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Fanfiction

To Be Alive - Lilys neues Leben - Blue Moon

von MIR

Das Kapitel ist wieder etwas länger geworden, aber ich möchte es nicht teilen, da ich immer noch nicht so weit gekommen bin, wie ich eigentlich wollte.
Trotzdem ist jetzt endgültig der POINT OF NO RETURN erreicht. Wer dieses Kapitel liest (für das mich einige hassen werden), sollte auch bis zum Ende dabeibleiben, denn ich möchte nicht, dass ihr die FF so in Erinnerung behaltet.
Rekommis sind HIER

"Blue Moon" nennt man übrigens den 2. Vollmond innerhalb eines Kalendermonates (was ja nur selten vorkommt). "Blue" steht im Englischen außerdem für Trauriges.


***

Nachdem der Besucher gegangen war, verlieĂź auch Minerva umgehend den Raum.
„Es ist meine Schuld“, sagte Albus, „ich war unvorsichtig. Der Orden hätte unter allen Umständen eine Geheimorganisation bleiben müssen. Das Ministerium hätte niemals Einzelheiten erfahren dürfen. Sie haben die Presse in der Hand.“
„Wer hätte denn gedacht, dass unsere Feinde dort lauern? Sie sind doch gegen Voldemort. Alle haben gejubelt, als er letztes Jahr besiegt wurde“, erwiderte Lily. „Wieso geht es wieder los? Wieso legen sie so viel Wert darauf uns zu schaden? Das kann doch nicht nur an der Skeeter liegen.“
„Das Ministerium verschließt die Augen und genau deshalb schaffen es Voldemorts Anhänger dort wieder Einzug zu halten.“
„Wie können die Leute nur … nach allem, was war! Stehen die alle unter Imperius?“
„Das ist gar nicht nötig. Einige vermutlich schon. Doch ihr habt es an unsrem werten Gast, der uns soeben verließ, gesehen. Mal ist es Angst, mal Bequemlichkeit, mal Verblendung, die dem Übel Vorschub leisten.“

Beim Abendessen erschien Minerva wieder, einen triumphierenden Ausdruck im Gesicht.
„Hattest du Erfolg?“, fragte Lily sie später.
„Teils. Die Geister wollen nicht, dass der Schulleiter geht. Deshalb hat Lady Helena mir anvertraut, wie unser lieber Baron sich damit gebrüstet hat, dass das Diadem wieder in Hogwarts ist. Vermutlich weiß er auch, wo.“
„Baron? Welcher Baron … du meinst doch nicht … den Slytherin-Geist? Was kümmert ihn das Diadem Ravenclaws?“
„Er hat einst Lady Rowena Ravenclaw, der Gründerin versprochen, es zusammen mit ihrer Tochter Helena zurückzubringen. Dieses Versprechen hat er, was das Diadem anbelangt, erfüllt. Wenn auch nicht persönlich, so war es doch ein Schüler seines Hauses, der es von Albanien nach Hause brachte.“
„Ich verstehe es immer noch nicht? Warum hat ihn das interessiert?“
„Er liebte Lady Helena mit glühendem Herzen. Doch als er sie nicht haben konnte, wurde er rasend vor Eifersucht und ermordete sie.“
„Meine Güte“, sagte Lily, „das klingt ja schauerlich. Zum Glück gibt es Slytherins, die seinem Beispiel nicht gefolgt sind!“ Sie warf einen Seitenblick auf Severus, der nichts sagte, aber seine Augenbrauen vielsagend nach oben zog.
„Der Baron büßt seitdem seine Tat als Untoter. Er ist voller Reue.“
„Na wenigstens etwas. Hoffentlich ist seine Reue so groß, dass er sich herablässt, uns behilflich zu sein. Auch wenn er im Allgemeinen nicht die Freundlichkeit in Person ist.“
Zwei Augenpaare sahen nun Severus herausfordernd an.
„Oh nein!“, erwiderte dieser. „Das ist nicht euer Ernst. Ich hatte schon die Ehre eines Gespräches mit Miss Myrte Manderson. Damit habe ich meine Pflicht mehr als erfüllt! Ich verfüge über hervorragende Kenntnisse in Zaubertränken, kenne viele Geheimnisse der Dunklen Künste und bin begabt in Okklumentik. Gespenster-Smalltalk befindet sich jedoch nicht unter meinem Interessensgebieten!“
Es half nicht. Die Frauen waren einer Meinung und als Albus davon erfuhr, unterstützte er den Vorschlag. Natürlich wusste Severus, was auf dem Spiel stand und versuchte es, doch der Blutige Baron schien ebenfalls kein Freund von vertraulichen Gesprächen zu sein. Bis Weihnachten gab er Severus keine Chance.

