GHudvA - Wie alles begann - In der Winkelgasse
von Sunnygirl140@web.de
Irgendwie ist Ertrinken der angenehmere Tod. In die Luft gesprengt zu werden ist so - überraschend.
Mit größter Mühe wandte ich den Kopf von den violetten Zeichen ab und richtete meine Augen auf das Schauspiel auf der Straße. Percy und George kämpften Seite an Seite, Ron sah sich entsetzt um, suchte mit seinen Augen nach Harry, Hermine.
Ich entdeckte sie, sie kniete bei einer leblosen Gestalt am Boden. Ich sagte Ron nichts, denn in diesem Moment stieß Harry zu uns.
Er sah schrecklich aus. Kratzer im Gesicht, sein Arm blutete.
„Ron! Warum hast du James mitgebracht? Und Ginger … sie werden umkommen!““
„Sie hat mich festgehalten, was sollte ich denn tun?“
„Wir können sie nicht zurückbringen, wir haben keine Zeit!“
„Wir helfen natürlich!“ James zog seinen Zauberstab.
„Nichts da, ihr versteckt euch, ich rufe Ginny, die soll euch abholen.“
„Es geht um das Amulett, oder? Ich und James sind Amulettträger, wir bleiben, wir müssen kämpfen!“
Hermine kam herüber geeilt, Tränen in de Augen.
„Die Toten sind bei Florish&Blotts.“ flüsterte sie atemlos.
„Wer ist gestorben?“ Ron klang heiser.
Hermine und Harry wechselten einen schnellen Blick, dann antwortete Harry:
„Später, wir müssen den anderen helfen. Schnell!“
Ron und Harry rannten Seite an Seite davon, schon im Laufenden Flüche abfeuernd.
Hermine bedachte uns mit einem weiteren, langem Blick. Ich sah, das ihre Augen feucht schimmerten.
„Ihr werdet euch nicht abholen lassen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. „Harry war früher auch so. Das er um das gekämpft hat, was ihm wichtig war. Das vergisst er oft. Also kommt, auf meine Verantwortung.“
Sie drehte sich um und schritt voraus, den Zauberstab bereit. Ich atmete tief durch und spürte, wie James mich ansah.
„Alles okay Gin?“
„Gehen wir.“
Wir liefen Hermine hinterher. Ich sah vereinzelt Leute kämpfen, und immer wieder das Zeichen, wie Gift auf dem Asphalt.
Von hinten wurden wir von Anderen überholt, ich erkannte Ted und Neville. Hermine zielte, schockte, und befreite damit Ron von mehreren Angreifern.
Auf einmal stockte Hermine, ich trat neben sie. Die Angreifer, alle in schwarz gekleidet, versammelten sich in der Mitte. Einer hob den Arm und schrie gen Himmel - Hacesenal!
Es klang spanisch, damit kannte ich mich, dank Ana, aus.
Ein violetter Funken stob aus der Stabspitze, und erneut formte sich am Himmel das Zeichen MK in der Raute.
Sekunden später schossen die Anhänger ebenfalls den Himmel hinauf und verpufften.
Stille machte sich breit. Ron, Ted, Neville, Harry, Charlie, George und Percy traten zu uns, betrachteten ihre Wunden und klopfen sich Staub von den Umhängen.
„Schatz, lass und zu Florish&Blotts gehen.“ Hermine nahm Ron bei der Hand, und wie in einer unheimlichen Prozession wanderten wir die Straße hinauf.
Vor dem Bücherladen, der auf den ersten Blick geschlossen schien, machten wir halt.
„Wer ist tot?“ Die Frage kam von Percy.
Hermine schluckte schwer. Als sie sprach, klang ihre Stimme brüchig.
„Ernie Macmillian zum einem.“ Jemand sog scharf die Luft ein.
„Dann noch zwei aus dem Ministerium, Andrew Linkin und Randal Sheer.“ Für eine Sekunde sah es so aus, als wollte sie noch einen Namen nennen, verstummte dann aber.
„Noch jemand? Wer ist noch gestorben, Hermine?“ George Stimme war scharf, er schien zu wissen, das sie etwas verbarg.
Hermine begann leise zu schluchzen.
„Mine?!“ Ron schüttelte sie sanft. „Mine, wer noch?“
Harry unternahm den schwachen Versuch, Ron zurück zuziehen.
Dann erklang Charlie's Stimme. „Wo ist denn Bill? Ist er schon wieder zu Hause bei Fleur und berichtet?“
Hermine sah ihn fassungslos an, mit verquollenen, roten Augen.
Die Erkenntnis durchzuckte uns alle wie ein Blitz. Bill war nicht zu Hause. Und er würde nie wieder dahin zurück kehren.
„Nein!“
Der Aufschrei von Charlie, Percy und George klang einsam in der Dunkelheit.
Ich hörte Fußgetrappel und sah, wie Ron von Hermine zurückwich, als hätte er sich an ihr verbannt. Er sah sie an, als wäre sie persönlich Schuld an Bill's Tod, dann stürmte er an ihr vorbei, seinen Brüdern hinterher.
