von HermioneMalfoy
Kapitel 3, Treffen
Am nächsten Morgen erwachte Ginny erst sehr spät, sie hatte seit Tagen mal wieder gut geschlafen und fühlte sich ausgeruht.
Im Traum war ihr der unbekannte Briefeschreiber erschienen, dieses Mal war es nur Anfangs ungefähres Bild, das jedoch immer mehr Konturen annahm. Langsam wurde das Bild zu einem von Colin.
Sie wäre gerne noch liegen geblieben, aber da sie in der ersten Stunde Zaubertränke hatte und sie gerne noch vorher etwas Essen würde, wäre es nicht unvorteilhaft langsam aufzustehen.
Am Gryffindortisch ließ sie sich zwischen Hermine und Colin fallen, gerade rechtzeitig um zwei Briefe von den Posteulen zu erhalten. Der Erste war von ihrer Mutter.
Liebe Ginny,
da am Samstag der Weihnachtsball ist, denke ich, dass du die Ferien gerne mit deinen Brüdern in Hogwarts verbringen willst. Solltest du dich anders entscheiden, schreib uns einfach eine Eule.
Vielleicht bis Freitag.
Ganz viele liebe Grüße und Küsse, auch an deine Brüder,
deine Mom
„Ron, schönen Gruß von Mum.“, rief sie zu ihrem Bruder, der ein paar Plätze oberhalb mit Hermine und Harry saß.
„Was schreibt sie den?“
„Sie wollte nur wissen, ob ich Weihnachten heimfahre.“
„Und?“
„Ich bleib hier.“
„Kommst du auch auf den Ball?“, fragte Harry nun.
Plötzlich stiegen Ginny Tränen in die Augen, sie sprang auf und stürmte aus der Halle. Hermine reagierte sofort und lief hinterher.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Harry. Doch Ron zuckte nur mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Essen.
Ginny lief die Treppen hinauf bis sie am Ende einer im Nichts Endenden keuchend stehen blieb. Hermine erreichte sie und schloss sie von hinten in die Arme.
„Hey Kleine, es ist alles in Ordnung. Vergiss Harry.“
Ginny schluchzte und setzte sich in. Verbarg ihr Gesicht in den Händen. Hermine setzte sich neben sie.
„Schhht, es ist alles ok.“
Sie wiegte die Rothaarige sachte, bis ihr Tränenfluss versiegt war.
„Du hast übrigens noch einen zweiten Brief bekommen. Er liegt noch unten.“
Ginny nickte und gemeinsam gingen sie in die Große Halle zurück. Harry und Ron waren glücklicherweise nicht mehr da. Colin saß noch auf seinem Platz und schob sich gerade das letzte Stück seines Toasts in den Mund.
„Alles ok?“, schmatze er mit vollem Mund.
Ginny nickte wieder und ließ sich neben ihn sinken. Der Brief lag auf ihrem Teller.
„Oh nein! Der Unterricht fängt gleich an!“, stöhnte Hermine und alle drei sprangen auf. Ginny schnappte sich noch schnell den Brief und steckte ihn in ihre Tasche.
Ginny rannte mit Colin die Gänge entlang und sie konnten gerade noch ins Klassenzimmer schlüpfen. Während dem Unterricht kam Ginny nicht dazu den Brief zu lesen, sie mussten einen komplizierten Trank brauen, also musste das bis zur Pause warten.
Liebe Ginny,
ich freue mich, dass es dir besser geht. Der Gryffindorjunge scheint dir gut zu tun. Ich würde dir auch liebend gerne helfen, aber dafür müssten wir uns treffen. Hättest du vielleicht Lust dich mal mit mir im Raum der Wünsche zu unterhalten? Ich würde mich sehr darüber freuen.
Vielleicht bis bald,
D.
