von Pensively
Kapitel 3 – Auf wessen Seite stehst du?
„ … Tja, und dann hat er irgendwas von einer „Extraeinweisung“ gesagt und hat Neville und mich mehr oder weniger rausgeschmissen.“, beendete Hermine ihre Kurzfassung der Geschehnisse hinter der schweren Kerkertür.
Harry, der ihr kommentarlos zugehört hatte, schwankte zwischen Mitleid und Amüsement. „Was Snape wohl mit ihm angestellt hat? Etwas Schlimmeres als den Tod zu erfahren kann Ron ja nicht passieren.“, meinte Harry zwinkernd.
Hermine seufzte und lehnte sich in ihrem Sessel zurück, versuchte die Anspannung abzulegen. Harry und sie saßen alleine im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Vollkommen leer war es deshalb, weil die anderen einen Ausflug nach Hogsmeade machten. Sie, Harry und Ron hatten beschlossen im Schloss zu bleiben. Sie hatten schon länger nicht mehr in Ruhe zusammen gesessen. Außerdem schneite es seit Tagen ununterbrochen und hier am Kamin war es nun wirklich angenehmer.
„Sag mal, Hermine, was war eigentlich los mit dir? Eben in der Zaubertrankstunde meine ich. Also ich will nicht sagen, dass du irgendwie ... na ja, nicht ganz dabei warst, aber … das hattest du noch nie. Glaube ich.“, bemerkte Harry vorsichtig.
„Ja, ich weiß auch nicht. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los war.“ Dann trat kurzes Schweigen ein. „Du würdest es mir sagen, wenn du Probleme hast, oder Hermine?“
Hermine sah Harry direkt an: „Ja, Harry. Würde ich. Mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut.“ Sie lächelte ihn an und nickte zur Bekräftigung ihrer Worte. „Okay“, sagte Harry. Dann trat erneut Stille ein. Nur das Knistern des Kaminfeuers war zu hören. Hermine hing ihren Gedanken nach. War wirklich alles in Ordnung mit ihr?
„Ich freue mich auf die Weihnachtsferien“, grinste Harry. „Jaah“, sagte Hermine lahm, „Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Hast du schon mit dem Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste angefangen?“, meinte Hermine und war schon dabei, ihre Bücher, Pergament, Feder und Tinte aus ihrer Schultasche zu kramen. „Oh Hermine. Ich hatte das gerade so schön verdrängt“, stöhnte Harry und schloss die Augen. „Es hilft alles nichts, Harry“, lachte sie, „Ich jedenfalls fange jetzt an. Außerdem sind Vampire doch spannend, oder nicht?“ Harry überging die Frage und hielt die Augen geschlossen. Hermine begann damit, in ihren Büchern herum zu blättern, um sich einen Überblick zu verschaffen.
„Du, Harry?“, fragte Hermine. „Hm?“ „Meinst du, wir sollten die Fledermaustheorie auch mit einbeziehen oder wird das zu ausschweifend? … Harry!“, fügte sie hinzu als dieser nicht reagierte. „Was denn?“, fragte Harry entnervt und öffnete die Augen.
„Bist du etwa eingenickt?“, gluckste Hermine, „Ich wollte lediglich wissen, ob du glaubst, dass - “
Im nächsten Moment schwang die Tür zum Gemeinschaftsraum auf und Ron platze herein. Sein Gesicht wirkte vor Wut beinahe wie versteinert. Als er Harry und Hermine erblickte, steuerte er auf sie zu und warf dabei einen Stuhl um, der ihm im Weg stand, achtete nicht weiter darauf, sondern meinte wutentbrannt: „Hermine, rate mal, was meine Extraeinweisung ist!“ (Das Wort „Extraeinweisung“ betonte er dabei übertrieben stark.) Er wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern ließ sich neben Harry auf das Sofa fallen und fuhr fort: „Ich soll in den nächsten drei Wochen, bis zu den Weihnachtsferien, nachsitzen! Jeden Abend! In Snapes Büro!“ Ron sah dabei so entsetzt aus, dass Harry einfach nicht anders konnte als laut loszuprusten. „Mann, Harry! Das ist nicht lustig! Hermine hat dir sicher schon alles erzählt?!“, murrte Ron.
„Ja, das hat sie allerdings“, gluckste Harry, nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte.
„Na, dann weißt du ja sicher auch, dass Snape es voll darauf angelegt hat, dass ich nachsitzen muss!“ „Was auch sonst?!“, grinste Harry. „Ne, Alter, mal im Ernst! Der hat meinen Trank mit voller Absicht fallen gelassen!“ „Wie?“, fragte Harry verdutzt, „Er hat deine Probe fallen gelassen?“ „Er hat sie nicht fallen gelassen!“, mischte sich Hermine ein. Ron sah sie ungläubig an. „Klar hat er das! Du hast es doch gesehen!“
„Na ja, nicht so richtig. Aber er hat sie nicht fallen gelassen.“, meinte Hermine.
„Ja, vielleicht nicht fallen gelassen, aber er hat seine Hand weg gezogen! Und zwar absichtlich!“, protestierte Ron. „Ich glaube nicht, dass Professor Snape das tun würde. Wieso sollte er?“, fragte Hermine, jetzt schon etwas gereizter. „Wieso? Weil er ein Arschloch ist, deshalb!“ Harry schaute ungläubig von Hermine zu Ron und wieder zurück. „Leute, jetzt beruhigt euch mal!“ Weder Hermine noch Ron achtete auf ihn. „Du solltest nicht so über ihn sprechen, Ron“, meinte Hermine. „Wie bitte?! Entschuldige mal, ich will ja nicht sagen, dass Neville und du, dass ihr das Nachsitzen verdient hättet. Aber ich auf jeden Fall nicht! Und ich darf jetzt sogar drei Wochen lang nachsitzen inklusive heute Abend!“ „Ja, aber du hättest das nicht sagen sollen. Das mit dem Schüler schikanieren. Was erwartest du? Dass Snape dir dafür ‚ne Packung Schokofrösche schenkt?“, wandte Hermine ein. „Aber nur weil er meinen Trank fallen gelassen hat!“ „Er hat ihn nicht fallen gelassen!“ „Sag mal, Hermine, auf wessen Seite stehst du eigentlich? “, rief Ron empört, „Verteidigst du diesen schlecht gelaunten Fiesling etwa?“ Hermine sah auf. „Ich verteidige Professor Snape nicht!“ Oder tat sie es doch? Nein, sie war bloß objektiv. Snape hatte Rons Phiole ganz sicher nicht zerbrechen wollen.
„Habt ihr’s jetzt?“, fragte Harry halb entsetzt, halb belustigt. Hermine stand kommentarlos auf, packte ihre Sachen zurück in ihre Tasche und ging Richtung Tür.
„Wo gehst du hin?“, fragte Ron mit einer Mischung aus Vorwurf und Überraschung in der Stimme. „In die Bibliothek. Du solltest dich vielleicht auf mal an deinen Aufsatz setzen.“, entgegnete sie und stieg nach draußen.
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