Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute.
Ich strich gedankenverloren über das Amulett, das ich seit zwei Jahren um die Brust trug.
Es war ein sehr schönes Schmuckstück und die einzige Erinnerung an meine Mutter. Ich kannte sie nicht, sie war bei meiner Geburt gestorben.
Aus der Trauer heraus hatte Dad alle seine Fotos und Erinnerungen weggeworfen. Er hat nichts übrig gelassen. Nur eine kleiner schwarze Schatulle war unzerstörbar gewesen. Er hatte sie dreizehn Mal verbrannt, acht Mal eine Klippe herunter geworfen und mit verschiedenen Zaubern versucht zu zerstören – nichts. Jeden Morgen lag sie von neuem auf seinem Nachtisch, unversehrt und mit den feinen, silbernen Buchstabe darauf: Für mein erstgeborenes Kind.
So hatte er es mir zumindestens erzählt.
Fünfzehn Jahre waren seitdem vergangen. Ich ging mittlerweile als stolze Gryffindor nach Hogwarts, war gut in der Schule und eine leidenschaftliche Jägerin. Ich bewohnte in den Ferien eine zweistöckige, moderne Wohnung im Herzens London's, welche Dad mit seinem Aurorjob bezahlte.
Ich seufzte und wandte mich meinem Zimmer zu. Der Aurorjob. Damit hatte der Scheiß begonnen ich in dem ich jetzt steckte. Harry Potter war das Schlüsselwort. Der hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, seine Frau auf eine Reise nach Amerika zu entführen, wenn seine Kinder in der Schule waren. Der beste Flug für die beiden war der am 1. September um 4 Uhr – morgens.
Preisfrage: Wo bringe ich die Kinder unter, wenn die Familie Weasley keine Zeit hat? Uuuuuund richtig – bei dem vertrauenswürdigen Angestellten, Gary Hales. Toll, toll, toll.
Ich schritt auf die andere Seite meines Zimmer und betrachtete mich im Spiegel. Durchschnittlich halt. Goldblonde Haare, blau-graue Augen und nicht dick. Immerhin. Es hätte schlimmer kommen können.
Ich überlegte, was ich alles über die Potter's wusste.
Die Geschichte von dem Jungen der überlebt hat, Du-weißt-schon-wem und der Schlacht in Hogwarts – klar, die kannte ich. Wer auch nicht? Ich wusste wohl, das die Potter' s drei Kinder hatten. James Sirius Potter ging als Gryffindor ebenfalls in meine Stufe, aber abgesehen davon, dass ich ihm ab und zu in Muggelkunde half, hatten wir nicht viel miteinander zu tun.
Albus Severus Potter ging, wenn mich nicht alles täuschte, in die dritte Klasse. Er war ein eher stiller Junge, der die Haare seines Vater' s hatte.
Die Jüngste, Lily Luna Potter, kannte ich gar nicht. Sie kam dieses Jahr wohl neu nach Hogwarts, ich erinnerte mich nur wage an ein blasses, rothaariges Mädchen, das James letztes Jahr am Bahnhof verabschiedet hatte.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, das die Potter' s jede Sekunde apparieren würden. Ich wandte mich zu Tür und wollte gerade den Raum verlassen, als das Fenster aufsprang und eine kleine rote Eule, die meines Freundes, hereinrauschte.
Horwich, der 31.09.2019
Ginger,
ich kann es kaum erwarten dich morgen wieder zu sehen. Meine Eltern nehmen mich mit Flohpulver ins Ministerium, von da aus kommen wir nach Kings Cross. Wie gesagt, ich freue mich sehr.
Es ärgert mich, dass wir es dieses jahr wieder nicht geschafft haben uns zu sehen. Meine Mutter liegt mir ständig damit in den Ohren, dass sie endlich mal deinen Vater kennen lernen will.
Morgen können sie sich schon wieder nicht kennen lernen, weil Vater zu einem Geschäftsessen muss, und Mutter mitkommen muss.
