„Sirius Black ist in der Nähe von Hogwarts gesichtet wurden!“ Wo man sich auch im Schloss umhörte, garantiert hörte man diesen Satz mindestens fünfmal. Der gesuchte Mörder war in einem Dorf ganz in der Nähe erkannt wurden und nun fürchtete sich jeder Schüler davor, Opfer von Black zu werden. Da Stella ein besseres Gehör als die meisten und außerdem noch ihre Kontakte hatte, wusste sie natürlich auch davon, obwohl jeder aufhörte zu tuscheln, wenn sie in der Nähe war. Manchmal fragte sich Stella amüsiert, ob sie wirklich Angst vor ihrer Person hatten oder eher davor, dass sie den Schülern Punkte für Gerüchte über ihren Bruder abzog. Da Stella die Schüler nicht noch mehr verängstigen wollte, tat sie so, als würde sie nichts bemerken. Gedanklich machte sie sich eine Notiz, dringend mal ein paar Sachen mit Albus zu besprechen. Sie war an die Schule zu einem ihr sehr ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Im Vertrag stand, dass sie sich um Geschichte und um Harry Potter kümmern sollte. Von stichelnden Bemerkungen oder bedeutenden Blicken stand da nichts.
Stella war gerade auf dem Weg in Dumbledores Büro, als ihr Severus Snape über den Weg lief. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer vor Freude. Severus und sie waren in ihrer Schulzeit sehr gut befreundet gewesen und Stella war die einzige, die mit Severus in normaler Lautstärke gesprochen hatte, nachdem er Lily Schlammblut genannt hatte. „Hallo Severus.“, sprach Stella ihn an. Die dunklen Augen des Angesprochenen zuckten kurz zu ihr hinüber, aber er sagte nichts und ging ohne einen Gruß weiter. Stellas Gesichtsausdruck wandelte sich von freundlich zu empört. „Hallo? Hast du ein Problem mit mir?“ Endlich drehte sich der Zaubertranklehrer um. Er lächelte, aber es war kein freundliches Lächeln. „Weißt du, über mich wird so einiges geredet. Wenn man mich jetzt sieht, wie ich mich mit einer Black unterhalte, könnte das die Gerüchte, ich wäre ein Todesser, schüren.“ Severus dunkle Stimme hatte vor Hohn getrieft, aber ein Funken Wahrheit war in seiner Aussage enthalten. Stella starte ihm fassungslos hinterher, machte dann auf dem Absatz kehrt und schwor sich, nie wieder nur ein Wort mit diesem fettigen, aufgeblasenen, arroganten Mistkerl zu reden. Sie ging ohne anzuhalten an Albus Büro vorbei. Ihre Laune befand sich am Tiefpunkt und das war keine gute Vorraussetzung für ein Gespräch mit ihrem Chef.
„Glaubt ihr, sie arbeitet mit Black zusammen?“ Harry, Hermine und Ron hatten im Gemeinschaftsraum die Köpfe zusammengesteckt und redeten wie alle über Professor Black. Das hieß, Harry und Ron diskutierten lautstark, während Hermine ihren Geschichtsaufsatz beendete und hin und wieder ein paar verteidigende Worte für die Lehrerin einwarf. Ron machte dann einen abfälligen Kommentar in die Richtung: „Du sagst das nur, weil sie uns unterrichtet.“ und Hermine wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. „Im Ernst. Sie ist eine Black und die waren schon immer dafür bekannt, besonders böse zu sein. Malfoys Mutter ist eine, die Frau, die Nevilles Eltern gefoltert hat, ist eine andere und unsere Professorin ist noch eine. Erkennt ihr da ein Muster?“ „Was ist mit Andromeda Tonks? Sie ist auch eine Black, aber mit einem Muggelstämmigen verheiratet. Und außerdem war Professor Black in Griffindor.“ „Das war Sirius Black auch.“ Harry hatte den kurzen Schlagabtausch zwischen seinen Freunden beobachtet und starrte sie nun verwundert an. „Woher wisst ihr so viel über Blacks Familie?“ Hermine antwortete: „Recherchen in der Bibliothek“, während Ron nur „Dad“ sagte. Harry nickte und wandte sich wieder dem Feuer zu. Er hatte sich aus der Unterhaltung ausgeklinkt, da er nachdenken musste. Ron und Hermine konnten so lange wie sie wollten über Sirius Black und seine Schwester diskutieren, aber für ihn war die Gefahr real. Black hatte seine Eltern an Voldemort verraten und Harry hätte sein gesamtes Gringotts-Vermögen, Hedwig und seinen Nimbus 2000 darauf verwettet, dass Black den Auftrag hatte, das zu Ende zu bringen, woran der Dunkle Lord vor 12 Jahren gescheitert war. Harry musste schaudern bei dem Gedanken, dass der Mörder seiner Eltern ihm gegenüber stehen, langsam den Zauberstab anheben und ihn dann töten würde.
