von MIR
Endlich melde ich mich wieder mit einem neuen Kapitel.
Die Rekommis habe ich schon vor längerem geschrieben, sie sind HIER (Der Post ist lang, ihr müsst nach unten scrollen).
***
Als er Mädchentoilette betrat, hallte das schaurige Geheule der maulenden Myrte von den zerspitterten Spiegelwänden wider. Der Ursprung war eindeutig die letzte Kabine.
Severus watete energisch durch das knöcheltiefe Wasser und öffnete die Tür mit einem Ruck. Verblüfft hielt Myrte inne. Sie starrte ihn an: „Du bist kein Mädchen! Verschwinde!“
Erneut setzte ihr jammervolles Weinen ein.
„Nein! Ich bin der Hauslehrer von Slytherin und verbitte mir eine derart respektlose Anrede.“
„Und Hauslehrer dürfen in Mädchentoiletten gehen? Oder nur in meine Toilette? Bei Myrte ist es ja egal... kümmert euch nicht um bei Myrte, sie spielt keine Rolle! Myrte ist ja nur ein Geist...“ Ihr Heulen wurde stärker. „Werden nun alle Lehrer und Wildhüter hierhingeschickt, um mich zu verspotten? So wie die Schüler und anderen Geister es ohnehin tun?“
Ein besonders lauter Schluchzer folgte.
„Nein. Dergleichen liegt nicht in meiner Absicht oder in der anderer Lehrer. Ich muss Sie etwas Wichtiges fragen, Miss... ähm... ihr Nachname lautet Manderson? Also, Miss Manderson, wie...“
Weiter kam er nicht. War Myrtes Klagen eben noch laut gewesen, so musste man es jetzt als Geschrei, ja besser als Gebrüll bezeichnen. Sie warf sich auf den Boden und konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Dann flitzte sie durch die Luft, drehte drei wehklagende Runden und verschwand schließlich mit einem lauten „Platsch“ im Abflussrohr der Toilette.
Bevor Severus irgendetwas tun konnte, war sie jedoch wieder aufgetaucht. Sie baute sich vor ihm auf und wirkte plötzlich vollkommen ruhig und sachlich als sie fragte: „Ja? Was würden Sie denn gerne von Miss Manderson wissen, Professor Snape?“
Mit hochgezogenen Augenbrauen hatte Severus Myrtes Gebaren beobachtet, jetzt war er jedoch milde überrascht. Er räusperte sich. „Ich muss wissen, wie Sie gestorben sind und wo genau das Monster her...“
Ein Freudenschrei entfuhr Myrte. „Mein Tod ist ein wichtiges Thema? Ich wusste es!“, säuselte sie geschmeichelt und strahlte. Sie schien tief Luft zu holen und begann: „Nun, es war so... Hagrid, der Wildhüter, hatte ein schreeeeckliches Monster mit gelben Augen gezüchtet und...“
„Nein!“, unterbrach Severus hart.
Myrte sah ihn überrascht an, bereit, die nächste Heulattacke zu starten.
„Es war nicht Hagrid“, fuhr Severus fort. „Er hatte lediglich eine Acromantula aufgezogen. Diese Kreaturen haben zweifelsfrei viele Augen, jedoch ist keines davon gelb. Wenn sie töten, so verspeisen sie ihre Opfer und...“
Jetzt schluchzte Myrte wieder auf. „A-haber es wa-har ein schre-heckliches Mo-honster!“
„Selbstverständlich. Ein Basilisk“, erwiderte Severus trocken. „Ich möchte nur wissen, wo er herkam.“
Myrte sah ihn böse an. „Warum sollte ich das jemanden verraten, der meine Geschichte nicht glaubt. Der behauptet, ich wüsste nicht, was mich umgebracht hat.“
„Nun – in der Tat – ein logisches Argument.“
Severus schwieg einen Moment und setzte dann neu an: „Erinnern Sie sich an Eileen Prince? Sie war nicht in Ravenclaw, aber Sie könnten sie vom Koboldsteinclub kennen. Sie war meine Mutter... Sie ist auch tot.“
„Na und? Tot sein kann jeder. Aber ich, ich wurde von einem Monster getötet. Kann sie das auch von sich behaupten?“, fragte Myrte herausfordernd.
