Nymphadora Tonks klopfte kurz an die TĂŒr und trat dann einen Schritt zurĂŒck. Sie war nervös und das zeichnete sich in ihren Haaren ab, sie waren nicht wie sonst in irgendeiner hellen, leuchtenden Farbe, sondern wechselten im Sekundentakt zwischen grĂŒn und blau. Eine gefĂŒhlte Ewigkeit spĂ€ter öffnete sich die TĂŒr. Sofort machte Nymphadoras Herz einen Sprung. Im TĂŒrrahmen stand eine hagere, elend aussehende Gestalt. Als der Mann die Frau mit den farbigen Haaren sah, breitete sich ein LĂ€cheln auf seinem Gesicht aus. âTonks!â, flĂŒsterte er glĂŒcklich und schloss die Frau in die Arme. Tonks lĂ€chelte ebenfalls. Wie sie ihn vermisst hatte. Sie hatte Angst gehabt, ob er sie willkommen heiĂen wĂŒrde. Remus hatte Bedenken wegen einer Beziehung geĂ€uĂert, da er ein Werwolf war und sie so in stĂ€ndiger Gefahr war, doch Tonks hatte alle Argumente zurĂŒck geworfen und mit endgĂŒltiger Stimme gemeint, dass es ihr egal war und dass er auch GlĂŒck verdient hatte. âKomm rein.â Das lieĂ sich Nymphadora nicht zweimal sagen und betrat das kleine, heruntergekommene Haus. Aus dem Wohnzimmer konnte sie leise Musik vernehmen und aus der KĂŒche drang ein leichter Duft nach Tee und PlĂ€tzchen. Tonks lĂ€chelte zufrieden und lieĂ sich in einen Sessel fallen â nicht ohne davor noch einen BĂŒcherstapel herunter zu reiĂen. Hier fĂŒhlte sie sich wohl. Remus war nicht der nĂ€chste AnwĂ€rter fĂŒr den Preis fĂŒr das charmanteste LĂ€cheln und sein Haus auch nicht reif fĂŒr den Katalog, aber er liebte sie von ganzem Herzen und versuchte, ihr gegeben seiner Möglichkeiten ein schönes Leben zu bereiten. Tonks schloss die Augen und wĂ€re vermutlich eingeschlafen, hĂ€tte sie nicht ein bekanntes GerĂ€usch gehört. Sie schlug die Augen wieder auf und spitzte die Ohren. Aus dem Radio im Wohnzimmer, welches gleich neben dem Korridor lag, drang das Lied âHappy Christmasâ von John Lennon. Ted Tonks, ihr Vater liebte das Lied und spielte es die ganze Zeit vor dem Fest rauf und runter. Eigentlich nervte Tonks das Lied seit sie 9 Jahre alt war, aber in der heutigen Zeit... vielleicht sollte sie mal eine Aufnahme an ihre Tanten Narzissa und Bellatrix schicken. Obwohl, die wĂŒrden die Botschaft eh nicht verstehen.
Tonks sprang aus ihrem Sessel auf, als sie ein lautes Knallen hörte. Vor ihrem inneren Auge spukten schon Szenen von Todessern, die in das Haus einbrachen und Remus folterten, doch sie hĂ€tte sich keine Sorgen machen mĂŒssen: Es war nur Remus, der ĂŒber die BĂŒcher gefallen war, die sie selbst um gestoĂen hatte. Nymphadora lĂ€chelte schuldbewusst. Doch Remus konnte sich vor Lachen kaum halten und es fiel ihm schwer aufzustehen. Als er es letztendlich doch geschafft hatte, sich aufzuhieven, reparierte er die Tassen mit einem Schlenker seines Zauberstabes und fĂŒllte mit einem weiteren Tee nach. Zufrieden betrachtete er sein Werk und brachte die Tassen das ins Wohnzimmer, wohlbedacht, nicht noch einmal ĂŒber die BĂŒcher zu stĂŒrzen. Tonks folgte ihm und die beiden lieĂen sich auf der Couch nieder. Remus legte seinen Arm um Tonks Schultern und sie lehnte sich an seinen warmen Oberkörper. Eine Weile saĂen sie so da und sagten gar nichts. Sie wollten den Moment der Stille nicht zerstören. Dann richtete sich Nymphadora auf und wandte sich an ihren Freund. âAlso, wir mĂŒssen das noch mal besprechen. Es geht um meine Mum...â Remus verdrehte seine Augen und sein Gesichtsausdruck zeigte, dass die beiden mehr als einmal darĂŒber gesprochen hatten und Remus das Thema bereits abgehakt hatte. âTonks! Wir haben das hundertmal durchgekaut. Deine Mutter verachtet mich und dazu hat sie jedes Recht der Welt. Ich möchte mein Weihnachtsfest nicht mit Leuten verbringen, die mich hassen. â âAber...sie wĂŒrden dich auch hassen, wenn du ein Auror oder Bankier oder irgend etwas wĂ€rst. Das ist ihre Aufgabe als Eltern â den Freund der Tochter zu drangsalieren.â Tonks hatte gehofft, ihn zum lĂ€cheln zu bringen, doch Remus schien auf stur geschaltet zu haben. Sie seufzte. Der ewige inner Streit, den Remus als Werwolf ausfocht, hatte die beiden schon des öfteren zum streiten gebracht. Tonks beschloss, nachzugeben â oder zumindest so zu tun. âAlso gut, gewonnen. Aber dann werden wir sie nĂ€chstes Jahr besuchen â und zwar mehr als einmal.â Der entschlossene Ausdruck in Tonks Augen zeigte, dass Remus eh keine Wahl hatte und so nickte er ergeben.
