von MIR
Jetzt sind ja wieder alle glücklich vereint beim gleichen Kapitel :). Ich habe mich über die vielen Passwordanfragen gefreut, auch wenn es nur ein Bruchteil der Klicks war. Ich möchte noch einmal alle ab 16 unter euch ermuntern, mich ruhig nach dem Password per PN zu fragen. Ich werde niemanden mit Kommibettelei nerven oder ungefragt hier irgendwelche Namen veröffentlichen oder was auch immer euch abhält, nachzufragen.
Diesmal habe ich bei den Rekommis zum Thread (HIER) auch ein paar allgemeine Anmerkungen gemacht, die vielleicht auch interessant sind, wenn man nicht kommentiert hat... Die Kommibox-Rekommis der anderen Variante sind HIER.
***
Auf einmal hörte er sich sagen:
„Es geht nicht. Wir können nicht zusammen sein.“
Er schob Lily wieder weg von sich.
Entsetzt über den plötzlichen Umschwung starrte Lily ihn an.
„Aber … wieso? Was …? Wer sollte jetzt noch ...? Bitte, ich liebe dich. Ich habe, das, was ich eben gesagt habe, ernst gemeint… trotz allem, trotz deiner Vergangenheit. Ich lasse dich nicht mehr...“
Doch das Gesicht von Severus war wieder zu einer Maske geworden, die seine Gefühle nicht verriet, als er antwortete:
„Wir passen nicht zusammen. Du solltest jemand anderes wählen.“
„Das glaube ich jetzt nicht! Wir haben doch gerade geredet. Was ist los?“, rief sie, „Was ist denn jetzt auf einmal los – nach allem, was wir eben besprochen haben? Ich versteh' es nicht. Sag es mir!“
Severus schloss die Augen und versuchte, die Worte über den Mund zu bringen, aber es wollte einfach nicht funktionieren.
Er schlug die Hände vors Gesicht und stützte seinen Kopf damit.
Schließlich kam ein ganz leises stockendes Flüstern aus seinem Mund:
„ Ich … war … es … ich … ich … habe ...“
Lily musste sich sehr anstrengen, um ihn überhaupt verstehen zu können. Doch sie hielt es für ratsam, ihn jetzt nicht zu unterbrechen.
„... ich … habe … Lily … ich habe … die Prophezeiung damals gehört und … sie an … an Voldemort … weitergegeben. Nur deshalb … wusste er Bescheid.“
Er öffnete die Augen wieder, sah sie jedoch nicht an.
Lily brauchte eine Weile, bis sie das eben Gehörte verstanden hatte, bis sie begriffen hatte, was es bedeutete. „Das ist nicht wahr, oder?", flüsterte sie.
Er schwieg.
„Du...?! Du warst es? Du hast uns an Voldemort verraten?! OH MEIN GOTT!!! Und ich dachte... oh, nein! Du wolltest, dass James stirbt, um an mich heranzukommen!"
„Nein, Lily, ich ..."
„Du hast das alles von Anfang an geplant?! Und ich wäre beinahe darauf hereingefallen!!!" Jetzt wurde Lily lauter. „Dabei habe ich ... ich Idiotin habe gedacht, es hätte dir trotz allem, was zwischen euch war, ein bisschen leid getan, dass er sterben musste. Dabei war es Teil deines Planes. Mit einer Lüge hast du mich dazu gebracht, dich zu lieben, doch ich... ich... ich hasse dich!!!“
Er starrte sie an. „Lily, es war...“
„Keine Ausreden! Ich will jetzt keine Ausreden hören! Du hast dir das gut überlegt, ja? Alles durchgeplant? Sicher, du musstest dich ändern, um mich überzeugen zu können, das war der Preis, aber ansonsten hat alles nach Wunsch funktioniert!“
„Lily...“, bat er leise.
„Weißt du eigentlich, wie es war für uns? Kannst du dir eigentlich vorstellen, was wir durchgemacht haben... schon bevor es passierte? Die ständige Angst? Das quälende Wissen, dass ein... ein Monster... ja, ein Monster dein Baby töten will? Und das nur, weil dieses Ungeheuer an eine Scheiß-Prophezeiung glaubt? Eine Prophezeiung, die DU ihm eingeredet hast!
Du hast viel durchgemacht, ja. Aber ICH AUCH!“
„Lily... es... es tut mir so leid... wirklich!“
„Ach ja? Wirklich?" Sie hielt einen Moment inne.
„Na gut, ich glaube dir sogar, dass es dir jetzt inzwischen leid tut. Ja, du hast dich wirklich geändert. Mehr als eigentlich vorgesehen war. Das spricht für dich. Aber es ändert nichts daran, dass unser „Glück“ auf dem Tod von James aufgebaut werden sollte. Wie konntest du glauben, dass ich das mitmachen würde? Ich habe James geliebt. Ich habe ihn sehr geliebt und ich liebe ihn immer noch.
