Die Geschichtete von Nicklas und Mir verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Hogwarts.
Obwohl man gestern nur etwas zehn Minuten Zeit gehabt hätte, um irgendetwas zu verbreiten, weil man sonst die Ausgangsperre verletzt hätte, wusste es am Morgen bereits die ganze Schule.
„Eins verstehe ich nicht.“ sagte ich am nächsten Morgen zu Ana, als wir uns auf den Weg zum Frühstück machten. „Warum machen die da so ein Drama draus?“
„Sieh es doch mal so Gin: Du und Nicklas, ihr seid hier mittlerweile so etwas wie 'Das Paar der Schule'. Seit gestern weiß aber jeder, das du unter irgendwelchen Umständen eventuell etwas mich James gehabt haben könntest, euer schöner Schein hat einen Riss bekommen. Und da werden die jetzt drin herumwühlen, wie ein Crup im Gartenschlamm.“
Ich konnte Nicklas noch nicht entdecken, also beschloss ich mich mit Ana zu Anne und Jenny zu setzten. Die beiden hatten über dem Tagesprohpheten gebrütet, nun schob uns Anne mit ernster Miene die Zeitung hin.
Immer mehr Überläufer - Ministerium ist machtlos
Vor drei Monaten wurde das Lesen und Besitzen der Reinblüterzeitschrift 'Magischer Krieger' vom Zaubergamot als Illegal erklärt, entsprechend dem Zaubereigesetztbuch Paragraph §16 Abschnitt 7.
Nun gründete der ehemalige Verleger des Blattes, Draco Malfoy, eine Gemeinschaft, die sich 'Die magischen Krieger' nennen.
Das Zaubergamot konnte hierbei keinen Gesetzesbruch feststellen. Die Abteilung für Recht- und Gesetz versucht nun, einen weiteren Abschnitt im Paragraph §3, der sich gegen Rassentrennung ausspricht, einzuführen. Dieser soll beinhalten, dass solche Gruppen wie 'Die magischen Krieger' ebenfalls als illegal erklärt werden können. Dieser Prozess wird mindestens 5 Monate in Anspruch nehmen.
Auslöser der plötzlichen Welle sind die Gerüchte um die Amulettsage von Barachee. Ein Ministeriumssprecher ließ gestern verlauten, dass 'dies alles Humbug sei' und, dass das Ministerium sich nicht 'mit solchen Lappalien' befasse.
„Wunderbar. Diesen Leuten sollte man allesamt in den Arsch treten.“ Ana schnaubte.
„Hey Jenny, wer ist heute dran? Vor allem, was ist dran?“
Wir hatten vor mehreren Wochen einen Plan aufgestellt. Jeden zweiten Tag trafen sich drei verschiedene Leute der FdA und suchten im vorgeschriebenem Themenbereich nach Informationen. Jenny, die definitiv Organisatorischste von uns allen, verwaltete ihn und teile jede Woche neu ein.
„Gin, du bist heute an der Reihe, zusammen mit James. Rose schreibt einen Test in Verwandlung und muss noch lernen. Perfekt, Nicklas wird sich freuen.“
Ich seufzte und begann meinen Morgenkaffee zu versüßen. Die Schule verlangte alles ab.
Jeden Tag brachen Hausaufgabenlawinen über uns ein, Extraaufgaben, für mich kam noch Quidditschtraining dazu, sowie die FdA. Immerhin machten wir Fortschritte. Dominique und Molly Weasley hatte als Siebtklässler Zutritt zur verbotenen Abteilung. Dort hatten sie eher zufällig beim Recherchieren für Zaubertränke einen Trank gefunden, der sich Barachee's Trunk der Befreiung nannte. Sie hatten den Trank analysiert und festgestellt, das man damit verschiedene Zauber, die in einen beliebigen Gegenstand eingebaut waren, entfernen konnte.
Darüber hinaus wussten wir dank Louis und Lucy Weasley seit letzter Woche, das Bill Barachee den Trank entworfen hatte, kurz vor seinem Tod.
