von uni
Haru ni deai koi ni ochita
Frühling
Sie trafen sich unter einem Kirschbaum wieder. Beinahe hätten sie sich nicht erkannt, denn beide hatten sich in den letzten Jahren verändert.
Sein Haar war länger, sein Kreuz etwas breiter und sein Gesicht kantiger.
Ihre Figur war sehr viel kurviger, der Mund hatte über die Jahre einen bitteren Zug angenommen und alles Kindliche war aus ihrem Antlitz gewichen.
Der Krieg hatte sie beide verändert, dennoch erkannten sie sich schließlich, auch wenn beide zwei Mal hinsehen mussten.
„Hallo Weasley“, begrüßte er sie mit neutraler Stimme.
Erst sah sie ihn überrascht an, bis ihr klar wurde, wer da vor ihr stand. „Malfoy.“ Sie nickte ihm knapp zu. „Wie lange ist es her? Bestimmt zehn Jahre, oder?“
Eigentlich hatte Ginny keine Lust auf Smalltalk mit einem ehemaligen Erzfeind. Früher hätte sie sich einfach umgedreht und wäre gegangen, doch inzwischen war sie reifer geworden und zwang sich, selbst Draco Malfoy gegenüber, zu Höflichkeit.
„Neun Jahre. Ein Jahr nach der Schlacht habe ich dich auf der Jahrestagsfeier gesehen.“ Er überlegte kurz und nickte dann.
„Was machst du jetzt?“, fragte Ginny ohne wirkliches Interesse. Sicherlich hatte er irgendeine hohe Stellung innerhalb des Ministeriums. Die Schuld der Malfoys war inzwischen gesühnt.
Sie lag mit ihrer Vermutung richtig, er war inzwischen der neue Abteilungsleiter der magischen Strafverfolgung. Ginny fand diese Position für einen ehemaligen Todesser mehr als ironisch, verkniff sich aber jeglichen Kommentar.
Die Konflikte von früher waren beigelegt worden. Todesser gab es offiziell nicht mehr, auch wenn es Gerüchte gab, die etwas völlig anderes besagten.
„Und was machst du? Sicherlich bist du mit Potter verheiratet, oder?“
Ginny sah verlegen zu Boden. Statt zu antworten verabschiedete sie sich unter dem Vorwand, dass ihre Mittagspause vorbei sei, und verschwand aus dem kleinen Park.
Sie staunte nicht schlecht, als Malfoy am selben Tag wieder unter dem Kirschbaum saß, unter dem sie seit einiger Zeit regelmäßig ihre Mittagspause verbrachte. Erst wollte sie umdrehen, als sie die Gestalt dort sitzen sah, kam sich dann jedoch völlig albern vor. Außerdem hatte Malfoy sie eh schon erblickt, denn er winkte ihr von weitem zu. Jetzt gab es so oder so kein Zurück mehr.
Sie straffte die Schultern und lief auf den Kirschbaum zu. ‚Was will der nur hier?‘, dachte Ginny genervt.
Als sie unter dem Baum angekommen war, fragte Draco sie sogleich: „Kommst du öfters her?“
Sie bejahte und hoffte, dass er merken würde, dass er unerwünscht war und sich von allein zurück zog. Draco tat jedoch nichts dergleichen, im Gegenteil, er führte das Gespräch hartnäckig fort. „Hier ist wirklich ein schönes Plätzchen. Ich sollte mir ebenfalls angewöhnen hier zu essen.“
Ginny seufzte innerlich, ließ sich nach außen hin aber nichts anmerken. Sicher, sie hätte ihm sagen können, dass sie seine Gesellschaft nicht wollte, doch sie verzichtete darauf. Warum konnte sie sich im Nachhinein selbst nicht erklären.
Und so kam es, dass Ginny Weasley jeden Mittag auf Draco Malfoy, ihren ehemaligen Erzfeind aus Kindertagen, traf.
Mit der Zeit gewöhnte sie sich an seine Gesellschaft und begann sogar die Gespräche mit ihm zu schätzen.
Sie waren beide älter geworden und obwohl er noch immer etwas arrogant wirkte, hatte er die snobistische Art verloren. Sie selbst war noch immer eine starke Frau, ihre Kindheit hatte sie natürlich geprägt. Dennoch war ihr Wesen mit den Jahren etwas ruhiger geworden.
Auch Draco war überrascht, dass er sich mit einer Weasley so gut unterhalten konnte. Nur der Frage, ob sie verheiratet war, wich sie immer wieder aus.
Natürlich wusste er, dass sie allein lebte. Sie und Potter hatten sich schon vor langer Zeit getrennt. Er wusste einfach alles über sie. Er kannte ihre Gewohnheiten, ihre Vorlieben, ihre Bekanntschaften. Schließlich war sie deshalb als Ziel ausgewählt worden.
Obwohl er es für unmöglich gehalten hatte, als er den Auftrag vor einiger Zeit annahm, musste er jetzt feststellen, dass er Ginny mochte.
Der Frühling war beinahe zu Ende, als Draco eines Mittags allein unter dem Kirschbaum blieb. Den ersten Tag dachte er sich nichts weiter dabei, vielleicht sie könnte bei der Arbeit aufgehalten worden sein. Als Ginny aber auch am dritten Tag nicht auftauchte, begann er, sich Sorgen zu machen.
War ihr etwas passiert? Hatte vielleicht jemand den Auftrag eigenständig ausgeführt, weil er ungeduldig geworden war?
Draco verfiel in Panik, schlief schlecht, nur weil er sich um Ginny sorgte. Er hatte richtiggehend Angst um sie.
Er war überglücklich, als sie am vierten Tag bereits unter dem Kirschbaum saß, als er kam. Verwundert über seine Freude, erzählte sie schmunzelnd, dass sie lediglich einige Tage frei genommen hatte.
Er schloss sie in die Arme, drückte sie an sich. Zunächst war sie überrascht, erwiderte die Umarmung jedoch.
Ab diesem Tag trafen sich die beiden auch nachmittags oder abends und unternahmen ab und zu etwas miteinander. Der Auftrag war für Draco in weite Ferne gerückt, obwohl er wusste, dass er sich nicht allzu viel Zeit lassen durfte.
In spring we fell in love
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