If I lay here
If I just lay here
Would you lie with me and just forget the world?[/center]
Der Kampf schien unwichtig, jeder kümmerte sich um die Verletzten. Lorcan hatte einen langen Kratzer auf den Wange und Jenny's Hemd war ansengt, aber sonst ging es ihnen augenscheinlich gut.
Einige Leute waren losgerannt, um Lehrer und Madam Pomfrey zu holen, der Rest kniete bei Anne und Scor.
Ich hörte ein Stöhnen. Anne regte sich und flüsterte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Ich erhob mich und ließ meinen Blick über das weite Land schweifen.
In diesem Moment entdeckte ich Roberts und McGonagall, die den Hang hinunter rannten, mit einigem Abstand gefolgt von Slughorn.
Die Schulleiterin blieb zwischen den beiden Verletzten stehen, Slughorn eilte zu Scorpius, und Roberts zu Anne.
Für einen Moment herrschte eine seltsame Stille, bis Professor McGonagall das Wort an sich nahm. Ihr Frage war simpel, doch keiner vermochte sie zu beantworten.
„Warum?“
„Merken sie es nicht? Das der Kampf nun auch Hogwarts erreicht hat?“ Felix klang hitzig.
„Es geht also um diese sagenumwobenen Amulette?“
„Ja.“ Rose trat einen Schritt vor. „Mit ihnen ist eine Machtübernahme möglich und Ginger unterstützt das.“
Die alte Lehrerin betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen. „Ist dem so, Miss Hales?“
„Selbst wenn, es würde sie nichts angehen oder? Sie sind verpflichtet mich zu unterrichten, und nicht, über mein Privatleben zu entscheiden, oder?“
Professor McGonagall sah mich mit einem besorgten Blick an, wandte dann den Kopf zu Madam Pomfrey, die bereits bei Scorpius kniete.
„Poppy, was ist mit ihm?“
„Er scheint noch zu leben, aber ich kann hier nichts für hin tun. Er muss in Mungo's.“
„Ich begleite ihn.“ Die Worte kamen wie selbstverständlich aus meinen Mund, quittiert wurden sie mit einem Kopfnicken der Lehrer.
Madame Pomfrey eilte den Weg hinunter, der Appariergrenze entgegen. Die Schulleiterin ließ eine Trage erscheinen, die Scorpius vom kalten Boden hochhob und stellte sich dann vor die übriggebliebenen Kämpfer.
„Wer,“ ihr Tonfall duldete keine Widerrede, „hat das zu verantworten?“
Rose, wer auch sonst, ergriff das Wort. „Das waren meine Leute, Professor. Anne McRyan und Laurenzo Patanè haben gezaubert.“
Ich sah die wutverzerrten Gesichter der Beiden.
„Rose, was soll das? Ich dachte, wir halten zusammen?“
„Ihr habt der FdA große Dienste erwiesen,“ sagte sie halblaut, „und dafür danken wir euch. Aber es war klar, dass ihr auch bereit sein müsst, Opfer zu bringen. Und drei Strafarbeiten bringen euch ja nicht um, was?“
„Strafarbeiten?“ Die Gesichter flogen überrascht zu Professor McGonagall herum.
„Wir kriegen keine Strafarbeiten?“
„Es tut mir Leid, Miss McRyan, aber ich fürchte, sie und Mr. Patanè werden der Schule verwiesen.“
Jemand zog hörbar die Luft ein.
„Sie scherzen.“ Laurenzo verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sehe ich so aus, als würde ich Scherze machen?“ Professor McGonagall's Gesicht zeigte keine Regung.
„Sie haben einen Schüler mutwillig so stark verflucht, das er in St. Mungo eingeliefert werden muss. Ich kenne den Vater dieses Jungen, er wird ihren Rausschmiss fordern, notfalls auch gerichtlich einklagen.“
„Es war ein Unfall! Wir wollten ihn nicht verletzten, aber Rose -“
„Ja? Was ist mit Miss Weasley?“
„Sie hat uns angestiftet. Das ist alles auf ihrem Mist gewachsen, sie -“
„Nun, aber Miss Weasley hat nunmal keinen Menschen verletzt. Sie wird auch ihre Strafarbeiten kriegen, keine Sorge, aber ich werde mich mit ihren Eltern in Verbindung setzten müssen.“
Unterhalb des Berges erschienen einige Sanitäter und Madam Pomfrey.
„Also gut, Selena?“ Professor Roberts stellte sich neben die Schulleiterin.
„Minerva?“
„Bringe bitte die Kinder in die Schule. Mein Unterricht wird heute entfallen. Horace, hilfst du ihr?“
Die beiden Lehrer scheuchten die Schüler den Hang hinauf Richtung Schule, nun waren nur noch Scorpius, Madame Pomfrey, McGonagall und Ich auf der Lichtung.
