Anders zu sein, erzeugt Hass.[/center]
Meine Freude darüber, wieder in Hogwarts zu sein, verflog schnell. Es verbreitete sich sekundenschnell, das sich Ginger Hales und Nicklas Underforth getrennt hatten, und DAS war die Sensation. Aber es gab noch etwas Neues für die anderen Schüler - die FdA. Mittlerweile liefen immer größere Gruppen mit den Ansteckern herum, und das blieb nicht ohne Folgen.
In der Gruppe fühlen sich Menschen sicherer. Ich bemerkte des Öfteren, das die FdA-Leute sich gegenseitig verteidigten und das es immer mehr Leute gab, die so etwas wie Angst vor uns entwickelten. Das gab mir zu Denken. Wir trafen uns wöchentlich in der Bibliothek. Ich hatte das leise Gefühl, dass es nicht mehr darum ging, die Amulette zu beschützen, sondern so etwas wie … eine Armee aufzubauen. Als ich auf dem Weg zum Frühstück zufälligerweise mitgehört hatte, das sich mehrere Viertklässlerinnen aus Angst uns anschließen wollten, beschloss ich Rose zur Rede zu stellen.
„Rose, findest du nicht, das du etwas zu weit treibst?“
Rose lächelte mich milde überrascht an. „Ginger, was hast du denn? Du wirst bestens von und beschützt.“
„Ich brauche keinen Schutz, ich brauche Freunde, die mir helfen!“
Sie faltete die Hände im Schoß und sah mich wie ein Kleinkind an, dem man geduldig etwas erklären musste.
„Gin, wir sind deine Freunde! Darum nennen wir uns doch so - Freunde des Amulett's. Letzte Woche, hat ein Sechsklässler aus Slytherin gesagt, du wärst du eine olle Schlampe, die Aufmerksamkeit will.“
Sie pausierte und schaute verträumt ins Leere.
„Ja und?“
„Oh, wir haben ihn nach Strich und Faden verflucht, die Pusteln hat er immer noch.“
Sie kicherte und ich wandte mich mit einem Schnauben ab.
Ich wollte keine Gewalt. Ich wollte das Stückchen Frieden, das mit noch geblieben war, behalten.
Die Lust auf das Frühstück war mir vergangen. Ich beschloss, ein wenig frische Luft zu schnappen und passte nicht auf. Seit meiner Ankunft war es mir gelungen, mit immer zu verstecken, wenn Nicklas in der Nähe war, aber jetzt stand er vor mir, allein.
Er sah mager aus, sein Gesicht eingefallen und er trug einen spärlichen Drei-Tage Bart. Seine Haare waren zerzaust und er wirkte irgendwie ungepflegt. Ich fragte mich, wo Sean war, und gab mir die Antwort innerhalb von Sekunden. Bei uns. Und als er mich ansah, etwas ungläubig, während in der Großen Halle Ruhe einkehrte, spürte ich es.
Wir waren da. Die FdA stand schon lange nicht mehr unter meiner und James' Führung. Rose hatte übernommen, sie machte aus uns eine Armee, als wären wie etwas Besseres, nur weil wir die Anstecker trugen. Und ich konnte es nicht mehr ändern. Die Duelle, Rangeleien auf den Fluren, die Ausgestoßenen, das war unser Werk, Rose Werk. Etwas, das ich nicht geplant hatte. Etwas, das ich nicht gewollt hatte.
„Hey Bambi.“ brachte Nicklas schließlich krächzend heraus.
„Hallo.“ Meine Stimme klang hohl. Ich hörte Stühle scharren, dann wich Nicklas einige Schritte zurück. Ich drehte mich um. Alle anwesenden FdA Mitglieder waren aufgestanden und hatten sich hinter mir im Dreieck positioniert, mit gezogenen Zauberstäben.
„Ehm, also, ich geh dann mal, ich habe sowieso keinen Hunger.“ stammelte Nicklas und wollte sich umdrehen. Ich machte zwei schnelle Schritte und hielt ihn am Ärmel fest.
„Nicklas, hast mit deiner Mutter gesprochen?“
Bumm, bumm. Ich drehte mich abermals um. Der ganze Trupp war synchron zwei Schritte nach vorne getreten. Genervt wandte ich mich wieder Nicklas zu. Dieser hatte eine eisige Miene aufgesetzt.