Lorcan und Lysander hatten an ihre Eltern geschrieben, die Lars vage als 'etwas sehr merkwürdig' beschrieb und Lorcan als 'leidenschaftliche Forscher', und gefragt, ob sie etwas dazu wüssten.
Und tatsächlich - Luna Lovegood, die Mutter der Beiden, hatte in einen Brief etwas von einem Tagebuch von Bill geschrieben.
Die Zwillinge versicherten, das ihre Mutter das Tagebuch bestimmt bald ausfindig gemacht hätte, und ihnen dann unverzüglich schicken würde.
„Ach, und Gin, ihr dürft euch heute mal wieder mit Ahnenforschung besprechen. Moment -“ riss mich Jenny aus meinen Gedanken und zog zwei breite Bücher aus ihrer Tasche. „Hier, haben Anne und Ich gestern zufällig entdeckt, Stammbäume der ältesten Zaubererfamilien 3, Jahre 1880-1980 und Stammbäume der ältesten Zaubererfamilien 4, Jahre 1980-heute. Im ersten Buch dürften die Barachee's verzeichnet sein, 1885 war ihr Geburtsjahrgang.“
Ich nahm die Bücher entgegen und betrachtete sie eingehend. Ich schlug das zweite auf, und suchte nach bekannten Namen. Mein Blick fiel auf einen Stammbaum, der eine ganze Seite einnahm - die Weasley's. Ich folgte den schmalen Linien, und ich fand die älteste Cousine von James - Victoire. Von ihr aus führte ein Band zu dem Namen Teddy Lupin, welcher nur sehr blass dort zu lesen war. Sein Stammbaum war nicht zu sehen, vermutlich stand er mit seinem Namen in Reichweite dem der Black's und Lestrange's.
Anne beugte sich über meine Schulter.
„Diese Bücher scheinen sich selbst zu vervollständigen, zumindestens verschwinden manche Namen, wenn sich ein Paar trennt, sich ein neues findet, eine Ehe in die Brüche und so fort.“
Ich packte das Buch ein und wandte mich an Ana, die immer noch den Mund voller Toast hatte und dem Rest auf ihrem Teller nach zu urteilen, nicht so schnell fertig werden würde.
„Mensch Ann, ich wollte noch zu Nicklas. Beeil dich!“
„Pfram gef goch, irg warschte pfrier.“
„Was? Du beweist mir wieder einmal, das du Troll sprichst. Ich wusste es schon seitdem du mir im ersten Jahr die Steak-Nieren Pastete geklaut hast.“ Sie schluckte und grinste mich dann breit an.
„Du musst zugeben, die war auch wirklich lecker. Ich hab gesagt, geh doch rüber, Ich esse hier fertig und warte dann auf dich.“
Ich drückte ihr ein Küsschen auf die Wange, verabschiedete mich von Anne und Jenny und lief meinem Morgen entgegen.
Wenn ich das, was ich am Abend erfuhr, früher gewusst hätte, hätte ich Nicklas dann trotzdem geküsst? Ich weiß es nicht.
Der Tag verlief eigentlich ganz gut. Bei einem Quidditschtraining vor einigen Wochen hatte ein Klatscher Royal Smith schachmatt gesetzt, der den Jäger spielte. Smith, ein verwöhntes Muttersöhnchen hatte nun eine 'gewisse Flugangst' und wir brauchten einen neuen Jäger.
Unser Team stand unter dem Kommando von Louis Weasley, der den Hüter machte.
James, ganz der Vater, war Sucher, Katherine Bennet und Charlie Markter waren Treiber.
Lars, Smith und Ich hatten die Jäger vervollständigt, doch anstelle von Smith zierte nun Andy Peen unser Team. Er sah aus wie ein zweiter Harry Potter - seine blonden Haare waren mittlerweile schwarz, zerzaust, und er hatte Kontaktlinsen bekommen.