Und dann kommst du daher, lässt ihn umbringen und zum Dank dafür soll ich mit dir gehen? Was sind das für kranke Gedankengänge? Und jetzt hast du geglaubt, wenn du es mir selbst erzählst, ist alles nicht so schlimm? Das ändert doch nichts, an dem, was passiert ist!“
„Lily, ich wollte nicht... ich wusste damals nicht...“
„Egal, was du mir jetzt erzählen willst: Ich kann nicht den Mann lieben, der für James' Tod verantwortlich ist. Der Harry und mir all das angetan hat. Vor allem will ich ihn nicht lieben. Ich werde diese Gefühle nicht mehr zulassen.“
„Ich weiß“, erwiderte er und sah dabei so verloren aus, dass Lily wieder milder gestimmt wurde.
„Severus, ich... es tut mir leid. Du hast es wirklich schwer gehabt. Ich war bereit, dich mit deiner ganzen Vergangenheit zu nehmen. Ich habe versucht, immer den Menschen zu sehen, der du heute bist. Aber das... darüber kann ich nicht einfach so hinwegsehen. Es geht einfach nicht.“
Sie stand auf und rannte davon.
Severus blieb allein zurück. Er deaktivierte die Schutzzauber und die Erinnerung daran, weshalb er sie heraufbeschworen hatte, erschien ihm geradezu grotesk. Dann ging er zurück zum Schloss, zurück in seinen Kerker.
Er hatte es gewusst. Hatte gewusst, dass sie so reagieren würde. Und trotzdem hatte er es nicht mehr verschweigen können. Trotzdem war es richtig gewesen.
Sicher, mit ein bisschen Glück hätte sie es nie herausgefunden, aber er hatte gemerkt, dass er ihre Liebe nicht ertragen konnte, nicht mit dem Wissen, was er getan hatte.
– „Ich hasse dich!“ Es hatte fast gut getan, diese Worte zu hören. Die Worte passten besser zu dem, was passiert war.
Überhaupt passten diese Worte besser zu ihm. Es waren Worte, die er seit seiner Kindheit kannte. Von seinem Vater hatte er sie in irgendeiner Form fast täglich zu hören bekommen. Von seiner Mutter nur einmal, aber das war um so schlimmer gewesen. Auch gegenseitig hatten sich seine Eltern diese drei Worte immer wieder an den Kopf geworfen, vor allem, wenn sein Vater darüber sprach, dass ihre Ehe nur durch eine Lüge zustande gekommen war, weil Eileen verschwiegen hatte, dass sie eine Hexe war. Eine Hexe, „die eigentlich auf einen Scheiterhaufen gehörte“.
Er hatte schon als Kind gedacht, dass sein Leben nicht besonders wertvoll war, bis er Lily kennen lernte und sich alles veränderte. Damals hatte er sich vorgenommen, dass er sie niemals anlügen würde, egal, was passierte. Heute hatte er dieses Versprechen eingelöst.
***
Lily stolperte blind vor Tränen auf Hagrids Hütte zu, um Harry abzuholen. Wie Feuer brannten die Sätze „Du wirst mich nicht mehr verlieren“ und „Ich liebe dich mehr als alles andere“ in ihrem Inneren. Was hatte sie sich nur dazu verleitet, so etwas zu sagen? Wie hatte sie das versprechen können? Dem Mörder von James? Sie hatte es nicht gewusst, aber warum hatte sie nie darüber nachgedacht, auf welchem Weg Voldemort von der Prophezeiung erfahren hatte? So schwer wäre es gar nicht gewesen, eins und eins zusammenzuzählen.
Und doch hatte es unglaublich weh getan, Severus wegzustoßen. Es war offensichtlich, dass er es inzwischen wirklich bereute. Er hatte so viel Schlimmes erlebt...
– Nein, es ging nicht! Es durfte einfach nicht sein. Das war sie James schuldig. Mit dieser Tat hatte Severus den Bogen einmal zu oft überspannt.
Es war eine Sache, ihm – vielleicht – irgendwann zu vergeben, aber eine andere, ihn auch noch dafür zu belohnen.
Schon von weitem konnte sie Harrys freudiges Lachen und Quietschen hören. Wenigstens einer, der heute glücklich war. Als er sie kommen sah, rannte er ihr entgegen und warf sich in ihre Arme.
Sie streichelte über seinen Schopf und betrachtete liebevoll die schwarzen Haare, die im Nacken so widerspenstig abstanden. Ob er wohl eine Brille brauchen würde, wenn er älter war?
„Mama, Fang sabbelt, bäh!“, rief er und kicherte. „Bäh, bäh!“, rief er begeistert, „Arm is bäh! Ganz nass!“
Er zeigte Lily seinen feuchten Ärmel. „Fang is lieb.“
Doch Lilys Begeisterung hielt sich in Grenzen.
„Mama auch nass!“ Harry fuhr nun mit seiner trockenen Hand über Lilys Gesicht. Er sah sie aufmerksam an. „Mama weint“, stellte er dann fest.
