von MIR
Endlich geht es weiter.
Danke für eure Kommentare. Es hat mich gefreut, dass in der Kommibox auch wieder etwas los war. Rekommis sind wie immer im Thread. KLICK
Diesmal ist das Chap etwas kürzer, dafür ist das nächste schon fast fertig...
***
Voller Schrecken sah Lily, wie er nun auf sie zukam. Sie griff nach ihrem Zauberstab.
„Expelliarmus!“, ertönte es von Peter, bevor sie etwas tun konnte.
„W... was... soll das, Peter? Warum?“, schrie sie nun voller Angst.
„Nun, ich dachte, ein wenig Werwolffeeling untermauert meine Geschichte bestens. Greyback schafft das auch, wenn gerade kein Vollmond ist, nicht wahr?“, erwiderte Peter kalt. Der Angesprochene lachte heiser auf.
„Du hast doch nicht geglaubt“, fuhr Peter fort, „dass ich einfach so hierher komme, ohne Begleitung und mir die Chance entgehen lasse, dass wir dich erwischen? Was glaubst du, was der Dunkle Lord davon halten würde, wenn er es erführe? Ich habe kein Interesse daran, ihn zu verärgern.“
Greyback hatte sie nun in eine Ecke gedrängt, während Peter zur Tür ging.
„Peter!“, schrie Lily. „Geh nicht! Bleib! Du warst einmal ein Freund für mich! Das kannst du nicht vergessen haben. Da muss doch noch irgendetwas von dem alten Peter sein. Bitte!!!“
„Ja, der nette, gute, dämliche Peter … das war einmal. Ich habe mein Versprechen eingelöst, indem ich kam und dir meine Geschichte erzählt habe. Jetzt werde ich gehen. Das musst du verstehen, ich habe ja gesagt, dass ich so etwas nicht mitansehen kann.“ Er wandte sich an Greyback: „Es müssen noch Beweisstücke für den dunklen Lord übrigbleiben. Man muss erkennen, dass sie es war.“
Er ging.
Lily zitterte vor Angst. Schlagartig stand die Erzählung von Severus vor ihr, der ein Mädchen getötet hatte, um sie vor dem zu bewahren, was Greyback ihr antun wollte. Wieder und wieder hörte sie seine Worte: Ich habe nie etwas Grausameres gesehen – und ich habe viel gesehen. Noch immer habe ich diese Schreie im Ohr.
Die nackte Angst kroch in ihr hoch. Panik. Sie wĂĽnschte sich, weniger mutig gewesen zu sein. Weniger dumm.
Greyback lachte und entblößte seine gelb-braunen Zähne. Seine schmutzigen Fingernägel krallten sich in ihre Arme, so tief, dass Lily spürte, wie Bluttropfen in Richtung Ellenbogen liefen. Sie biss ihre Zähne zusammen, um einen Schrei zu unterdrücken.
„Du willst nicht schreien? Keine Angst, das kommt schon noch.“ Er leckte sich gierig über die Lippen. Dann zuckte er kurz zusammen, denn Lily hatte ihn mit voller Wucht getreten. Es war ein kurzer Moment, dann hatte er sich wieder im Griff. „Das versuchen sie alle“, höhnte er, „aber ein bisschen Widerstand macht es nur spannender. Trotzdem wirst du dafür büßen!“
Er schleuderte sie mit voller Gewalt zu Boden, war aber sofort wieder über ihr und hatte sie im Griff. Er war deutlich stärker als Lily, ohne Zauberstab hatte sie keine Chance. Lily wimmerte und wand sich.
Wenn das Schwert von Gryffindor in höchster Not zu einem kam, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, dachte sie flüchtig.
Doch kein Phönix ließ sich blicken. Das Schwert war nun ein Horkrux. Vielleicht konnte es gar nicht mehr helfen.
„Sie sind ein Mensch, das können Sie doch nicht vergessen haben... Sie sind kein Monster!“, rief sie.
„Da bist du aber die einzige, die das glaubt“, höhnte er, „Ich bin, was ich bin. Ein Werwolf! Das wirst du gleich merken.“
Er bleckte seine Zähne und Lily konnte seinen Atem nun nicht nur riechen und hören, sondern auch auf der Haut spüren. Er kam immer näher.
„NEIN!!!“, schrie sie und schleuderte ihn mit aller Macht von sich. Wie eine Stoffpuppe flog der Werwolf durch das Zimmer und knallte gegen die Wand.
Die Fassungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Ebenso wie Lily.
Hatte sie gerade einen unbewussten zauberstablosen Zauber ausgesandt – wie ein Kind? Oder war irgendwo ein Retter verborgen, der Greyback heimlich angegriffen hatte? War Peter vielleicht doch zurückgekommen?