Ginny begann zu grübeln, sollte sie sich wirklich mit diesem Jemand treffen, und wer war überhaupt ‚D‘? D … es gab in Hogwarts nicht Viele, deren Name mit D begannen … Dean, mit ihm verstand sie sich eigentlich nicht so gut. Dennis Creevey, aber sie würde einem Erstklässler diese Briefeschreiberei nicht zutrauen. Ihr fielen ansonsten nur Jungs ein, deren Nachname mit D begann (A/N: Dumbledore xD). Ein Mädchen schloss sie von vorneherein aus, genauso wie einen Slytherin. Allerdings erschien es ihr komisch, dass ein Gryffindor einen anderen Gryffindor als Gryffindorjungen beschrieb.
Naja was soll’s, wenn sie sich mit dem Jungen treffen würde, würde sie es herausfinden, aber sollte sie es wirklich wagen? Was könnte ihr schon großartig passieren? Sie blieb ja schließlich in Hogwarts und überhaupt, wahrscheinlich lief sie dem Jungen mehrmals täglich über den Weg.
Oder sollte sie vielleicht mal mit Hermine darüber reden? Obwohl, die würde es ihr auf jeden Fall ausreden.
Doch sie musste ihre Gedanken später weiter denken. Sie hatte jetzt Verwandlung und McGonagall würde es ihr sicher Übel nehmen, wenn sie nicht aufpassen würde. Also verwandelte sie artig ihre Maus und ging nach Beenden der Stunde mit Colin zu Geschichte der Zauberei.
Da Prof Binns zum x-ten Mal über die Koboldaufstände philosophierte und es Ginny beim besten Willen nicht interessierte, schweiften ihre Gedanken wieder ab. Letztendlich kam sie zu dem Schluss sich mit ‚D‘ zu treffen.
Sie zog ein Blatt Pergament, Feder und Tinte aus ihrer Schultasche und bekam von Colin einen fragenden Blick nach dem Motto ‚Schreibst du etwa mit?! ‘ zugeworfen. Doch sie ignorierte ihn geflissentlich und kaute an ihrer Feder. Was sollte sie schreiben. In Gedanken ging sie nochmals den anderen Brief durch.
Lieber D,
Colin hat mir wirklich geholfen, außerdem ist er sehr nett. Wie würdest du mir den helfen wollen, wenn wir uns treffen würden?
Liebe Grüße, Ginny
Direkt nach dem Unterricht würde sie den Brief abschicken. Langsam hatte sie sich an die Briefe gewöhnt. Anfangs waren sie ihr suspekt vorgekommen. Dieses Gefühl war einem anderen gewichen. Sie konnte es nicht genau einordnen, aber es war eindeutig positiv. Vielleicht sollte sie doch mal mit Hermine reden?
Sie wurde vom Pausengong aus den Gedanken gerissen. „Huch ist die Stunde schon um?“, fragte sie verwirrt. Colin nickte. Zusammen gingen sie in die Große Halle.
Harry, Ron und Hermine saßen bereits am Gryffindortisch. Colin wollte eine andere Ecke ansteuern, damit Ginny nicht auf Harry traf. Eigentlich wäre das Ginny ganz recht gewesen. Dank einem Kurzschluss in ihren Gehirnwindungen hatte sie beim Eintreten in die Große Halle beschlossen doch mit Hermine zu reden – und setzte sich prompt neben sie.
„Du Hermine, kann ich nachher kurz mit dir reden?“
„Klar, weswegen den?“, die braunhaarige Gryffindor sah überrascht aus. Sie war einen fragenden Blick zu Harry. Ginny schüttelte den Kopf. Hermines grinste und ihr Blick wanderte weiter zu Colin, wieder Kopfschütteln. „Später.“
Nach dem Mittagessen hatten beide, wie der Zufall es wollte, eine Freistunde. Dick eingepackt setzten sie sich an den See. Hermine sah ihre Freundin auffordernd an. Doch diese schwieg. Ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Hermine um Rat zu fragen?