Severus schluckte. Auf diese Frage war er nicht vorbereitet gewesen. Doch er hatte sich unter Kontrolle und erwiderte sachlich: „Im Grunde ja. Ja, man kann es so nennen.“
„Schön“, säuselte Myrte, „aber kein Grund, Ihnen zu vertrauen.“
„Es gibt noch einen weiteren Grund“, sagte Severus leise. Er schloss kurz die Augen. Eigentlich war Myrte die letzte, der er das erzählen wollte.
„Sie wurden von Miss Hornby gehänselt... auf's Übelste, wie ich erfahren habe.“
Myrte riss die Augen auf und begann wieder zu heulen. Dann stieß sie hervor: „Ich hasse sie... doch ich habe meinen Tod genutzt um mich zu rächen... sie hat es bitter bereut... ich habe ihr das Leben schwer gemacht...“
„Ich weiß, wie es sich anfühlt. Ich habe das Gleiche erlebt. Ich kenne diese hilflose Wut und den Hass. Ich kenne es. Aber es nützt nichts. Zuletzt bestraft man damit doch nur sich selbst. Sie sollten weitergehn, Miss Manderson. Lassen Sie sich von Miss Hornby nicht auch noch den Tod verderben. Versuchen Sie Frieden zu finden.
Myrte sah ihn an. Zum ersten Mal wirkte sie völlig emotionslos. Sie deutete auf ein Waschbecken an der Wand. „Genau da!“, sagte sie leise. „Dort kam das Monster raus.“ Dann verschwand sie.
Severus warf einen Blick auf den Wasserhahn und registrierte auf einmal eine winzige Abbildung einer Schlange, die dort hineingeritzt war – hier musste der Eingang sein. Er probierte ein paar Zaubersprüche, doch nichts half. Die Kammer musste schwarzmagisch versiegelt sein. Immerhin hatte er Albus etwas zu berichten.
***
Lily wartete bis Nick von selbst kam. Der Hausgeist konnte es nicht lassen, dem „auserwählten“ Gryffindor regelmäßig Besuche abzustatten. Außerdem bot er immer wieder gern seine Babysitterdienste an, obwohl das ja „eigentlich“ völlig unter seiner Würde war.
„Ich muss Sie etwas Wichtiges fragen, Sir Nicolas.“
Gespannt sah der Geist sie an.
„Was wissen Sie über das Schwert von Gryffindor?“
Gelangweilt sah Nick sie an und leierte herunter: „Nun, es kommt jedem tapferen Mitglied unseres Hauses zur Hilfe, wenn dieser durch großen Mut in große Gefahr gerät.“
„Wo ist es jetzt, Nick?“
„Das darf ich nicht sagen... es... es ist verschollen.“
Lily frohlockte. „Du weißt also etwas, darfst es aber nicht sagen?“
„Selbstverständlich. Ich bin der Hausgeist von Gryffindor.“
„Bitte, Sir Nicolas, es ist wichtig. Wichtig im Kampf gegen den, der den Vater des Auserwählten getötet hat.“
„Das Schwert hat sich in den letzten Jahrhunderten stets bei dem Gryffindor befunden, den es in einer würdigen Situation erwählt hatte. So lange, bis es vom Nächsten gebraucht wurde. Ich habe den Schwertträgern stets empfohlen, dies nicht öffentlich zu verkünden, sondern es im Geheimen aufzubewahren. Die unwürdige Spezies der Kobolde trachtet nach dem Schwert. Ein paar Mal ist es ihnen gelungen, das Artefakt zu stehlen. Doch das Schwert kam immer wieder zurück, sobald der nächste es brauchte. Außerdem habe ich selbst schlechte Erfahrungen mit dem öffentlichen Tragen des Schwertes gemacht.“
„Du? … ich meine Sie waren ein Schwerträger, Sir Nicolas?“
„Selbstverständlich. Mein Mut steht ja wohl außer Frage. Ich bin der Hausgeist von Gryffindor. Das Schwert erwählte mich...