Es wurde diesmal ein trauriges Fest.
Noch waren sie in Hogwarts, noch bot das Schloss eine sichere Zuflucht – doch diese Tage schienen gezählt. Noch hatte Lily ihre kleine, neue Familie um sich – doch wie lange würden Severus und sie im Kampf gegen Voldemort überleben, wenn sie nicht bald etwas erreichten? Und vor allem – wie würde es mit Harry weitergehen? Über seinem Leben schwebte ein dunkler Schatten. Das Grauen, das sich außerhalb von Hogwarts zusammenbraute, konnte nur dann wirklich gestoppt werden, wenn der Horkrux in Harry vernichtet wurde – und dazu musste das „Gefäß“ des Horkruxes zerstört werden …
Und dann waren da noch die Gedanken an das letzte Jahr – das unbeschwerte Fest mit Marius, Sirius und Remus, auch wenn damals die Trauer um James noch sehr geschmerzt hatte. Jetzt war keiner der drei mehr da. Remus lebte noch, aber seine Mission wurde mehr und mehr zu einem Selbstmordkommando. Marius und Sirius waren beide von Walburga Black ermordet worden. Lily hasste diese Frau fast genauso wie Voldemort und gönnte ihr ihr grausames Ende. Die Sabberhexe hatte mindestens vier nahe Angehörige kaltblütig beseitigt, darunter ein unschuldiges Baby!
Das letzte Weihnachtsgeschenk von Sirius, den Zwei-Wege-Spiegel, hatte Lily inzwischen versteckt. Sie hatte es nicht mehr ertragen können, wie Harry sich immer wieder vorstellte, „Kontakt“ zu Sirius aufzunehmen. Dieses ständige „Telefonieren“ mit dem Jenseits konnte einfach nicht gut für die Entwicklung eines Kleinkindes sein. Der Spiegel musste die Ursache dafür sein, dass Harry den Abschied von Sirius so viel schwerer begreifen konnte, als den von James. Besonders gruselig fand Lily es, wenn Harry anfing auch über Regulus zu reden. Sie war sich sicher, dass ihr Sohn Sirius' Bruder nie kennen gelernt hatte. Vielleicht war doch nicht alles Phantasie – wahrscheinlich war der Spiegel so verzaubert, dass er sich nach dem Tod von Sirius wie ein sprechendes Portrait verhielt.