„Was ist den los?“ Ginny schwieg weiter, blickte auf den See hinaus. „Schwierig zu erklären.“ Wieder schweigen. Irgendwann zog die Rothaarige die Briefe aus ihrer Manteltasche, reichte sie Wortlos zu Hermine.
Nachdem sie fertig gelesen hatte, wanderte ihr Blick ebenfalls hinaus auf den See. Nach ein paar Minuten brach Hermine wieder die Stille.
„Und? Willst du dich mit D treffen?“
„Ich weiß nicht, ich weiß ja gar nicht wer er ist. Ab er anscheinend beobachtet er mich jeden Tag.“
„Du gehst davon aus das es ein Junge ist?“
Kopfnicken.
„Magst du ihn?“
Mhm, möchte sie den Briefeschreiber? Eigentlich schon. Sie hatte sich an die Briefe, an die Eule, die sie überbrachte und an die Handschrift, mit der sie geschrieben waren, gewöhnt. Man könnte wirklich sagen, dass sie den Briefeschreiber mochte.
Irgendwann nickte sie.
„Sehr?“
Sie zuckte nur mit den Schultern.
Wieder Stille.
„Du weißt das ich dir davon abraten werde, oder?“
Wieder Kopfnicken.
Sie blieben noch etwas sitzen, standen dann zusammen auf und liefen zurück zum Schloss. Für Ginny war es jetzt beschlossene Sache. Sie würde sich mit D treffen.
Ginny hatte noch genügend Zeit um einen Brief zu schreiben und ihn zur Eulerei zu bringen, bevor der Unterricht anfing. Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors setzte Ginny sich an einen Tisch am Fenster und begann zu schreiben.
Lieber D,
Colin hat mir wirklich geholfen, außerdem ist er sehr nett. Das gleiche wie in dem anderen Brief, den sie abzuschicken verpasst hatte.
Ich würde mich gerne mit dir treffen, dann würde ich endlich wissen, wer du wirklich bist und nicht weiterhin der geheimnisvolle Briefeschreiber bleiben.
Sollen wir uns Morgen nach dem Mittagessen im Raum der Wünsche treffen? Morgen würde es Ferien geben, da hatten alle nur vormittags Unterricht.
Liebe Grüße,
Ginny
Sie legte die Feder beiseite, wickelte das Stück Pergament zusammen, schnappte sich Schultasche und Brief und verließ den Raum. An der Eulerei angekommen sah sich sie suchend um. Noctura saß in einer Nische. Ginny lockte sie zu sich und band ihr den Brief um. „Bring in zu deinem Besitzer.“ Die Eule schien zu nicken. Schuhute einmal leise und flog davon. Ginny machte sich auf den Weg zu Pflege magischer Geschöpfe.
Hagrid erzählte ihnen heute etwas über Drachen. Dazu hatte er sich Harrys kleines Modell des Hornschwanzes ausgeliehen.
Ginny weigerte sich dieses kleine Geschöpf anzusehen. Es gehörte immerhin Harry. Wieder überkam sie die Erinnerung, wie er mit Cho vor der Eulerei stand. Sie kämpfte mit den Tränen und konnte sich den Rest der Stunde nicht mehr konzentrieren.
Ginny war die Erste, die nach Beendigung des Unterrichts verschwand. So bekam sie die besorgten Blicke Hagrids gar nicht mehr mit. Colin beeilte sich ihr hinter her zu kommen.
„Ist alles in Ordnung bei dir? So warst so abwesend, sonst magst du Pflege magisches Geschöpfe doch.“
„Das hat nichts damit zu tun Colin, lass mich bitte in Ruhe.“ Wieder traten ihr die Tränen in die Augen. Sie wandte ihr Gesicht ab, damit er es nicht sah.
Vom Schloss her kam eine Gruppe Slytherins, unter ihnen auch Draco Malfoy und Pansy Parkinson. Leider sah Parkinson die Tränen in Ginnys und machte sich über sie lustig.
