von soulfairy
Chap 22: Die Kunst der Legilimentik
oder Eyes wide shut
Die Erkenntnis das Snape die Kunst der Legilimentik beherrschte war für Claire ein ziemlicher Schock gewesen. Seit dem sie wusste, welches Geheimnis der Slytherin vor ihr verbarg war sie vorsichtiger geworden und versuchte, so gut es ging ihm aus dem Weg zu gehen.
Sie war in einen Gewissenskonflikt geraten der ihr ziemlich zusetzte. Auf der einen Seite brauchte sie die Informationen über Voldemord und auf der anderen wollte sie Sirius nicht aufgeben, immerhin liebte sie den Rumtreiber. Sie begann Snape dafür zu hassen, das er sie ganz bewusst vor solch eine Entscheidung gestellt hatte. Er wusste ganz genau um ihre Gefühle und Gedanken und sie war sich sicher, dass sie kein einziges Geheimnis mehr vor ihm hatte. Dass sie sich heute Abend mit ihm treffen sollte machte die ganze Sache weder einfacher noch irgendwie klarer für sie und so hilflos wie sie sich momentan fühlte, würde sie wohl keine gute Verteidigung gegen seine Kräfte haben. Zwar hatte Claire alles über Okklumentik, die Verteidigung gegen Legilimentik, gelesen, aber das alles würde ihr auch nicht viel nützen. Sie hatte keine Ahnung wie sie sich wehren sollte, was wenn Snape sie nicht schon manipuliert hatte?
Den ganzen Vormittag über war die Rumtreiberin schon nachdenklich und bedrückt gewesen und Sirius spürte, dass mit seiner Freundin etwas nicht stimmte. Also nahm er sie vor dem Mittagessen kurz beiseite, zog sie wortlos in einen geheimen Gang als sie daran vorbeikamen und blickte sie einfach nur stumm an. Als Claire seinen Blick aus scheuen Augen erwiderte küsste er sie einfach spontan.
„Was ist den los?“ fragte er und blickte sie sanft an.
„Ich glaube Snape kann Legilimentik und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll.“ erwiderte sie seufzend und blickte zu Boden. „Die Grundzüge der Okklumentik kennen wir zwar alle, aber hast du sie schon jemals angewandt?“
Sirius schüttelte den Kopf und blickte seine Freundin besorgt an.
„Und warum gehst du ihm dann nicht einfach aus dem Weg?“ fragte er.
„Ich kann doch nicht, er erzählt mir dann nichts mehr über Voldemord und wir wissen doch beide, das ich alles über ihn erfahren muss.“ erwiderte sie und blickte ihn ein wenig verzweifelt an.
„Du weißt genau was ich ihm antun möchte!“ sagte Sirius, seufzte und schüttelte den Kopf. Er ballte die Hände zu Fäusten als er sich beherrschen musste um nicht laut zu schreien. Er konnte es einfach nicht ertragen Claire so leiden zu sehen und hilflos zu sein, denn auf der einen Seite verstand er ihre bedenken und das sie sich mit Snape abgeben musste, das war die vernünftige Seite von ihm. Die andere Seite von ihm war jene, die danach schrie Schnieffelus eine Tracht Prügel zu verpassen und die Seite die wusste, dass er bedingungslos und hoffnungslos in dieses Mädchen verliebt war. Statt irgendjemanden zu schlagen schlug er mit der Faust gegen die kalte Steinwand um sich ein wenig abzureagieren.
„Gibt es denn gar keine andere Möglichkeit? Ich will mich nicht länger nur wegen ihm verstecken müssen! Auch wenn ich dich liebe Claire, eine Beziehung kann man nicht in aller Heimlichkeit führen.“ sagte er und es tat ihm weh, sie vor diese Entscheidung zu stellen. Aber er wollte nicht nur heimlich alles tun und vor allem wollte er nicht von Snape zu so etwas gezwungen werden. Ein wenig Stolz spielte sicherlich auch mit aber Sirius wollte seine Freundin ganz und nicht geteilt.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht für Claire als der Rumtreiber zu Ende gesprochen hatte.
„Aber ich liebe dich doch!“ stammelte sie und blickte ihn verstört an. Sollte sie das alles nur wegen Snape und Voldemord aufgeben? Sollte sie ihr Leben von der Angst beherrschen lassen? Nein, sie sollte sich endlich von dem Ganzen abwenden, was konnte sie denn auch schon tun? Dumbeldore würde sie nie im Leben an einem der Kämpfe teilnehmen lassen und er hatte auch keine Ahnung davon, dass sie seine Schwester war. Vielleicht war es auch sicherer für sie, durch Snape´s Legilimentik lief sie nur Gefahr, sich noch mehr zu verraten als sie ohnehin schon getan hatte.
„Ich will Snape auch gar nicht mehr sehen, ich werde einfach versuchen zu vergessen, dass ich mit Voldemord verwandt bin!“ sagte sie schließlich und in ihre Augen war ein entschlossener Ausdruck getreten. Sirius lächelte sie glücklich an, immerhin hatte sie sich für ihn entschieden. Sie drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen und nahm seine Hand.
„Schluss mit der Heimlichkeit würde ich mal sagen!“ sagte er grinsend und schlug den Wandvorhang beiseite. Als sie Händchen haltend in die große Halle gingen konnten sie schon von überall das Getuschel hinter vorgehaltenen Händen hören und auch die anderen Rumtreiber, die alle schon lange wussten das sie heimlich ein Liebespaar waren, blickten sie staunend an.
„Wir haben uns gedacht es ist besser wir machen es öffentlich, Sirius kann dann endlich mal seinen Beschützerinstinkt ausleben!“ sagte Claire lachend zu dem erstaunten James.
„Ja denn wirst du auch dringend brauchen.“ erwiderte dieser nur und deutete verheißungsvoll auf ein paar Mädchen, die der Rumtreiberin alles andere als freundliche Blicke zuwarfen.
„Ich glaube ich werde meine Post in nächster Zeit nicht mehr selber öffnen!“ sagte diese nur lachend.
„Ist wahrscheinlich auch sicherer!“ meinte Remus nur grinsend und widmete sich dann wieder seinem Teller. Claire ließ den Blick durch die Große Halle schweifen und begegnete dabei Snape´s stechenden Augen. Er weiß es! dachte sie und ihr Magen zog sich zusammen als sie an seinen Blick dachte. Schnell konzentrierte sie sich auf Lily um nicht wieder daran denken zu müssen, dass der Slytherin so gut wie alles über sie wissen musste.
Sie war den ganzen Tag nicht wirklich bei der Sache und passte im Unterricht auch nicht sonderlich auf, denn sie stand vor der Entscheidung, sich mit Snape zu treffen oder nicht. Schlussendlich ließ sie es auf einen Versuch ankommen, es war zwar gefährlich, aber sie wollte es hinter sich haben und endlich wissen, wie es mit den Künsten des Slytherin aussah.
Es war niemand mehr in der Bibliothek als sie sich zur verabredeten Zeit dort hinbegab. Sie hatte Sirius und den anderen nichts davon erzählt sondern ihnen vorgeschwindelt, dass sie etwas nachschlagen wollte und die Anderen irgendwie abgewimmelt. Als sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, wurde ihr bewusst, dass es besser gewesen wäre, nicht zu kommen. Aber es war schon zu spät, denn als sie sich umdrehte und wieder zur Tür gehen wollte, lehnte dort Snape lässig am Türrahmen.
„Du bist also doch gekommen und das, obwohl du mein versprechen gebrochen hast.“ sagte er nur ruhig und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Als er ihr in die Augen blickte, stellten sich die Härchen in ihrem Nacken auf und ein kalter Schauer jagte über ihren Rücken.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will!“ erwiderte Claire und versuchte ruhig zu bleiben. Sie wollte nicht, dass er merkte, wie sehr ihr seine Gegenwart zu schaffen machte, vor allem nach ihrer neuesten Vermutung.
„Das ist ziemlich mutig nachdem du eines meiner Talente entdeckt hast.“ meinte der Slytherin und so etwas wie Anerkennung blitzte kurz in den schwarzen Augen auf. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte sie wieder das Gefühl, das er in ihr Innerstes griff und ihre Gedanken durchforschte. Sie schloss die Augen und das Gefühl verschwand augenblicklich wieder, aber sie wusste, dass er es wieder versuchen würde.
„Was glaubst du wird es dir denn nützen?“ fragte sie nur und in ihren Augen spiegelte sich jene Wut über sich selbst und über ihn.
„Nun ja, ich könnte dich zum Beispiel mit deinen Erinnerungen erpressen, mit deinen Träumen und geheimsten Gedanken.“ flüsterte Snape ihr ins Ohr nachdem er näher an sie herangetreten war. Er hatte den Blick abgewandt und ging um sie herum im Kreis, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Oder ich könnte einfach allen erzählen, wer du wirklich bist. Vielleicht schreibe ich auch einen netten Brief an den dunklen Lord, ich denke er hätte viel Interesse an dir!“ „Das würdest du nicht wagen!“ zischte sie nur und musste sich beherrschen, ruhig zu bleiben. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt und sie funkelte ihn wütend aus grünen Augen an.
„Meinst du? Immerhin würde ich wahrscheinlich einige Vorteile daraus ziehen können!“ entgegnete Snape ruhig und blieb vor ihr stehen. Wenige Zentimeter nur trennten ihn von ihren wutsprühenden Augen und sie war sich sicher, dass er Legilimentik anzuwenden versuchte.
„Du würdest es nicht wagen, immerhin weißt du nichts mit Sicherheit! Was wenn es eine falsche Information ist? Welche Strafen wirst du dann daraus ziehen können?!“ erwiderte sie nur wutentbrannt und ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in ihre Handfläche als sie versuchte, ruhig zu bleiben. Claire versuchte sich dagegen zu wehren, das jemand in ihren Geist eindrang, versuchte mit all ihrer Kraft seine tastenden magischen Finger abzuwehren und sich von ihnen zu befreien.
Ein überraschter Ausdruck trat in sein Gesicht und sie war sich nicht ganz sicher, wieso.
„Wie schaffst du das ohne Zauberstab?“ fragte er sie verwundert und packte ihr Handgelenk, bevor sie auch nur reagieren konnte.
„Ich mach doch gar nichts!“ erwiderte Claire nur trotzig und versuchte sich aus seinem eisernen Griff loszureißen.
„Du kannst Okklumentik anwenden, ohne es je gelernt zu haben und das auch noch ohne Zauberstab. Eine sehr interessante Tatsache die du mir beizeiten einmal näher erklären musst!“ sagte Snape nur und grinste süffisant. „Du scheinst ja doch begabter zu sein als es den Anschein hat kleine Hexe!“
Sein Gesicht war dem ihren immer näher gekommen, aber sie war keinen Schritt zurückgewichen. Zum einen weil er sie immer noch festhielt und zum anderen, weil sie nicht wollte, das er ihre Angst bemerkte. Sie wusste selbst nicht, was sie gerade eben getan hatte und vielleicht hatte Dumbeldore wirklich recht damit gehabt, als er sagte sie würde Magie auch ohne Zauberstab anwenden können. Unsinn, dachte sie nur und schüttelte den Kopf, es ergab alles einfach keinen Sinn.
„Lass mich los!“ sagte sie unwillig und riss an ihrem Handgelenk herum.
„Nachdem du mir solch interessante Dinge offenbart hast werde ich dich gehen lassen, unsere Abmachung ist übrigens hiermit hinfällig. Du hast dich nicht an die Spielregeln gehalten also rechne nicht damit, das ich noch weiterhin nett zu dir und deinen kleinen Freunden sein werde. Vergiss nie, dass ich mehr weiß, als du vielleicht annimmst und ich nicht zögern würde, es auszuplaudern wenn ich einen Nutzen darin sehe. Du magst begabt und überdurchschnittlich mächtig sein, aber das heißt noch lange nicht, dass du mir überlegen bist! Pass auf dich auf, kleine Hexe!“ meinte Snape nur und ein kalter Ausdruck war in seine Augen getreten. Grob zog er sie an sich und drückte seine Lippen auf die Ihren bevor er sie endlich losließ. Während sich Claire noch ihr schmerzendes Handgelenk rieb verschwand der Slytherin um die Ecke.
Fluchend ging die Rumtreiberin zurück in den
Gemeinschaftsraum, den sie zum Glück vollkommen leer vorfand. Immer noch über Snape´s Worte nachdenkend ging sie hinauf zum Mädchenschlafsaal und legte sich ins Bett.
Es war schon spät, denn Lily und Becky lagen bereits in ihren Betten und schnarchten zufrieden vor sich hin. Sie hoffte, dass der neue Tag ein besserer werden würde.
Als sie am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen in der Großen Halle erschien bemerkte sie sofort die düstere Stimmung, die dort herrschte.
„Guten Morgen!“ sagte sie betont fröhlich zu den anderen Rumtreibern, unter denen sich eine bedrückende Stimmung breit gemacht hatte.
„Was ist los?“ fragte sie als niemand antwortete. Wortlos schob ihr Remus die Zeitung hin und ihr stockte der Atem, als sie die Schlagzeile las.
„Schließung von Hogwarts?“. Darunter prangte ein Bild ihres Schulleiters und des Zauberministers. „Ist Du-Weißt-Schon-Wer endgültig zur Bedrohung der Schüler von Hogwarts geworden? Immer deutlicher werden die Hinweise auf einen Anschlag auf die berühmte Schule für Zauberei und Hexerei und nachdem der Dunkle Lord in der Nähe des Schlosses gesichtet wurde, werden die Bedenken des Zauberministers immer mehr. Es steht eine Schließung oder zumindest eine vorübergehende Räumung der Schule zur Debatte und auch Gerüchte, wohingegen der Schulleiter Albus Dumbeldore etwas von beträchtlichem Wert für den Dunklen Lord in der Schule verstecken sollte, werden immer wahrscheinlicher. „Wie soll man sich sonst das Interesse an einer Schule für Magie erklären?“ fragen sich auch besorgte Eltern und manche wollen ihre Kinder gar zum eigenen Schutz zu Hause wissen. In den nächsten Tagen wird sich das Schicksal von Hogwarts wohl entscheiden!“
Claire wollte ihren Augen nicht trauen als sie den Artikel gelesen hatte und hatte einen ziemlich sicheren Verdacht, wer hinter dem ganzen stecken könnte.
„Ich bringe ihn um!“ zischte sie und warf einen Blick zum Slytherintisch, konnte Snape allerdings nicht entdecken. Sirius hatte ihr kurzes Selbstgespräch mitbekommen und blickte sie nur traurig an.
„Ich weiß, dass er es war!“ sagte er nur und sah sie an. „Du kannst nicht´s dafür, wir waren einfach alle viel zu blind um zu bemerken, dass er es irgendwann ausplaudern würde und wir wollten nicht wahrhaben, dass er wirklich mit ihm in Kontakt steht.“
Claire nickte nur und sah betreten zu Boden.
„Aber wenn die Schule jetzt nur wegen mir geschlossen wird! Ich könnte es mir nie verzeihen, euch alle in Gefahr gebracht zu haben!“ erwiderte sie und schluckte schwer. „Wir haben alle mit offenen Augen zugesehen und ich habe sie vor allen anderen verschlossen. Es war dumm nichts zu sagen, ich muss sofort zu Dumbeldore!“
Sie war schon im Begriff aufzuspringen als Sirius sie am Ärmel zurückhielt.
„Er ist nicht da.“ sagte er nur und schüttelte sanft den Kopf. „Du solltest ein wenig spazieren gehen und frische Luft schnappen!“ meinte plötzlich jemand in ihrem Rücken. Als sie sich aprubt umdrehte, erkannte sie Snape.
„Falsche Schlange!“ zischte sie ihn nur an. „Wie kannst du es nur wagen? Willst du das alle sterben?“
Sie war ein wenig zu laut gewesen, denn einige der Gryffindors drehten sich irritiert zu ihr um. Wortlos nahm der Slytherin sie am Ärmel und zog sie aus der großen Halle in einen stillen Winkel.
„Ich habe das alles getan, weil es irgendjemand tun musste.“ erwiderte er nur kalt. „Und solltest du deine Dummheit erkennen, so wie ich es mir dachte, dann wird den anderen kein Haar gekrümmt werden. Du musst dich nur entscheiden was du tun willst!“
Die Rumtreiberin funkelte ihn wütend an und war im Begriff, ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen, als sie sich eines besseren besann.
„Und das glaubst du wirklich? Wie naiv bist du eigentlich Snape? Deine Gerissenheit scheint ja mächtig nachzulassen!“ sagte sie nur kühl und wandte sich ab. Sie wollte nicht mehr mit ihm reden, sie hatte schon alle Hände voll damit zu tun, nicht die Beherrschung zu verlieren.
„Du wirst schon noch sehen, was ich davon hatte!“ rief er ihr noch hinterher bevor sie in die Halle verschwunden war.
Claire wusste noch nicht, wann der Schulleiter wieder in Hogwarts sein würde, aber sie hatte sich vorgenommen, sofort zu ihm zu gehen. Sie wollte sich nicht mehr länger verstecken denn sie wusste, dass sie damit vielleicht einige retten können würde….
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