Ginger,
wir kommen am 15. September, um 4 Uhr. Dad hat uns gesteckt, dass dann eure Verlobungsfeier stattfindet. Wir hoffen, das sie alle betrunken genug sind, um lange zu schlafen. Wir brauchen Zeit. Jenny und Anne recherchieren schon die ganze Zeit, um alles über diese Pflanze herauszufinden. Ich denke, wir wissen genug. Auf einem Besen dauert ein Flug von Malfoy's Manor nach Cleethorpes fast eine Stunde. Tu mir einen Gefallen und trinke nicht zuviel. Ana hat alles genau geplant. Wir kommen um vier, landen um fünf in Cleethorpes. Dann haben wir genau eine Stunde um diese Pflanze zu finden. Um sechs fliegen wir zurück, dann bist du im sieben wieder zu Hause. Ich hoffe der Plan geht auf.
Mitkommen werden Anne und Jenny, Ana und Sean natürlich, und Lars mit mir. Ich gehe davon aus, dass dies das beste ist.
Ich hoffe dir geht es gut. James.
P.S: Es tut mir Leid, was passiert ist. Aber wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es nicht tun. Weil, wenn ich ehrlich bin, war das der schönste Kuss, den ich je bekommen habe. Ich glaube kaum, das ich dich jetzt fragen könnte, ob du dir eine Beziehung mit mir vorstellen könntest. Ich wünsche dir und Scorpius alles Gute.
Ich ließ mich auf mein Bett sinken. Den Brief kannte ich mittlerweile auswendig.
>Ginger?< Hastig schob ich das Papier unter meiner Kopfkissen.
>Ja?<
Scorpius trat ein, drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Die Behandlung hatte angeschlagen, er war seit einer Woche wieder zu Hause. Man hatte ihm seinen Ausfall, wir Draco es nannte, kaum angemerkt. Mit mir ging er um wie mit einer alten Freundin, auch seine Eltern behandelte normal. Hin und wieder war er etwas ruppig, wehrte sich gegen Umarmungen seiner Mutter oder Küsse seiner Grandma.
>Das Kleid ist wunderschön.<
Ich stellte mich vor den riesigen Spiegel. Das Kleid das ich trug war aus Seide und Satin. Neckholder, in der Malfoy Farbe – Grün. Um die Brust herum war es gerafft, zusammengehalten wurde es von einem dunkelgrünen Pailettengürtel. Der Rest den Kleides umspielte sanft meine Beine bis hin zu den Knien.
>Es ist wundervoll.<
Scorpius trat hinter mit und legte mir die Hände auf die Schultern.
>Können wir kurz reden?< Er zog mich mit auf das Bett.
>Ginie … ich wollte dir etwas sagen, bevor wir da runter gehen.< Er nickte mit dem Kopf zur Tür. >Ich wollte dir nur sagen, dass es die Idee meines Vater's war. Er wollte, das wir heiraten, weil er dieses Amulett will. Ehrlich gesagt, ich weiß so gut wie gar nichts über das Teil. Aber seitdem ich wieder fühlen kann, wenn man es so nennen will, sehe ich dich irgendwie anders. Es ist, als hätten sich meine Gefühle geändert. Für dich. Als mein Vater mir eröffnete, das er will, das ich dich heirate, war ich … irgendwie sauer. Ich wollte es nicht, und wenn es jetzt schwul klingt, ich habe mir immer eine Hochzeit aus Liebe vorgestellt. Jetzt habe ich begriffen, dass es eine Hochzeit aus Liebe ist … weil ich dich
liebe. Sag jetzt nichts! Ich weiß, das du nicht so empfindest. Aber es ist trotzdem eine Hochzeit aus Liebe, weil du deinen Vater liebst, und für ihn diese Bindung eingehst.
Das … wollte ich nur gesagt haben.<
Er sah mich an, lächelnd.
>Das klingt jetzt alles sehr verworren, stimmt's?<
Ich nickte.
Ich überlegte, ob ich ihm davon erzählen sollte, von meinem Vorhaben, dem Wissen über die Amulette.
>Komm schon Ginie, lass uns ein wenig feiern!<
Nein. Ich konnte es ihm nicht sagen.
Die Malfoy's hatten alles perfekt durchgeplant. Scorpius überreichte mich an der Treppe, die hinunter zum Ballsaal führte, seinem Großvater. Lucius Malfoy war ein Mann vom Krieg gezeichnet. Sein Haare leuchteten in dem unerschöpflichen Blond, das auch Draco und Scorpius trugen.
>Miss Hales, es ist mir eine außerordentlich große Freude sie kennen zulernen.<
Ich spürte seine Lippen auf meiner Hand, kaum mehr als ein schwacher Hauch.
>Mr Malfoy.< Ich nickte ihm zu.
Ich schloss für eine Sekunde die Augen und atmete tief durch. Gleich würde ich verlobt sein. Lucius ergriff sanft meinen Arm und legte ihn auf seinen. Er würde mich die Treppe herunter führen.
>Meine lieben Freunde, ich freue mich das ihr alle gekommen seid, um das freudige Ereignis mit uns zu feiern.< Draco's Stimme wehte sanft zu uns herauf, fast unschuldig.
>Mein Sohn Scorpius will der wunderbaren jungen Dame, die gleich erscheinen wird, einen Heiratsantrag machen, eine Entscheidung, die ich nur befürworten kann. Ich bin sehr stolz auf ihn.< Applaus.
Dann ertönten die leisen Klänge des Flügels, der unten stand. Es war die Titelmusik von Forest Gump, einem Film, den ich sehr mochte.
>Und hier kommt -< Draco machte eine Kunstpause, >Ginger Marie Hales.< Wieder Applaus.
Lucius verstärkte seinen Druck und führte mich um die Ecke. Der Pianist spielte unbeirrt weiter, während die Menge mir erwartungsvoll entgegen blickte.
Langsam, bedach darauf, mich nicht hinzulegen, stieg ich dir Treppe herunter, bis ich Draco erreichte, welcher mir ein Küsschen auf die Wange drückte.
Die Menge applaudierte erneut. Dann teilte sie sich, und durch den Mittelgang schritt Scorpius lächelnd auf mich zu. Der schwarze Anzug stand ihm gut.
Er stoppte vor mir. Lächelte immer noch.
Die Musik erstarb, die letzten Noten blieben in der Luft hängen, klangen nach, als wollten die daran erinnern, dass es sie gab.
>Ginger Marie Hales.< Scorpius' Stimmte erfüllte den ganzen Raum. >Ich liebe dich.< Hinter mir schniefte eine Frau in ihr Taschentuch.
>Und weil ich dich so liebe, will ich dich hier und jetzt fragen -< Er machte eine Pause um sich vor mir hinzuknien, und eine Schachtel mit dem Ring zu öffnen. Er war silbrig, mit fünf kleinen Amethysten in der Fassung, die in dem gleichen Violett strahlten wie mein Amulett. >ob du meine Frau werden willst. Ich werde dich lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, auf das der Tod uns scheidet.<
Ich schlug die Hände vor den Mund, um den Anschein zu wahren. Tränen liefen mir über die Wangen, über die Erkenntnis, das es nun endgültig zu Ende war. Scorpius sah leicht verunsichert aus, und streckte mir die Hände noch ein wenig weiter entgegen.
>Ja. Oh mein Gott, ja, ich will!< Es klang sehr überzeugend, Scorpius steckte mir den Ring mit zitternden Händen an.
Dann küsste er mich. Und ich küsste ihn.
Nach dem Bankett wurde getanzt. Nach dem Scorpius und ich den Ball eröffnet hatten, strömte der Rest auf die Tanzfläche. Ich wurde einige Male aufgefordert, von Draco und von Lucius, und einigen anderen, die mir mehrmals mitteilten, wie schade es sei, das ich vergeben wäre.
Als mich ein Zwölfjähriger um einen Tanz bat, lehnte ich entschieden ab, als ich einige Kuchenrückstände auf seinem Hemd erkannte.
>Gute Wahl.< Die Stimme an meinem Ohr klang tief und kalt.
>Bitte?< Ich drehte mich um. Hinter mir stand ein hagerer Mann, mit blasser Haut. Er war groß und seine ganze Haltung drückte Abneigung aus.
>Der Kleine wollte an ihren Ring.<
>Entschuldigung, kennen wir uns?<
>Oh, Verzeihung.< Der Mann lächelte, aber seine Augen lächelten nicht mit. >Meine Name ist Sergeant Luc von Bealmont. <
>Ich bin Ginger Hales.<
>Richtig.< Er lachte leise
>Nun, um auf den Ausgangspunkt zurückzugehen: Der Kleine hat schon mehrere Schmuckstücke entwendet. Kleiner Gauner.<
>Aha. Nett. Nun, danke für die Warnung.< Ich wollte gehen.
>Warten sie eine Sekunde, Miss.< Ich blieb stehen. >Meinen Informationen nach sind sie doch eine Gryffindor, oder?<
>Das ist richtig.<
>Was sagt ihre Familie zu dieser Bindung? Ihre Mutter, ihr Vater, sind die hier?<
>Warum fragen sie das?<
>Es interessiert mich.<
>Meine Mutter ist tot. Zumindest hat das mein Dad mir immer erzählt.< Messerstiche. Scharf. Verletzend.
>Und was ist mit ihrem Vater? Wo ist er?< Seine Augen flackerten begierig.
>Er ist mit der Verlobung einverstanden. Und nun lassen sie mich bitte allein.<
>Einen Moment noch.< Er war hartnäckig.
>Wo ist ihr Vater?< Nun stand er sehr nahe. Er roch nach Seeluft, der Saum von seinem Umhang wies die weißen Ränder auf, die Salzwasser hinterließ.
>Waren sie heute am Meer?<
Die Frage verwirrte ihn offensichtlich. Er sah er erschrocken aus, dann etwas wütend, und schließlich lächelte er wieder.
>Ich hatte geschäftlich in Spanien zu tun. Dort sind wunderschöne Strände.<
>Ich weiß. Meine beste Freundin ist Spanierin.<
>Na dann. Also, was ist mit ihrem Vater?<
>Ich möchte nicht darüber reden, bitte akzeptieren sie das.<
Er trat zurück, einen forschenden Blick.
>Nun gut. Es war mir eine Freunde, sie kennenzulernen.<
>Gleichfalls.<
Er ging rückwärts, winkte kurz und drehte sich dann um. Zwei Schritte, und die Menge hatte ihn verschluckt.
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Ginger's Kleid
Ginger's Ring
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