Erst dann kann man erfolgreich mit einen neuen Aufbau beginnen.
„Du verdammter Idiot! Arsch! Blödmann!“
Ana, Anne, Jenny und Ich standen James gegenüber, der nach der letzten halben Stunde einem Häufchen Elend glich. Wir hatte in ziemlich fertig gemacht, wie ich fand, zu Recht.
Ich schnaubte noch einmal und trat einem Schritt zurück. Ich widerstand der Versuchung, meine Hand auf mein Amulett zu legen und seine Gedanken zu lesen.
In dem Moment stolzierte Lena die Treppe die zum Schlafsaal führte herunter.
Sie hatte Minirock und High-Heels an. So wie sie auf James zulief, kam ich nicht umhin, mich mit ihr zu vergleichen. Perfektes Make-up, perfekter Style - perfektes falsches Lächeln.
Ich sah an mir herunter. Turnschuhe und Jeans. Die Haare durcheinander.
Lena erreichte James und legte ihm einen Arm um die Schultern.
„James? Was ist denn los?“
„Ach nichts, alles gut Lena.“
Sie wackelte fragend mit den Augenbrauen, als aber keine Antwort kam, zuckte sie mit den Schultern.
„Also dann. James, ich bin immer für dich da, ich will, das du das weißt, okay?“
Er nickte bloß. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn James und Lena ein Paar werden würden. Igitt, nein, James war zwar niveaulos, aber so tief sinken konnte selbst er nicht.
Jemand polterte die Treppe vom Jungenschlafsaal herunter. Felix, der andere Vertrauensschüler.
„Jennifer, ich habe grandiose Neuigkeiten!“
„Felix, wir oft noch, nenn mit Jenny. Ich kann den Namen Jennifer nicht ausstehen, so nennt mich höchstens meine Mum.“
„Also gut, Jenny. McGonagall hat Madame Maxime, diese komisch Halbriesin, die Beauxbatons leitet, getroffen. Sie hat mir erzählt, das Maxime meinte, wir hätten keine Tradition.“
„Aha, und jetzt?“
„Wir veranstalten einen Valentinsball!“
Oh scheiße. Im Grunde habe ich ja nicht gegen Bälle. Ehrlich nicht. Das Problem ist nur - mein Geburtstag fällt auf den 14.Februar.
Ich wusste nicht wie, aber langsam lief das Hogwartsleben wieder gewohnt ab. Der Drache verschwand und ließ mir mein Leben.
An der Tatsache, das mein Geburtstag auf den Valentinstag fiel, konnte ich so oder so nichts ändern.
Die Schulstunden zogen sich, aus Stunden wurden Tage und aus Tagen Monate. Wir trafen und immer noch manchmal in der Bibliothek, aber durch unsere erste Aktion waren wir ein wenig gedämpft.
Als Weihnachten näher rückte, erhielt ich einen Brief von meinem Vater.
Ginger,
du kannst Weihnachten nicht nach Hause kommen. Ich wurde als Auror losgeschickt, um einen vertraulichen Hinweis nach zugehen, ich kann dir nicht schreiben welchen, falls der Brief abgefangen wird.
Du wirst also in Hogwarts bleiben müssen.
Ich weiß nicht, wann ich zurück komme, aber ich verspreche dir, ich werde alles tun, damit wir uns wieder sehen.
Ich liebe dich. Dad
… ich werde alles tun um zurück zukommen … Das klang so, als wäre diese Mission gefährlich.
„Na du Trauerkloß, was ist los?“ Ana sprang auf mein Bett.
Ich schluckte.
„Ana, mein Dad ist vom Ministerium aus weggeschickt worden. Es klingt … irgendwie komisch. Als würde das, was er tut, gefährlich sein.“
Ana sah mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an.
„Was?“
„Nichts … ich dachte nur, das James erzählt hatte, er würde Weihnachten mit seinem Dad und Onkel Ron verbringen - sind die nicht auch Auroren?“
Ich starrte aus dem Fenster. Es hatte zu schneien begonnen.
Weiße Flocken tanzten durch die Luft, hängten sich an das matte Glas der Fenster und schmolzen. Alles was blieb, war ein Rinnsal, welches von ihrer Existenz zeugte.
War mein Dad wegen meinem Amulett entführt worden?
Die Dunkelheit brach über Hogwarts herein. Ich wandte mich an Ana.
„Ich geh James suchen.“
Ich machte mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Ich lief langsam, und sagte mir immer wieder, das Ana da etwas falsch verstanden haben musste, oder James hatte was falsch verstanden - wie auch immer.
Ich blieb auf der letzten Stufe stehen und sah mich um. James saß an dem runden Tisch in der Mitte des Raumes und schien zu arbeiten. Ich lief zu ihm hin.
„James, ich muss mit dir reden.“
Er sah überrascht auf. Ana trat an meine Seite und drückte meine Hand.
„Dein Vater leitet das Aurorenbüro, richtig?“
„Stimmt. Wieso?“
„Mein Dad arbeitet auch da und er … hat über Weihnachten nicht frei bekommen, er muss -“
„Kann nicht sein.“
„Was?“ James sah mich überrascht an.
„Das kann nicht sein. Mein Dad hat genau zwei Leute über Weihnachten dagelassen. Zwei olle Typen, Namen kenne ich nicht, auf jeden Fall feiern die kein Weihnachten, und deshalb hat der Rest frei. Auch dein Dad.“
Meine Füße kribbelten. Meine Hosentasche, wo der Brief drinsteckte, brannte wie Feuer.
