich erstmals intensiv an Steven. „Du seltendämlicher Idiot hast wohl geglaubt Daddy übers Ohr hauen zu können?“
Steven erwiderte nichts. Sein Blick starr.
„Was wissen die Bullen?“
„Keine Ahnung von was du sprichst“, nuschelte Steven, leise, aber verständlich.
„Hab ich nicht gerade gesagt: Ihr sollt mich nicht anlügen?“
Der Vernarbte packte Stevens rechte Hand, knallte sie auf die Holzplatte des Küchentisches und verdrehte Stevens Mittelfinger um fast hundertachtzig Grad. Das Krachen und Knacken von Knochen trieb einen Gänsehautschauder über Ginnys Körper. Steven schrie, und Ginnys Blick löste sich nicht von der Treppe ins obere Stockwerk. Langsam zählte sie bis zwanzig. Nichts geschah.
„Wo ist der Stick?“ Der Hüne drängte den bisherigen Wortführer beiseite und schien die Geduld zu verlieren.
„Der Stick?“, wiederholte Ginny unter schwerem Schlucken.
„Spreche ich undeutlich?“
Steven zuckte nervös, versteckte die Hand mit dem gebrochenen Finger hinter seinem Rücken, und wandte den Blick ab. „Was ist los mit dir Craig? Kannst du mir nicht mehr ins Gesicht sehen, du Verräterschwein?“
„Craig?“, stammelte Ginny.
Steven und der Vernarbte drehten sich fast gleichzeitig um, und sofort erkannte sie das triumphierende Lächeln auf dem Gesicht ihres Peinigers.
„Wie?“, höhnte dieser in Richtung Steven oder Craig oder wie auch immer. „Sie kennt nicht einmal deinen Namen?“
Das Gesicht von Ginnys Lebensgefährten zitterte nervös. Zum ersten Mal gelang es ihr seine Züge genauer zu beobachten. Er hatte eine tiefe Risswunde über dem Auge, und sein Gesicht war auf der, ihr abgewandten Seite blutverschmiert.
Der Vernarbte kam wieder näher, und mit einer schnellen Bewegung schlang er einen Strick um Stevens Hals, zog kräftig zu, so dass seine Augen hervortraten. Mit der einen Hand hielt er den Strick fest, während er mit der Anderen den Lauf einer Pistole in Stevens Rippen presste. „Sieh dir mein Gesicht an - Schau ganz genau hin“, mit jedem Wort schwappte Speichel aus seinem Mund. „Weißt du lange ich auf diesen Moment gewartet habe?“
Der Zweimeter Mann gesellte sich zu seinem Kollegen und packte mit seiner Riesenpranke Stevens Hals. Problemlos drückte er Steven nach oben, bis sein Kopf gegen die Decke stieß. „Willst du dich deiner Matratze…“, ein kurzer ironischer Seitenblick zur immer noch leblosen Nackten. „…Entschuldige. Ex-Matratze nicht endlich mal vorstellen?“
Steven versuchte sich unter dem Druck der riesigen Hand abzuwenden, doch der Kerl drückte noch fester zu. Steven röchelte. Seine Augen traten hervor. Seine Lippen und Wangen färbten sich blau.
„Dann werde ich das tun“, lächelte er, und führte Stevens Gesicht in Ginnys Nähe. „Gestatten, Craig Bellamy. Verräter seines Vaters. Dachte, er könne sich das Imperium unter den Nagel reißen.“
„Steven?“, stammelte Ginny.
„Steven?“, wiederholte der riesige Kerl. „Durchsuch seine Taschen“, wies er den seit einiger Zeit tatenlos zusehenden zweiten, wortkargen Mann an.
Dieser machte sich an die Arbeit, durchwühlte die Jacken an der Garderobe. Unterdessen verschaffte Ginny ihrem Unmut Luft. „Können sie ihn nicht loslassen. Er bekommt ja keine Luft mehr?“
Bevor der Vernarbte zur Antwort eine neuerliche Gerade in ihr Gesicht tapezieren konnte, wurde er von einem Aufschrei seinem Komplizen unterbrochen.
„Sieh mal einer an“, lachte er dieser. In seinen Händen hielt er eine Brieftasche und eine Scheckkarte, Stevens Ausweis, die er dem zuschlagbereiten Kumpel entgegenstreckte. „Steven Wothington. Scheint sogar echt zu sein“, staunte dieser. „Dachtest wohl, du könntest dich ganz einfach vor uns verstecken?“
Steven oder Craig, der neben dem Riesen schmächtig und winzig wirkte, sah aus, wie sich Ginny fühlte: erschrocken, hoffnungslos. Er versuchte nicht einmal es zu verbergen, und das machte ihr Angst, und raubte die letzte Hoffnung.
„Also, zum letzten Mal. Wo - ist - der - Stick?“
„Sie - sie“, stammelte ihr, nun offiziell Ex-Lebensgefährte. Das Kapitel, Steven war nun endgültig Geschichte für sie. „Sie muss ihn mir abgeluchst haben. Wahrscheinlich, als ich das letzte Mal im Lagerhaus war. Zum ersten Mal habe ich sie dahin mitgenommen. Meinen Aktenkoffer, ich hatte ihn im Auto gelassen…“
Ginny schüttelte nervös und ahnungslos den Kopf. „Nein … was? … Stick?“
„Schluss jetzt!“ bellte das Narbengesicht ungeduldig. „Gehen wir.“
Der Bär nickte und zerrte Steven in die Diele. Der Zweite riss Ginny hoch auf die Beine. Sie bekam einen Stoß in den Rücken und musste vor ihm herlaufen. Sie schienen zu wissen, wo sie hinwollten, denn sie führten ihre Opfer auf direktem Weg durch die Hintertür. Ginny fragte sich, warum. Dort befanden sich nur die unbepflanzten Gemüsebeete, die mittlerweile von Unkraut übersät waren.
„Wo bringt ihr uns hin?“, jammerte Steven.
Die Antwort folgte sofort, denn kaum waren sie im Freien, hob der Vernarbte zwei Schaufeln auf und drückte jedem von ihnen eine in die Hände. Ginnys Herz pulsierte gegen ihren Hals. Steven sah sie ängstlich an, weil er, wie sie, wusste, was man jetzt von ihnen verlangen würde. Die Angst, die Ginny in dem Moment umgab ist nicht zu beschreiben. Sie war Allgegenwärtig und blendete alles andere aus. Steven stammelte einige unverständliche Worte, doch Widerrede war nicht erlaubt.
Sie mussten ihre eigenen Gräber schaufeln. Ohne weiteren Worte. Die brutalen Kerle herrschten sie an mit Schaufeln zu beginnen und das Maul zu halten. Einige Meter wurden sie über Harrys Unkrautbeete gehetzt. Ginny stolperte und wäre fast gestürzt, aber Narbengesicht presste ihr seine Pistole in den Nacken und trieb sie weiter. Sie erreichten eine kleine Rasenfläche, die mehr einer Wiese ähnelte. Am Ende dieses Abschnittes begann eine Reihe weniger Bäume, die fast einen kleinen Wald bildeten. Die Morgendämmerung hatte eingesetzt. Die Luft war rau und frisch. Doch Ginnys Zittern unter dem Morgenmantel kam nicht von der Kälte. Sie spürte ein paar Regentropfen auf ihren Kopf fallen. Sie schluckte und starrte regungslos zwischen den Bäumen hindurch. Niemand in der Nähe. Niemand, der sie beobachten könnte. Keine Hilfe war zu erwarten. Alles blendete sich aus.
„Anfangen“, befahl der Vernarbte. „Zeit zu graben, Herrschaften.“
Ginny zögerte keine Sekunde, sondern setzte die Schaufel an, trat mit voller Wucht zu und schippte Brocken um Brocken Erde beiseite. Aus dem Augenwinkel nahm sie war, dass Steven nur zögerlich schippte und beileibe nicht so intensiv bei der Sache war, wie sie.
Hatte er etwas vor? Etwas, das sie hätte retten könnte?
Ein Trugschluss.
Vielmehr war es etwas, das nur seinen Arsch retten sollte.
Ginny hatte bereits ein Loch von etwa zwei auf ein Meter mit dreißig Zentimetern Tiefe ausgehoben, als er zu reden begann. „Hört zu, Leute, ich habe nichts damit zu tun. Sie hat mir den Stick geklaut und bei ihrem Ex versteckt. Er lebt in Godrics Hollow. Nur eine Stunde von hier. Ich kann euch hinbringen, wenn ihr das wollt.“
„Wie heißt der Typ?“, hakte der Hüne nach.
„Potter. Harry Potter.“
„Du dummes Arschloch“, presste Ginny hervor.
Alles mein Fehler, dachte Ginny, und erinnerte sich dass ihr Steven eine Riesenszene machte, als er das Verschwinden des ominösen, kleinen Gegenstandes bemerkte.
„Hast du meinen Aktenkoffer geöffnet, und etwas heraus genommen?“
Ginny antwortete nicht.
„Wo hast du ihn versteckt?“, herrschte er sie sofort an.
So wütend hatte sie ihn nie zuvor erlebt. Er war außer sich vor Wut.
„Ich habe ihn Harry geben“, antwortete Ginny spontan, und achte nie im Traum daran, dass diese Antwort ein solches Nachspiel haben könnte.