„Na Weaselette, bist du traurig. Will der kleine Potter nicht mit dir zum Weihnachtsball?“
Bei Ginny brannte eine Sicherung durch. Woher wusste diese Schlampe davon? Sie lief auf Pansy zu, hob die Faust und traf sie mit voller Wucht im Gesicht. Pansy kippte hintenüber in den Schnee und blieb liegen, die Hände über ihrer Nase.
Ginny rannte zurück zum Schloss, direkt in ihren Schlafsaal. Colin hatte sie angehängt.
Als sie sich dort heulend auf ihr Bett warf, merkte sie zunächst nicht, dass sie auf einem Brief lag. Erst als sie sich rumdrehte um ihr Gesicht im Kissen zu vergraben sah sie den Brief.
Mit zitternden Händen öffnete sie ihn.
Liebe Ginny,
ich freue mich schon dich morgen zu sehen.
Ich werde mein Bestes geben, dir zu helfen.
Liebe Grüße,
D.
Bevor sie antworten könnte, klopfte es ans Fenster und Noctura stand davor.
Ginny öffnete das Fester für die kleine Eule.
„Na, was machst du den schon wieder hier?“
Sie band ihr den Brief ab und streichelte sie, während sie den Brief öffnete.
Liebe Ginny,
ich hab eben gesehen, was du mit Pansy Parkinson gemacht hast.
Vielleicht wäre es besser, wenn wir uns noch heute Abend treffen würden.
Ich habe jetzt noch Unterricht, aber danach können wir uns im Raum der Wünsche treffen.
Ich warte dort auf dich.
Liebe Grüße,
D.
Der Brief sah aus, als hätte man ihn in großer Eile geschrieben.
Woher wusste D das mit Parkinson? Wenn er dabei gewesen war, müsste es entweder Colin sein oder einer der Slytherins. Sie hatte keinen anderen gesehen, allerdings hatte sie auch nicht so genau darauf geachtet.
Andererseits konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass Colin oder einer der Slytherins ihr die Briefe geschrieben hat. Wahrscheinlich war einfach noch jemand da gewesen, den sie übersehen hatte.
Sie nahm sich ein Pergament und ihre Feder um eine Antwort zu schreiben:
Lieber D.,
woher weißt du das mit Parkinson?
Ich hoffe du beantwortest nachher meine Fragen.
Bis dann,
Ginny
Sie band der Eule den Brief an den Fuß und öffnete ihr wieder das Fenster.
Dann schaute sie auf die Uhr.
Sie hatte noch zwanzig Minuten Zeit, bis der Unterricht für heute zu Ende war. Sie brauchte keine fünf Minuten bis zum Raum der Wünsche. Allerdings stellte ihr sich jetzt ein anderes Problem. Was sollte sie anziehen? Sie würde zwar auf jeden Fall ihren Umhang tragen, schließlich zog es im Schloss sehr, aber die Schuluniform konnte man ja austauschen. Immerhin war das hier so etwas wie ein Date, kam es ihr in den Sinn, da musste man ja gut aussehen.
Also zog sie ihren Lieblingspulli aus ihrem Schrank, zusammen mit einer engen Jeanshose. Der Pulli war hellgrün, was ihre Haare zum Leuchten brachte, und hatte einen großzügigen V-Ausschnitt.
Mit einem Wink ihres Zauberstabes brachte sie ihre Haare in Form.
Sie schaute noch mal in den Spiegel. Ihre Augen sahen immer noch etwas verheult aus, aber dagegen konnte sie jetzt auch nichts machen.
Sie schaute noch mal auf die Uhr. Ihr blieben noch zwei Minuten bis der Unterricht zu Ende war. Also machte sie sich schnell auf den Weg zum Raum der Wünsche.
Als sie dort ankam, war bereits eine Tür in der Wand.
Als sie davor stand atmete sie tief durch. Sollte sie wirklich rein gehen? Wer war wirklich in diesem Raum?
