What You Really Want - James & Lily
von MarauderGirl
What You Really Want
================
James & Lily
========================================
„Potter!“
Lily Evans wütende Stimme prallte von den Wänden der Eingangshalle nieder. Oh ja! Sie war sauer. Bei Merlin, sie war stinksauer. Und das aus einem einzigen Grund: James Potter.
„Potter!“, schrie sie erneut. „James Potter! Bleib’ stehen, du Idiot!“
Aber der Angesprochene schien nicht im Traum daran zu denken, diesem Befehl Folge zu leisten. Genervt rollte er mit den Augen, als er sich lässig durch die verwuschelten Haare fuhr. Es war offensichtlich, dass er, obwohl er genau wusste, dass Lily nicht grundlos sauer auf ihn war, nicht die geringste Lust darauf hatte, eine ihrer berühmten Schimpftiraden über sich ergehen lassen zu müssen.
„Potter!“
Schon fast stolz stellte James fest, dass er es tatsächlich geschafft hatte, Lily Evans noch wütender zu machen. Mit einem überheblichen Grinsen blieb er stehen und drehte sich zu ihr um.
Amüsiert wanderten seine braunen Augen über ihre aufgebrachten Gesichtszüge. „Hey, Evans… Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du richtig süß bist, wenn du dich so aufregst?“
Schon längst auf 180 kniff Lily ihre Augen zusammen. „Und hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein absoluter Mistkerl bist?“
Lachend meinte James: „Ja, Rotschopf. Dank dir, bekomm’ ich das täglich zu hören.“
Lilys Augen blitzen gefährlich, als sie irgendetwas in sich hineinmurmelte und dabei völlig zu vergessen schien, weshalb sie James überhaupt gefolgt war. Lässig steckte dieser seine Hände in die Taschen seiner Jeans und sah die Rothaarige abwartend an. „Kommt da noch was oder kann ich gehen? Ich sollte nämlich schon seit einer Viertelstunde beim Quidditchtraining sein…“
Gereizt fuhr sich Lily durchs Haar und beschwor sich selbst, dem inneren Drang zu widerstehen und Potter nicht ans Ende dieses Universums zu verfluchen.
„Hör’ mal, Potter! Ich weiß, dass du – aus welchem Grund auch immer – denkst, dass du an dieser Schule machen kannst, was auch immer du willst. Aber wir zwei sind Schulsprecher und sollten uns auch dementsprechend verhalten. Also, hör’ endlich auf, kindische Streiche zu spielen und benimm’ dich wenigstens halbwegs erwachsen! Kapiert?!“
Milde lächelnd fragte der Schwarzhaarige provozierend: „Dir ist schon klar, dass du das schon vor einer Woche zu mir gesagt hast, oder? Und, dass es mich nicht im Geringsten juckt?“ Mit einem süffisanten Lächeln wandte er sich um und stolzierte pfeifend davon.
Erneuter Zorn breitete sich in Sekundenschnelle in Lilys Körper aus. Wütend schaubend eilte sie dem Gryffindor hinterher. „Potter! Bleib sofort stehen! Ich war noch nicht fertig!“
„Sorry, Evans“, rief James über seine Schultern hinweg. „So gerne ich mir auch anhören würde, wie idiotisch und unreif ich bin – das Quidditchtraining wartet nun mal nicht auf mich.“ Und schon war er durch das Eingangstor verschwunden.
Außer sich vor Wut blieb Lily mitten in der Eingangshalle stehen und ballte ihre Hände zu Fäusten. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieser verdammte Mistkerl! Wie konnte eine Person nur so arrogant, hochmütig, unreif, überheblich und eingebildet sein? Das konnte doch rein physisch nicht möglich sein, oder?
Doch Lily ermahnte sich selbst, sich zu beruhigen. Es hatte sowieso keinen Sinn. So ein Idiot würde sich eben nie ändern und die Rothaarige kam sich schon fast ein wenig naiv vor, wenn sie an ihre zahlreichen gescheiterten Versuche dachte, diesem patentierten Hinterwäldler auch nur ein wenig Sinn für das Amt des Schulsprechers beizubringen. Doch Wörter wie Verantwortung und Vorbild waren noch immer unerforschte Fremde in seinem Vokabular.
