von MIR
So, es geht weiter. Als Entschädigung dafür, dass es so lange gedauert hat, ist das Kapitel diesmal doppelt so lang. Ihr werdet überrascht sein...
Auch wenn es in der Kommibox diesmal gähnende Leere gab, bedanke ich mich recht herzlich bei den treuen Thread-Reviewern! Eure Rekommis sind HIER.
***
Sie musste es wissen. Nick musste es ihr einfach verraten. Er musste begreifen, dass es hier um mehr ging, als das Schwert vor Kobolden zu schützen.
Sie hoffte jetzt einfach, dass Harry nicht aufwachen würde, verließ das Zimmer und hastete durch die Gänge, so lange bis sie den Geist gefunden hatte. Es war nicht schwer gewesen. Schwerer war es, Sir Nicolas zu einem erneuten Gespräch zu überreden.
„Das Schwert ist in Gefahr, Sir Nicolas, bitte! Lord Voldemort – Du weißt-schon-wer – hat es wahrscheinlich mit schwarzer Magie befleckt. Es – das Wahrzeichen von Godric Gryffindor, das jedem Schüler seines Hauses in höchster Not zur Hilfe kommen soll – entweiht von einem Slytherin! Missbraucht für die übleste Art von Zauberei, die denkbar ist. Verflucht, besudelt, um die Macht eines Slytherin zu stützen! Das können Sie nicht wollen, Nick! Wir müssen es zurückholen! Es reinigen! Bitte“
„In der Tat – dunkle Aussichten“, entgegnete Nick nachdenklich. „Aber ich habe mir geschworen...“
„Bitte Nick! Antworte mir einfach auf meine Fragen!“
Nick sah sie aufmerksam an. Da er nicht verneinte, schöpfte Lily Hoffnung. „War es ein echter Schüler Gryffindors oder war es ein Schüler eines anderen Hauses, der sich einfach wie ein Gryffindor verhielt – oder vielleicht Nachfahre Sir Godrics war?“
„Selbstverständlich war es ein Schüler unseres edlen Hauses. Von einem anderen Fall habe ich noch nie gehört!“, entgegnete der Geist entrüstet.
„Gut, dann eine weitere Frage: War es eine Schülerin oder ein Schüler?“
„Nun, im allgemeinen kommt das Schwert zu den edlen Recken dieses Hauses. Die weibliche Natur ist nicht geschaffen für...“
„Ja, ja, schon gut“, antwortete Lily, die gerade keine Lust auf eine Geschlechterdiskussion hatte.
„Obwohl ich sagen muss, dass im Jahre 1803 eine...“
„Das will ich jetzt gar nicht wissen! In meinem Jahrgang waren damals nur vier Jungen. Also war es einer von ihnen.“
„Eine erstaunlich folgerichtige Schlussfolgerung“, entgegnete Sir Nicolas immer noch leicht pikiert wegen der Unterbrechung seiner Rede. „Vor allem, da sie von einer jungen Lady stammt. Wenn man bedenkt, dass das weibliche Gehirn um einiges kleiner ist als das männliche, sind Fehlschlüsse nur allzu verständlich.“
Lily unterdrückte eine Bemerkung über die Gehirne von Geistern, denn sie musste Nick um jeden Preis bei Laune halten.
„Vermutlich war es der junge Mister Lupin?“, fragte sie jetzt.
Doch Nick schüttelte den Kopf.
„Dann war es also doch … mein Ehemann? James Potter. Er hatte die ganze Zeit über das Schwert?“
Erneut verneinte Nick mit einer Kopfbewegung.
„Aber... aber Sirius... Mr. Black... er kann es nicht gewesen sein. Er hätte es uns gesagt, als wir nach dem Schwert gesucht haben. Wir haben darüber gesprochen im engsten Kreis... er wusste, wie wichtig es ist!“
„Nun... diese Annahme ist vermutlich richtig.“
Auf Nicks Geistergesicht breitete sich ein wissendes Lächeln aus. Er schien zu genießen, wie Lilys Augen sich nun vor Erstaunen weiteten.