„Miss Hales, wollen sie irgendetwas loswerden? Vielleicht kann ich ihnen helfen?“
Was hätte ich sagen sollen? Professor, der Vater meines Freundes hält meinen Vater gefangen, ich war mit dem Schwarm meiner besten Freundin im Bett, ich habe herausgefunden, das mein jahrelanger Freund mein Halbbruder ist? Allein die Vorstellung daran war lachhaft.
„Nein, nichts, Professor.“
Sie bedachte mich mit einem weiteren, langen Blick, dann schritten wir mit Scor auf der Liege den Toren von Hogwarts entgegen.
Im Mungos ging es ziemlich hektisch zu. Madam Pomfrey und Professor McGonagall erklärten den Ärzten die Sachlage. Durch einen Priori Incantartem hatten sie herausgefunden, das Anne einen starken Schockzauber und Laurenzo einen Angriffszauber vollführt hatten. Die Ärzte vermuteten, das eine Mischung der beiden Flüche einen Schock bewirkt hatte, der sich auf den Organen ausbreitete. Er lebte noch, doch sein Puls war so schwach, das ich ihn nicht gefühlt hatte. Der Zauber breitete sich langsam auf seinen Körper aus.
Ich hegte eine gewisse Abneigung gegen Krankenhäuser, das an meiner Blinddarm-OP im Alter von sechs Jahren liegen musste. All diese Spritzen und Apparate waren nie mein Ding gewesen.
Das Mungo war jedoch anders. Das magische Krankenhaus beherbergte Menschen mit Fluchschäden oder Schlangenbissen, die Ärzte nannten sich Heiler und liefen in limonengrünen Umhängen herum
Ich musste auf dem Flur vor Scor's Zimmer warten und lugte dabei in die Nachbarzimmer herein.
In dem einem saß eine Frau, ich schätze sie auf 20 und sie las einen Brief. Als sie geendet hatte, faltete sie ihn zusammen und blickte aus dem Fenster. Ich sah, wie Tränen über ihr Gesicht rollten. Unschlüssig sah ich kurz nach links und rechts, dann betrat ich ihr Zimmer.
„Hey.“
Ihr Kopf flog herum, hektisch versuchte sie sich die Tränen vom Gesicht zu wischen.
„Bist du eine Schwester?“
Ich sah an meinen zerrissenen Hogwartsklamotten herunter und blickte sie dann wieder an.
„Was denkst du?“
„Siehst nicht so aus.“
Ich nickte.
„Aber wer bist du dann?“
„Nebenan liegt mein Freund. Ich habe dich weinen sehen. Vielleicht kann ich dir helfen.“
„Du kannst mir nicht helfen. Keiner kann das. Ich habe alles verloren.“
Ich zog mir den Hocker heran und setzte mich. Ihr Gesicht sah von nahem anders aus, älter irgendwie.
„Ich kann es aber versuchen. Wie alt bist du?“
„23.“
„Du siehst jünger aus.“
„Soll das ein Kompliment sein?“
„Ich weiß nicht.“
Wir schwiegen eine Weile, sie starrte wieder aus dem Fenster, während ich sie betrachtete. Sie sah zierlich aus und der Verband um ihren Kopf verstärkte den Eindruck eines zerbrechlichen Menschen. Ihr Bein lag in einer Schlinge, die Unterseite war rot verfärbt.
Sie fing unvermittelt an zu sprechen.
„Ich habe mich vor fünf Monaten verlobt.“
Ich hatte ihren Ring bemerkt, silbern mit einem winzigen Stein in der Mitte.
„Was ist passiert? Warum bist du hier?“
„Mein Verlobter war Muggel. Ich habe ihn in meinen Sommerferien kennengelernt und als wir uns verlobt haben, bin ich hierhin gezogen.“
„Wo hast du vorher gelebt?“
„In Spanien.“
Die kleine Erinnerung an Ana versetzte mir einen Stich.
„Es passierte vor sieben Tagen. Wir wollten einkaufen. Er besaß ein Auto, das er manchmal fast mehr liebte als mich.“
Sie verzog ihren Mund zu einem schiefen Lächeln und putze sich die Nase.
„Wir hatten einen Unfall, weißt du? Wir sind über eine Brücke gefahren, und kamen ins Schlingern, es war eine sehr alte Brücke. Die Geländer haben der Wucht des Aufpralls nicht standgehalten. Wir stürzten hinunter, in einen Seitenarm des Thames. Das Auto sank seitlich, es sank sehr schnell. Seine Autotür wurde an den Grund gedrückt, und er kam nicht an seinen Gurt heran. Er versuchte mich aus dem Auto zu drücken, um sich selbst kümmerte er sich nicht. Ich kam auch aus dem Auto heruas, doch durch eines der herabfallenden Teile des Geländern wurde ich k.o. Geschlagen.
