Sirius verschwendete keine Sekunde. Er griff Harry am Arm und bevor dieser vor Schmerz aufschreien konnte, hatte er ihn bereits in Richtung von Hermine, Ron und Snape geschoben. Aus dem Augenwinkel bekam Harry mit, wie sich Peter Petigrew aus dem Staub machen wollte, aber als er Sirius darauf hin wies, erwiderte der nur, dass Remus wichtiger wäre. Harry lief auf seine Freunde und den wieder voll bewussten Zaubertranklehrer zu, der ihn mörderisch anstarrte. Er hatte nicht vergessen, wer ihn entwaffnet hatte. Sirius rannte in die entgegengesetzte Richtung, auf seine Schwester zu. Diese hatte sich vor Remus aufgebaut und versuchte, ihn so lange wie möglich ruhig zu halten. Sie wusste, dass der Trieb in ihm irgendwann die Oberhand gewinnen würde, doch die Zeit bis zu diesem Moment wollte sie in die Länge ziehen. Sie redete beschwörend auf Lupin ein. Immer wieder versuchte sie ihn daran zu hindern, sein Gehirn auszuschalten und seinen Werwolfsreflexen freien Lauf zu lassen. Sie küsste ihn sogar und für einen Moment schien es, als würde die Menschlichkeit in ihm wieder die Oberhand gewinnen, doch dann verdunkelten sich Remus Augen plötzlich und er jaulte laut auf. Vor Angst erstarrt beobachtete Harry die Szene, die sich ihm bot; Hermine hatte das Gesicht abgewandt. Er spürte, wie Snape neben ihm seinen Zauberstab zog, doch Harrys Aufmerksamkeit galt ganz seiner Lehrerin, die völlig hilflos vor dem inzwischen über zwei Meter großen, unbehaarten Lupin stand. Sie machte einen letzten Versuch, Remus zu beruhigen, doch dieser holte nun mit seinen riesigen Pranken aus und ließ seine Kralen über Stellas Körper reißen. Diese schrie auf und fiel zu Boden. Ein weiterer Schlag wäre tödlich für sie gewesen. Harry dachte nicht nach, als er nach vorne sprang, um Professor Black zu helfen, doch Sirius war ihm zuvor gekommen. Im Sprung hatte er sich in einen großen schwarzen Hund verwandelt, der sich nun zwischen Remus und Stella warf. Harry erkannte den Hund wieder: Er hatte ihm am Tag, an dem er bei den Dursleys abgehauen war gesehen und vor ein paar Wochen am Rande des Verbotenen Waldes. Plötzlich erschien ihm alles so logisch, so simpel. Sirius Black hatte ihn nie töten wollen, er hatte auf ihn aufgepasst – und auf seine Schwester, die er nun wieder schützte, als seine messerscharfen Zähne sich in Lupins Haut verbissen.
Professor Snape war in der Bewegung erstarrt, als er Stella hatte fallen sehen. Sein erhobener Zauberstab und seine angespannten Knöchel fielen ihm erst jetzt auf, er war die ganze Zeit bereit gewesen, Stella zu schützen – unter Gefahr seines eigenen Lebens. Dass er für so etwas bereit war, erstaunte ihn selbst und er war für einen Moment verwirrt. In genau diesem Moment sprang Harry nach vorne, um seiner Lehrerin zu helfen. Snape verfluchte den Jungen im Stillen und rannte ihm hinterher. Lupin und Black hatten sich inzwischen, immer noch kämpfend, in den Verbotenen Wald verzogen. Das einzige, was in der Mondnacht auf dem Feld zu sehen war, war Stella Blacks regungsloser, blutüberströmter Körper. Snape eilte auf die Frau zu und war noch vor Harry bei ihr. Er überprüfte ihre Lebenszeichen und ließ sie dann mit dem gleichen Schwebezauber ins Schloss gleiten, mit dem sie ihn aus der Heulenden Hütte gebracht hatte. Die drei Schüler folgten ihm eilenden Schrittes, um hinterher zu kommen.