„Ja, habe ich.“
„Und?“
„Sie hatte nie eine Affäre.“
„Was? Nicklas, ich -“
„Lass mich in Ruhe, Ginger, du bist es nicht wert.“
Hugo stürmte nach vorne. „Levicorpus! Wage es nicht noch einmal, Ginger zu beleidigen, du räudiger Köter!“
„Hugo!“ - „Mr. Weasley!“
Mrs. Roberts schritt den Gang entlang, meine 'Truppe' machte ihr gehorsam Platz.
„Mr. Weasley!“ Sie schnippte mit dem Zauberstab und Nicklas plumpste auf den Boden.
„Was erlauben sie sich?“ Sie überblickte die Gruppe. „Und was machen sie alle hier? Hinsetzten, aber schnell!“ Nur widerwillig zerstreuten sie sich, die meisten blieben aber in der Nähe, den Zauberstab griffbereit.
„Entschuldigen Sie, Professor“ meldete sich Hugo zu Wort, „ich wollte meine Freundin beschützen. Der Kerl hat sie beleidigt.“
Mrs. Roberts runzelte die Stirn. „Stimmt das, Mr. Underforth?“
„Das stimmt,“ ich hatte noch nie soviel Abscheu in Nicklas' Stimme gehört, „aber sehen sie doch mal, die führen sich auf als wären sie etwas Besseres, nur weil sie die Buttons tragen! Jeder, der sie kritisiert, wird fertig gemacht!“
Roberts seufzte und wandte sich mir zu. „Was hat das zu bedeuten, Ms. Hales?“
„Wir wollen doch nur Gin und James helfen, sich gegen die anderen zu verteidigen!“
Lily's Stimme klang schüchtern.
„Gegen welche anderen?“
„Gegen die Magischen Krieger.“
Mrs. Roberts wich zurück. Sie sagte nichts. Man sah ihr an, das sie hin und her gerissen war. „Es werden keine Schüler mehr angegriffen, klar?“ Damit rauschte sie davon. Langsam kam der Lärm wieder hoch, alle wandten sich wieder ihren Beschäftigungen zu.
Rose kam auf mich zu. „Wir müssen uns treffen. Molly hat interessante Neuigkeiten. Heute, nach dem Abendessen, im Klo der maulenden Myrte, klar?“ blaffte sie mich an.
„Rose, was habe ICH dir denn getan?“
„Dir ist das doch total egal. Was wir für dich machen!“
„Nein, es ist mir nicht egal, es ist unnötig. Ich brauche keine -“
„Ach, vergiss es Gin.“
„Mensch, Gin, komm runter! Die meinen es doch nur gut!“ Ana versuchte mich zu beruhigen.
„Ana, hast du dir mal Nicklas angesehen? Dem geht es schlecht, und ich glaube, wir sind der Grund!“
„Ja … -“
„Sag mal, was ist eigentlich mit Sean?<
„Na, der ist bei uns.“
„Und wen hat Nicklas dann noch?“
„Naja, die meisten sind bei uns, also … keinen?“
„Ist das eine Frage?“
Ich floh. Weg von Ana, von allen anderen. Vielleicht auch vor mir selber. Wenig später lief ich über die Weiten der Ländereien. Der Schnee war geschmolzen, der Frühling kam ins Land. In einer Woche sollte der Ball stattfinden, und ich hatte immer noch keinen Partner.
Vor mir lag der schwarze See in seiner ganzen Pracht. Ich ließ auf einem Stein nahe des Ufer's nieder und ließ die Umgebung auf mich wirken.
„So nachdenklich?“ Lysander setzte sich neben mich.
“Diese ganze FdA Geschichte macht mich fertig. Ich will keine Armee, aber das sind wir doch langsam, oder?“
„Kennst du Fußball?“
„Was? Ist das nicht so eine Muggelsportart?“
„Genau. Ich habe einen Muggelfreund, und der ist ein Riesenfan davon.“
„Und was genau -“
„Pscht, lass mich ausreden. Auf jeden Fall hat der mir mal erzählt, dass es für jede Mannschaft einen Verein gibt. Das sind Gangs. Wenn Gangs zweier verschiedener Mannschaften aufeinander treffen, gibt es eine ordentliche Keilerei. Dabei geht es um die Ehre. Daran erinnert mich die FdA eher. Wir sind eben deine Gang.“
„Wie wunderbar. Ich will aber keine Gang haben, ich will in Ruhe mein Leben leben!“
„Ich find das auch nicht gerade lobenswert, aber du bist geschützt. Und außerdem, bei dir ist es mit der Ruhe vorbei. Ginger, du hast wahnsinnig viel Verantwortung auf dir.“
„Die Verantwortung ist im Moment mein geringstes Problem. Und sie werden mich nicht ewig schützen können.“
„Vermutlich.“
Wir schwiegen eine Weile.