Ich gehe davon aus, du weißt wie sehr du mir fehlst, denn das ist nicht der eigentliche Grund warum ich dir schreibe. Es geht um deine Kette, die, mit dem violetten Stein in der Mitte. Ich habe sie in eine der Zeitschriften meines Vaters entdeckt, und dort steht, dass sie besonders magisch sein sollen.
Ich war mir nicht sicher, ob du das wusstest, zumindestens hattest du es nie erwähnt. Wäre es nicht cool, wenn du damit ein paar spezielle Zauber sprechen kannst?
Nun ja, vielleicht wusstest du das auch schon. Wir sehen uns morgen, ja?
Ich liebe dich. Nicklas.
Ich lehnte mich an meine Zimmertür und atmete durch.
Nicklas' Brief hatte mich verwirrt. Was sollte an einem Erbstück meiner Mutter so besonders sein?
Ich blickte auf meine Füße und entdeckte einen Fussel. Ein Fussel. Ohne zu ahnen, das in den nächsten Sekunden dieser unscheinbare Fussel der Auslöser einer sehr peinlichen Situation werden könnte, hob ich das Bein an und schnippte den Fussel weg. Weiter kam ich nicht. Jemand riss die Tür ,auf an die ich mich gelehnt hatte. Ich ruderte mit den Armen. Vergeblich.
Zwei starke Arme fingen mich auch und stellten mich innerhalb von Sekunden wieder auf die Beine. Ich drehte mich um und sah in haselnussbraune Augen - James Potter.
>Ehm ... grmpf eh püh.< sagte ich äußerst geistreich und lief rot an.
>Hallo Frau Grmpfepüh< erwiderte James gelassen.
>Sag mal, geht' s noch? Schon mal was von Anklopfen gehört oder so, ich wäre fast -<
>- hingefallen wenn ich dich nicht aufgefangen hätte. Stimmt. Nichts zu danken Ginger.<
Er runzelte die Stirn und hob den Brief auf, den ich fallen gelassen hatte. Ich entriss ihm den Brief, ehe er auch nur ein Wort lesen konnte.
>Briefgeheimnis!<
>Lebensrettervorrecht!<
>Hättste' wohl gern?<
>Ja, ich plädiere auf lesen.< Der Duft von Kuchen zog zu uns herauf.
>Ich plädiere auf Kuchen.< Entschlossen schob ich den Brief in meine Hosentasche und schob mich an ihm vorbei und ging in die Küche.
Das Kaffeetrinken zog sich. Mein Dad, Harry und Ginny, sie hatten mir das Du angeboten, unterhielten sich über alte Zeiten, das Ministerium, alte Zeiten, Quidditsch, alte Zeiten und ein noch ein wenig über alte Zeiten.
Ich sah derweil gelangweilt aus dem Fenster und spielte mit meiner Kette. Ich dachte über den Brief von Nicklas nach, und nahm mir vor mal die Hogwartsbücherei nach einer möglichen Legende zu durchstöbern.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie James mich musterte. Ich wandte mich zu ihm um. In dem Moment, als sich unsere Augen trafen, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, doch sie schien zu sich selbst zu sprechen.
[Ihre Haare sind schön, was sie wohl für ein]-*-*-*-*-*-*-[Ihre Augen]-*-*-*-*-*-*-[so komisch]*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-[Nicklas ist doch viel zu alt. Naja, er ist ein Ravenclaw. Sechste Klasse, aber]-*-*-*-[mal fragen ob]-*-*-*-*-*-*-[nachher]
Ich ließ meine Kette erschrocken los und seine Stimme verpuffte. Las ich – las ich Gedanken? War das die Kette? Ich griff an dein Stein und konzentrierte mich – tatsächlich. Unterschwellig nahm ich Gefühle war … Emotionen. Ich rief das Bild meines Vaters in mir auf – und da spürte ich es. Liebe. Sie durchflutete meinen Körper und Erinnerungen spielten sich in meinem Kopf ab. Da war eine Frau, die dieselben goldblonden Locken besaß wie ich und liebevoll lächelte, danach ich als Baby.
Ich sah hoch und bekam mit, wie mein Vater über mich sprach, und meine Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Ich sah ihm in die Augen.
[Sie sieht ihr so ähnlich.]-*-*-*-*-*-[Damals]-*-*-*-*-*-*-*-[Ginny ist wirklich hübsch, vielleicht sollte ich]
Ich zog mich schnell aus seinen Gedanken zurück. So etwas wollte ich mir nun wirklich nicht anhören.
Der Abend kam und ging. Gegen elf erklärten die Erwachsenen das Kaffeetrinken für beendet und verabschiedeten sich. Es gab viele Tränen, denn Lily, die Kleinste, ging morgen zum ersten Mal nach Hogwarts. Harry versprach ihr, eine Eule zu schicken, verabschiedete James und Albus mit einen Schulterklopfen und dann waren sie auch schon weg.
Da Lily unbedingt zusammen mit Albus im Gästezimmer schlafen wollte, war es an James, sich mit mir mein Zimmer zu teilen. Ich zog gerade die Vorhänge zu, als er aus dem Bad kam.
Ich machte eine Handbewegung zur Schlafcouch hin, und ging dann selbst ins Bett. Keiner sagte ein Wort. Ich spielte mit dem Gedanken noch einmal 'Gute Nacht' zu sagen, als er mich unvermittelt ansprach.
>Du, Ginger? Darf ich dich was fragen?<
Ich starrte die Decke an. Ich wusste nicht warum, aber ich dachte an Nicklas. Ich hatte ihm zwar erzählt, das die Potter' s kamen, aber nicht, das sie übernachteten. Würde er das gutheißen?
>Klar, du kannst mich alles fragen. Ist nur die Frage, ob ich drauf antworte.<
>Okay. Also: Was weißt du alles über mich?<
Die Frage verwirrte mich. James wollte wissen, was ich über ihn wusste? Ich sammelte meine Gedanken.
>Ehm … Du bist ein Gryffindor, einer der besten Sucher überhaupt, macht mehr Quatsch als alles andere, glänzt nicht wirklich in der Schule und halb Hogwarts ist entweder in dich verliebt – der weibliche Teil – oder versucht dich nach zu machen – der männliche Teil.<
Er schwieg. Ich begann gerade zu überlegen, ob ich was Falsches gesagt hatte, als mir eine Idee kam. Ich drehte mich halb um und legte zwei Finger auf das Amulett, das am Nachtisch lag. Ich spürte es sofort – Freude, gemischt mit Verwirrung, Nachdenklichkeit und noch etwas, das ich identifizieren konnte. Trauer? Nein, warum sollte James traurig sein? Ich zog meine Hand zurück und wartete. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als er wieder begonnen hatte, leise zu sprechen.
>Du hast nichts zu meinem Vater gesagt. Das tun alle. Ich hasse das. James, du bist wie Harry! James, du bist wie James damals!<
>Naja< begann ich leicht verunsichert, >du hast mich doch zu meiner Meinung nach James gefragt, nicht nach Harry Potter, oder?<
Ich spürte fast, wie er lächelte.
>Ja< sagte er schlicht.
Stille. Schweigen. Die Luft schien dick zu sein, wie gefüllt mit tausend ungesagten Worten, und doch gleichzeitig so leicht, als wäre alles gesagt.
>Find ich auch.< murmelte James.
>Bitte?<
>Ich habe: Find ich auch gesagt.<
>Aha.< In Gedanken sagte ich mir, das er das wohl noch auf den letzten Satz von mir bezog. Klar, wie sollte es anderes sein?
Ich drehte mich auf die Seite und es dauerte nicht lang, da war ich eingeschlafen. Und in der Nacht, als so vieles begann, und sich alles für immer verändern sollte, träumte Ginger von einem dreieckigen Raum und Keksen, die sie angriffen.
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Erst fanden wir das ein bisschen peinlich, aber Daniel hat es mir wirklich leicht gemacht, und dann ist es bestens gelaufen. Mir hat es richtig Spaß gemacht … denn Daniel küsst sehr gut.
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