Als sie das festliche Weihnachtsessen in der Großen Halle zu sich nahmen, musste Lily an ihre eigenen kläglichen Festmenü-Versuche von damals denken und an das fröhliche Versprechen von Marius, im nächsten Jahr zu kochen. Das reichte, um keinen Bissen mehr herunter zu bringen. Harry dagegen verschlang gut gelaunt so ziemlich alles, was die Tafel bot, und lachte über ein paar Späße von Albus.
Severus legte seinen Arm um Lily. Er wusste genau, wie es ihr ging.
„Was hast du eigentlich letztes Jahr an Weihnachten gemacht?“, fragte sie.
„Nicht viel“, brummte er, „Mich verkrochen, mich bemitleidet, mir gewünscht, dich irgendwie aus den Fängen von Black und Lupin zu lösen und aus diesem Muggelzirkus … gleichzeitig habe ich nie zu hoffen gewagt, dass du mich wirklich lieben könntest – mit meiner ganzen Vergangenheit. Die Wünsche sind in Erfüllung gegangen, doch wenn ich geahnt hätte, um welchem Preis ...“ Er stockte. „Nein. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich mir dann gewünscht hätte … ich habe damals nicht so gedacht wie heute. Ich wollte dich einfach nur für mich haben … egal, was kommt. Egal, was es kostet.“
„Mach dich nicht schlechter als du bist. Oder warum warst du wenig später bereit, ohne mich zu den Todessern zu gehen, um IHN zu stoppen? Oder warum hast du Albus ein paar Monate zuvor gebeten, mich zusammen mit James zu beschützen? So hättest du doch nie etwas von mir gehabt.“
„Das war allein sein Vorschlag … ich hatte keine Wahl.“
„Doch. Du hättest zulassen können, dass ich sterbe. Aber du wolltest lieber, dass ich lebe – zusammen mit James – und dich weiterhin hasse. Klingt nicht wie jemand, der einfach nur ,haben' will, klingt mehr wie jemand, der wirklich liebt... Du warst bereit ,alles' zu geben.“
„Albus hätte dir diese Erinnerung niemals zeigen dürfen!“, blaffte Severus. „Ich habe ihm das niemals erlaubt!“
„Ich bin froh, dass er es getan hat. Glaub mir.“
Severus grummelte vor sich hin.

„Wie geht’s 'n jetzt eigentlich weiter?“, warf Hagrid in die Runde, als nur noch die fünf Ordensmitglieder zusammensaßen.. „Soll'n wir alle geh'n? Sind ja alle im Artikel nich so gut weggekommen... Da wer'n die Kinners aber traurig sein!“
„In der Tat wird die neue Direktorin euch eher ungnädig behandeln. Und … Hogwarts ist kein sicherer Platz mehr für euch, wenn ich nicht mehr Schulleiter bin. Ich kann nicht für meine Nachfolgerin garantieren. Auch ohne Todesserin zu sein, kann sie Personen hier Zutritt gewähren, die euch nicht wohlgesonnen sind.“
„Ich möchte trotzdem bleiben“, sagte Lily. „Solange sie mich lässt, werde ich unterrichten. Wir dürfen die Schule und die Schüler nicht aufgeben. Wir können sie doch nicht Lehrern überlassen, die dem Ministerium nach dem Mund reden … oder sogar Voldemort.“
„Werd' auch bleiben, solange die neue Ma'am mich nicht rausschmeißt. Kann ja nich alle meine kleinen Tierlein hier allein lassen. Die Neue soll erst ma' wagen, sich mit'm gewalttätigen Riesen anzulegen!“
„Da ich im Tagespropheten bisher verschont wurde, habe ich wohl die größte Chance weiter zu unterrichten“, mischte sich nun Minerva ein. „Doch falls ihr gehen müsst … ihr wisst ja, es gibt ein gutes Versteck für Leute, die in Hogwarts sein wollen, ohne gefunden zu werden.“
„Du meinst … du kennst ...“, fragte Lily verblüfft.
„Aber sicher. Ich glaube, Albus ist der Einzige hier, der ihn niemals brauchte. Aber jetzt ist es an der Zeit, diesen Raum zu nutzen.“

***

Knapp eine Woche später war Vollmond – ein Blue Moon im Dezember.
Lily hatte das Gefühl, als dringe der Himmelskörper heute ungewöhnlich hell in ihr Schlafzimmer ein. Sie konnte nicht schlafen, was aber auch daran lag, dass ihre Gedanken immer wieder zu Remus wanderten. Heute war seine erste Verwandlung seit dem verhängnisvollen Zeitungsartikel.
Sie hatte Angst.