„Das ist unmöglich“, sagte sie langsam. „Wenn es ein Gryffindor war... aus meinem Jahrgang... männlich... und keiner der drei... dann... dann...“
„Das Schwert pflegte schon seit uralten Zeiten anders zu urteilen als manche Schüler es tun“, kommentierte Nick.
„Ich muss mit ihm reden. Ich muss Peter finden“, murmelte Lily vor sich hin.
„Das scheint mir in der gegenwärtigen Situation doch eher ein – wie sagt man in der modernen Sprache? – Selbstmordkommando zu sein. Mr. Pettigrew hat eine bedauerliche Entwicklung durchgemacht. Er ist Ihnen nicht mehr wohlgesonnen, Mrs. Potter.“
„Ich weiß, aber ich muss es versuchen. Sir Nicolas, bitte passen Sie auf den Auserwählten auf. Beschützen Sie Harry heute Nacht!“
Nick verschwand. Sie sah ihm nach.
Es war Wahnsinn, doch sie musste es tun. Sie würde Albus nicht Bescheid sagen und schon gar nicht Severus. Die würden nur versuchen sie abzuhalten. Und wenn sie noch lange wartete und nachdachte, würde sie auch von selbst den Mut verlieren.
Doch wie sollte sie Peter kontaktieren? Albus hatte noch immer einen Spion in Voldemorts Reihen, doch sie wusste nicht, wer es war. Um den Spion als Kontaktmann zu nutzen, müsste sie Albus einweihen und selbst wenn der es zuließ â€“ würde der Spion sich nicht durch diese Aktion verraten?
Sie musste es direkter schaffen. Sie musste Peter unmittelbar erreichen ohne Zwischenkurier. Ein einziger Weg fiel ihr ein: Patronuszauber. War es eine gute Idee? Peter kannte die Hirschkuh noch aus der Zeit, als er Ordensmitglied gewesen war. Er wusste auch, dass James einen Hirsch hatte. Von Severus' Patronus dagegen ahnte er vermutlich nichts, aber das spielte ja auch keine Rolle.
Sie musste sich konzentrieren. Nicht nur auf den Zauber und die erforderliche gute Erinnerung, sondern auch auf die Botschaft, die zu überbringen war. Ihr Leben und so vieles andere hing davon ab. Die Botschaft musste Hass und Kälte durchdringen und Peter mitten ins Herz treffen. Sie musste ihn dazu bewegen, allein, ohne dass Voldemort es erfuhr, zu ihr zu kommen. Er durfte keinen Hinterhalt legen und auch nicht befürchten, dass sie einen legte.
Eigentlich unmöglich.
Und doch nicht unmöglicher als die Vorstellung, dass das Schwert von Gryffindor einst Peter erwählt hatte.
Sie durfte nicht an den gebrochenen Fideliusfluch denken, sie durfte nicht die 12 toten Muggel denken... sie durfte nicht daran denken, warum Sirius nach Askaban gewandert war... sie durfte nicht daran denken, wer Voldemort zurückgeholt hatte... sie durfte nicht daran denken, was Peter heute war...
Er und Mary waren ihre ersten Freunde in Gryffindor gewesen, zu einer Zeit, als sie James und Sirius noch hasste. Schließlich gab sie dem Patronus Worte mit, die Peter an ein Versprechen im zweiten Schuljahr erinnerten, ihr zu helfen, falls sie jemals Hilfe brauchte. „ … Bitte, Woormy, vertrau mir. Ich vertraue dir. Vergiss für eine Stunde, auf welchen Seiten wir stehen. Wir müssen reden, auf neutralem Boden. Ich schlage die heulende Hütte vor.“
Severus würde sie für wahnsinnig naiv halten. Sogar Dumbledore. Aber welche Wahl hatte sie? Sie musste es riskieren. Und: Konnte Peter wirklich so böse sein, wenn er einst das Schwert erhalten hatte?
***
„Was willst du?“, fragte er, während die Bodendielen knarrten und der Wind durch die Ritzen der Wände pfiff.
