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Crossroads - Beobachtungen

von Duchesse

Minerva McGonagall saß an ihrem Schreibtisch und überflog eine Infobroschüre des Ministeriums. In Gedanken war sie jedoch nicht bei der Sache. Ihr Blick schweifte ab, weg von dem Pergament und zum das Fenster hinaus. Es war ein schöner Tag, sonnig, aber nicht zu warm. Sie konnte von hier oben gerade noch die dunkelgrünen Baumwipfel des Waldes am unteren Teil ihres Fensters erkennen, ansonsten sah sie nur blauen Himmel.
Sie seufzte.
Eigentlich war zu schönes Wetter, um hier drinnen zu sitzen, aber das ließ sich nun mal nicht ändern. Sie hatte viel zu tun.
Jetzt, wo sie Direktorin war.
Sie hatte den Job nicht gewollt, vor allem nicht unter diesen Umständen, aber das Zureden der Kollegen und Eltern hatte sie schließlich doch dazu bewogen, die Stelle anzutreten. Schlimm genug, dass es überhaupt nötig gewesen war diesen Posten zu besetzen.
Ihre Gedanken kehrten zum Tag der Schlacht zurück.

Endlich war es ein wenig ruhiger geworden.
Die Verletzten waren ins St. Mungo’s gebracht worden und die Toten hatte man in der Großen Halle – oder was noch davon übrig war – aufgebahrt.
Die Überlebenden hatten sich alle nach und nach zurückgezogen.
Nach Hause, endlich wieder zu ihren Familien, in ein Bett, einige sogar schon zu kurzfristigen, spontanen Partys, andere einfach nur allein irgendwohin, um sich ihrer Trauer um getötete Freunde und Verwandte hinzugeben.
Sie selbst hatte sich völlig erschöpft zu ihrem Büro geschleppt. Dorthin, wo es mal gewesen war, um es richtiger zu sagen.
Außer einem riesigen Trümmerhaufen aus Steinen, Holz und Resten von Dachziegeln war da nichts mehr.
Im Schulleiterbüro war sie schließlich gelandet, weil sie unbedingt einen funktionierenden Kamin gebraucht hatte, um mit Kingsley im Ministerium und dem St. Mungo’s zu kommunizieren.
Zu diesem Moment hatte hier drin alles ausgesehen wie früher zu Dumbledores Zeiten und sie hatte sich kurz gefragt, ob das Büro sich überhaupt an den Direktor Severus Snape in irgendeiner Weise angepasst hatte.
Doch für abschweifende Gedanken war an dieser Stelle nicht der richtige Augenblick. Sie hatte den Kamin benutzt, die dringendsten Fragen gestellt und beantwortet und war dann auf dem großen, roten Sessel neben dem Kamin verausgabt eingeschlafen. Bei ihrem späteren Erwachen hatte sie dann feststellen müssen, dass das Büro sowie die angrenzenden Privaträume sich verändert und ziemlich genau ihren alten Arbeits- und Wohngegebenheiten angeglichen hatten.
In den folgenden Tagen hatte sie automatisch die Ordnung und Organisation der weiteren Vorgehensweisen und Abläufe geleitet. Notgedrungen vom Büro des Schulleiters aus, da ihr eigenes ja nicht mehr existierte.
Vielleicht war das ein Grund gewesen, warum so viele darauf bestanden hatten, dass sie den Direktorenposten übernehmen sollte.
Letztendlich hatte sie dann dem Drängen nachgegeben und angenommen.
Das war nun ein Jahr her und es hatte sich inzwischen eine gewisse Routine eingestellt.

Es war ein Jahr voller Veränderungen gewesen.
Sie dachte an das Ministerium, das durch und durch neu aufgebaut und strukturiert worden war, an die vielen traurigen Momente bei dem Gedenken an jene, die im Kampf gestorben waren, aber auch an die vielen Wiederaufbauten, im ganzen Land wie auch hier an der Schule selbst, an die Freudenfeiern, dass er endgültig verschwunden war, an die Gerichtsverhandlungen seiner übrig gebliebenen und gefassten Anhänger und letztendlich an die Rehabilitation ihres Kollegen.
Nicht viele Leute kannten die wahre Geschichte in ihrem gesamten Ausmaß und sie konnte ihm nicht verübeln, dass er sie lieber für sich behielt, nachdem die vielen Sitzungen im Ministerium endlich vorbei waren.
Ihr selbst war es mehr als schwer gefallen, den Beweisen seiner Unschuld Glauben zu schenken.