Als Albus sie und Severus am nächsten Morgen zu sich rief, war sie sich sicher, dass es schlechte Nachrichten über Remus geben musste.
Als sie den Noch-Schulleiter wie ein Häufchen Elend zusammengesunken in seinem Sessel sitzen sah, verstärkten sich ihre Befürchtungen noch. Ihr Herz raste und sie hoffte mit jeder Faser, dass ihre Ahnungen einfach falsch waren, dass Albus nur ein paar organisatorische Dinge zum Verlassen der Schule zu besprechen hatte. Doch sie konnte es nicht lassen, sofort leise zu fragen: „Remus?“
Albus sah auf. Dann nickte er langsam.

Lilys Schrei war lautlos. Sie schlug die Hände vor's Gesicht und vergrub ihr Gesicht in den Armen von Severus. Sie konnte lange Zeit nichts sagen. Wie ein Film zogen all die glücklichen und traurigen Zeiten, die sie mit Remus erlebt hatte, vorbei. Immer war er ein treuer Freund gewesen. Unzählige Male hatte er ihr geholfen und sie hatte ihn wirklich gern gehabt. Beim letzten Gespräch, das sie geführt hatten, hatte er ihr den Rat gegeben, sich wieder mit Severus zu versöhnen. Für sich selbst hatte er nie auf eine große Liebe gehofft, dabei war er der liebenswürdigste Mensch auf Erden. Sogar die kleine Nymphadora hatte das erkannt … jeder hatte das erkannt. Und für James und Sirius war er ebenfalls der beste Freund gewesen. Sirius … Hatte Remus überhaupt jemals erfahren, was mit Sirius passiert war…?
Das Erste, was sie nach langer Zeit wieder herausbrachte, war: „Wenigstens können wir ihn beerdigen. Nicht wie bei Sirius, dessen niederträchtige Mutter sogar ...“
Sie sah, wie Albus nun mit einer langsamen Bewegung den Kopf schĂĽttelte.
„Nicht?“, fragte sie entsetzt. „haben sie seine Leiche auch schwarzmagisch zerstört?“
„Schlimmer“, erwiderte Albus kaum hörbar, „es waren Werwölfe, die ihn heute Nacht getötet haben. Sie haben irgendwie erfahren, dass er zum Orden gehört – wahrscheinlich durch den Zeitungsartikel. Für sie war er ein Verräter.“
„Haben sie …. die Leiche … zerfetzt und dann … die Teile ...“ Lily konnte nicht mehr weitersprechen. Ihr fiel ein, was Severus einmal geschildert hatte – der Vorgang konnte sogar noch weitaus grausamer gewesen sein.
„Nein“, sagte Albus, „seine Leiche ist nahezu unversehrt. Sie ist inzwischen irgendwie in die Hände des Ministeriums gelangt. Aber, Lily, er wurde heute Nacht getötet, das heißt, er ist als Werwolf gestorben. Seine Leiche ist verwandelt.“
„Aber jetzt ist die Nacht doch vorbei. Der Mond scheint nicht mehr. Und das Ministerium wird uns die Leiche ja wohl geben. Sie können doch nichts dagegen haben, wenn wir einen Freund beerdigen, selbst wenn sie ein paar Vorbehalte gegen den Orden haben.“
„Ein Körper, der tot ist, ist tot, Lily. Da verwandelt sich nichts mehr. Das Ministerium verbucht den Tod eines Werwolfes als ,Erfolg' für sich auf der Jagd gegen die Dunklen Mächte.“
Lily starrte ihn an.
Albus fuhr fort: „Es wird eine Feier geben, aber das wird keine Trauerfeier sein. Die Beseitigung des ,Kadavers' wird öffentlich zelebriert werden. Welcher Mensch in dem Körper steckte, interessiert nicht.“
„Gibt es eigentlich nur Hohlköpfe im Ministerium?“, grunzte Severus, „Bei den Todessern ist man wenigstens hin und wieder auf jemanden mit Gehirn gestoßen. Der Dunkle Lord selbst ist sogar ausgesprochen brilliant.“
„Was willst du denn jetzt damit sagen?“, fragte Lily erschrocken.
„Nichts. Ich meine nur, dass die Leute dort wenigstens für ihre Ziele eintreten. Im Ministerium scheint keiner zu wissen, was er will. Sie hängen ihr Fähnlein in den Wind und kaum beginnt der Dunkle Lord neue Macht zu gewinnen, vergessen sie, dass sie eigentlich gegen ihn sind.“