Als Stella erwachte, dröhnte ihr der Kopf und ihr gesamter Oberkörper schien zu brennen. Nachdem sie ein paar Augenblick benötigt hatte um sich zu orientieren, erinnerte sie sich wieder an alles: Die Heulende Hütte, Severus, Vollmond, Remus Angriff, Sirius... SIRIUS! Stella wollte aus ihrem Bett springen und zu ihrem Bruder, doch zwei Arme hielten sie sanft, aber bestimmend zurück. „Sirius.“, keuchte sie, doch der Besitzer der Arme, Remus Lupin drückte sie wieder n die Kissen. Dabei blickte er sie unentwegt aus unendlich traurigen Augen an. „Wo... ist er?“, brachte Stella mühsam hervor. Remus schüttelte den Kopf. „Er ist im Turm gefangen. Die Dementoren küssen ihn bald.“ „Nein...“, hauchte Stella. Noch einmal startete sie den Versuch, aufzustehen, doch diesmal wurde sie von Albus Dumbledore, der eben den Raum betreten hatte, ermahnt. „Leute, deren ganzer Oberkörper aufgeschlitzt ist, sollten keine hastigen Bewegungen machen.“ Stella schluchzte laut auf. „Er ist unschuldig! Sie müssen mir glauben.“ Albus nickte ernst. „Das tue ich Stella, das tue ich. Genauso wie ich den drei Schülern glaube, die Sirius Unschuld beweisen wollen. Genauso wie ich Remus glaube. Aber der Minister hat entschieden und daran kann ich nichts ändern.“ Stella wollte noch etwas sagen, doch Albus war schon wieder gegangen und Remus drückte ihr beruhigend auf den Arm. Es half nicht viel. Bevor Stella wieder klare Gedanken formen konnte, betraten der Minister und Professor Snape den Krankenflügel, ins Gespräch vertieft. Der Minister blickte auf und kam ihr mit freudigem Gesicht entgegen. „Professor Black, schön, dass Sie aufgewacht sind.“ Für Remus hatte er nur einen geringschätzigen Blick übrig. „Es tut uns wahnsinnig leid, dass wir Sie mit ihrem mörderischen Bruder in Verbindung gebracht haben. Ohne Professor Snape würden Sie vielleicht auch im Turm sitzen. Aber er hat uns Gott sei Dank die ganze Wahrheit erzählt und nun sitzt der wahre Mörder fest – und zwar endgültig.“ Fudge grinste selbstzufrieden, doch Stella wandte ihr mordlustiges Gesicht Severus zu. „Du Mistkerl“, flüsterte sie heiser, „wenn ich wieder laufen kann, werde ich dir jeden einzelnen deiner erbärmlichen Knochen brechen.“ Snape wandte sein Gesicht nur arrogant ab und folgte dem Minister. Stella warf sich wütend in die Kissen. Sie bemerkte dabei nicht, wie ihr Tränen übers Gesicht strömten.
Nachdem sie eine Weile geweint hatte und ihr Remus immer wieder sanft über den Arm und die Wange gestrichen hatte beruhigte sie sich etwas. Sie bemerkte, dass Remus tief Luft holte. Er sah aus, als würde er etwas sagen wollen, fand aber nicht die passenden Worte. Fragend sah Stella ihn an. „Remus, was ist los?“ Der Lehrer atmete noch ein paar Mal. Bis er schließlich anfing zu sprechen. Die Worte fielen wie ein Wasserfall aus ihm heraus. „Stella, ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll. Du bist meine beste Freundin und das warst du schon immer, also war ich froh, dass du nach Hogwarts gekommen bist. Aber als wir dann... nun ja...“, er wurde rot, „als wir dann eine Beziehung hatten, war ich die ganze Zeit krank vor Angst, unsere Freundschaft könnte kaputt gehen. Und nachdem was gestern passiert ist...“ Remus schauderte. „Ich wäre schuld gewesen, wenn du jetzt tot wärst.“ Stella unterbrach ihn: „Nein, wärst du nicht. Ich wäre es gewesen und Fenir Greyback, weil er dich zu dem gemacht hast, was du bist. Ich wusste immer von der Gefahr, die von dir ausgeht. Es war mir immer egal.“ Remus schüttelte den Kopf und fuhr fort. „Ich wäre schuld gewesen und hätte mir das nie verzeihen können. Stella, ich mag dich wirklich und du wirst immer einen besonderen Teil meines Herzens besitzen, doch es wäre mir ehrlich lieber, wenn wir nur Freunde wären.“ Remus sah sie erwartungsvoll an und rechnete schon damit, dass sie wieder anfangen würde zu weinen, doch Stella lächelte. „Du hast recht. In allem. Und ich bin froh, wieder eine normale Beziehung mit dir zu haben. Endlich kann ich dir sagen wie verdammt schlecht dein Klamottengeschmack ist.“ Remus lächelte zurück. Er hatte seine beste Freundin wieder.