Sie griff nach der Türklinke und drückte diese herunter. Die Tür schwang auf und gab einen Raum frei, der stilvoll eingerichtet war. Auf einer Seite stand ein Kamin, dessen Feuer wohlige Wärme ausbreitete. Davor stand eine schwarze Ledercouch. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Direkt vor Ginny an der Wand war ein großes Fenster mit langen schwarzen Vorhängen die bis auf den dunklen Holzboden reichten. Durch das Fenster konnte man die Verschneiten Schlossgründe sehen.
Zuerst sah sie niemanden, erst als sie den Raum betrat entdeckte sie eine Person auf der Couch. Sie konnte allerdings nicht erkennen wer es war.
Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und das Geräusch erweckte die Aufmerksamkeit der Person. Diese stand auf und ging Ginny ein paar Schritte entgegen.
„Hey, schön das du gekommen bist.“
Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Vor ihr stand kein anderer als Draco Malfoy persönlich.
Dieser kam nun näher und lächelte sie freundlich an. Ginny war total verwirrt. Was wollte Malfoy von ihr und warum lächelte er sie an, und dann auch noch freundlich und nicht mit diesem gehässigen Blick? War sie in eine Falle geraten? Passierte ihr jetzt das gleiche wie vor zwei Jahren?
Sie wollte weg, raus aus diesem Raum, weg von Malfoy. Doch sie konnte sich nicht mehr bewegen.
„Ginny? Alles in Ordnung mit dir?“
Doch sie reagiert nicht. Vor ihrem inneren Auge sah sie Tom Riddles Tagebuch. Es war auch freundlich zu ihr gewesen.
„Hey, Ginny, hallo!“ Er berührte sie vorsichtig am Arm. Doch sie tat immer noch keinen Mucks.
Kurzerhand schob er sie in Richtung der Couch und drückte sie sachte in die Kissen. Dann setzte er sich neben sie.
Sie starrte ihn immer noch mit geweiteten Augen an.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass du überrascht bist. Du hättest wahrscheinlich jemand ganz anderen erwartet. Keinen Slytherin. Aber ich hab dich in den letzten Tagen so leiden gesehen. Du tatest mit so leid. Ich wollte dir irgendwie helfen, aber wie? Ich kann doch nicht einfach so zu dir kommen und dir meine Hilfe anbieten. Wahrscheinlich denkst du jetzt ich spinne, oder ich habe irgendetwas vor um dir oder Gryffindor zu schaden. Aber ich meine es ernst. Ich will dir helfen.“
Ginny hatte ihm zwar zugehört, aber der Sinn seiner Worte hatte sie noch nicht ganz erreicht. Draco Malfoy, Eisprinz von Slytherin, wollte ihr, einer Gryffindor und noch dazu einer Weasley, helfen? Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber er hörte sich ehrlich und aufrichtig an.
Bevor Ginny sich überlegen konnte, was sie sie antworten sollte, sprach Draco schon weiter:
„Du hast gesagt, dass dich hier keiner lieb hat. Ich glaube du irrst dich da gewaltig. Der kleine Gryffindorjunge mag dich sehr, und das Goldene Trio denke ich auch. Auch wenn sie es momentan nicht so zeigen. Und ich … mag dich eigentlich auch.“
Jetzt war Ginny geschockt. Er mochte sie? Was sollte das den jetzt?
„Ich weiß, das hört sich komisch an. Ich beobachte dich schon eine Weile. Ich mag es wenn du lachst und deine Augen dabei so funkeln. Das haben sie in letzter Zeit viel zu wenig. Das gefällt mir nicht. Man sieht dir an, dass du Sorgen hast. Wenn du mit jemandem darüber reden willst, höre ich dir gerne zu.“
Sie wusste nicht was sie von all dem halten sollte. Meinte er das wirklich ernst? Andererseits, mit wem sollte sie momentan darüber reden? Ihr Bruder und Hermine würden ihr nur sagen, dass dies nicht stimmte und sie alle sie lieb hatten. Und Colin könnte ihr da wahrscheinlich auch nicht viel helfen. Sie ließ sich in die Kissen zurückfallen und schloss die Augen. Warum musste ihr immer so etwas passieren? Warum nicht jemand anderem?