Erst ein nächtliches aufklärendes Gespräch mit Albus’ Porträt in ihrem Büro und die Begutachtung der Erinnerungen einiger eng beteiligter Personen hatten sie schließlich überzeugt. Später hatte sie ihn während seiner Genesungsphase öfter besucht, wodurch sich ihr Verhältnis wieder mehr und mehr normalisiert hatte. Als Severus das Krankenhaus wieder verlassen konnte, war es für sie kein Diskussionsthema mehr gewesen, dass er seine Arbeit hier an der Schule wieder aufnehmen sollte, und auch die anderen Kollegen hatten seine Rückkehr positiv aufgefasst. Überhaupt war der Umgang der Lehrer untereinander nun deutlich entspannter als vor der Schlacht, wo zu viele Geheimnisse und alte Zwistigkeiten bestanden hatten, und Minerva war damit sehr zufrieden.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Broschüre zu, überflog noch einmal alle Punkte, die darauf vermerkt waren, und markierte die wichtigsten Elemente der Information farbig.

Etwa eine halbe Stunde später betrat sie das Lehrerzimmer, wo sich die meisten der Kollegen schon eingefunden hatten und sich miteinander unterhielten.
Gerade wollte sie die Tür hinter sich schließen, als sie eiliges Fußgetrappel hörte.
Mit verschwitztem Gesicht und schwerem Atem stolperte Mrs. Calaway mit Hagrid im Schlepptau um die Ecke.
„Verzeihung“, keuchte sie. „Sind wir zu spät? Die Treppe-“
„Nein, sie sind noch rechtzeitig“, unterbrach die Direktorin sie. „Gerade noch.“
Die beiden Nachzügler quetschen sich mit roten Gesichtern an ihr vorbei und setzten sich auf zwei freie Plätze an dem großen Tisch in der Mitte des Zimmers.
Evy sah sich mit gesenktem Kopf unauffällig um.
Einige der Lehrer kannte sie noch aus ihrer eigenen Schulzeit: Professor McGonagall hatte sie damals gehabt, ebenso Professor Flitwick, der sie aufmunternd anlächelte, und einige andere vom älteren Semester. Ihr ehemaliger Lehrer für Zaubertränke, Professor Slughorn, saß rechts neben ihr und nickte ihr freundlich zu.
Sie wandte den Blick zur ihrer Linken, um ihren anderen Sitznachbarn zu begrüßen, und sah gerade noch wie dessen Blick abfällig von ihrem Gesicht zu ihren Füßen wanderte, die sie gerade unter ihrem Stuhl übereinander gelegt hatte.
„Tragen Sie eigentlich niemals Schuhe?“, fragte Severus Snape naserümpfend.
„Nicht, wenn es sich vermeiden lässt“, antwortete sie ebenso gedämpft, als Professor McGonagall sich vor dem großen Tisch aufbaute und sich räusperte.
„Ich begrüße Sie alle zurück zu einem neuen, hoffentlich erfolgreichen und nicht allzu hektischen Schuljahr“, begann sie mit lauter Stimme. „Bevor es also morgen wieder richtig losgeht und unsere Schüler hier einfallen werden, habe ich noch einige Mitteilungen zu machen.
Als erstes möchte ich unsere neue Kollegin Mrs. Evangeline Calaway vorstellen.“
Sie wandte sich Evy zu, die daraufhin verlegen lächelnd in die Runde nickte.
„Sie wird Kräuterkunde von unserer werten Professor Sprout übernehmen, die nach dem letzten Schuljahr ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten hat.
Einige von Ihnen werden Mrs. Calaway vielleicht noch als Schülerin in Erinnerung haben und ich bin mir sicher, Sie werden sie wohlwollend und hilfsbereit in unserem Kreis des Kollegiums aufnehmen.“
Sie machte eine kleine Pause.