Harry und Hermine rannten davon. Sie flüchteten vor der Zeit, die sich unausweichlich fortbewegte und gegen sie kämpfte. Sie hatten nur noch wenige Sekunden, um den Krankenflügel zu erreichen. Als sie endlich die schwere Tür sahen und dort waren, wo sie eigentliche seien sollten, schlug die Uhr achtmal. Sie hatten es geradeso geschafft. „Hey, ihr wart gerade noch dort – und jetzt seid ihr da.“ Ron rief etwas vom Bett in der Ecke. Hermine lächelte und Harry erwiderte grinsend: „Ron, man kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.“ Stella, die in einem Bett am anderen Ende des Raumes lag, beobachtete die drei Schüler mit undefinierbarem Blick. Als Hermine und Harry sich auf Rons Bett zubewegten, winkte sie Harry heran. Hermine ging inzwischen zu Ron und kabbelten sich wie üblich mit ihm. „Harry, du willst mir nicht erzählen, was da gerade passiert ist?“ Dabei starrte sie ihn genauso an wie Dumbledore es gelegentlich tat. Mit dem Unterschied, dass Stella Blacks Augen braun waren und wesentlich härter, obwohl Harry keine Unfreundlichkeit in ihnen sah. Nur Neugierde und Kaltherzigkeit, die von einer langen Zeit vielen Leidens zeugte. „Professor, ich bin mir nicht sicher, ob ich das sagen darf. Ich kann Ihnen nur so viel versichern: Seidenschnabel wurde nicht hingerichtet und Sirius ist mit ihm auf der Flucht.“ Es erschien Harry, als würde von Stellas Schultern ein ganzer Berg von Schmerz und Belastung genommen werden. Sie sah ihn mit dem gleichen Lächeln an, welches Harry auf Sirius Gesicht entdeckt hatte als er von James gesprochen hatte. Jetzt nahm Harry auch die ähnlichen markanten Gesichtszüge, das gleiche dunkle Haar und die identischen großen braunen Augen wahr. Erst als er Sirius gesehen hatte war ihm die Ähnlichkeit zu seiner Zwillingsschwester aufgefallen.
Stella konnte das Glück und die Erleichterung, die durch ihre Adern flossen, kaum beschreiben. Es war ihr, als würde sie nie wieder aufhören wollen zu lächeln. Sirius würde sich mit ihr in Verbindung setzten, dessen war sie sich sicher. Sie würden viele Jahre zusammen haben, würden die letzten 12 Jahre nachholen können und für Harry eine Art Ersatzfamilie sein. Sie war auch froh, dass Seidenschnabel entkommen war. Ihr angekratzter Stolz war wieder geheilt, letztendlich hatte sie doch die Verhandlung gewonnen. Und ein ganz kleiner Teil tief in Stella war froh, dass nun niemand gesehen hatte, wie sie sich trostsuchend an Lucius Malfoy angelehnt hatte.
Die Abschlussfeier in diesem Jahr war wesentlich fröhlicher als der Schuljahresbeginn. Obwohl Sirius immer noch – oder besser gesagt schon wieder – auf freiem Fuß war, waren die Dementoren abgezogen worden und in den Schülern bereitete sich langsam wieder das Gefühl von gedanklicher Freiheit aus. Die Pflanzen trugen wieder Blüten und Früchte und die Sonnen schien das erste Mal kräftig und warm in diesem Jahr. Ein kleiner Wehmutstrophen im Glück der Schüler war die Tatsache, dass Professor Lupin die Schule verlassen würde. Einige waren froh, dass er weg ging, nachdem sie gehört hatten, dass er ein Werwolf war. Doch die meisten Schüler störten sich nicht an Lupin haarigem Problem und bedauerten, schon wieder einen Lehrerwechsel über sich ergehen lassen zu müssen.
Stella saß neben Snape an dem großen Lehrertisch. Nachdem Sirius geflohen war hatte sich Snape bei Stella entschuldigt (ganz still in einer Kammer und er hatte sie den Unbrechbaren Schwur leisten lassen, es niemandem zu sagen). Stellas Verletzungen waren geheilt und sie war bester Laune. Sirius hatte ihr ein paar Mal seinen Patronus geschickt und ihr erzählt, dass er in einer Höhle untergekommen war. Stella freute sich auf die Zukunft, die nicht nur weitere Tätigkeit als Lehrerin versprach, sondern auch eine schöne Zeit mit ihrem Zwilling und ihrem Patensohn. Sie blickte nach unten und ihre Augen trafen die von Harry. Er hatte ein Paket bekommen, einen Feuerblitz. Stella wusste, dass er von Sirius war, sie selbst hatte ihm den Vorschlag gemacht. Sie lächelte ihren Schüler an und in dem Moment wusste Harry, von wem das Geschenk kam. Er nickte in Stellas Richtung und hob ihr Glas. Sie erhob ihres ebenfalls und stieß im Stillen mit Harry und all ihren Freunden auf eine gute Zukunft an.
@ *Whatsername*: Dankeschön :) soviele Komplimente von dir *rotwerd*
@ Schwarzleser: Ich weiß, dass es euch gibt. Big Dobby is watching you. BITTE Kommis dalassen!!
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