„Aber sie können doch nicht so grausam sein, dass sie Remus das antun! Das kann einfach nicht sein!“ Jetzt begann Lily zu schreien. „Ich glaub es nicht, dass sie so weit gehen! Ich will es gar nicht glauben!“
Wieder einmal kamen Tränen, doch sie wischte sie ärgerlich ab und versuchte sich zu fangen.„Wissen die Tonks' es schon? Nymphadora wird ziemlich traurig sein. Sie hat Remus so sehr gemocht. Vielleicht sollte ich es ihnen selbst sagen. Eigentlich wollte ich sie an den Feiertagen besuchen, aber ...“
„Lily, vorher solltest du wissen, dass Andromeda Tonks mir einen leicht – sagen wir – ,ungehaltenen' Brief geschickt hat, nachdem sie von Remus' Natur erfuhr. Sie äußerte sich abfällig über jeden, der Bescheid wusste, ohne sie zu warnen, und betonte besonders wie unkorrekt sie es von dir als Lehrerin fand, ihre Tochter zum Umgang mit Remus zu ermutigen.“
„Andromeda? Aber … aber Andromeda ist doch auf unserer Seite … sie … ich dachte, wir sind befreundet ...“
„Es ist ein Unterschied, Lily, ob man gegen Voldemort ist, ob man Muggelgeborene achtet oder ob man einen Werwolf als Menschen akzeptiert. Es war ein Schock für sie. Gib ihr einfach etwas Zeit, sie weiß, dass Remus nicht böse war. Sie wird sich an den Gedanken gewöhnen. Sein Tod wird auch für sie ein schwerer Schlag sein.“

„Es ist alles so schrecklich! Wir müssen Voldemort stoppen! Kann dein Spion nicht endlich versuchen, den Stein an sich zu bringen? Es muss doch mal weitergehen!“
„Erst das Diadem, Lily, bevor wir eine Enttarnung riskieren können. Außerdem ist da noch ...“
„ … Harry“, vollendete Lily den Satz und setzte gleich hinzu: „Niemals!“

***

Ein Tumult entstand vor der Tür und schließlich trat Minerva in Begleitung einer Frau ein, die es offensichtlich nicht für nötig hielt anzuklopfen. Sie war ganz in Pink gekleidet, doch Lily fand, Giftgrün hätte besser gepasst, denn das Gesicht wirkte wie das einer Kröte. Sie wusste sofort, wo sie die Frau schon einmal gesehen hatte: Auf James' Beerdigung – und schon war auch die Erinnerung an Remus wieder da.