Meine persönliche Meinung hielt ich beim Training zurück, während James und Lars ihr freien Lauf ließen. Nicht, das Andy ein schlechter Spieler war, im Gegenteil, er war um einiges besser als Smith, nein, James hatte es satt, dauernd auf seinen Vater angesprochen zu werden.
Als Andy bei seinem erstem Training James zaghaft um ein Autogramm seinen Vater's gebeten hatte, hatte James ihn kreuz und quer über den Platz verfolgt und versucht, ihn vom Besen zu schubsen, bis Louis es bemerkte und eingriff. Er war neben mir und Kate der einzige, der Andy nicht fertig machte, obwohl er allen Grund gehabt hätte. Nicht nur die Potter's, auch die Weasley's wurden den öfteren um ein Autogramm gebeten.
Nach dem Training schlenderten James und ich gemeinsam hoch ins Schloss. Wir wollten uns kurz frisch machen, und dann in die Bibliothek gehen.
In der Bibliothek war es ruhig und kühl. Ich sog den Duft von altem Pergament ein, öffnete die Augen und ließ mich gegen über von James nieder.
„Lass und hiermit anfangen,“ sagte ich und schob im eines der Bücher hin. Ich selbst nahm mir den zweiten Teil. „Am besten suchst du mal einfach nach Barachee, ich suche wollte mal Hales, Potter und, wenn die Zeit reicht, nach Malfoy.“
Er nickte zustimmend.
Ich schlug das Buch auf, und durchforstete die Seiten. Unter Hales stand nichts. Insgeheim hatte ich das gewusst. Mein Vater war muggelstämmig, er war nicht verzeichnet. Und den richtigen Namen meiner Mutter kannte ich nicht. Ich hatte ich nie gebraucht, nur ihren Vornamen wusste ich, weil er einzigartig und bezaubernd war, sodass min Vater ihn mir immer wieder nennen musste. Marie Kathrin Susan Dora. Ich mochte den Namen, obwohl ich fand, das meine Großeltern mütterlicherseits, die ich nicht kannte, das etwa übertrieben hatten.
Etwas resigniert blätterte ich umher und stieß auf den Namen Underforth. Niklas war Reinblüter. Sein Vater, Usedom Nicklas Brian Underforth und seine Mutter nannte er stets Susie. Meine Augen erwarteten den Namen Susan Zweitname Drittname Underforth, vielleicht noch ein Geboren Soundso, aber all dies stand dort nicht. Dort stand der Name Marie Kathrin Susan Dora Underforth, geboren Menquester.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Missverständnis. Total klar und offensichtlich. Ich verfolgte den Stammbaum. Ihre Eltern waren Michael Menquester und Susan Bengts, geboren Ebbins. Und deren Eltern waren Brian Nicklas Bengts und Dora Ebbins - geboren Barachee.
Ich traute mich kaum, meine Augen noch mehr sehen zu lassen. Ich beäugte kritisch die nächsten Namen. Ihr Vater war Bibs Barachee.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Ich sah wieder auf den Namen Marie Kathrin Susan Dora Underforth - und sah sie - eine kleine grüne Linie, die auf einen weiteren Namen wies - Gary Hales.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Darunter stand der letzte Name der Seite - Ginger Marie Hales.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Meine Augen flogen zur Legende: grün - bedeutet eine Affäre. Ich war ein Ausrutscher. Ich war kein Kind der Liebe. Meine Mutter war nie gestorben. Sie lebte. Sie zog den Mann meiner Träume groß.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Ich liebte meinen Halbbruder.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Wie kam ich dann bitte an das Amulett? Mein Dad hatte mich angelogen. Fünfzehn Jahre lang, nur Lügen.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Mein Leben war eine einzige Lüge.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Nicklas. Ich. Warum hatte seine Mutter nichts übernommen? Warum log mein Dad?
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Ich konnte ihn nicht fragen. Er war weg. Vielleicht war es besser so.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Alles war gelogen.
Und so fiel mein sorgsam aufgebautes Kartenhaus, mein Leben, einfach in sich zusammen. Irgendwo, war eine Karte zerbrochen. Ich war zerbrochen. An all den Lügen.
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