„Des Weiteren informiere ich Sie hiermit über eine neue Verlautbarung des Ministeriums für Zauberei:
Die Reformen und Neuordnungen machen auch vor dem Schulbetrieb nicht halt. Wie Sie alle wissen, wurde eine Schulaufsichtsbehörde gegründet, die die Unterrichtsmethoden und
– inhalte überprüft, damit es nicht mehr zu solchen Vorgehensweisen wie unter der Führung einer gewissen… Dame kommen kann.“ Sie presste das Wort betont verächtlich hervor und einige Kollegen lächelten, denn den meisten wäre für die angesprochene Dolores Umbridge wahrscheinlich eine weitaus treffendere Bezeichnung eingefallen. „Nicht, dass das überhaupt jemand vorgehabt hätte“, fügte die Schulleiterin etwas pikiert hinzu. „Für uns sollte allerdings keine Einschränkung unserer Souveränität entstehen, so lange wir unsere Schüler wie Schüler behandeln und wir Lehrer uns auch wie Lehrer verhalten. Die erste Anweisung der neuen Behörde lautet daher, sämtliche Lehrpläne neu zu strukturieren.“
Hier wurde aus den vereinzelten Lachern ein unterdrücktes Gemurmel und mehrere Mitglieder der Lehrerschaft sahen alles andere als begeistert aus.
„Ja, ich weiß. Mir ist auch klar, dass das einen großen zusätzlichen Arbeitsaufwand für uns alle bedeutet. Aber dafür wurde es, ehrlich gesagt, auch mal höchste Zeit, da nach den
bestehenden Curricula teilweise schon seit Jahrzehnten unterrichtet wird. Sie werden also die Pläne ihres Faches durchsehen und dahingehend bearbeiten, dass veraltete Methoden und Theorien wegfallen und neuartige, bisher vernachlässigte Themen aufgenommen werden. Danach werden Sie Ihre reformierten Angaben bei mir abgeben und ich werde diese dann gesammelt beim Ministerium einreichen. Bis diese dann nach der Durchsicht durch die Aufsichtsbehörde für uns freigegeben werden, wird weiterhin nach den gewohnten Plänen unterrichtet.“
Sofort begann sich ein angeregtes Getuschel und Gemurmel zwischen den Kollegen auszubreiten.
„Dann kann ich endlich auf die vierte Mondverschiebung der Astraljupiterkonstellation eingehen!“, hauchte Sybill Trelawney begeistert und ihre Augen vergrößerten sich noch mehr hinter den dicken Brillengläsern. „Ich verstehe eh nicht, wieso das nie Thema des Lehrplans war. Immerhin ist die Verschiebung eminent wichtig für die korrekte Auslegung der Schicksalsabgleichungen.“
„Äh, ja. Sie haben gut reden“, meldete sich Professor Vektor zu Wort. „Was soll ich bitte an Arithmantik reformieren?“
„Ich bin sicher…“, übertönte Professor McGonagall nachdrücklich die konstant anschwellenden Diskussionen. „Ich bin sicher, Sie alle werden Ihr Möglichstes geben und mir wie immer zuverlässige Konzepte abliefern.“ Resolut ordnete sie die Dokumente, die vor ihr auf dem Tisch lagen. „Ansonsten wäre vorerst nichts weiter zu sagen. Wir sehen uns dann alle später zum Abendessen. Bei Fragen oder anderen Anliegen bin ich in meinem Büro.“
Mit diesen Worten nahm sie ihren Papierstapel, nickte allen noch einmal zu und verließ das Lehrerzimmer.
Umgehend intensivierten sich die Gespräche.
Einige diskutierten immer noch über die Lehrpläne, andere begrüßten sich erstmal und unterhielten sich über die vergangenen Ferien.
Evy schob ihren Stuhl nach hinten und gesellte sich wieder zu Hagrid, der ein wenig verzweifelt wirkte.
„Na, was hältst du davon?“, fragte sie ihn.
Er sah sie mit einem schiefen Grinsen an.
„Njoah“, druckste er. „So richtig weiß ich ja jetzt nich’, was die die von mir wollen, ne? Und dann soll ich darüber auch noch einen Plan machen, der ans Ministerium geht…“ Er verzog unbehaglich das Gesicht.
„Ach was“, tat Evy seine Bedenken ab. „Du schreibst einfach über die Geschöpfe, die du am liebsten magst und die sich für den Unterricht eignen. Also keine Drachen.“ Sie drohte ihm mit dem Finger. „Ich helfe dir auch beim Schriftlichen, wenn du willst.“ Sofort sah der riesige Mann wieder ein wenig entspannter aus.
„Das wär wirklich nett von dir.“ Sie schmunzelte verständnisvoll.
„Immer gern, Hagrid. Hast du nicht Lust, ein wenig mit mir zum See zu gehen? Dann könnte ich dich vielleicht noch das ein oder andere zu den Abläufen hier fragen.“ Hagrid nickte und stand auf.
„Klar.“
„Mrs. Calaway!“ Sie drehte sich um. Hinter Severus Snape, der sich gerade an ihr vorbei nach draußen schob, sah sie den dicken Professor Slughorn winkend auf sie zusteuern.
„Ach je“, murmelte sie. „Sag ihm bloß nicht, dass mein Mädchenname Sawyer ist. Ich war nicht besonders gut in Zaubertränke.“
„Herzlich willkommen im Kreis unserer Kollegen“, begrüßte Professor Slughorn sie und schüttelte ihre Hand wie einen Pumpenschwengel auf und ab. „Wenn ich Sie gerade hier noch erwische… Würden Sie mir einen Moment Ihrer Zeit schenken? Es dauert auch nicht lange.“
Evy lächelte ihn an.
„Ja, natürlich. Um was geht es?“ Offensichtlich konnte er sich nicht mehr an sie erinnern. Gut so.
„Ihre Vorgängerin Professor Sprout hatte mir freundlicherweise Gewächshaus Eins überlassen, zur Züchtung der Pflanzen, die ich am meisten in meinem Unterricht benutze.“ Das erklärte wohl so einiges. „Sie versicherte mir, dass das kein Problem sei, da sie dieses Gewächshaus nicht zwingend benötige. Nun wollte ich Sie fragen, ob es Ihnen Umstände bereiten würde, wenn wir das ebenso hielten?“ Er sah sie bittend an, aber darüber brauchte sie eigentlich nicht lange nachzudenken.
„Ich denke, das sollte keine Schwierigkeit darstellen. Wenn Professor Sprout Gewächshaus Eins nicht gebraucht hat, werde ich es wahrscheinlich auch nicht brauchen.“
„Und ich muss dort nicht aufräumen“, fügte sie gedanklich hinzu.
Slughorn strahlte.
„Wunderbar! Sie kommen mir sehr entgegen.“ Er blinzelte ihr verschwörerisch zu. „Ich werde mich auch auf einer meiner Partys sehr gerne dafür revanchieren.“ Sie lächelte ihn immer noch freundlich an.
„Einverstanden. Ich komme darauf zurück“, antwortete sie charmant, was seine Schnurrbartspitzen noch ein Stückchen weiter nach oben wandern ließ.
„Fantastisch!“, jubelte er. „Dann ist ja alles geregelt. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
Sie nickte ihm noch einmal zu und sah ihm nach als er sich wieder Richtung Tisch davonmachte.
„Er hat sich nicht verändert“, gluckste sie amüsiert und wandte sich wieder Hagrid zu. „Also gehen wir?“ Doch Hagrid schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Was ist?“
„Ich kann nich’ mit dir spazieren gehen. Hab vergessen, dass ich noch nach Hogsmeade runter muss, neue Kröterlarven besorgen. Oder gehst du mit?“
Sie überlegte kurz. In Hogsmeade war sie immer gerne gewesen, aber heute hatte sie sich lieber hier noch ein wenig im und ums Schloss herum umsehen wollen. Sie schüttelte den Kopf.
„Ein andermal gern, Hagrid, aber heute eher nicht“, lehnte sie ab. Hagrid sah traurig drein ob dieser Antwort.
„Tut mir leid. Hatt ich ganz vergessen, dass ich noch ins Dorf wollte.“ Er wirkte regelrecht zerknirscht.
„Ach das macht nichts.“ Sie klopfte ihm auf den Arm, da sie seine Schulter nicht erreichen konnte. „Dann gehe ich eben allein noch ein bisschen herum und frage dich beim Abendessen aus. Ich muss eh meine Gedanken noch ein wenig ordnen. Das ist hier so viel Neues auf einmal für mich.“
„Tut mir echt leid.“
„Ist wirklich nicht schlimm. Ich habe vor, noch länger hier zu sein. Dann können wir immer noch spazieren gehen“, versicherte sie ihm aufmunternd, was ihm wieder ein Lächeln entlockte.
„Du bist wirklich in Ordnung.“ Sie lachte.
„Danke für das Kompliment. Dann sehen wir uns später beim Essen?“
„Na klar. Ich geh dann jetzt auch gleich los“. Sie nickte.
„Okay, ich geh noch mit dir nach unten.“

Am Portal angekommen verabschiedeten sie sich. Hagrid nahm den Weg hinunter Richtung Tor, welches die Hogwartsländereien begrenzte, und Evy wandte sich nach links. Sie wollte einmal um das Schloss wandern, um zu begutachten, was sich seit ihrer Schulzeit alles verändert hatte.
Ihr Blick schweifte über die in der Spätsommersonne ruhende Umgebung. Eigentlich hatte sich so gut wie gar nichts verändert. Offensichtlich war bei den Wiederaufbauarbeiten darauf geachtet worden, alles wieder so herzustellen wie es vorher immer schon gewesen war.
Gedankenverloren schlenderte sie weiter. Auch das kleine Dorf in Irland, in dem sie gelebt hatte, war stark betroffen gewesen. Da es wie Hogsmeade ein reines Zaubererdorf war, hatten die Anhänger des Dunklen Lords auch dort gewütet, um zähe Gegner ihrer Sache auszulöschen.
Als sie nach ihrem Aufenthalt in Dublin im St. Polecat-Hospital für magische Verletzungen und Krankheiten wieder dorthin zurückgekommen war, wo früher ihr zu Hause gewesen war, hatte sie sich nicht dazu in der Lage gefühlt, irgendetwas wieder aufzubauen.
Ihre Schwester hatte sie für längere Zeit bei sich aufgenommen. Sie lebte in London und ohne ihre Hilfe hätte Evy es wohl nicht so schnell wieder geschafft, ins Leben zurückzukehren.
Ärgerlich biss sie sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
Nein, sie wollte nicht wieder nachdenken. Das hier war ihr neues Leben und hier und jetzt wollte sie es endgültig richtig beginnen.
Sie richtete sich auf und sah geradeaus.
Ein wenig nervös war sie ja schon. Morgen Nachmittag würden die Schüler ankommen. Ihre ersten „eigenen“ Schüler…. Es war schon ein etwas beängstigender Gedanke. Aber sie freute sich auch darauf. Hoffentlich würde sie es schaffen, den Unterricht gut über die Runden zu bringen. Ihr Herz klopfte ein wenig schneller, als sie sich vorstellte, vor einer Klasse zu stehen und zu reden. Immerhin würde sie am ersten Tag, also übermorgen, erstmal nur Erst- und Zweitklässler haben. Professor Sprout hatte ihr alle Unterlagen hinterlassen, also wusste sie auch, wo die höheren Klassen mit dem Unterrichtsstoff stehen geblieben waren. Sie machte sich keine Illusionen, dass alle Schüler begeistert von Kräuterkunde sein würden. Für die meisten war es wohl nur ein Fach, in dem man ohne übermäßig viel zu lernen eine recht gute Note bekommen konnte. Für einige andere war es, wie sie noch von ihren eigenen Mitschülern wusste, das langweiligste aller Fächer, weil wenig bis überhaupt nicht gezaubert wurde. Aber vielleicht würde ja doch der ein oder andere Schüler dabei sein, der das Fach genauso liebte, wie sie es schon zu Schulzeiten getan hatte.
Ohne darauf zu achten, war sie schon wieder bei den Gewächshäusern angekommen. Sie schmunzelte, als sie wieder an den dicken Professor Slughorn dachte.
„Mal sehen, wann er merkt, dass ich die Sawyer bin, die ihm damals den Kessel gesprengt hat“, überlegte sie versonnen, als sie sich daran erinnerte.
Sie passierte gerade Gewächshaus Eins im Schatten des massiven Schlosses, als sie hinter den verdreckten und zugewucherten Scheiben eine Bewegung wahrnahm.
„Das muss aber dringend gewesen sein“, dachte sie belustigt und trat näher an das Fenster heran. „Bin mal gespannt wie der es schafft, in diesem Wildwuchs voranzukommen.“
Vorsichtig spähte sie durch die Öffnung und ihre Augenbrauen wanderten verblüfft in die Höhe.
Im hintersten Winkel des Gewächshauses, gerade noch für sie seitlich einsehbar, hockte Severus Snape mit zerrissenem Umhang auf der feuchten Erde und sammelte etwas von einer kleinen Pflanze, das er dann sorgfältig in einem durchsichtigen Kästchen ablegte. Er wirkte nicht sehr glücklich.
Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken. Was tat der denn da? „Wohl kaum Slughorns Gewächse pflegen“, antwortete sie sich im Stillen selbst und beobachtete ihn neugierig weiter.
Er hatte sich mittlerweile aufgerichtet und betrachtete das Kästchen missmutig. Dann verstaute er es in einer Umhangtasche und machte sich auf den Rückweg, wobei er sich vorsichtig an den dornigen Ranken vorbei drückte.
Als er den kleinen Gang in der Mitte des Gewächshauses erreicht hatte, zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf seinen Umhang.