„Harry?“ Der eindringliche Ton in Hermines Stimme riss Harry aus seinen Vorstellungen. „Du siehst blass aus, geht es dir nicht gut?“ Harry schüttelte unbeholfen den Kopf und entschied sich dann, seinen Freunden zu erzählen, dass er Angst hatte. Hermine und Ron sahen ihn verständnisvoll an. „Mach dir keine Gedanken. Du weißt schon, wo Dumbledore ist, bist du in Sicherheit.“ Ron nickte eifrig. „Und schau mal, wenn der dunkelste Zauberer aller Zeiten nicht geschafft hat, dich um die Ecke zu bringen, was will dann so ein Looser wie Black ausrichten?“ „Er war kein Looser, als er aus Askaban floh.“ Erwiderte Harry leise, doch Ron machte eine wegwerfende Handbewegung und erklärte das Thema für beendet. Dass er immer noch nicht wusste, ob Stella nun gut oder böse war, ärgerte ihn mächtig. Er beschloss, ein paar diskrete Bemerkungen zu machen. Mal sehen, wie die Lehrerin reagieren würde.
„Guten Morgen. Ich habe Ihre Aufsätze kontrolliert und muss sagen, dass Sie sich bessern. Wenn ich diesen Aufsatz mit dem vom Begin des Schuljahres vergleiche, sehe ich, dass da Welten dazwischen liegen. Gute Arbeit. Ihre Noten stehen wie immer unten drunter.“ Mit diesen Worten gab Professor Black die Aufsätze für die Schüler aus. Hermine strahlte, denn sie hatte ein O bekommen und war obendrein noch Klassenbeste. Harry war mit seinem E- mehr als zufrieden – auch wenn er Professor Black mochte, würde Geschichte nie sein Lieblingsfach sein. Ron hatte ein A bekommen und strahlte noch mehr als Hermine. Dass er in Geschichte eine Note über M bekam, grenzte an ein Wunder. Noch mehr freute die Drei aber der säuerliche Gesichtsausdruck auf Malfoys Gesicht. So wie es aussah, hatte er nicht die beste Zensur bekommen.
„Ich weiß, viele von Ihnen werden sich jetzt so freuen, dass sie kaum noch meinem Unterricht folgen werden. Versuchen Sie bitte trotzdem, wenigstens mit einem Ohr zu zuhören. Heute werden wir uns mit der Entstehung Hogwarts beschäftigen. Ich weiß, dass ist eigentlich Stoff der ersten Klasse, aber wenn ich mir Ihre Aufsätze so anschaue, glaube ich nicht, dass irgend jemand außer Miss Granger nicht in dieser Zeit geschlafen hat. Fangen wir mal einfach an. Die vier Gründer – Mr. Weasley?“ Ron schluckte, wusste aber die Antwort und sagte mit klarer Stimme: „Godric Griffindor, Salazar Slytherin, Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff.“ Stella nickte ihm zufrieden zu und wandte sich dann an Harry. „Gründungsdatum?“ Harry musste einen Moment überlegen, konnte aber „845“ sagen, bevor Hermine die Hand hob. Das Frage-Antwort-Spiel ging noch eine Weile so weiter und Professor Black war großzügig im Verteilen der Punkte. Nicht mal Malfoy gab irgendwelche Kommentare von sich.
Nach der Geschichtsstunde war Ron glücklicher und stolzer auf sich selbst als er es gewesen war, nachdem er das Schachspiel im ersten Jahr für sich entschieden hatte. Er hatte heute 15 Punkte für Griffindor ergattert und das nur mit ein paar einfachen Antworten. Neben ihm redete Hermine auf Harry ein, aber Ron wollte gar nicht wissen, was das Thema war. Er war rundum zufrieden mit sich und der Welt und für einen Augenblick vergaß er sogar, dass Stella in seinen Augen immer noch die Verbündete eines Mörders war.
Als nächstes hatten die drei Freunde zusammen mit den Hufflepuffs Kräuterkunde. Als sie über den Hof gingen und Ron und Hermine mal wieder über irgend etwas heftig diskutierten, hatte Harry immer das Gefühl, beobachtet zu werden. Er drehte sich ständig herum, sah aber nichts. Im Gegenteil zu Ron. „Schaut mal Leute.“ Er zeigte auf den Rand des Verbotenen Waldes. „Was soll da sein?“ Hermine starrte angestrengt in diese Richtung, konnte aber beim besten Willen nichts erkennen. Harry sah auf den ersten Blick auch nichts, aber dann erhaschte er einen schwarzen Schatten und als er genauer hinsah, stockte ihm der Atem: Dort stand ein riesiger Hund. Es war der Grimm, den Professor Trealawney vorhergesehen hatte. Aber was Harry am meisten beunruhigte, war, dass er den Hund kannte. Er hatte ihn gesehen, am Tag, an dem er von den Dursleys geflohen war. Harry und der schwarze Hund starrten sich ein paar Sekunden in die Augen, dann wand das Tier sich ab und rannte in den Wald. Harry wollte sich umdrehen und seinen Freunden alles erzählen, doch dann sah er in seinem Augenwinkel Professor Black, die ebenfalls auf die Stelle starrte, an welcher der Hund bis vor kurzem noch gestanden hatte. Nach einem genaueren Blick bemerkte Harry, dass Stellas schwarze Augen voller Tränen waren.
Das ist ein Übergangskapitel, darum ist es nur so kurz. Im nächsten Chap geht's dann richtig zur Sache.
@Lilian: Danke für das Lob :D
@Kala: Ich werde auf jeden Fall weterschreiben =) dranbleiben!! ;)
@Vivi: Ja, Stella ist Sirius Zwillingsschwester ;)
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