Das Licht flackerte. Das Buch, in dem James gelesen hatte, besaß einen blassblauen Einband. An welch unwichtige Dinge man sich später noch erinnert.
Dann spürte ich, wie ich umkippte. Ich sah in James Augen, die sich vor Schreck weiteten, das Ana irgendetwas schrie, dann schlug ich dumpf mit geschlossenen Augen auf.
Ein pochender Schmerz durchzog meinen Hinterkopf.
„Was hat sie, was ist los mit ihr?< Ana klang panisch.
„Scheiße, Gin, hörst du mich? Gin?“
Ich spürte Fingen an meinem Handgelenk.
„Wo ist ihr Puls, ich spüre keinen Puls! Gin, verdammt, wach auf?“ James Stimme überschlug sich vor Angst.
Das letzt was ich wahrnahm, waren zwei kräftige Arme, die mich hochhoben und den fernen Geruch von Zimt.
Ich wachte auf. Erinnerungen, sehr verschwommene allerdings, rasten durch mein Gedächtnis.
Vor meinen Augen tauchte ein Gesicht aus. Schwarze Haare, braune Augen und ein fettes Grinsen. James. Er strahlte mich an.
„Hallo Gin, auch wieder unter den Lebenden? Hach, ist das nicht schön, aufzuwachen, und mein Gesicht zu sehen?“
Ich ließ meinen Arm aus dem Bett hängen, tastete nach dem Eimer, zog diesen zu mir auf das Bett und übergab mich.
James sah beleidigt aus. „Ein schlichtes 'Finde ich nicht.' hätte es auch getan.“meinte er
Stöhnend hob ich meinen Kopf.
„Was ist passiert? Ich habe das Gefühl, mein Kopf explodiert.“
„Du bist ohnmächtig geworden.“
„Aha.“ Ich versuchte mich daran zu erinnern und ließ dabei meinen Blick schweifen. Er fiel auf meine Hose. Aus der Tasche lugte ein weißer Zipfel eines Blatt Pergaments. Der Brief. Mein Vater.
„Ginger!“
„Bitte, Mister Underforth, so beruhigen sie sich dich, ihr geht es gut, Mister Potter ist gerade bei ihr, sie -“
Ich bemerkte, das die Tür zum Krankenflügel gesprengt wurde. Nicklas stürmte herein, mit gezogenem Zauberstab. Sein Gesicht drückte puren Hass aus. James wirbelte herum, war jedoch nicht schnell genug. Nicklas' Hand lag an seiner Kehle und zog in nach oben. Nicklas war einen guten Kopf größer als er. James stand nun auf den Zehenspitzen, röchelte leicht und seine Hände krallten sich in Nicklas, verzweifelt versuchte er sie weg zuziehen.
Nicklas drückte seine Zauberstabspitze an James Kinn.
„Lass ihn los! Nimm deine Hände da weg, Nicklas! Du tust ihm noch weh.“ kreischte ich wie von Sinnen.
Madame Pomfrey stolperte in den Raum und schlug beide Hände vor den Mund, als sie die beiden Jungen sah.
Ich kletterte aus dem Bett und rannte auf sie zu. Madame Pomfrey war dasselbe in den Sinn gekommen. Ich knickte auf dem Weg zwei Mal ein, dann griff ich an Nicklas Schulter und hielt mich dort fest.
„Du verdammter Idiot! Lass. Ihn. Los!“ Ich schüttelte ihn, James Gesicht hatte eine unnatürlichen Blaustich angenommen.
„Relaschio!“ Die Krankenschwester kam mit ausgestreckten Zauberstab auf uns zu, Nicklas löste seinen Griff und James fiel zu Erde. Er japste leise, wehrte Madame Pomfrey's Hände ab und blieb dann liegen.
Nicklas hatte sich zu mir umgedreht und wollte mich umarmen. Ich gab ihm eine Ohrfeige.
Er sah mich überrascht an.
„Bambi, hey, alles in Ordnung?“
„Sag mal, wie bescheuert bist du eigentlich? Hast du nicht mitbekommen, was du gerade getan hast? Du hättest James umbringen können! Er war ganz blau im Gesicht! Was geht in dir eigentlich vor?“
„Hör mal, meine Freundin fällt in Ohnmacht, wird von einem Typen der sie ohnehin schon dauernd anbaggert in den Krankenflügel getragen und sitzt an ihrem Bett, als sie aufwacht. MIR hat keiner Bescheid gesagt, ich war krank vor Sorge!“
„Das ist kein Grund, James an die Kehle zu springen! Wer hätte mich den sonst hierhin bringen sollten? Ana, mit ihren muskelbepackten Armen? Oder noch besser, Lars?“
„Nein, natürlich nicht, aber-“
„Nichts aber. Hau ab Nicklas.“
„Bitte?“
„Du sollst verschwinden. Einfach abhauen. Ich will dich nicht sehen.“
Nicklas trat ein paar Schritte zurück. Es sah so aus, als würde er gleich heulen. Ich sah ihn nicht mehr an. Ich fixierte meine nackten Füße und wies mit ausgestreckten Arm auf die Tür.
Nicklas schüttelte immer wieder den Kopf. „Nein, Bambi, bitte -“
Ich hielt meinen Arm da wo er war, nahm ihn nicht runter, sah ihn auch nicht an.
Und dann ging er.
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