Greyback hatte sich nun aufgerappelt und kam erneut auf sie zu.
„Sie haben keinen Zauberstab, oder?“, fragte sie. „Voldemort gesteht das Geschöpfen, die er für minderwertig hält, nicht zu.“
„Irrtum! Die feinen, guten Zauberer gestehen uns eine Ausbildung in Hogwarts nicht zu. Doch wenn der dunkle Lord erst an der Macht ist, dann werden wir endlich ein ehrenvolles Dasein führen!“
„Das glauben Sie nicht wirklich! Es ist eine Lüge. Er benutzt euch nur, wie alle anderen. Er...“
Wütend schlug Greyback ihr ins Gesicht und packte sie erneut. „Ich brauche keinen Zauberstab, um dir zu zeigen, wo es langgeht! Doch erst einmal wirst du für deine Aktion von eben bezahlen!“
Er riss sie herum und lieĂź sie gegen die Wand knallen, gegen die er eben selbst gefallen war. Die Wucht des Aufpralls raubte Lily fĂĽr einen Moment den Atem, doch sie musste sich konzentrieren.
Er hat wirklich keinen Stab. Also kann ich ihm auch keinen abnehmen... Ich brauche das Schwert. Ich brauche das Schwert. Ich brauche das Schwert.
Ein Sekundenbruchteil verging.
Sie fĂĽhlte etwas Hartes, Metallisches in ihrer Hand. Instinktiv streckte sie die Hand nach vorne und umklammerte sie mit ihrer zweiten Hand.
Greyback, der gerade im Begriff war, sich erneut auf sie zu stürzen, schrie auf, als ihn eine Schwertklinge durchbohrte. Er ließ von ihr ab und stolperte wie von Sinnen durch das Zimmer. Dann versuchte er den Schaft zu greifen und die Waffe herauszuziehen. Doch das bereitete ihm anscheinend noch mehr Schmerzen. Er jaulte auf. Schließlich schaffte er es. Das Schwert fiel klirrend zu Boden und ein Schwall von Blut spritzte aus seinem Körper.
Lily biss sich nun selbst in ihre Hand. Es war grausam mit anzusehen, doch sie war wie gelähmt und wusste nicht, was sie tun sollte.
Im gleichen Tempo wie sich Kleidung und Boden rot färbten, verließ auch das Leben den Körper ihres Gegners. Er wurde immer schwächer.
„Bitte...“, röchelte der Sterbende jetzt, „...bitte komm...“
Sie durfte es nicht tun.
Sie durfte jetzt nicht in eine Falle tappen, nachdem sie es fast geschafft hatte!
Das Wesen dort war skrupellos.
„Bitte... nimm meine Hand! Bitte... ich sterbe.“
Wie kam er dazu, ausgerechnet Lily darum zu bitten? Nach allem, was er ihr eben noch antun wollte?
Nun aber rang er qualvoll mit dem Tod und Mitleid regte sich in Lily. Greyback hatte es weniger verdient als irgend ein anderes Geschöpf, und doch konnte sie nicht anders, als ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Mit der zweiten Hand griff sie allerdings nach dem blutigen Schwert.
„Du hast … gesagt … ich wäre … ein Mensch“, hauchte der Werwolf mit letzter Kraft. „Ich war es vor …. sehr langer Zeit. Als Kind hieß ich …“ Jetzt war seine Stimme so leise, dass man sie kaum noch wahrnehmen konnte, „Tim.“
Die letzte Spur des Lebens verlieĂź ihn.
Lily zitterte am ganzen Körper. Sie starrte auf das leblose Bündel vor sich. Das war nun schon der zweite Mensch, den sie getötet hatte. Wofür? Für das Schwert. Das Seelenbruchstück eines weiteren Menschen, an dessen Tod sie mitarbeiten wollte.
Wo war sie nur hineingeraten? Was war aus dem fröhlichen, unbeschwerten Mädchen von einst geworden?
Ergab das alles noch einen Sinn?
Sie starrte vor sich hin.
Sie wusste, dass sie jetzt so schnell wie möglich das Schwert nehmen musste und wieder in die sicheren Grenzen von Hogwarts zurückkehren musste.
Bevor Peter zurĂĽckkam oder ein anderer Todesser.
Oder Voldemort.
Sie wusste es, doch sie konnte sich nicht rĂĽhren.
Genausowenig wie sie in der Lage war, die Schmerzen zu spĂĽren, die sie eigentlich haben musste.
Sie blieb einfach hocken und starrte auf die Leiche.
Irgendwann schlief sie vor Erschöpfung ein.
Sie bemerkte nicht mehr, wie jemand kam, um sie mitzunehmen.
Jemand, der auch das Schwert an sich nahm ...
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