„Du hast was?“, schrie Steven, und erhob seine Hand zu einer angetäuschten Ohrfeige. „Schlag doch!“, zuckte Ginny mutig, ballte ihrerseits die Faust. Sein hochroter, wütender Kopf zuckte im Takt ihrer zuschlagbereiten, geballten Faust.
Doch offenbar hatte er sich im Griff. „Sieh zu, dass du ihn wieder bekommst“, fauchte er stattdessen. „Du hast keine Ahnung, was du getan hast, und mit wem er es zu tun haben!“
Dreißig Stunden später schaufelte sie ihr eigenes Grab, und dachte: Es ist alles meine Schuld.
Warum kann ich nicht einmal, das Richtige tun?
„Du weißt, dass du sterben wirst, wenn das nicht stimmt“, holte der Vernarbte Ginny, aus den Erinnerungen. „Warum also sollte sie ausgerechnet ihrem Ex den Stick geben?“
„Weil der fürs Ministerium arbeitet?“
Die Drei starrten sich augenblicklich an. Zum ersten Mal war so was, wie Nervosität zu spüren. „Okay“, sagte Narbengesicht in Richtung des Hünen. „Du lässt dir von ihm den Weg zeigen. Wenn dieser Potter den Stick nicht rausrückt, weißt du, was du zu tun hast. In einer Stunde meldest du dich. Dann werden wir sehen, ob er lügt.“
Der Hüne packte Steven erneut an dem Strick und zerrte ihn zurück ins Haus, kurze Zeit später heulte der Motor einen Fahrzeugs auf.
„Und du“, wandte sich Narbengesicht wieder an Ginny. „Weitergraben.“
Und so grub sie. Grub ihr eigenes Grab. Adrenalin pulsierte durch ihr Blut.
Dieses Arschloch hatte sie jahrelang belogen, sie nur benutzt, und jetzt bringt er auch noch Harry in Gefahr. Und Harry hat keine Ahnung. So gut kannte sie ihre einstige große Liebe nun doch, so dass sie wusste, dass das Ganze noch eskalieren würde.
Die Minuten verrannen.
Eine knappe Stunde, so rechnete sich Ginny aus.
Früher Morgen, kaum Verkehr, hohe Geschwindigkeit. Maximal fünfzig Minuten bis Godrics Hollow.
Was, wenn Harry nicht zuhause wäre?
Was, wenn er es wäre?
Sie malte sich die Umstände aus. Beide Möglichkeiten hatten Vor und Nachteile:
Harry ist Zuhause: Überwältigt den Typ. Kaum vorstellbar, bei dessen Körperbau. Viel mehr tötet er Harry, findet aber nichts.
Was aber wenn Harry nicht zuhause wäre…
Dreißig Minuten waren vergangen, so ihre Schätzung.
Gelegentlich tuschelten die beiden Verbliebenen.
Ginny grub und grub. Stand schon bis zur Hüfte in ihrem eigenen Grab.
Plötzlich stoppte sie Narbengesicht mich mit den Worten: „Genug. Das Nächste!“
„Das Nächste?“, wiederholte Ginny mit einem flauen Gefühl. Hätte sie nur die Schaufel in diese fiese Fresse hauen können.
„Das Nächste“, wiederholte er lächelnd. „Aber keine Sorge. Die Hälfte von deinem Grab reicht völlig aus.“
Ihre Gedärme fühlten sich an, als würden sie zu Boden fallen, als würden sich jeden Moment sämtliche Schleusen öffnen. Sie kniff verzweifelt die Arschbacken zusammen, um sich in meinen letzten Augenblicken nicht auch noch dieser Erniedrigung preiszugeben.
Dann geschah etwas, dass ihre Kräfte auf einen Schlag zurückholten, aber ihre Gedanken zurückdrängten: Mutterinstinkte.
Was war sie doch all die Jahre für eine Rabenmutter.
„Mum, was machst du da draußen?“
Ihre Tochter weckte Kräfte, die nur eine Mutter nachempfinden kann, die Todesangst um ihre Tochter spürt.
Während der Vernarbte lossprintete, nutzte Ginny die überraschende Gelegenheit.
Noch bevor, das bei ihr verbliebene wortkarge Arschloch wusste, wie ihm geschieht, holte sie mit der Schaufel aus, und zertrümmerte seinen Schädel. Blut spritzte.
Die Schaufel spaltete seinen Kopf blieb in der Schädeldecke stecken. Wie ein nasser Sack fiel der Mann der Länge nach vornüber in das ausgehobene Grab, das eigentlich für sie vorgesehen war.
Ginny sprintete los. Lief, als wäre Voldemort persönlich hinter ihr her. Sie überholte das verblüffte Narbengesicht, stieß ihn zur Seite, was ihn aus dem Gleichgewicht und zum Stolpern brachte, schnappte Tracy und disapparierte.


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