„Wormy! Wie schön, dass...“
„Als wir uns das letzte Mal sahen – bei den Weasleys – warst du nicht so freundlich! Also?“
„Es … tut mir leid.“
„Es tut dir leid?“, spottete er. „Was ist denn das für ein dämlicher Trick? Meinst du, darauf falle ich herein? Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Schon vergessen? Ich bin der Böse. Ich war es, der all die Dinge getan hat. Und inzwischen bin ich einer der engsten Vertrauten des dunklen Lords ...“
In seiner Stimme klang beinahe so etwas wie Stolz. In Lily regten sich Zweifel.
„Ich weiß, was du getan hast. Meinst du, ich könnte es vergessen? Meinst du, ich könnte auch nur einen einzigen Tag lang vergessen, was du uns angetan hast? Du und dein neuer Meister. Meinst du, es vergeht ein einziger Tag, an dem ich James nicht vermisse?“
„Wie man hört, hast du dich ja inzwischen recht schnell getröstet. Schniefelus... “
Wut flammte in Lily auf. Am liebsten hätte sie Peter geschlagen. Doch sie musste sich beherrschen. Zu viel hing davon ab. „So redest du nicht über ihn! Du nicht! Selbst bei den Todessern stand er weit über dir!“
Peter lachte grimmig auf. „Wusste gar nicht, dass das für dich ein Maßstab ist! Aber gut. Ja, er war der perfektere Diener des Dunklen Lords. Grausam, gefühllos... doch er hat seinen Rang verspielt. Hat versucht heimtückisch den großen Meister zu hintergehen. Der Herr aller Dunklen Künste lässt sich nicht spotten, er wird Rache üben, schlimmer als jemand es zu ahnen vermag. Ich jedoch, ich werde seinen Lohn empfangen...“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst. Ich habe immer den Eindruck, Voldemort belohnt nur, wenn es gerade gut in seine Pläne passt. Wer nicht mehr gebraucht wird, wird zertreten, egal wie 'treu' er vorher war.“
„Wag es nicht....!“, fauchte Peter.
„Du weißt, dass es stimmt. Versuche doch einmal ehrlich zu sein. Auch wenn du ihm folgst und keinen Fehler machst, musst du immer befürchten, dass er dich aus einer Laune heraus quält und tötet.“
Peter sagte nichts. Er schien mit einer Antwort zu zögern, schien sein Gehirn fieberhaft arbeiten zu lassen.
Da war sie, die Kerbe, in die Lily hauen musste, um einen Vorteil zu erzielen. „Ich weiß, dass du einmal sehr mutig warst. Und du kannst es wieder sein!“
„Wie meinst du das?“ Verblüfft sah Peter sie an. „Du... du willst mich verspotten?“
„Du hast das Schwert. Das Schwert von Gryffindor! Ich weiß es.“
Erneut lachte Peter auf. Diesmal voller Bitterkeit. Die winzige verwundbare Stelle, die sich aufgetan hatte, schien sich wieder zu schließen. „Das fällt euch aber spät auf! Sieben Jahre zu spät! Hah! Das hätten die hochwohlgeborenen Herren Padfoot, Prongs und Moony wohl nicht gedacht! Ausgerechnet der tölpelhafte, fette, feige Peter, der Wurmfortsatz der Rumtreiber hat es bekommen! Wie gern hätte ich das Gesicht der drei gesehen, wenn ich es ihnen mitten durchs Herz gestochen hätte. Ich, der Feigling!“
„Genau das habe ich am Anfang gemeint, Peter. Es tut mir so leid, dass wir dich anscheinend falsch eingeschätzt haben. Verzeih mir. Bitte erzähle mir, was damals passiert ist.“
„Warum? Meinst du, ich weiß nicht, dass ihr hinter dem Schwert her seid, seit der Dunkle Lord es zu etwas Besonderem gemacht hat? Warum sollte ich euch helfen, gegen ihn zu arbeiten? Er hat die wahre Macht und er hat hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin!“
„Allerdings“, erwiderte Lily traurig. „Hör zu. Ich sehe, dass du dich nicht ändern wirst, aber jetzt, wo ich hier bin, würde ich es einfach gerne wissen. Was hast du getan und was hat dich so verletzt? Du schadest deinem Meister nicht, wenn du es mir erzählst, solange du mir nicht freiwillig das Schwert aushändigst.“
„Was ich nie tun würde“, sagte Peter kalt. „Aber gut, du sollst es erfahren. Im Grunde brenne ich schon lange auf diesen Triumph. Doch die Herren Prongs und Padfoot sind tot, also werde ich es dir erzählen. Dieser Ort hier passt wunderbar zu meiner Erzählung:
Es war zu Beginn des fünften Schuljahres. Wir hatten längst herausgefunden, was mit Moony los war. Lange Zeit hatten wir versucht, zu Animagi zu werden, um ihm in Vollmondnächten Gesellschaft leisten zu können. Endlich waren wir soweit. Zweimal hatten wir bereits 'spaßige' Vollmondnächte gehabt, zumindest fanden die anderen beiden das. Besonders witzig fanden sie, dass meine Animagusgestalt eine Ratte war. Doch Snape kam uns auf die Schliche. Er spionierte hinter uns her. Er wollte rausfinden, was mit Lupin los war und wo wir hingingen.