Seufzend strich sie sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. Langsam wandte sich die Schulsprecherin aus Gryffindor um und folgte den zahlreichen Treppen zum Gemeinschaftsraum, um sich dort hinter einem Buch zu verkriechen.
====================
Währenddessen kämpfte sich James durch den starken Wind zum Quidditchstadion. Heute war seiner Meinung nach alles andere als der perfekte Tag fürs Quidditchtraining. Es war kalt, windig und es würde mit Sicherheit bald zu Regnen beginnen. Aber der wichtigste Grund, warum er heute kein Training haben wollte, war wohl der, dass er jetzt nicht mehr die Gelegenheit haben würde, mit Lily zu sprechen.
Denn selbst, wenn ihre Gespräche zum Großteil nur aus Beleidigungen bestanden und er ihr immer wieder zu verstehen gab, dass er nicht viel von ihr und ihrem Gerede hielt – so konnte er vor sich selbst und seinen Freunden nur spärlich verbergen, dass er die Rothaarige in Wirklichkeit sehr gerne hatte. Aber das zu zeigen… Undenkbar für jemanden wie ihn. Für jemanden wie James Potter.
„Da bist du ja endlich!“ Sirius sah seinen besten Freund aus zusammengekniffenen Augen an, als dieser die Umkleidekabine betrat. „Wir wollten schon seit über einer Viertelstunde zu trainieren beginnen!“
Seufzend fuhr sich James durch sein vom Wind noch stärker zersaustes Haar und begann sich, seinen Trainingsumhang umzulegen. „Tut mir leid, Leute. Ich wurde aufgehalten.“
Er warf Sirius einen vielsagenden Blick zu, woraufhin dieser seine Augen verdrehte. Kopfschüttelnd murmelte er: „War ja klar.“
Doch gnädigerweise ersparte er James jegliche andere Kommentare. Stattdessen wandte sich Sirius dem übrigen Quidditchteam zu. „Okay, es kann los gehen. Unser Kapitän hat doch noch den Weg zu uns gefunden.“
Und mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, verlieĂź er mit dem Team die Kabine und lieĂź einen ebenfalls grinsenden James zurĂĽck. Denn auch, wenn das nicht fĂĽr jeden so klar war, James hatte schon begriffen, dass Sirius sehr wohl bemerkt hatte, was in ihm vorging.
Ächzend schnappte sich der Schwarzhaarige seinen Besen und ging zur Tür der Umkleidekabine. Während er das Quidditchstadion betrat und sich pures Adrenalin durch seine Adern pumpte, waren seine Gedanken wieder einmal bei einer ganz bestimmten rothaarigen Gryffindor…
====================
Zwei Stunden und drei Klatscher-Attacken später, betraten James und der Rest des Quidditchteams den Gemeinschaftsraum. Augenblicklich war ihnen die Aufmerksamkeit der meisten Schüler sicher. Doch so etwas störte in diesem Schloss wohl niemanden weniger, als James und Sirius – die wohl größten Frauenhelden, die Hogwarts jemals über sich ergehen lassen musste. Mit einem typischen Grinsen im Gesicht, begann Sirius seine Mitschüler über den bisherigen Trainingsstand zu informieren. Jeder hing an seinen Lippen.
Jeder…
Außer zwei…
Lily und James.
Denn während die eine wie besessen versuchte, Sirius’ ausschweifenden Redefluss zu ignorieren und ihr Buch weiter zu lesen, beobachtete der andere sie bei eben jenen Versuchen.
Umringt von seinen Mitschülern hatte James nur Augen für Lily, die sich immer wieder entnervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Schon fast ein wenig stolz stellte er fest, dass Lilys Wangen noch immer von einer leichten Zornesröte überzogen waren, die er sich großzügigerweise selbst zusprach. Denn für James war klar, dass das nur eines bedeuten konnte: Lily dachte noch immer über ihren Wortwechsel nach.
