>Was wollte er, was sollten sie mit mir tun?<
>Zu ihm bringen, in dieses Dorf.<
>Welches, Cleethorpes?<
>Buelna.<
>Buelna, wo liegt das? Sir? Sir!<
Er war immer näher herangekommen, hatte die Hand auf das Amulett gelegt.
Ich angelte nach dem Spiegel in meiner Hosentasche. Ich blickte hinein und rief leise nach Ana. Sekundenspäter erschien sie, besorgt.
>Gin, was ist -<
>Hört zu, irgendetwas stinkt hier gewaltig. Das sind keine Ministeriumsabgeordnete, irgendwer hat sie geschickt, um nach mir zu suchen! Der Typ hier, ich habe ihm das Amulett gezeigt, ich vollkommen besessen davon! Wir müssen hier weg, Ana.<
>Und wie? Die bewachen uns hier, James und Lars haben ihre Zauberstäbe.<
>Ana, ihr müsst entkommen, sonst nimmt das ein unschönes Ende. Hör zu: James und Lars müssen einige von ihnen in ein Gespräch verwickeln, dann greift ihr an. Nehmt Stupor und seid schnell! Wenn sie fertig sind, muss Sean versuchen ihnen mit Oblivate das Gedächtnis zu löschen. Flieht, lasst sie einfach liegen. Du und einer der Jungs kommen zu mir, ich halte ihn hin. Sean und der andere rennen zu den Besen, sie sollen Anne und Jenny einsammeln und dann zu uns fliegen.<
>Ginger, das ist absolut -<
>Verrückt, ja ich weiß, aber eine andere Chance haben wir nicht. Macht schon!<
Ich verstaute den Spiegel wieder und drehte mich um. Der Mann kniete mittlerweile vor mir, immer wieder strich er über den glatten Stein. Ich besann mich auf den Plan und kniete mich ebenfalls hin.
>Der Kerl, von dem sie den Auftrag bekommen haben, wie sieht der denn so aus?<
>Er ist groß … viel größer als wir Beide. Und dünn. Hager. Dünn.<
>Und wie war er so insgesamt?<
Der Mann erschauderte. >Sein Stimme war böse, sehr sehr böse.<
Im Laden klirrte es, ich begann zu beten.
>Was meinen sie mit böse? Hatte er eine tiefe Stimme?<
>Miss Hales -< Seine Stimme wurde vom einem zum anderen Moment kratzig, ein wenig mystisch irgendwie. >Er weiß es.<
>Was weiß er?<
>Dass sie hier sind und das wir sie gefangen halten.<
>Was?<
>Wir mussten es tun, wir mussten ihnen auflauern, sonst hätte er uns alle umgebracht, mitsamt unser Familien!<
Hinter uns ging dir Tür auf, aber ich konnte mich nicht umdrehen. Erst, als ich Ana's Locken neben mir sah, atmete ich ein wenig aus. James war auf der anderen Seite.
>Was sagt -< begann James.
>Sei still.< herrschte ich ihn an.
>Sir, wann kommt er?<
>Sie ha – cha – aben nicht, nicht meheher viiel Za -a -eit.< Er kippte seitlich weg und bewegte sich nicht mehr.
>Was ist denn mit dem los? Wenig Zeit?<
>Gin< Ana' Stimme schwankte, >schweben wir gerade mal wieder in Lebensgefahr?<
>Möglicherweise.<
>Hey, wer ist denn das?<
James wies die Straße runter. Eine Gestalt kam auf uns zu. Ihr Gang war weder schnell oder zügig, noch langsam, es war mehr, als würde er schweben. Die Gestalt trug einen schwarzen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Darunter eine Pullover, vermutlich braun der schwarz, und eine dunkelblaue Jeans.
>Gin, ist der gut oder böse?< James klang nun auch etwas verängstigt.
>Eher böse. Holt eure Zauberstäbe raus!<
Fast fünfzig Meter entfernt von uns blieb er stehen. Als sie aufrichtete, rutschte seine Kapuze etwas nach oben und entblößte einen Drei-Tage-Bart inklusive einer Reihe gerader, makelloser Zähne.
>Miss Hales.< Drohend. Seine Stimme kam mir bekannt vor. Auf jeden Fall hatte der Kerl Recht gehabt, sie war böse. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, ein böses Lächeln.
Ziiiiisch. Es war leise gewesen. Selbst der Mann hatte es nicht gehört. Ziiiiisch. Dann sind sie. Das müssen sie sein, frohlockte ein Teil in mir, der nicht von Angst besessen war.
Auf einmal, es erschein sehr plötzlich, galoppierte etwas hinter der Gestalt die Straße hinauf. Es war ein Tier, doch in dem selben hellblau, wie auch der Patronus von Malfoy ausgesehen hatte. Nur war es diesmal keine Schlange, nein, es sah aus wie ein Pferd. Wenige Meter hinter dem Mann blieb es stehen. Er hatte es nicht gemerkt. Er zog die Angst von uns in sich auf, als wäre es etwas genugtuendes.
Nun erkannte ich das Wesen, ein Patronus war es auf jeden Fall. Doch kein Pferd, wie angenommen, sondern eine … Hirschkuh.
Plötzlich, als hätte man ihr einen Befehl ins Ohr geflüstert, sprang sie los und stieß den Mann mit voller Wucht um.