Leider vertraute ich seiner Macht nach und nach mehr als meinem Zauberstab. Als die Kobolde es mir heimtückisch entwendeten, stand ich ohne da. Auch ohne Zauberstab – so konnten mich Muggel überwältigen, was letztendlich zu meiner missglückten Enthauptung führte. Das Schwert kam mir kein weiteres Mal zur Hilfe, ich hatte seine Macht zu sehr...“ Seine Stimme wurde plötzlich leise, „... missbraucht.“
„Es tut mir so leid , Sir Nicolas“, sagte Lily mitfühlend.
„Nun“, der Geist räusperte sich, als wäre dies für Geister normal, „seitdem habe ich den weiteren Aufenthalt des Artefaktes mit Spannung verfolgt, und zu verhindern gesucht, dass diese kleinen Missgeburten es wieder in die Finger bekommen. Es war der Grund, warum ich nicht... weiterging nach meinem Tod.“
„Wer hat es jetzt? Zu wem kam es zuletzt?“
Nick schüttelte den Kopf. „Ich darf es nicht sagen.“
„Wie lange ist es her.“
„Sieben Jahre. Es war jemand aus Ihrem Jahrgang“, flüsterte Nick und verschwand ohne Abschiedsgruß, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte.
Lily blieb ratlos zurück. Jemand aus ihrem eigenen Jahrgang besaß das Schwert? Wer? Es musste ja wohl ein Gryffindor sein. Oder würde das Schwert auch zu jemandem aus einem anderen Haus kommen, wenn der sich im Herzen „wie ein wahrer Gryffindor verhielt“? Sie konnte es sich nur schwer vorstellen. Aber der Gryffindor-Jahrgang war klein gewesen. Sie traute weder ihrer Freundin Mary noch den anderen Mädchen aus ihrem Schlafsaal eine so außergewöhnliche Tat zu. Alice – ja – zu ihr würde es passen, aber sie war älter, und Nick hatte ja ausdrücklich von Lilys Jahrgang geredet. Blieben also die Jungs. Es hatte damals nur vier männliche Gryffindors gegeben – die Rumtreiber.
Konnte es einer von ihnen sein? Peter schied schon einmal aus. Sirius eigentlich auch: Sonst hätte er es ja wohl beim Gespräch über die Horkruxe erwähnt, als Dumbledore von dem Schwert sprach.
James? Konnte es sein, dass James das Schwert besessen hatte, ohne ihr jemals etwas davon mitzuteilen? Sie konnte es sich nur schwer vorstellen. Das wäre nicht typisch für ihn gewesen... andererseits mutig genug war er bestimmt, um in eine Situation zu geraten, in der das Schwert erscheinen würde. Vielleicht war er aus irgendeinem Grund zum Schweigen verpflichtet gewesen? Vielleicht hatte sich das Schwert ja sogar in ihrem Haus in Godrics Hollow befunden und nicht im Potter-Verließ... wenn Voldemort das geahnt hätte... es hätte genau zu seinem Plan gepasst, beim Mord an Harry das Schwert zum Horkrux zu machen. Das Schwert hätte einfach am Tatort auf ihn gewartet.
Die Theorie hatte etwas... etwas Ernstzunehmendes an sich.... trotzdem konnte Lily sich nur schwer vorstellen, dass James das Ding vor ihrer Nase zu Hause versteckt hatte.
Blieb noch Remus. Mutig genug war er auch. Und verschlossen genug, um ein derartiges Erlebnis mit niemanden zu teilen. Hatte er das Schwert? Gehabt? Hatte Voldemort irgendwie die Lykantrophie ausnutzen können, um es an sich zu bringen? War das vielleicht ein weiterer Grund für die ewige Selbstverachtung von Remus? Je mehr Lily darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihr diese Möglichkeit.
Sicher war sie sich nicht, aber so oder so musste sie sich eingestehen, dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gab, dass Voldemort das Schwert jetzt besaß â€“ und mit der Hinrichtung von Walburga Black in den letzten Horkrux umgewandelt hatte.
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