Hermine sank in sich zusammen, von Schluchzern geschüttelt, Harry ließ sich neben ihr auf den Boden nieder und umarmte sie.
James hatte sich an einen Hauswand gelehnt, das Gesicht weiß und die Augen ins Leere gerichtet. Ich trat zu ihm.
„Was wird denn jetzt aus Fleur? Und Victoire, Dominique, Louis?“
Tränen rannen lautlos über seine Wangen.
„Grandma wird das nicht überleben. Sie hat schon Fred verloren.“
Ich kannte keinen Fred.
Er rutschte die Wand herunter, sein Körper bebte.
Ich setzte mich neben ihn, und ganz, ganz langsam sank sein Kopf auf meine Schulter und Nässe durchweichte mein T-Shirt.
Ich sagte nichts, unternahm keinen Versuch ihn zu trösten. Ich kannte Bill nicht, und trotzdem, er war indirekt wegen dem Amulett gestorben, ich fühlte mich schuldig.
War ich nicht erst vor wenigen Monaten durch den Verbotenen Wald geirrt und wollte nicht, das so etwas passiert? Und hatte Nicklas mich dort nicht getröstet, alles würde gut werden?
Nebel waberte durch die Winkelgasse. Erst sanft, dann wurde er dichter. Langsam konnte ich Harry und Hermine nicht mehr deutlich erkennen. Der Nebel kam mir wie ein Schleier der Trauer vor, er verdeckte das Leid.
Mit dem Nebel schlich sich ein beißender Geruch mit, Rauch, der einen Tränen in die Augen trieb, und ein schwacher Duft von Lakritze. Lakritze hatte ich noch nie gemocht, der herbe Geschmack mit einer leichten Süße.
Ich blinzelte die Tränen weg und wandte meinen Kopf in Richtung Westen, aus dessen Richtung der Nebel zu kommen schien.
Ich registrierte eine Person, unsanft zog ich James auf die Beine und deutete auf darauf. James sah mich wütend und irritiert an, eher wütend, das ich ihn in seiner Trauer störte. Dann sah er sie auch. Ein schwarzer Umhang bauschte sich hinter ihr auf, die Gestalt war groß und dünn. Eine Kapuze bedeckte den Kopf, und der Zauberstab verbreitete ein schwaches Licht.
Wir zogen die Zauberstäbe. Waren sie zurück?
Seite an Seite schritten wir seitwärts, zu Harry und Hermine hin. Als wir sie erreichten, sie knieten immer noch auf dem Boden, rüttelte ich Harry's Schulter.
„Harry“ wisperte ich, „da ist irgendwer.“
Ich konnte erkennen, wie Hermine aufsah. Die anderen waren immer noch im Bücherladen.
Harry rappelte sich auf, zog Hermine mit sich. Wir zogen die Zauberstäbe, bereit zum Kampf.
„Das sind … mehrere.“ In James Stimme schwang Angst mit.
Jetzt sahen wir sie auch. Zu beiden Seiten des Anführer waren jeweils fünf weitere Schwarzumhänge erschienen, und wenn man ganz genau hinsah, konnte man ihre gezückten Zauberstäbe erkennen.
„Hermine, schnapp dir die Kinder und verschwinde!“ Zu laut.
Diesen Ausruf nahmen unsere Widersacher als Startschuss an.
„Expilliarmus!“ klang uns eine kratzige Stimme kalt entgegen.
„Protego!“ James und ich hatten zeitgleich gehandelt, ein blaues Schutzschild baute sich vor uns auf.
George stand auf einmal neben mir, das Gesicht leichenblass und mit Tränen überzogen.
Ich hörte hinter uns die Tür klingeln, die andern stürmten heraus, schossen Flüche ab.
Die Angreifer kamen schnell näher, die Flüche wurden härter. Immer wieder stoben Funken auf, Querschläger zerbrachen Fensterscheiben, schlugen Kerben in den Boden.
Ein platzierter Fluch traf George in einem Moment der Unachtsamkeit in die Brust, er hatte Percy helfen wollen, James sprang vor, bereit seinen Onkel zu rächen.
Doch er hatte die Rechnung ohne den Anführer der Bande gemacht. Ein eisblauer Strahl ließ James erglimmen.
Wütend stürmte Harry nach vorne, Protego - Levicorpus - Protego - Tarantallegra - Protego - Expilliarmus - Protego - Protego ...
Unsere Chancen standen immer schlechter, auch Harry schien das langsam zu kapieren. Er deutete Ron, mit George und Percy zu apparieren, dieser nickte und verschwand.
Ich kniete mittlerweile bei James. Er war eiskalt und bewegte sich nicht. Er war wie erstarrt. Ich suchte sein Handgelenk, in der Grundschule hatte ich mal gelernt, das sich dort ein Puls befand. Ich suchte und spürte ihn, ein leichtes Pochen, er lebte. Noch.
Ich sah, wir Hermine disappierte, dann umklammerte ich James und das letzte was ich spürte, war Harry's Hand, die meinen Oberarm umschloss.