„Chrm, chrm! Eigentlich war ich der Ansicht, mein Büro nun in Besitz nehmen zu können …“
„Nun, soweit ich informiert bin, war der Jahreswechsel ausgemacht“, entgegnete Albus höflich. Es ist Silvester, Madam Umbridge.“
„In Zukunft möchte ich mit Professor angesprochen werden. Ein Titel, der Ihnen bald nicht mehr zusteht, Mister Dumbledore. Es ist 11.34 Uhr. Darf ich davon ausgehen, dass der Raum in 12 Stunden und 26 Minuten komplett geräumt ist?“
„Es wird mir ein Vergnügen sein, Madam Umbridge“, erwiderte Albus. „Ich muss jedoch darauf bestehen, dass Sie sich bis dahin von hier fernhalten. Minerva wird sie hinausbegleiten und zum Apparierpunkt bringen. Oder ziehen Sie den Fahrenden Ritter vor?“
„Ich hatte eigentlich nicht vor ...“
„Damit ist wohl alles gesagt. Auf Wiedersehen!“
„Ich möchte schon einmal darauf hinweisen, dass ich die Lehrerposten ...“
„Das können Sie dann ausführlich besprechen, wenn es soweit ist, Madam. Zurzeit bin ich der Schulleiter und ich wüsste nicht, was es am Lehrkörper zu rütteln gibt.“
„Noch zwölf Stunden und 22 Minuten!“, gab die Besucherin pikiert zurück.
„Nun, was zählt ist die Gegenwart, nicht wahr? Nur sie ist real!“
„Das wird Ihnen noch leid tun, Dumbledore! Hätten Sie mich hier empfangen, wie es sich gehört, hätte ich mit großmütigem Herzen über so einige Unkorrektheiten hinweggesehen, aber so sehe ich mich gezwungen, schärfste Maßnahmen zu ergreifen. Und auch wenn Sie es nicht hören wollen ...“ Jetzt wanderte ihr Blick zu Lily und Severus, „... sollten sie sich schon einmal an den Gedanken gewöhnen, dass es in meinem Personalstab keine Todesser und deren Ehepartner geben wird.“
„Wie schön, dann sind wir ja doch einer Meinung“, wandte Dumbledore ein. „Auch mir war dieses Kriterium immer sehr wichtig.“
Ohne darauf einzugehen, fuhr Umbridge fort: „Leider ist es sehr schwer, in der Kürze der Zeit geeignete Lehrende zu finden. Mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als neben meinem Amt als Schulleiterin noch selbst Unterricht zu erteilen. Zumindest vorübergehend. Langfristig habe ich das Ministerium gebeten, mir Auroren zur Verfügung zu stellen. Zur Zeit gibt es ohnehin wenig für sie zu tun und sie alle verfügen über hervorragende Kenntnisse in Verteidigung, Verwandlung, Zaubertränke und Zauberkunst, geben also ausgezeichnete Lehrer ab. Der Auror Shacklebolt hat bereits zugesagt. Er wird ...“
„Shacklebolt?“, brach es aus Lily hervor. Sie war total überrascht. Wusste Umbridge nicht, dass er auch Ordensmitglied war? „Kingsley Shacklebolt? Der Kingsley Shacklebolt?“
„Sie sind überrascht? Verständlich. Auch ich habe im ersten Moment gezweifelt, doch er ist Reinblüter. Ich habe mich einfach gezwungen, daran zu denken, dass reines Blut doch wichtiger ist als eine reine Hautfarbe. Der innere Schmutz ist es, der Verderben bringt – nicht der äußere … Und so wird unsere Schule in Zukunft ein Tempel der Toleranz sein, in dem Menschen jeglicher Hautfarbe friedlich beieinander wohnen.“
Während Lily sprachlos war, antwortete Albus freundlich: „Nun ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, dass Sie Hogwarts in etwas verwandeln werden, das es vorher nicht war – ob es dabei aber ein ,Tempel der Toleranz' bleiben wird, wird sich erweisen.“

***
Gegen 23.50 Uhr begann Dumbledore sein Büro zu räumen. Fast alle Gegenstände ließ er in den Raum der Wünsche wandern, zum Schluss waren nur die Schulleiter-Gemälde und der sprechende Hut übrig. Kalt und nackt wirkte nun der Raum, der auf seine neue Besitzerin wartete. Gegen 23.54 Uhr verließ Dumbledore endgültig das Büro über die Wendeltreppe, flüsterte dem Wasserspeier noch ein paar Instruktionen zu und schlug den Weg Richtung Raum der Wünsche ein.