Deshalb hatten wir in dieser Vollmondnacht beschlossen, uns erst einmal ins Bett zu legen und uns erst weit nach Mitternacht rauszuschleichen. Ich bin eingeschlafen, denn wir hatten echt einen anstrengenden Tag hinter uns.
Ich wurde wach davon, dass die anderen beiden sich stritten. So hatten sich die „best friends“ noch nie angekeift. Ich konnte es kaum glauben. James müllte Sirius mit sämtlichen Schimpfwörtern zu, die er sonst nur für Slytherins reserviert hatte. Und der giftete zurück. Alles sei doch nur Spaß, und warum James plötzlich zum Schoßhündchen von Schniefelus mutieren würde.
Schließlich rauschte James davon. Sirius blieb wütend zurück und schrie seinem Freund hinterher. Er würde schon sehen, was er davon hätte und kein Mensch wäre so bescheuert, sich wegen Schniefelus in Gefahr zu begeben.
Und plötzlich bekam ich Angst. Angst, dass James tatsächlich in Gefahr geraten würde.
Nach einer Weile verließ Sirius dann auch den Raum. Ich weiß nicht, wo er hinging, aber ich wollte nicht zurückbleiben während draußen was-auch-immer passierte. Ich wollte zumindest wissen, was los war. Ich verwandelte mich. Zum ersten Mal ganz allein – und es klappte gut. Keiner sah mich, als ich nach draußen huschte. Keiner konnte darüber spotten, wie ich mal wieder allen hinterhertrabte.
Draußen war eine sternklare Vollmondnacht, alles war still – unheimlich still. Doch ich wusste, wo ich suchen musste. Als ich im Geheimgang war, hörte ich bereits die Stimmen. Diesmal waren es James und Schniefelus, die stritten. Der Idiot weigerte sich, mit James zurückzugehen. Er wolle nun endlich sehen, was da los sei. Er würde die Wahrheit herausfinden und dann wären die Rumtreiber geliefert!
'Sirius hat dich absichtlich hier hin geschickt! Er wollte, dass du in eine Falle läufst! Du musst das endlich begreifen!', schrie James, doch Snape schnaubte verächtlich. Er glaubte ihm nicht. Mit Alohomora öffnete er die Tür, hinter der man wütendes Toben und Jaulen hörte. In diesem Moment schaffte es James, ihm eine Ganzkörperklammer aufzuhalsen und ihn zu packen. Er versuchte Snape zurückzuschleifen, doch es war zu spät. Der Werwolf kam herausgeschossen und stürzte sich auf die beiden. Snape konnte nichts tun, doch James schaffte es, seine Hände um die Kehle des Ungeheuers zu legen und es für einen kurzen Moment auf Distanz zu halten. Doch es war offensichtlich, dass er nicht lange die Kraft dazu haben würde. Dann würde der Werwolf sie überwältigen und zerfetzen.
In diesem Moment – ich weiß nicht, was da über mich kam, ich habe einfach nicht nachgedacht, ich wusste nur, dass ich das nicht mitansehen konnte. Mit dem Zauberstab kann man relativ wenig gegen Werwölfe ausrichten, vor allem als ungeschickter Fünftklässler. Deshalb huschte ich an den dreien vorbei ins Zimmer, verwandelte mich zurück und stieß einen Laut aus, der den Werwolf anlocken sollte. Es funktionierte. Das Monster ließ von seinen Opfern ab und kam zu mir in den Raum. Ich hörte die beiden draußen davonrennen. James hatte den Zauber anscheinend zurückgenommen und Snape schien nun auch überzeugt, dass es angebracht war zu flüchten.
Mein Plan war es, mich nun als Ratte wieder aus dem Staub zu machen. Doch der Werwolf kam auf mich zu. Er starrte mich mit seinen blutrünstigen Augen an, fletschte die gelben Zähne und kam so nah, dass ich seinen fauligen Atem riechen konnte. Ich starrte zurück. Ich starrte wie das Kaninchen auf die Schlange. Mein Kopf war wie leergefegt. Ich konnte mich nicht mehr verwandeln, ich hatte keine Ahnung, wie.
Und dann, dann … kam er auf mich zu … rammte seine Zähne in mein Fleisch und … biss zu. Ich war wahnsinnig vor Schmerzen. Ich ...“
„Er hat dich gebissen? Aber das kann doch gar nicht sein! Das hätte doch ...“, unterbrach Lily, die bis dahin staunend zugehört hatte.
Peter lachte bitter auf. „Mir wurde tatsächlich in diesem Moment klar, dass ich nun entweder sterben oder zum Monster werden würde. Und ich – ich Idiot dachte nur daran, dass ich damit James und Snape gerettet hatte. Und ich dachte an Dumbledore. Es tat mir leid – so bescheuert naiv war ich –, dass sein gutgemeintes Experiment mit Remus schiefgelaufen war. Remus würde gehen müssen und Dumbledore vermutlich auch. Ich wünschte mir so sehr, dass das nicht geschähe. Und das war der entscheidende Moment. Plötzlich schien eine überirdische Musik in der Luft zu liegen. Ein roter Vogel tauchte auf und warf mir den sprechenden Hut zu. Der Werwolf wich für einem Moment erschrocken zurück. Ich befühlte den Stoff und hatte plötzlich ein Schwert in der Hand, das sich aus dem Hut ziehen ließ. Mit dem Schwert war es ganz einfach, den Werwolf in Schach zu halten. Ich hätte ihn töten können, doch ich wusste ja, dass es Remus war. Irgendwie schaffte ich es, aus dem Zimmer rauszukommen und die Tür wieder zu verriegeln. Doch auf dem Flur brach ich fast ohnmächtig zusammen. Es waren nicht nur die Schmerzen, mir wurde schwindelig und ich befürchtete, dass nun die Werwolfsverwandlung einsetzen würde. Doch der rote Vogel beugte sich über mich. Es war Dumbledores Phönix. Er ließ seine Tränen in die Wunde tropfen. Die Blutung stoppte, die Schmerzen verschwanden, der Schwindel auch. Keine Verwandlung setzte ein.
Es dauerte, bis ich begriff, dass die Phönixtränen mich geheilt hatten. Dann hielt mich nichts mehr. Ich eilte auf altbewährten Wegen zurück und kam schließlich im Schlafsaal an. Ich brannte darauf, den anderen das Schwert zu zeigen und ihnen von meiner Tat zu erzählen. Doch sie waren nicht da. So legte ich mich ins Bett und wartete. Schließlich schlief ich ein.“
„Aber wenn das wahr ist ... dann ... wieso? Ich verstehe das nicht.“
„Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Glücksgefühl auf. Jetzt erst wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Ich, der trottelige Peter! Ich hatte eine Heldentat vollbracht. Ausgerechnet zu mir war das Schwert von Gryffindor gekommen. Und ich lebte und war gesund! Von dem Biss war nicht ein Kratzer mehr zu sehen.
'Na, gut geschlafen, Dickerchen?' begrüßte mich Mr. Padfoot.
'Deinen Schlaf möchte ich haben, Woormy!“, ergänzte der hochwohlgeborene Prongs. 'Wenn du wüsstest, was heute Nacht los war! Aber sei froh, das wäre nichts für dich gewesen!'
'Aber ich war dabei...', begann ich, „Ich habe alles mitbekommen, ich habe sogar...'
'... jemanden angeschnarcht?', fragte James.
'Nein! Ich habe dich gerettet, Mann!', schrie ich.
Jetzt begann James zu kichern und Sirius auch.
'Du musst ja echt lebhaft geträumt haben, Woormy!'
Und dann begannen sie, Szenarien auszumalen, wie ich angeblich einen von ihnen gerettet hatte. In allen Geschichten spielten Fett und große Blödheit, die versehentlich zur Rettung führte, eine Rolle. Sie lachten und lachten und versuchten sich gegenseitig zu übertreffen. Ihre Freundschaft schien wieder völlig intakt zu sein.
'Ach Woormy, du bist echt unersetzlich! So einen Lacher habe ich nach der Nacht echt gebraucht!', japste Sirius und James pflichtete ihm bei, während er mir herzhaft auf die Schulter klopfte.
Ich hätte heulen können. Ich fühlte mich wie eine begossene Ratte und spürte die Wut in mir aufsteigen. Natürlich hätte ich ihnen jetzt das Schwert zeigen können, aber in diesem Moment begriff ich, dass sie es nicht wert waren. Das ganze Gerede von Freundschaft, von Zusammenhalt war eine Illusion, leeres Geschwätz. Endlich sah ich ihr wahres Gesicht. Ich hatte mein Leben für nichts riskiert. Doch eines Tages, eines Tages würde ich es ihnen zeigen. Eines Tages würden sie begreifen, wozu das 'dumme Anhängsel' wirklich im Stande war.“
Lily spürte einen Kloß im Hals. „Das war der Grund? Das war der Grund, warum du die Seiten gewechselt hast? Nur weil sie nicht ahnen konnten, was du in dieser Nacht vollbracht hast? Für sie hat es doch so ausgesehen, als hättest du geschlafen. Das kann es doch nicht wirklich gewesen sein? Deshalb hast du James sterben lassen? Deshalb sollte Sirius nach Askaban? Deshalb mussten die Muggel sterben?“
„Nie wieder wird mich jemand für schwach halten! Nie wieder wird jemand meine Fähigkeiten unterschätzen. Ich bin nun auf der Seite der Starken und Mächtigen. James Tod ließ sich nicht vermeiden, bedauerlich, doch er schuldete mir sowieso sein Leben. Ich habe nur beenden lassen, was ich zuvor verlängert hatte.“
„Das ist nicht dein Ernst“, hauchte Lily fast unhörbar. „Ich dachte... ich dachte, Voldemort hätte dich gefoltert.“
„Ich habe meine Rolle gut bis zum Ende gespielt! Alle haben mich unterschätzt! Außerdem war es bequem, von beiden Seiten beschützt zu werden. Klüger als sich ausnutzen zu lassen und für andere in Gefahr zu begeben.“
Lily schüttelte nur noch stumm den Kopf.
„Um zu deiner ursprüglichen Frage zurückzukommen: Das Schwert gab ich dem Dunklen Lord, der nach Gründerartefakten suchte. Er wollte damit den Tod von Harry und James garnieren, indem er es mit schwarzer Magie belegte, während er den Mord vollbrachte. Leider ging etwas schief und ich bewahrte es weiter für ihn auf. Doch nun konnte es seinen Zweck erfüllen. Gryffindors Schwert untermauert die Macht eines Slytherin!“
„Du warst selbst ein Gryffindor“, sagte Lily leise.
„Schon lange nicht mehr! Ich habe gelernt, diesen kindischen 'Mut' zu verachten. Und ich habe gelernt, dass man niemals irgendwem außer sich selbst vertrauen sollte. Und du hättest das auch nicht tun sollen. Es tut mir leid, Lily.“
Mit einem Zauberstabschlenker ließ er die Tür auffliegen und Lily sah eine Gestalt hereinkommen.
Es war Greyback.
***
Normalerweise hätte ich zwei Kapitel daraus gemacht, doch ich konnte in der Mitte nicht abbrechen, sonst hättet ihr mir das mit Peter nicht abgekauft. Dafür habe ich an einer anderen schönen Stelle Schluss gemacht...
Bin gespannt auf eure Reaktionen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel