von Pensively
Kapitel 2 – Extraeinweisung
„Granger!“ Er sprach ihren Namen bedrohlich ruhig. „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten: Sie befinden sich in meinem und nicht in Professor Trelawneys Unterricht, wo sie herumträumen können!“
Neben sich vernahm Hermine ein unterdrücktes Glucksen. „Weasley!“ Ron zuckte kaum merklich zusammen. “Professor?“ „Sie finden das wohl besonders lustig – “
„Professor, ich – “ „Unterbrechen Sie mich nicht.“, entgegnete Snape scharf und betonte dabei jede einzelne Silbe. „Sie beide, nach der Stunde zu mir. Und Miss Granger: Ich rate Ihnen, versuchen Sie das Beste aus Ihrem ohnehin schon missratenem Trank zu machen oder Sie werden es bereuen.“
Aus einer der hintersten Reihen ertönte das schäbige Lachen von Draco Malfoy, doch davon bekam Hermine nichts mit. Was war bloß los mit ihr? Diese Stunde war die erste, in der sie von einem Lehrer ermahnt werden musste. Und genau das war heute schon ganze zweimal geschehen! Seufzend machte sie sich daran, eine Probe ihres Gebräus in eine Phiole abzufüllen.
„Hermine, alles in Ordnung?“, fragte Harry, der gerade aufgestanden war, um sich ebenfalls ein Gefäß für seine Probe zu holen und jetzt einen Moment vor Hermine Halt machte. „Potter! Führen Sie Ihre pubertären Gespräche gefälligst nach meinem Unterricht!“ Harry warf Hermine noch einen letzten besorgten Blick zu, bevor er vorüber ging.
Hermine verkorkte ihre Probe und machte sich als eine der letzten daran, ihren Arbeitsplatz zu säubern. Eigentlich war sie fast immer die letzte, die mit ihrem Trank fertig wurde. Nicht etwa, weil sie nicht zurecht kam, sondern weil sie mit äußerster Sorgfalt vorzugehen gedachte. Doch heute hatte ihr das nicht viel genützt. Mit einer Mischung aus Enttäuschung, Wut und vielleicht auch etwas Überraschung darüber, dass sie es tatsächlich vermasselt hatte, betrachtete sie die dünnflüssige Substanz in ihrer Phiole, die nicht silbrig war, wie sie eigentlich sein musste, sondern ein hässliches graublau annahm.
Ron, Hermine und Harry gaben ihre Proben als letzte ab und Harry flüsterte leise „Sehen uns draußen“ und ging von dannen.
„Longbottom!“, rief Snape scharf, sah dabei aber immer noch Ron und Hermine an, die ihm ihre Phiolen entgegen hielten. Sie blickten Richtung Kerkertür, wo Neville gerade versuchte sich unauffällig an Harry vorbei zu quetschen. „Hier hin!“
Neville fuhr zusammen, drehte sich ungeschickt um, wobei er Harry und ein Slytherin-Mädchen anstieß, das beinahe das Gleichgewicht verlor, und schlurfte mit hängenden Schultern und gesenktem Blick zurück.
„Nur weil Sie für die heutige Stunde nichts vorzuweisen haben“, sagte Snape spöttisch und beobachtete den Jungen, dessen Haar so zerzaust war wie seine Krawatte schief, „heißt das nicht, dass Sie sich einfach so verdünnisieren können!“
Dann trat eine unangenehme Stille ein und Snape nahm Hermines Phiole entgegen, entkorkte sie und untersuchte das Gemisch darin kurz.
„Sie hatten auch schon mal bessere Zeiten, Miss Granger“, kommentierte er mit hochgezogener Augenbraue. „Ja, Sir“, murmelte sie beschämt und senkte den Blick.
„Heute Abend werden Sie sich hierher begeben und das Ganze noch einmal zubereiten und ich hoffe für Sie, dass Sie dann Ihre Gedanken geordnet haben!“
„Ja, Sir.“
„Nun zu Ihnen, Weasley.“ Snape streckte seine Hand nach Rons Phiole aus, Ron ließ diese los und sie zerbrach auf Snapes Pult und die darin enthaltene Substanz umfloss die Scherben. Entsetzt starrte Ron auf das Dilemma. „So ein Unglück. Nicht, Longbottom?!“, bemerkte Snape sarkastisch, jede einzelne Silbe betonend und Hermine war sich nicht ganz sicher, ob Snape absichtlich die Hand weggezogen hatte oder ob wirklich alles nur ein Unglück war. „Ich fürchte, Sie werden Ihrer Leidengenossin heute Abend Gesellschaft leisten. Schließlich habe ich sonst nichts, was ich bewerten könnte. Sie übrigens auch, Longbottom!“
„Ja, Sir“, antwortete Neville eingeschüchtert. Ron stand immer noch wie angewurzelt da. „Weasley?“ Severus Snape sah Ron spöttisch an und wartete auf eine Antwort.
Ron sah aus als würde er jeden Moment explodieren und Hermine wandte schnell den Blick ab, so als könne sie damit das Schlimmste verhindern.
Dann hörte Sie jemanden sagen: „Haben Sie eigentlich nichts besseres zu tun als Ihre Schüler zu schikanieren?“
Hermine sah zurück zu Ron. Das konnte doch unmöglich von ihm gekommen sein?
Sie blickte nervös zu Snape, dessen Mine vollkommen unbewegt war. Dann zischte er hart: „Ich fürchte, Mr Weasley benötigt eine Extraeinweisung. Granger, Longbottom? Heute Abend um acht hier. Und jetzt raus.“
Neville bewegte sich so schnell Richtung Tür wie der Anstand es ihm erlaubte, während Hermine noch einen letzten, besorgten Blick auf Ron warf, der den Professor wütend ansah.
Dann fiel die schwere HolztĂĽr hinter ihnen in Schloss.
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