Als nächstes nahm ich das Wohnzimmer war. Groteskerweise fiel mir zuerst auf, das der Tisch abgedeckt war. Blank schimmerte er in dem Licht der Küchenlampe. Ich konnte die anderen nicht entdecken. Nur die Erwachsenen saßen mit bleichen Gesichtern da. Molly und Arthur Weasley, James Großeltern, waren mittlerweile eingetroffen. Keiner sagte eine Wort. Hatten wir die Totem mitgenommen? Ich wusste es nicht.
Eine bleierne Müdigkeit kroch in mir hoch. Ich spürte James' kalten Körper, Tränen, die warm und salzig über mein Gesicht rannen.
Erinnerungen an einen schlechten Krimi keimten in mir auf, ich hatte ihn mal mit meinem Vater im Kino angesehen. Der Hauptdarsteller hatte alles nur geträumt, war am Ende aufgewacht und musste erkennen, das alles beim Alten war.
Ich sah, wie Molly und Arthur sich über George beugten, ihn untersuchten. Hermine war mit Ginny schon bei James, den ich immer noch umklammert hielt. Vorsichtig schoben sie mich weg, Ginny tastete seine Brust ab.
Ich hob den Kopf, Harry und Ron hatten einen Streit angefangen.
„Warum hast du James da mit reingezogen? Du bist so etwas von unverant -“
„Sieh dir meine Familie an! George, Bill, Fred, wer soll noch von uns gehen, bist du schnallst, das du nicht immer den Retter spielen kannst? Sie sind tot, Harry, tot!“
„Ach, und das ist jetzt meine Schuld, oder was?“
„Du hast Verstärkung angefordert.“
„Weil ich Verstärkung brauchte -“
„Wir haben Weihnachten gefeiert -“
„Ihr arbeitet im Ministerium, ihr musstest -“
„Wir mussten gar nichts -“
„Du hast Ginger und James mitgebracht -“
„Dafür konnte ich nichts, sie -“
„Die wollten nur sie, das weißt du -“
„Ich weiß Bescheid Harry, ich arbeitete auch im -“
„Also musst du auch bereit sein zu kämpfen -„
„Ich habe schon einmal gekämpft -“
„Ich auch -“
„Jaa, der große Harry Potter, musste keinen verlieren -“
„Meine Eltern, Sirius und Remus -“
„Oh verzeih mir, ich -“
„Ich will nicht mehr verzeihen! Ich habe die Schnauze voll von deinen Launen, werd erwachsen Ron, sonst -“
„Mein Launen? Du bist doch der mit dem Rettersyndrom, Harry hier, Harry da -“
„Halt die Fresse Ron!“
Sie sahen sich funkelnd an, zitternd vor Wut.
Molly eilte herüber zu James, nickte Hermine zu. Sie schritt zu Ron und umarmte ihn, drückte ihn zurück, bis zu den Sesseln, auf denen er sich fallen ließ.
Fleur kam in den Raum und sah sich um.
„Die Kinder sind in ihren Zimmern. Victoire sieht nach Lily. Wo ist Bill?“
Niemand antwortete ihr. James und George wurden auf das Sofa gelegt, offensichtlich hatte beide einen Gefrierzauber abbekommen und würden bald wieder auftauen.
Molly's Gesicht wurde weiß, als keine Reaktion auf Fleur's Frage kam.
Sie eilte zu Percy.
„Perce, wo ….“
Ron befreite sich aus Hermine's Griff, setzte sich links neben seine Mutter, einen Arm um ihre Schultern gelegt, Ginny sah Harry an, einen ungläubigen Gesichtsausdruck aufgelegt, Ted legte Molly beide Hände auf die Schultern.
Diese sah gehetzt von einem zum anderen, wollte es hören, Bill ginge es gut, er müsste noch etwas erledigen, aber niemand sage einen Ton.
Harry umarmte Ginny. Sie machte sich wieder los, sah ihn an, so wie Ron Hermine angeblickt hatte.
Fleur zuckte kurz, dann ging sie entschlossenen Schrittes zu Charlie, der immer noch am selben Fleck stand, und knallte ihm eine.
„Du sagst mir jetzt sofort, wo mein Mann ist, Charlie Weasley.“
Charlie riss die Augen auf, seine Hände wanderten zu dem roten Händeabdruck auf seiner Wange, dann schrie er wie ein Irrer los.
„ER IST TOT, FLEUR, TOT! IRGENDEIN FLUCH HAT IHN ERWISCHT, ER IST GESTOLPERT UND MIT DEM KOPF UNGÜNSTIG AUFGESCHLAGEN, EINFACH TOT, ICH WEIß ES NICHT GENAU, ICH WAR NICHT DABEI, es tut mir leid.“
Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
Ich verließ rückwärts den Raum, eilte die Treppen hinauf in mein Zimmer, legte mich auf's Bett und spürte es.
Es begann. Die ersten Toten waren da, der Krieg nahm seinen Lauf. Ich konnte es nicht mehr stoppen. Es war einfach zu spät.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
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Mittwoch, 24.05.
Es gibt nichts Schöneres für mich als den Kindern zu begegnen, die meine Bücher lesen.
Joanne K. Rowling