Dort versammelte sich die kleine Gruppe der Hogwartsordensmitglieder. Lily und Severus hatten bereits einen Bereich des Raumes als ständige Bleibe eingerichtet für ihre kleine Familie eingerichtet, auch Albus hatte seine Wohnräume auf Dauer verlassen. Hagrid dagegen war nicht bereit, seine Hütte zu räumen und auch Minerva sah vorläufig noch keinen Grund umzuziehen.

Harry träumte friedlich vor sich hin, doch den fünf Erwachsenen war weder nach Schlafen noch nach Feiern zumute, wenn sie an das kommende Jahr dachten. Schon die Verluste des letzten Jahres waren unerträglich, vor allem der noch frische Verlust von Remus schmerzte.

Es war Minerva, die damit anfing, als es Mitternacht schlug. Sie zündete eine Kerze an. „Für Remus Lupin, einen der mutigsten Schüler meines Hauses“, sagte sie leise. Die anderen sahen sie an und nickten. Es tat gut, es auszusprechen.
Severus stellte eine zweite Kerze dazu. „Meine Schwester“, war alles, was er herausbrachte.
„Nicolas Flamel“, ergänzte Albus traurig, als er die dritte Kerze aufstellte.
Lily konnte sich kaum entscheiden, jeder Schmerz schien größer als der andere. Schließlich zündete sie die vierte Kerze an, mit den Worten „Marius Black … Connery – er hat alles für uns gegeben, dabei war er ... er kannte uns doch kaum!“
„Und natürlich Sirius Black … war immer so'n feiner Kerl. Hab ihn gern gehabt, genauso wie ihr alle, glaub ich“, erklärte Hagrid, „und er wollte doch bloß sein' kleines Kindchen retten!“ Fünf Kerzen standen jetzt in der Mitte.
„Ich denke, das Baby und seine Mutter verdienen ebenfalls eine Kerze. Auch Cassandra Macmillan war eine Schülerin von mir“, ergänzte Minerva und fügte zwei weitere Kerzen hinzu.
Jetzt raffte Lily sich auf: „Vernon Dursley hätte nicht sterben müssen, wenn er nicht mit mir verwandt gewesen wäre. Für meine Schwester ist es sehr schwer.“
An zwei der Muggelgeborenen im Bus hatte Hagrid besonders intensive Erinnerungen, fĂĽr die anderen zĂĽndeten Albus und Minerva je eine Kerze an. Lily kannte alle vier nicht, sie waren lange vor ihr in Hogwarts gewesen.
Perenelle Flamel bekam ebenfalls eine Kerze.
„Ich glaube, niemand hier kann nachempfinden, was es bedeutet, wenn Voldemort einem die Freiheit raubt, indem er sich im Hinterkopf einnistet und einen Menschen bedingungslos kontrolliert. Trotz all seiner unrühmlichen Taten möchte ich ein Licht anzünden für … Lucius Malfoy.“ Keiner widersprach, als Severus eine weitere Kerze dazustellte.
Lily nahm nun all ihren Mut zusammen und wisperte „Tim“. Verständnislos starrten die anderen auf die 15. Kerze und so fügte Lily hinzu: „Ich war es, die sein Leben auslöschte.“ Eine gruselige Ahnung, wer sich hinter dem Namen „Tim“ verbarg, machte sich breit, doch alle ließen Lily gewähren, der die Tat sichtlich zusetzte.
Noch zwei weitere Tode hatte es in diesem Jahr gegeben, die im Zusammenhang mit Voldemorts Wiedererstarken standen, doch keiner der FĂĽnf konnte auch nur einen Hauch von Trauer ĂĽber das Ableben von Walburga und Pollux Black empfinden.

Was wĂĽrde das neue Jahr bringen? So, wie die Situation jetzt war, konnte es nur noch schlimmer werden. Trotzdem es gab immer noch Hoffnung darauf, Voldemort zu stoppen, bevor weitere Tote dazu kamen.