Und das war gut. Mehr als gut, befand James. Doch nicht, weil er stolz darauf war, dass er die Rothaarige mal wieder zur Weißglut getrieben hatte, sondern weil diese Tatsache besagen würde, dass sie an ihn dachte. Und das, war eines jener Dinge, die James sich täglich wünschte, wenn er seiner Mitschülerin gegenüber stand. Das und dass er endlich den Mut aufbringen könnte, ihr die Wahrheit über seine Gefühle zu sagen.
Denn auch, wenn er sonst immer sehr furchtlos und mutig wirkte, so fiel ihm nichts schwerer, als wirkliche Gefühle zu zeigen. Alle seine bisherigen Versuche endeten in einem Desaster oder eben in einem solchen Streit, wie heute. Und dabei versuchte er es wirklich! Ja, aber irgendwie… Nun, irgendwie konnte er in ihrer Gegenwart nicht klar denken.
Vielleicht lag es ja an ihren wundervollen Augen, dass aus dem sonst so selbstsicheren James, ein unschlüssiger Idiot wurde, der seine plötzliche Unsicherheit nur mit bösen Kommentaren überspielen konnte und in ihrer Nähe den größten Mistkerl des Jahrtausends raushängen lassen musste.
Ja, ihre Augen waren wirklich wunderschön. Dieses Smaragdgrün. James hatte noch nie zuvor eine solch schöne Farbe gesehen. Und es waren wohl Lilys Augen, in die er sich zuerst verliebt hatte. Oder war es doch ihr Lächeln gewesen?
„… so war es doch. Nicht, Prongs?“
Überrascht wandte James seinen Blick von Lily ab. „Was? Ich meine… Ja, genau…“
„Also hat Sirius dich wirklich davor gerettet, fünf Meter in die Tiefe zu stürzen, als dich ein Klatscher fast vom Besen gerissen hat?“, fragte eine Fünftklässlerin mit großen Augen.
„Was?!“
Verdattert sah James zu Sirius, der ihn selbstzufrieden angrinste. Toll, Sirius – sein sogenannter bester Freund – hatte es mal wieder hingekriegt, James’ Unaufmerksamkeit für sein eigenes Ziel zu missbrauchen: Frauen abzuschleppen. Wobei man im Falle dieser Fünftklässlerin noch überhaupt nicht von Frau sprechen konnte…
„James…?“ Abwartend sah Sirius ihn an.
Missmutig warf James ihm einen kurzen Blick zu, ehe er sich an das junge Mädchen wandte und widerwillig knurrte: „Ja, genau das hat Sirius gemacht…“
Die Zuhörerinnen begannen beeindruckt zu quietschen und drängten sich noch näher an die beiden Marauder. Genervt von dem Trubel, den er sonst so liebte, stand James auf und schlurfte aus dem Gemeinschaftsraum.
Langsam schlenderte er den leeren Gang entlang. Wie von selbst tauchten wieder Bilder vor seinen Augen auf. Bilder von den schönsten Augen, die es auf Erden gab. Bilder von dem Gesicht, das ihn in seinen Träumen verfolgte und Bilder von dem Menschen, der sich in seinen Kopf eingeschlichen hatte und einfach nicht mehr daraus verschwinden wollte.
„Potter!“
Alleine der Klang von Lilys Stimme genügte, um James eine Gänsehaut über den Körper zu jagen. Mit einem sanften Lächeln im Gesicht blieb der Gryffindor stehen und wandte sich langsam zu Lily um. Sie stand nur ein paar Meter von ihm entfernt, die Arme in die Hüften gestemmt und die Haare fahrig nach hinten gebunden. Alleine dieser Anblick hatte genügt, um James zu sagen, dass sie nicht wegen eines netten Gesprächs hier war. Der Ausdruck ihres Gesichts verhieß nichts Gutes, als sie näher auf ihren Schulsprecherkollegen zutrat.
„Potter“, sagte Lily erneut, doch dieses Mal war ihre Stimme leiser. „Ich war heute Nachmittag noch nicht mit dir fertig…“
„Ach ja?“ James konnte sich ein anzügliches Lächeln nicht verkneifen.