Mich konnten die Heiler retten. Ihn nicht.“
Ein neuer Tränenstrom löste sich aus ihren Augen, als sie mich anblickte.
„Es war alles was ich hatte! Ich habe keinen Job, keine Wohnung mehr -“
Sie gab mir einen Brief.
... durch den Todesfall ihres Verlobten Theodore Swipper ... müssen wir ihnen leider mitteilen … da die Wohnung das Eigentum ihres Lebensgefährten war … müssen wir sie bitten sie innerhalb der nächsten vier Wochen komplett zu räumen … zudem müssen sie innerhalb eines halben Jahres das Land verlassen haben … das sie nur durch die bevorstehende Hochzeit eine Aufenthaltsgenehmigung hatten … sofern sie keine Arbeit finden … müssen wir sie bitten das Land zu verlassen.
„Das tut mir furchtbar Leid.“
Sie schniefte und wandte sich dann zu mir um. „Und was ist mir dir? Erzähl mir deine Geschichte, was ist mit dir und deinen Freund? Warum willst du mir helfen können?<
„Alle meine Freunde haben sich von mir abgewendet, weil ich jetzt mit ihm zusammen bin.“
„Dann musst du ihn wirklich sehr lieben.“
Ich dachte nach. Diese Frau war absolut ehrlich zu mir gewesen.
„Ich empfinde nichts für ihn.“
„Was? Aber warum -“
„Versprichst du mir, dass du das keinem weitererzählst?“
„Ich verspreche es.“
Und so erzählte ich ihr alles, angefangen bei meinen Eltern, den Anfang dieses Jahres, über das Amulett, meine Trennung von Nicklas, meinen Streit mit Ana, bis hin zu dem Duell und den Zustand von Scorpius. Die Zeit raste an uns vorbei, während sie da lag und mir zuhörte. Als ich geendet hatte, sah sie mich mit großen Augen an.
„Du scheinst genauso allein zu sein wie ich.“
Ich sah aus dem Fenster, blickte auf all die ahnungslosen Leute, die keine Ahnung hatten, das gleich neben ihnen kranke Menschen lagen.
„Aber du hast noch Chancen, dein Leben in den Griff zu kriegen.“
„Das kannst du auch schaffen.“
„Vermutlich eher nicht.“ Sie zeigte auf ihren Kopf.
„Was ist damit?“
„Genau weiß ich es nicht, aber erstmal darf ich nicht laufen oder mich anderweitig bewegen.
„Kann das nicht behoben werden?“
„Ich weiß es nicht. Die Heiler müssen zuerst den Zustand meines Gehirnes diagnostiziren, im Moment wurden die Blutungen nur mit Zaubern gedämmt.“
Die Mittagssonne brach herein und machte es mir unmöglich zu glauben, das ich heute Morgen ein Duell durchgestanden hatte. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, das es bereits 1 Uhr war.
Wie auf ihr Stichwort erschien eine Schwester in der Tür.
„Miss Hales, würden sie bitte kommen? Ihre Lehrerin sucht sie schon überall.“
Ich nickte und stand auf. Die Frau, ich kannte ihren Namen immer noch nicht, sah auf die gegenüberliegende Wand und sagte nichts.
„Das bleibt doch alles unter uns, oder?“
„Sicher.“ Ihre Augen bohrten sich durch meine. „Ich glaube, für dich gibt es noch Chancen.“
Ich lächelte. Sie sah wieder aus dem Fenster und ich wollte schon gehen, da sprach sie nocheinmal. Es klang merkwürdig abwesend, als würde sie mich gar nicht ansprechen.
„Ich glaube eine der stärksten Empfindungen des Menschen ist das Gefühl, allein zu sein. Man weiß es nicht, aber es gibt sicherlich jede Menge Leute denen es genau so geht wie einem selbst. Vielleicht weil man sich im Stich gelassen fühlt, vielleicht weil man begreift, dass man nicht so selbstständig ist wie man dachte, vielleicht weil man mit etwas hätte anders umgehen müssen oder vielleicht, weil man nicht so gut ist wie man geglaubt hat.
Egal. Wenn man an diesem Punkt angekommen ist, hat jeder von uns die Wahl. Man kann entweder in Selbstmitleid baden oder etwas unternehmen. Das muss man selbst entscheiden.<
Sie drehte sich um und lächelte noch einmal.
„Machs gut.“
Und dann verließ ich ihr Zimmer. Sie hatte Recht. Rose war vielleicht nicht umzustimmen, aber Ana war meine beste Freundin und ich war mir sicher, das ich das wieder einrenken konnte. Ich musste nur die passenden Worte finden. Es war sicherlich mies, zu wissen das man mit seinem Leben am Arsch ist. Doch das zu akzeptieren ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
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