Die Sonne ging gerade über Rumänien auf. Die meisten Menschen, die in diesem Land lebten, würden erst in etwa 2 Stunden aufstehen und sich trotzdem beschweren. Es war zu früh. Viel zu früh. Anders war da Charlie Weasley. Der rothaarige Drachenbezähmer war schon seit anderthalb Stunden wach und rundum glücklich damit, so früh aufzustehen. Und das, obwohl er aus einem Land kam, in dem die Menschen noch später aufstanden als in Rumänien. Falls das möglich war. Charlie war bester Laune, als er über das Gelände des Drachenparkes wanderte, um den er sich kümmerte. Als letzten Drachen, den er besuchen würde, hatte er sich Norbert aufgehoben. Eigentlich war Norbert ein Drache wie jeder andere auch. Eigentlich. Das besondere an dem 6-jährigen Kerlchen war, dass er ursprünglich Hagrid, dem Wildhüter von Hogwarts gehört hatte. Dieser hatte es noch nie so genau genommen mit dem Gesetz, wenn es um Tiere, seine heimliche Leidenschaft, ging. Dummerweise stellte der Halbriese nicht ganz normale Ansprüche an seine Haustiere. Während sich andere Leute Katzen, Eulen, Hunde oder meinetwegen Pferde zulegten, besaß Hagrid einen dreiköpfigen Hund, der den nicht ganz passenden Namen „Fluffy“ trug, einen noch größeren Hund, Fang, der konstant mehrere Wasserfälle pro Stunde sabberte, einen Hippogreif, namens Seidenschnabel, der dem jungen Malfoy einmal etwas wehgetan hatte, eine Spinne, die Aragog hieß und eine Familie größer als die der Blacks oder der Weasleys hatte und eben Norbert, den Norwegischen Stachelrücken. Der Schulleiter von Hogwarts hatte Hagrids Tierliebe lange geduldet, doch Norbert war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte. Hagrid hatte nachgeben müssen und so war Norbert in Charlies Besitz gewandert. Dieser war sehr zufrieden mit seinem Schützling. Der Drache hatte sich prächtig entwickelt und war bald bereit, Nachkommen zu zeugen. Charlie musste nur noch einen Weg finden, diese Hagrid vorzuenthalten.
Eine halbe Stunde später war Charlie fertig mit dem täglichen Besuch der Drachen und machte sich auf den Weg in die Holzhütte, in der es Frühstück geben würde. Nach der Arbeit draußen hatte Charlie immer einen Bärenhunger. Sein Kollege Paul saß bereits am Tisch und aß etwas. Er war tief in einen Weihnachtskatalog vertieft. Dies ließ Charlie aufstöhnen. Weihnachten. Super. Da hatte er einmal verdrängt, wie wenige Geschenke er erst hatte, schon erinnerte ihn jemand daran. Gut, man musste Paul zu gute halten, dass er ja nicht ahnen konnte, dass Charlie weder ein Weihnachtsfreund war noch dass ihn allein schon der Anblick von Geschenken aggressiv machte. Charlie versuchte so gut wie möglich, Paul zu ignorieren, als er sich ebenfalls am Tisch niederließ und kräftig in ein Brötchen biss. Natürlich war Paul in aufgezeichneter Stimmung und wollte sich unbedingt mit Charlie unterhalten. Dass dieser mürrisch dasaß und versuchte, alles mit seinem Blick zu versteinern, schreckte ihn da nicht ab. Im Gegenteil. „Morgen Charlie. Was guckste denn so? Bald ist Weihnachten, Mann. Sei n bisschen fröhlich.“ Mit erzwungenem Lächeln drehte sich Charlie in Zeitlupentempo um und unterdrückte den Drang, Paul das glückliche Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. „Paul, ich bin einfach nicht so ein Typ, der sobald Dezember ist, seinen ganzen Tag nur auf Weihnachten fixiert.“ „Wen besuchst du zu Weihnachten?“ Charlies Gesicht verdüsterte sich noch mehr. „Meine Familie, schätze ich. Aber es wird anders als sonst werden.“ Als Paul unverständlich guckte, fügte Charlie traurig hinzu: „Naja, Fred wird ganz schön fehlen.“ Paul nickte verständnisvoll. Charlie hatte sich zwar immer über seine jüngeren Zwillingsbrüder aufgeregt, aber im Grunde seines Herzens liebte er die beiden. Eine Weihnachtsfeier ohne Fred würde kein typisches Weasley-Fest werden.
Charlie schüttelte den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Paul hatte Recht, es würde bald Weihnachten sein und da sollte er keine Gedanken an das was war verschwenden. Seine Gedanken sollten eher der Zukunft dienen. Denn es waren nur noch 18 Tage und Geschenke suchte man in seinem Zimmer vergeblich. Charlie wusste einfach nicht, was er seiner Familie schenken sollte. Gut, für Fleur und Bill hatte er ein Hochzeitsalbum gemacht, was sehr hübsch aussah und ihnen sicher gefallen würde, aber was war mit den anderen? Ron war Quidditch-Fan, also vielleicht etwas in die Richtung. Obwohl, überlegte sich Charlie, hat der doch schon alles, was man an Quidditch Utensilien haben kann. Und Ginny? Außer einem Date mit Harry konnte man ihr doch nichts schenken. Was brauchte man schon, wenn man 17 war, zusammen mit dem Auserwählten, Zweitbeste des Jahrgangs und obendrein noch Quidditch-Captain? Es war zum verrückte werden! Er lebte in einer Familie, in der jeder schon alles hatte, was er brauchte.
Charlie wurde apprupt aus seinen Gedanken gerissen, als er laute Schreie und kurz darauf seinen Namen hinter sich hörte. Ein Drache hatte sich irgendwie aus seinem Gehege befreit und war gerade dabei, das umliegende Gelände ab zu fackeln. Auch wenn Charlie der Meinung war, dass hier mal gemäht werden müsste, war er nicht scharf drauf seinem Chef erklären zu müssen, warum es im grünen Rumänien wie auf dem Mond aussah. Also machte er seinen Kopf klar und lief auf den Drachen zu, um ihn zu beruhigen. Das war immer noch besser, als an Geschenke zu denken und keine zu haben.
kleine Anmerkung: ich weiß nicht, ob die Leute in Rumänien wirklich lange schlafen und habe das nur erfunden, damit es gut in die Geschichte passt.
@Dolohow: danke fürs Kompliment, Pansy ist bald dran ;)
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