Entnervt rollte Lily mit den Augen. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass deine Art echt nervend ist? Mit dir kann man nicht einmal normal reden. In jedem stinknormalen Wort siehst du eine Aufforderung für einen kindischen Kommentar. Das ist zum Verrücktwerden!“
Ihre grünen Augen sahen ihn vorwurfsvoll an. Kopfschüttelnd strich sie sich eine Strähne ihres dunkelroten Haares hinters Ohr.
„Ich mach’ dich also verrückt?“ Amüsiert hob James eine Augenbraue.
„Ja!“, meinte Lily und bemerkte James’ breites Grinsen erst zu spät. Augenblicklich lief sie knallrot an. „Nein… Ich meine… Ich… Man, Potter! Kannst du nicht einmal ernst bleiben?!“
Lachend fuhr sich James durch das ohnehin schon zerwuschelte Haar. „Sicher kann ich das… Aber weißt du was, Evans?“
„Was?“
„Ich habe nicht die geringste Lust, ernst zu sein. Das kann ich machen, wenn ich alt und verstaubt bin. Oder wenn ich so verklemmt sein will, wie du.“
„Wie bitte?!“ Lilys Stimme überschlug sich vor Aufregung. „Wie hast du mich gerade genannt?!“
Angriffslustig grinste James sie an. „Ich habe gesagt, dass du verklemmt bist, Evans“, meinte er langsam, während er bei jedem Wort einen Schritt auf Lily zumachte.
Beim letzten Wort stand er ihr schon so nahe, dass er meinte ihren Herzschlag hören zu können. Und wieder erfüllte eine Wärme seinen Körper, die nur Lily auslösen konnte.
„Ich bin nicht verklemmt!“
„Ach ja?“
Zornig funkelte Lily ihn an. „Ich. Bin. Nicht. Verklemmet!“
„Dann beweise es!“
Unwillkürlich schloss Lily die letzten Zentimeter zwischen sich und James, als sie zischte: „Warum sollte ich dir irgendetwas beweisen wollen? Es ist mir egal, was du denkst.“
„Tatsächlich?“ James musste sich alle Mühe geben, um seine arrogante Haltung aufrecht erhalten zu können, denn Lilys Nähe machte ihn verrückt.
„Oh ja!“
„Wenn das wirklich so ist –“ Er musterte ihr Gesicht. „- warum stehst du dann noch hier und beharrst darauf, dass du nicht verklemmt bist?“
Ertappt färbten sich Lilys Wangen noch röter. „Ich… Ich…“
„Du…? Du…?“ Belustigt genoss es James, Lily aus der Fassung gebracht zu haben.
Murrend gestand diese: „Ich… Ich weiß es nicht.“
Verwirrt musste sich die Rothaarige eingestehen, dass sie es tatsächlich nicht wusste. Warum zum Henker stand sie wirklich noch hier?! Dieses Gespräch war von Anfang an sinnlos gewesen. Also, warum war sie ihm dann überhaupt gefolgt, als sie gesehen hatte, wie er den Gemeinschaftsraum verließ?
„Vielleicht-“ Riss James’ Stimme sie aus ihren Gedanken. „Vielleicht bist du aus einem ganz anderen Grund noch hier…“
Irritiert sah sie ihn an. Und als ihr Blick seinen traf, stockte Lily für einen Moment der Atem. Denn James’ braune Augen waren plötzlich voller Zuneigung und Zärtlichkeit.
„Und… Was soll das sein?“, fragte Lily mit tonloser Stimme, während sie ihren Blick nicht von James’ Augen lassen konnte.
Ein sanftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er vorsichtig eine Hand hob und sie langsam, fast zögernd an Lilys Wange legte.
„Das hier…“, flüsterte James, bevor er sich zu ihr beugte und seine Lippen sanft auf ihre drückte.
========================================
Und? Wie hat euch der One-Shot gefallen? :)
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht
Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Ich habe keine Ahnung, wieviele BĂĽcher ich schon signiert habe, aber es mĂĽssten mittlerweile zehntausend sein.
Joanne K. Rowling