„Und, mit wem gehst du zum Ball?“ Ich sah Lysander überrascht an.
„Also ehrlich, meine Lust darauf ist sprengt nicht gerade das Barometer.“
„Er ist Pflicht für alle Viert - bis Siebtklässler.“
„Was?“
„Stand vor zwei Tagen am schwarzen Brett.“
„Na toll. Mit wem gehst du?“
„Ich habe noch keine Partnerin, willst du?“
„Klar! Natürlich! Ich würde echt gerne! Auch wenn das nicht die schönste Anfrage der Welt war.“
„Hey, immerhin hab ich dich gefragt.“
„Stimmt.“ Mit fiel auf, das ich vor lauter Lernen und den Versuchen, mich vor Nicklas zu verstecken, meine Freunde vernachlässigt hatte.
„Weißt du, mit wem die anderen so gehen?“ Ich versuchte betont lässig zu klingen.
„Ich weiß, das Lorcan auf jeden Fall mit Rose geht. Ich find die ja etwas komisch, aber er findet sie sexy.“ Ich kicherte.
„Also, Anne geht mit Laurenzo, die sind ja jetzt auch zusammen, genauso wie Lena und James. Ich habe gehört, das Malfoy mit Gloria Flower kommt, ich weiß aber nicht, wie viel da dran ist. Ich halte sie für ein magersüchtiges Püppchen.“
Wir lachten. Es tat so gut, auf eine verrückte Weise wieder normal zu sein, mit ihm zu lachen, über die ganzen unterernährten Mädchen zu lästern.
Langsam brach die Dunkelheit herein, und Lysander erinnerte mich an das Treffen.
Widerwillig ließ ich mich hochziehen und wir schlenderten zusammen zurück in die Schule.
Im Klo der Maulenden Myrte war bereits die Mehrzahl der Mitglieder eigetroffen. Rose stand auf einem der Fensterbretter. Nach dem wir den Raum betreten hatte, verschloss sie mit dem Zauberstab die Tür und wandte sich der Menge zu. Kurz schien es so, als würde sie noch auf etwas warten, dann legte sie in einem scharfen Tonfall los.
„Na? Wir hatten die letzten Wochen Spaß, stimmts? Das ist jetzt vorbei. Es beginnt, ich fühle es, ihr alle fühlt es. Ich habe gestern zusammen mit Lorcan und Albus zufälligerweise ein Gespräch mitgehört. Scorpius Malfoy redete mit Gigolo Goyle. Die Magischen Krieger haben einen Plan. Ein Ziel, das sie verwirklichen wollen. Und sie rüsten sich dafür, soviel ist sicher? Was sie wollen? Die da draußen, die wollen keine alleinige Macht, nein, die wollen die jetzige Macht entfernen. Sie machen das Ministerium und Harry Potter dafür verantwortlich, das Voldemort tot ist.
Aber an Harry kommen sie nicht heran, doch wofür würden er sofort zu ihnen gehen? Für James, Albus oder Lily. Sie wollen eine Art Bürgerkrieg aufbauen und dazu etwas Altes rekonstruieren. Die Muggel sollen von unser Existenz erfahren und zu Kreuze kriechen. Die große Schlacht von Hogwarts? Die war einmal. Wir haben eine neue Ära angebrochen, eine, die es zu verteidigen gilt.“
Die letzten Worte schrie sie beinahe, quittiert wurde es mit Gebrüll und rasenden Applaus.
Die Menge kochte und ich stand mittendrin, während mir langsam klar wurde, das ich hier gar nichts mehr zu melden hatte. Die FdA wurde zu einer Bewegung, wie eine Welle überrollte sie mich. Uns. Die Schule.
Shut the fuck up.
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