Sie vernahm ein leises „Reparo“ und zugleich verschwand er aus ihrem Sichtfeld hinter einer großen baumartigen Pflanze. Gleich darauf hörte sie die Tür zuschlagen. Sie hastete schnell einige Schritte zurück und erspähte ihn gerade noch, wie er um die Ecke des Schlosses bog.
Sofort betrat sie das Gewächshaus und steuerte auf die Ecke zu, in der er beschäftigt gewesen war. Einige niedergedrückte Pflanzen und zwei Schuhabdrücke in der Erde zeigten ihr die genaue Stelle auf.
Sie bückte sich und runzelte die Stirn, als sie die Pflanze erkannte, an der er sich zu schaffen gemacht hatte. Sie war nicht besonders groß und hatte schmale, längliche Blätter. In den kleinen roten Blüten waren einige noch grünliche Pollen zu erkennen.
Versonnen sah sie in die Richtung, in der ihr Kollege verschwunden war, und nagte wieder an ihrer Unterlippe.

* * *

Zwei Tage später am kurz vor der Mittagspause entließ sie gerade eine Gruppe Erstklässler aus ihrer ersten Stunde Kräuterkunde. Es war genauso ihre eigene erste Stunde als Lehrerin gewesen.
Sie schloss die Tür hinter der letzten Schülerin, einem kleinen Mädchen mit dunkelblonden Zöpfen, und amtete tief aus.
Es war gut gelaufen.
Die Kleinen wussten noch nicht so wirklich, was sie hier überhaupt erwartete, denn selbst solche, die ältere Geschwister an der Schule hatte, konnten ja noch nichts über ihren Unterricht wissen. Daher war ihre Nervosität schnell verflogen.
Sie hatte ihnen erklärt, was dieses Jahr drankommen würde und ihnen ein paar interessante, ungefährliche Pflanzen gezeigt, die sie dann umtopfen durften. Hier in Gewächshaus Zwei wuchs eh nichts, was irgendjemandem gefährlich hätte werden können. Trotzdem hatte ein Junge es geschafft, sich in den Schlingen des Eberefeus fast selbst zu fesseln und sie hatte sich bei seiner Befreiungsaktion den Rock zerrissen. Es war keine aufregende Sache gewesen, denn eigentlich war sie auch nur, als sie die zusammengerollten Schlingen der Pflanze zurück in das Beet legen wollte, selbst auf ihren Rock getreten. Das kam davon, wenn man plötzlich ungewohnterweise Schuhe trug.
Verblüfft war sie auf dem Allerwertesten gelandet und hatte unwillkürlich losgelacht, als sie die erstaunten Gesichter ihrer Schüler gesehen hatte.
Immer noch lächelnd ging sie zu dem langen Arbeitstisch zurück und begann die kleinen Töpfe und Kannen wegzuräumen, mit denen die Erstklässler heute gearbeitet hatten.

Etwa eine Stunde später durchquerte sie die Große Halle und nahm ihren Platz am Lehrertisch rechts neben Hagrid ein.
„Hallo Evy“, begrüßte er sie freundlich wie immer. „Na, wie war es?“
Sie lächelte zurück und erzählte ihm von ihrer unfreiwilligen Showeinlage.
„Und jetzt schau dir an, wie mein Rock aussieht!“ Sie drehte sich im Sitzen ein wenig zur Seite und hob den braunen Stoff etwas an. Ein langer, mit großen Stichen dicken Garns zusammengenähter Riss zog sich vom Saum bis zum Knie. Sie wackelte mit den nun wieder unbeschuhten, leicht erdfarbenen Füßen und ließ den Rock wieder los.
„Na ja“, meinte sie dann nur schulterzuckend und streifte kurz den beobachtenden Blick von Severus Snape, als sie sich wieder zum Tisch wandte. „Es gibt Schlimmeres. Deswegen hab ich ja die alten Sachen.“
„Aber Mädchen“, mischte sich nun Madam Hooch zu ihrer Rechten ein. „So müssen Sie aber doch nicht rumlaufen. Reparo.“
Ein Schwenk ihres Zauberstabes ließ den hässlichen Riss in auf der Stelle vollständig verschwinden. „Na, so ist es doch besser.“
Den Bruchteil einer Sekunde zu spät lachte Evy ihre Sitznachbarin fröhlich an.
„Vielen Dank. Auf die Idee hätte ich auch selber kommen können.“
Genau den Bruchteil zu spät, als dass der Person zwei Plätze weiter das kurze Senken des Blicks und das Zusammenkneifen der Lippen vor dem freundlichen Lachen nicht aufgefallen wäre.


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
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