Draco legte sanft seine Hand auf ihrem Arm. Diese Berührung ließ sie kurz zusammenzucken, holte sie aber ins hier und jetzt zurück.
„Ich hätte nie gedacht, dass sich ein Draco Malfoy für die Probleme einer kleine Weasley interessiert.“, war das Erste, was sie zu ihm sagte.
„Ich meine es Ernst. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Deswegen versuche ich dir zu helfen. Aber dafür musst du mir erst mal sagen was los ist.“
Vielleicht sollte sie es ihm doch erzählen. Selbst wenn er es gegen sie verwendete, was machte es jetzt noch aus? Ihr Leben was sowie so schon für’n Arsch. Also raffte sie sich zusammen und erzählte ihm die ganz Geschichte. Sie war in Harry verliebt, seit sie ihn das erste Mal am Bahnhof gesehen hatte, aber er schien sie einfach zu ignorieren. Gut, er hatte zwar ihr Leben gerettet, aber er hätte jeden gerettet der in der Kammer festgesessen hätte. Und dann hatte er schließlich Cho gefragt, ob sie mit ihm auf den Weihnachtsball wollte. Für ihn würde sie wohl immer die kleine Schwester seines besten Freundes bleiben.
Sie starrte ins Feuer und versuchte die Trauer wieder runter zu schlucken, aber es brachte nichts. Ihr rollten wieder einzelne Tränen über ihr Gesicht. Draco hob vorsichtig die Hand und fing eine der Tränen damit auf.
„Lass alles raus, das hilft.“
„Ich habe schon zu viele Tränen wegen diesem Idioten vergossen.“ Trotzdem wurden es immer mehr, bis Ginny einen Heulkrampf bekam.
Sacht nahm Draco sie in den Arm und wiegte sie hin und her, während sie sich an seiner Brust ausheulte.
Eine kleine Ewigkeit später waren Ginnys Tränen versiegt und sie löste sich von Draco.
„Danke. Das war bitter nötig.“, schniefte sie.
„Hey, kein Problem. Für so etwas sind Freunde doch schließlich da.“
Freunde? Draco Malfoy und Ginny Weasley Freunde? Immerhin war er der einzige der ihr geholfen hatte. Also, warum nicht?
Sie schwiegen wieder eine Weile. Ginny hatte sich wieder in seine Arme gelegt und schaute ins Feuer. Sie wollte noch nicht zurück in ihren Gemeinschaftsraum gehen. Und sicher gab es bald Abendessen. Aber sie blieb lieber hier mit Draco sitzen und genoss - ja, wirklich - den Augenblick.
Irgendwann durchbrach Draco die Stille: „Möchtest du vielleicht … mit mir zum Weihnachtsball gehen?“
Ginny traute ihren Ohren nicht. Hatte sie sich verhört, oder hatte er sie gerade gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte? Ungläubig drehte sie sich zu ihm um.
„Ich mein, du musst ja nicht … wenn du nicht willst.“
Draco schaute sie mit dem liebsten Lächeln an, dass Ginny je bei ihm gesehen hatte. Und das sah verdammt süß aus. Eigentlich sah er ja sowieso sehr gut aus, vom Quidditch hatte er bestimmt jede Menge Muskeln. Schade, dass man sie nicht durch die Schuluniform sehen konnte. Und wenn er, wie im Moment gerade, seine Maske absetzte und lächelte war er noch besser anzusehen. Seine Augen wirkten unendlich tief, man konnte sich in richtig in ihnen verlieren. Und er roch verdammt gut, wie sie jetzt erst bemerkte.
Draco bemerkte, wie sie ihn musterte. Anscheinend hatte sie sich vorher noch nie die Mühe gemacht, aber warum sollte sie auch. Sie war immerhin der Erzfeind des Jungen den sie liebte, der sie aber ignorierte. Aber sie saßen jetzt ja auch zusammen auf einer Couch ohne gegenseitig einen Fluch auf den Hals zu hetzten.