Das nutzen unsere Freunde. Von der einen Seite schossen Jenny und Lars hervor, von der anderen Seite kamen Anne und Sean. Jenny und Sean warfen uns unsere Besen zu. James und Ich, geübte Quidditschspieler, sprangen auf, Ana brauchte eine Sekunde länger. Er Patronus war verschwunden, langsam richtete sich die Person auch wieder auf. Wir gewannen an Höhe, während uns S.L.v.B. Flüche nachschickte, die alle ihr Ziel verfehlten.
Wir kümmerten uns nicht um ihn, James und Ana gaben die Richtung vor. Wir jagten mehr, als das wir flogen. Wir hatten genug Zeit verloren, Lars blutete am Arm. Wir schafften den Rückweg in nur 50 Minuten.
Um zehn nach sieben landeten wir an der Hecke die Malfoy's Manor umgab. Es brannten nur die Laternen im Garten, ich ging davon aus, das sie alle noch schliefen.
James und Sean ließen sich auf den Boden fallen, Anne und Jenny besahen sich Lars' Wunde. Ana und ich setzten und zu ihnen.
>Ginger, weißt du wer das war?<
>Ich weiß es nicht. Der Kerl hat gesagt, sein Ring trug die Initialen S.L.v.B. - Moment ...<
>Entschuldigung, kennen wir uns?<
>Oh, Verzeihung.< Der Mann lächelte, aber seine Augen lächelten nicht mit. >Meine Name ist Sergeant Luc von Bealmont. <
>Ich bin Ginger Hales.<
>Richtig.< Er lachte leise.
>Sergeant Luc von Bealmont! Das bedeuten sie Initialen, na klar!<
>Und wer ist das wenn man fragen darf?<
Ich ignorierte James frage und zog aus meiner Jackentasche die beiden Briefe, die Dose und das Blatt Papier, welches ich vom Block abgerissen hatte.
>Er hat auch in Cleethorpes gewohnt.<
>Was?< Ana sah über meine Schulter.
>Hier< ich deutete mit dem Finger auf den Zettel, >die letzte Lieferung dieses Ladens ging um 23:54 am 03.Mai.2003 an Sergeant Luc von Bealmont, in den Viscount Way 4!<
>Aber Gin, was sollte er denn noch da wollen?<
>Er hat diese Leute geschickt, er wollte mich haben und nach Buelna bringen, keine Ahnung wo das ist.<
>Ich weiß es.< Erstaunt drehten wir uns zu Jenny um. >Das liegt in Spanien. Die Familie von Sissy kommt von dort.<
>Die Familie von wem?<
>Von Sissy, der Frau von Bibs. Mit vollem Namen hieß sie einmal Sissindra Dora Flor.<
>Wartet mal – S.D.F?<
>Oh – mein – Gott! Die Dose!<
Ich hob sie auf in hielt sie ihnen hin. >Das ist eine Spieldose, mit einer Ballerina drinnen.<
>Zum Teufel, kann mir mal jemand erklären, warum eine Dose von der Frau von Bibs in dieser Bruchbude zu finden ist, warum jemand nach Gin ausschickt, der ebenfalls mal in diesem Dorf gewohnt hat und eventuell auch warum du einen Verlobungsring am Finger trägst?< James sah wütend aus.
Erst sahen alle etwas verwirrt aus, dann wanderte ihr Blick zu meiner Hand.
>Meine Güte, Gin, der ist wunderschön! Ihr macht jetzt also ernst?< hauchte Jenny.
>Ich wünsche dir alles Gute, auch wenn ich deinen Zukünftigen nicht leiden kann.< Anne umarmte mich.
>Danke ihr Beiden.< Ich blickte hinauf in mein Zimmer, das Fenster stand immer noch offen.
>Wie komme ich hoch?<
>So, wie du auch runter kamst.< Ana holte ihre Pistole.
Ich umarmte Anne und Jenny zum Abschied, sammelte die Briefe, die Dose und den Zettel ein und verstaute sie in meiner Tasche.
>Moment< sagte ich, als Ana ihren Zauberstab auf mich richtete, >habt ihr jetzt die Blume bekommen.<
Jenny holte sie aus ihrer Tasche heraus. Sie sah unspektakulär aus, aber sehr schön.
Ich umarmte Anne und Jenny zum Abschied, und mit einem Handschlag von Lars. Dann stand ich James gegenüber. Die anderen entfernten sich taktvoll, sodass wir kurz allein waren.
>Ich hatte heute echt Angst um dich.< Seine Stimme verlor sich, in all der Dunkelheit.
>Ich auch.<
>Was wird jetzt aus uns? Du verlobt, ich -<
>Es wird so oder so einiges verändern, James. Aber am Ende wird alles gut werden. Es muss gute werden.<
>Warum verändert sich alles? Warum passiert bei euch so viel, warum bleibt bei mir alles … gleich? Das ist kacke, warum läuft es so schlecht?<
>Veränderung heißt nicht Verschlechterung, sondern nur Veränderung, James.<
Er sah mich an, ich wusste, dass keines meiner Worte ihn in geringster Weise beruhigte.
>Hör zu< ich griff nach seiner Hand >Ein Muggelsprichwort sagt, wenn man bis zum Hals in der Scheiße steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen. Entschuldige dich bei Lena. Wir waren betrunken und in Hochstimmung. Ich glaube nicht, das es Liebe ist.<
>Aber … ich will dich.<
>Wenn man bekommt, was man will, vermisst man vielleicht das, was man zurückgelassen hat. Viel Glück James.<
Dann brachte mich Ana zurück in mein Zimmer.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel