von Pensively
Kapitel 4 – Zeit vergessen
Verteidigte sie ihn? Verteidigte sie Severus Snape? Und wenn ja, was hatte das zu bedeuten? Hatte sie ihn nicht damals auch in Schutz genommen, damals als Harry und Ron glaubten, Snape hätte versucht den Stein der Weisen zu stehlen?
Sie ging durch die Flure, wurde gelegentlich von dem ein oder anderen Gemälde angesprochen und versuchte, das eben Geschehene zu verarbeiten. Was war los mit ihr? Dass Snape nicht sonderlich unglücklich über Rons (?) Missgeschick gewesen war, war Hermine klar. Aber hatte er es wirklich darauf angelegt? Sie konnte Ron plötzlich verstehen. Weswegen sollte Ron nach der Stunde bleiben? Immerhin hatte Ron (ganz im Gegensatz zu Neville und ihr) Snape während der Stunde keinen Grund dazu gegeben. Nun gut, abgesehen von seiner Reaktion auf Snapes Andeutung Richtung Trelawneys Unterricht. Aber Ron hatte bloß leise gelacht. War das ein Grund, jemanden nachsitzen zu lassen?
Aber im Grunde tat all das nichts zur Sache. Ihr Professor war nun einmal extrem subjektiv und ungerecht. Trotzdem. Sie wollte nicht, dass Ron oder sonst jemand so abfällig über ihn sprach. Doch was um alles in der Welt störte sie so daran? Anders als früher, wenn sie ein gutes Wort für Snape eingelegt hatte, fühlte sie sich jetzt beinahe persönlich angegriffen. Woher kam dieses Gefühl? Konnte es tatsächlich sein, dass –
„Granger, können Sie nicht aufpassen?!“, fuhr eine dunkle Stimme sie an. Sie war geradewegs in Professor Snape herein gelaufen, als sie um die Ecke gebogen war.
Er und Professor Dumbledore hatten in dem Gang gestanden und sich unterhalten.
Dumbledore sah Hermine belustigt an. „Miss Granger, wohin des Weges?“, fragte er ruhig und freundlich. Hermine war immer noch vollkommen überrumpelt und stammelte: „Ehm … ich … in die Bibliothek, Sir.“ „Wohin auch sonst?“, murmelte Snape gelangweilt. „Na dann … Tschüss!“, sagte Hermine unsicher und während sie sich zum Gehen abwandte, sah sie noch das Zwinkern Dumbledores.
Durch die Fenster der Bibliothek fiel nur noch das schwaches Licht der winterlichen Abenddämmerung. Hermine hatte sich mit einem überdimensionalen Stapel Bücher über Vampire, deren Verhalten, Vorkommen und Vertreibung an einen der Tische gesetzt. Konzentrieren konnte sie sich jedoch nicht. Sie dachte immerzu an die vergangene Zaubertrankstunde des Tages. Und an Ron.
„Hallo Hermine!“ Hermine schreckte auf. „Harry! Mein Gott, musst du mich so erschrecken?!“ Harry grinste sie belustigt an. „Ich bin schon extra laut hier durch getrampelt, aber du musst eingenickt sein … Darf ich mich zu dir setzten?“ Harry zog sich einen Stuhl heran, ohne Hermines Antwort abzuwarten. „Ich wollte mit dir reden“, sagte er. Hermine blickte ihn erwartungsvoll an. „Also“, setzte er an, „Ich habe mit Snape gesprochen.“ Harry hielt inne. „Ja?!“, forderte Hermine ihn auf, weiter zu reden. „Na ja. Und er hat mich gefragt, was mit dir los war heute. Und er macht sich Sorgen.“ Hatte sie richtig gehört? Professor Snape machte sich Sorgen? Um sie? „Um wen macht er sich Sorgen?“, fragte sie unsicher. Harry sah sie verständnislos an. „Na, um dich natürlich!“ Okay, ganz ruhig Hermine. „Also, was war los?“, fragte Harry noch mal. „Ich … na ja. Ich konnte mich nicht konzentrieren, weil – “ „ – du auf Snape stehst“, beendete Harry den Satz.
„Hermine?!“, hörte sie eine nervöse Stimme. „Hermine, verdammt, wo steckst du?!“
Die Stimme kam immer näher. „Hermine!“ Im nächsten Moment wurde sie an der Schulter gerüttelt. Langsam hob sie den Kopf. Er schmerzte, wahrscheinlich wegen der harten Tischplatte. „Ron?“, fragte sie als sie in sein ungläubiges Gesicht sah. „Ja, Ron! Was ist los mit dir? Hast du mal auf die Uhr geguckt?!“ Er wartete gar nicht ab bis sie antwortete, sondern begann damit, ihre Bücher in ihre Schultasche zu stopfen.
„Ron, warte! Was machst du da? Ich bin hier noch nicht fertig!“, rief Hermine empört. „Hermine! Snape macht uns gleich fertig!“ Snape! Mit einem Schlag wurde Hermine bewusst, dass sie geschlafen hatte. Und zwar viel zu lange. „Scheiße, Ron! Wie viel Uhr ist es?!“ „Fünf nach acht, verdammt!“, rief er und fügte hinzu: „Die passen hier nicht alle rein! Jetzt mach schon, nimm die restlichen Bücher so mit!“
Ron eilte schon voraus, ihre viel zu schwere Schultasche unterm Arm. So schnell wie sie konnte, nahm Hermine die restlichen BĂĽcher unter den Arm und lief ihm hinterher. Richtung Kerker.
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