Eine Hoffnung, die schneller als eine Seifenblase zerplatzte, als wenige Minuten später ein silberner Widder in ihrer kleinen Versammlung auftauchte – der Patronus von Moody: „Es geht wieder los. Anscheinend fühlen sich die Todesser inzwischen stark genug, um in die Offensive zu gehen. Heute Nacht gibt es bereits zahlreiche Aktivitäten – Angriffe auf Muggelgeborene. Während die Muggel mit Silvesterknallern um sich schießen, feiern die Todesser Hinrichtungsfeste, die sie wie Unfälle aussehen lassen. Das Ministerium verschließt die Augen. Die Auroren dürfen nicht ausrücken. Ich befürchte unsere Abteilung, sowie weite Teile des Ministeriums sind bereits in der Hand unserer Gegner. Der Orden muss handeln!“
„Alarmiere alle, die du erreichen kannst“, entgegnete Albus. „Jeder, der bereit ist zu kämpfen, wird gebraucht. Verliert keine Zeit!“
„Und wir?“, fragte Severus. „Auch wir gehören zum Orden. Auch wir werden gebraucht!“
„Wenn wir Hogwarts jetzt verlassen, können wir unter der neuen Schulleiterin nicht wieder zurückkehren. Wir müssen aber noch das Diadem finden. Deshalb können wir nicht alle gehen. Ich schlage vor, dass ...“
„Es gibt Geheimgänge, Albus“, unterbrach ihn Minerva. „So könnten wir heraus und wieder hinein gelangen.“
„Sie sind nicht nur Schülern bekannt“, erwiderte Albus, „Unser Hausmeister wird alles tun, um die neue Leitung zu informieren und wie ich Mrs. Umbridge kenne, wird sie alle Eingänge magisch versiegeln lassen. Wenn sie schlau ist, wird sie auch mit Schutzbannen verhindern, dass jemand wie ich mit der Hilfe von Fawkes die Grenzen passieren kann. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob Mr. Filch wirklich alle Gänge kennt...“
„Ich wünschte, es gäbe einen Geheimgang, der direkt vom Raum der Wünsche nach draußen führt und von dem keiner weiß! Das wäre das einfachste“, sagte Lily.
Kaum hatte sie ausgeredet, da erschien eine völlig neue Tür in der Wand. Dahinter gähnte ein leerer Gang, der - wohin auch immer - führte.

„Dieser Raum hat seinen Namen wieder mal verdient“, rief Lily. Dann wurde sie ernst und schien Mut zu sammeln. „Auf geht’s!“
Severus sah sie mit einem Gesicht voller Kummer an. Doch er nickte. „Auf geht's“, wiederholte er leise. Minerva blickte verwundert zwischen den beiden hin und her. „Was ist mit Harry? Was ist mit der Gefahr, die euch beiden droht?“
„Uns droht der Tod – genauso wie jedem, der bereit ist zu kämpfen. Wir haben uns lange genug in Hogwarts versteckt. Ich kann nicht einfach zusehen, wie Leute mit meiner Herkunft abgeschlachtet werden“, erwiderte Lily. „Und Harry schläft. Nick kann aufpassen.“
„Aber … wenn keiner von uns zurückkommt – was wird aus ihm?“
„Sollten wir alle heute Nacht nicht zurückkommen, wird Fawkes noch einen letzten Auftrag ausführen, der Harry betrifft“, erwiderte Albus.
„Ihn zu Voldemort bringen, um ihn zu opfern?“, fragte Minerva schrill.
Doch Albus schüttelte den Kopf. „Ich hoffe noch immer auf einen anderen Weg.“
Noch einmal trat Lily an Harrys Bett und strich über den dunklen Schopf. „Ich habe dir einmal versprochen, immer wieder zu dir zurückzukehren, mein Schatz. Ich wünsche mir so sehr, dass ich dieses Versprechen auch heute halten kann.“

Und so betraten Minerva, Albus, Hagrid, Lily und Severus den dunklen Tunnel.


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