Nach zwei Tagen durfte ich den Krankenflüge verlassen. Nicklas war nicht mehr da gewesen, auch James besuchte mich nicht. Ana kam mit Sean, Jenny und Anne brachten mir die Hausaufgaben.
Ana kam auch noch einmal alleine, und wir unterhielten uns lange über meinen Dad.
Wir kamen zum Schluss, das er mich entweder anlog, was ich schwer bezweifelte, oder tatsächlich entführt worden war. Es fiel mir schwer, mich damit abzufinden.
Aber was sollte ich tun? Es stand nichts in der Zeitung, niemand hatte mich nach ihm gefragt. Ich hatte ihm einen Brief geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. Es war zum verrückt werden.
Wir saßen am Abend meiner Entlassung alles zusammen im Gemeinschaftsraum und feierten, das ich heil aus der Geschichte rausgekommen war. Anne erzählt gerade eine Story von ihrer Schwester, als die einmal in Ohnmacht gefallen war, als mich James beiseite zog.
„Gin, heute kam ein Brief von meinem Vater.“
Er reichte mir ein Stück Pergament, auf dem wenige Sätze standen.
James,
wir haben einen Problem im Ministerium. Mehrere Leute sind entführt worden, darunter ist auch Ginger Hales Vater. Die ganze Geschichte wird diskret behandelt, daher weiß die Öffentlichkeit auch nichts davon. Erzähle es bitte nicht herum.
Ich weiß nicht, ob Ginger bemerkt hat, das ihr Vater verschwunden ist, auf jeden Fall wird sie Weihnachten bei uns verbringen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie in Hogwarts bleiben kann. Ich bitte dich darum, auf sie aufzupassen und ihr mitzuteilen, was los ist.
Wir sind uns sicher, das den Entführten noch nichts passiert ist. Vermutlich werden sie zu Erpressungszwecken missbraucht.
Ich werde am Weihnachtsabend da sein, an der restlichen Feiertagen allerdings nicht. Es tut mir Leid, ich hatte versprochen, da zu sein.
Ich weiß, das ich es nicht entschuldigen kann, aber ich dachte mir, eine Silvesterparty bei uns mit deinen Freunden wäre nett und würde euch auf andere Gedanken bringen. Die Weasley's wollten kommen, mit Ted und Victoire. Ich dachte, du könntest Lars einladen, vielleicht will Ginger ihre Freundinnen einladen, hat sie nicht auch einen Freund? Ich und Mum würden derweil zu Ron und Hermine gehen.
Überleg es dir.
Alles Liebe, Dad
P.S: James, du wirst dir deine Quidditschsachen selber bezahlen! Das - war - kein - Witz! Deine Mutter und Ich sind vor Scham im Boden versunken! Es wäre nett, wenn du ab und zu bedenken würdest, dass ich einmal eine große Rolle gespielt habe, ich weiß also, was Medien so alles fabrizieren. James! FINGER WEG VOM ALKOHOL!
Ich sah auf, mit Tränen in den Augen.
„Es stimmt also? Mein Dad ist entführt worden?“
„Hey, hier steht doch, ihm ist sicher nichts passiert. Das wird schon.“
Ich nickte nur. Ich musst mir eingestehen, dass ich froh war, zu wissen was mit meinem Vater los war. Es war besser, als im Unwissenden zu sein.
Anne riss mich unsanft aus meinen Gedanken.
„Gin, Nicklas steht vor dem Poträtloch.“
Sie wies mit ausgestreckten Arm darauf hin.
„Willst du nicht mit ihm sprechen? Er sagte zwar, es sei wichtig, aber -“
„Schon gut, ich spreche mit ihm.“
Viele Blicke folgten mir, als ich mich auf den Weg zum Ausgang machte. Kein Wunder. Nicklas und hielten den Rekord der Beziehungsdauer, die Gerüchteküche in Hogwarts brodelte. Obwohl niemand wusste, was im Krankenflügel vorgefallen war, kursierten die unterschiedlichsten Gerüchte.
Ich hatte Nicklas verhext, er hatte mich wegen einer anderen verlassen, wir waren noch ein Paar, wir waren in Wirklichkeit schon seit Monaten nicht mehr zusammen.
Nicklas sah hundeelend aus. Die Haare durcheinander, verquollene, rote Augen.
„Bambi.“ krächzte er. Am Geländer hinter ihm stand Sean. Er nickte mir zu.
„Was willst du Nicklas?“
„Lass mich ausreden, bitte. Ich … ich will mich entschuldigen. Ich werde mich auch gleich noch bei James entschuldigen. Es tut mir so schrecklich Leid. Es fahren alles auf James ab, und wenn nicht auf ihn, dann auf diesen Casanova Lars, ich fühle mich neben ihnen wie ein kleines Würstchen.“
Ich spürte, wie sich ganz Gryffindor hinter mir versammelte. Nicklas Blick schweifte immer wieder dort hin. Trotzdem ließ er sich nicht beirren und sprach weiter.
„Hör zu, ich weiß, das ich eifersüchtig bin. Ich will dich nicht verlieren Ginger, weil ich … weil ich … weil ich dich liebe. Du bist meine Traumfrau. Du kennst mich, verstehst mich, bist für mich da. Du bist das Beste, was mir je passieren konnte. Ich weiß, das ich mich in letzter Zeit wie ein Idiot benommen habe. Ja, und ich weiß nicht, ob du mich richtig verlassen hast, oder ob das eine spontane Reaktion war, ich weiß auch nicht, ob du was für James empfindest, ich weiß nicht, hoffe es aber, das du mich je geliebt hast, aber ich weiß, das ich das hier jetzt tun muss, sonst würde ich es ewig bereuen.“
Er drehte sich zu Sean um. Der nickte ihn aufmunternd zu.
„Vor anderthalb Jahren, habe ich dich gefragt, ob du mit mir gehen willst. Ich will mittlerweile mehr als das. Ich habe es dir so nie gesagt und hatte es auch eigentlich anders geplant. Dann also so.“
Jetzt klang seine Stimme fest. Mein Herz klopfte wie wild. Was würde jetzt kommen? Ich spürte fast, wie alle hinter mir die Luft anhielte. Nicklas hatte begonnen, in seiner Jackentasche zu wühlen und zog nun etwas heraus und - er sank damit vor mir auf die Knie.
„Ginger Hales. Ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt. Du bist mein Gegenstück.“
Ich sah nun, das er eine kleine Schachtel in Herzform in der Hand hielt. Er klappte sie auf. Drinnen funkelte ein Ring. Silbern, mit einem runden, farblosen Edelstein in der Mitte.
„Ginger Hales, willst du meine feste Freundin sein, so lange, bis ich wieder vor die auf die Knie gehe und um deine Hand anhalte? Ich weiß, du bist erst fünfzehn, aber wer weiß, was noch kommt, und wenn, dann will ich im Wissen gehen, das du mich liebst.“
Ich konnte nicht anders - ich begann zu heulen.
„Niklas, deine Eifersucht ist so verdammt dumm und unnütz, weil … weil ich dich auch liebe. Versprich mir, das du so etwas nie wieder tust, dann nehme ich deinen Ring an, du Verrückter.“
Er lächelte. „Ich verspreche es.“
Er kam hoch, steckte mir den Ring an den Finger. Hinter uns begannen die Gryffindor's zu johlen und zu pfeifen.
Ich vergaß alles. Nur unser Kuss, voller Liebe und Leidenschaft, zählte in diesem wunderbaren Augenblick.
Niklas war mein.
Für immer und ewig.
Oder?
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