Nachdem Ginny ihre Musterung beendet hatte, zuckte sie mit den Schultern.
„Warum nicht?“, dann konnte sie wenigstens auf den Ball gehen und Harry somit ordentlich eins auswischen. Immerhin würde sie ja mit seinem Erzfeind auftauchen.
Erstaunlicherweise strahlte Draco sie an. So hatte sie ihn ja noch nie erlebt. Er drückte sie einmal fest an sich. Aber auch Ginny freute sich.
„Ich glaube wir sollten langsam runtergehen. Jeden Moment fängt das Essen an.“
„In Ordnung. Ich geh vor. Wir sehen uns dann nachher beim Essen.“
„Bis gleich.“
Ginny streckte ihren Kopf aus der Tür und da keiner zu sehen war, schlenderte sie den Gang entlang. Sie begann zu pfeifen und war wirklich bester Laune. Das sie einmal wegen einem Slytherin so gut drauf sein würde, hätte sie sich nie im Leben erträumt. Und dann auch noch wegen dem Eisprinzen persönlich.
Als sie in der Großen Halle ankam war es schon ziemlich voll. Sie quetschte sich zwischen Colin und Neville.
„Mensch Ginny. Hast du ausversehen ein Experiment von den Zwillingen verschluckt, oder warum grinst du wie ein Honigkuchenpferd?“ Colin schaute sie überrascht, aber freudig an. Er war froh, dass es seiner Freundin besser ging.
„Ach Colin, lass mich doch gut drauf sein.“
Bevor dieser etwas erwidern konnte, wurde Ginny von der anderen Seite angetippt. Sie dreht sich rum und schaute in Nevilles nervöses Gesicht.
„Hey, Neville, alles klar?“
Er schien ihre Frage gar nicht gehört zu haben. „Äh, Ginny, ich … ähm, wollte dich eigentlich … äh fragen, ob du vielleicht … ich meine ob, du mit mir zum Ball gehen würdest?“ Er schien sichtlich erleichtert, dass er die Frage hinter sich gebracht hatte und sie auch noch halbwegs sinnvoll klang.
„Neville. Tut mir Leid. Ich wäre gerne mit dir gegangen, aber mich hat schon jemand gefragt. Aber fragt doch mal Luna.“
„Oh.“, war das einzige was er dazu sagt. Dann widmete er sich wieder seinem Essen.
Hätte sie das früher gewusst. Sie wäre wirklich gerne mit Neville dahin gegangen. Er tat ihr Leid.
Bevor sie aber ihre Stimmung ganz verlor, holte sie Colin mit seiner Frage wieder zurück: „Deswegen bist du so gut drauf. Mit wem gehst du den zum Ball?“
Jetzt begann sie wieder zu grinsen. „Das bleibt mein Geheimnis.“
„Mensch Ginny. Wenn du es mir nicht verrätst, erfahre ich es doch nie. Ich darf doch nicht mit hin.“
„Glaub mir, Colin, du erfährst es noch früh genug.“
Jetzt schaltete sich auch Hermine mit ins Gespräch ein.
„Hast du den schon ein Kleid?“
Oh verfluchter Mist. Daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht. Sie schüttelte den Kopf.
„Ich nämlich auch nicht. Ich wollte morgen nach dem Unterricht nach Hogsmeade. Wenn du willst kannst du ja mitkommen. Wir müssen nur noch mit Prof McGonagall reden.“
„Am besten machen wir das gleich nach dem Essen.“
Nach dem Professor McGonagall ihnen die Erlaubnis gegeben hatte, war Ginny so schnell wie möglich in den Gemeinschaftsraum geeilt. Ihr war siedend heiß eingefallen, dass sie für Snape bis morgen noch einen Aufsatz schreiben musste. Und sie hatte noch nicht mal angefangen …
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