Ein paar Stunden saĂen sie an dem alten Holztisch, den Remus von seinem Vater geerbt hatte und aĂen FishânâChips. Tonks hatte beschlossen zu kochen und ursprĂŒnglich waren mal Nudeln mit Lachs und Spinat geplant gewesen, doch das Ergebnis war ein schwarzer, heiĂer, ĂŒbel riechender Haufen gewesen und so hatte Remus sich erbarmt und war zur nĂ€chstbesten Frittenbude gefahren. Tonks fand es ziemlich sĂŒĂ von ihm, dass er ihr ihre Fehler nicht ĂŒbel nahm und sie sogar lustig fand. Das Essen war lecker und der Wein, den die beiden tranken, war sĂŒĂ und stark. Langsam begann sich eine WĂ€rme in Tonks auszubreiten, die nichts mit Remus NĂ€he zu tun hatte und einem spontanen Einfall folgend, stand sie auf und bat Remus, mit ihr zu tanzen. Der Angesprochene schaute erst wie eine komische Mischung aus begossenem Pudel und Reh im Scheinwerferlicht, nickte dann aber und erhob sich ebenfalls. Die beiden tanzten â soweit man ihre alkoholisierten Bewegungen als Tanzen bezeichnen konnte â erst zu einem schnellen Lied. Dann brachte das Radio ein langsames Lied von Elvis. Remus zog Tonks zu sich heran und legte seine HĂ€nde um ihren Körper. Tonks schmiegte sich an ihren Freund und genoss die WĂ€rme ihrer NĂ€he. Nachdem sie eine Weile getanzt hatten, zog Remus Tonks noch enger zu sich und flĂŒsterte ihr: âIch liebe dich.â Ins Ohr. Tonks musste lĂ€cheln und lehnte sich dann zurĂŒck, um ihn zu kĂŒssen. Remus erwiderte ihre sanften BerĂŒhrungen. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und nach einer Weile mussten sie sich voneinander lösen, atemlos.
Tonks strahlte Remus einfach nur an. Es war ein warmes LĂ€cheln, getrĂ€nkt von Liebe und Vertrauen. Sie gĂ€hnte leicht und Remus meinte, sie solle ins Bett gehen. Es war ein harter tag und der morgige wĂŒrde genauso hart werden. Tonks nickte schlaftrunken und betrat Remus Schlafzimmer. Kaum war sie in den Raum gekommen, begann sich eine riesige Schriftrolle ĂŒber dem Bett zu entrollen, auf der in bunten Buchstaben âWillst du mich heiraten?â stand. Darunter waren ein Herz und zwei Ringe. Als Nymphadora auf die Rolle zuging, löste sie sich auf und aus ihrem Staub entfiel ein Ring. Nymphadora lĂ€chelte und eine TrĂ€ne stahl sich aus ihren Augen. Sie rannte nach unten, warf sich Remus in die Arme, flĂŒsterte ein leises âJa!â und weinte dann vor GlĂŒck. Remus lĂ€chelte. Offenbar hatte er alles richtig gemacht.
@ Astoria: ja, ich bin auch schon traurig - nur noch 4 Geschichten... aber nÀchstes Jahr ja wieder :)
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