Harry legte seine Ärmchen um ihren Hals und drückte sie. Dann begann er zu zappeln, bis Lily ihn wieder losließ.
Er rannte in die Hütte hinein. „Haggie, Mama weint!“
Die massige Gestalt von Hagrid erschien in der Türschwelle. „Komm rein!“, rief er Lily zu, „Ein heißer Tee mit Schuss hilft immer.“
Dankbar ließ Lily sich in einen der riesigen Sessel fallen. Es tat so gut, hier ankommen zu können, jemanden zu haben, der einfach da war. Auch wenn Hagrid Liebeskummer sicher nicht richtig verstehen konnte. Aber mit wem sollte sie auch sonst reden?
Remus war meilenweit entfernt, er war der Einzige, den sie ins Vertrauen ziehen könnte, aber er musste ja unbedingt sein Leben unter Werwölfen riskieren – auch jetzt noch.
Zu Sirius konnte sie mit dieser Geschichte nicht gehen, sein Waffenstillstand mit Severus wäre sofort beendet, er würde diesem ohne Zögern an die Gurgel gehen.
Bei Alice war es ähnlich, so gut sie sich auch sonst verstanden, Alice hatte nie richtig begriffen, warum Lily Severus mochte – weder damals noch heute.
Ihre neue Freundin Aurora dagegen mochte zwar Severus, aber sie kannte weder James noch die ganze Geschichte drumherum.
Und Dumbledore – Lily fühlte Wut in sich aufsteigen – er hatte es gewusst, da war sie sich sicher. Trotzdem hatte er sie ins offene Messer laufen lassen, hatte seelenruhig zugesehen, wie sie sich in Severus verliebte. Andererseits, wenn er es gewusst hatte, wieso hatte er dann Severus als Lehrer eingestellt? Es machte keinen Sinn und trotzdem glaubte sie zu wissen, dass er nicht ahnungslos war.
„Geht's wieder?“, brummte Hagrid als Lily an dem heißen Tee nippte.
Sie nickte zustimmend und fragte dann: „Was hältst du eigentlich so von Severus?“
„Ich? Habt euch gestritten, nich wahr? Was willst du hör'n? Gutes oder Schlechtes? Im Grunde is er 'n lieber Jung, aber hat halt früher mal bei denen mitgemacht. Das war nicht gut. Gar nich' gut!“
Lily nickte erneut gedankenverloren.
„Aber er hat schon vorher 'n paar merkwürdige Freude gehabt... Avery... schlechte Familie, kannst du mir glauben. Hat seiner Mutter das Herz gebrochen, dass er nach Slytherin kam un nich nach Gryffindor.
Lily verschluckte sich an dem Tee und hustete und spuckte. „Was? Woher willst du wissen...? Und überhaupt... er wollte doch nach Slytherin!“
„Aber seine Mum wollt's nich... wär auch besser gewesen, wenn du mich fragst.“
„Woher weißt du, was seine Mutter wollte? Hast du Mrs. Snape irgendwie gekannt?“
„Prince. Sie hieß Prince. Eileen. Klar, wir war'n zusammen im Jahrgang... bevor... es passierte. War'n nettes Mädchen. Sehr nettes Mädchen. Kann nich verstehen, wieso sie diesen Muggel genommen hat! Hat ihr nich gut getan... gar nich.“
„Ähm, Hagrid.... nett? Wie nett genau?“
Hagrid wurde rot bis unter die Haarwurzeln, was Lily noch nie an ihm gesehen hatte.
„Nett eben. Nichts weiter. Hab ihren Jungen eingeladen zum Tee damals, als er in die erste Klasse kam... dachte, er freut sich über 'n bisschen Gesellschaft. … is aber nich gekommen. War ihm peinlich vor den anderen Slytherins, glaub ich. Die ha'm eh schon gelästert... wegen... na ja, du weißt ja, was die von Muggelgeborenen halten. Hat keiner verstanden, das mit dir und ihm.“
„In der ersten Klasse haben die schon gelästert? Hab ich gar nicht mitgekriegt. Ich dachte nur die Gryffindors... Woher weißt du das alles?“
„Man hört halt ja so einiges, wenn die Kinners hier draußen sin' und spielen oder Unfug treiben.“
„Glaubst du... er hat James... so sehr gehasst, dass er wollte, dass er stirbt?“
Hagrid sah sie überrascht an. „Nein!", sagte er bestimmt. "Ich glaub's nicht. Nich Eileens Junge! Und Dumbledore vertraut ihm. Er würd' so was wissen.“
Okay, eine objektive Meinung würde sie von Hagrid nicht bekommen. Es war unfassbar, dass er Sevs Mutter gekannt hatte. Und anscheinend nicht nur gekannt...
Trotzdem hatte es gut getan zu reden. Sie blieb noch eine Weile, quälte Hagrid zuliebe sogar einen Felsenkeks in sich hinein und machte sich schließlich zusammen mit Harry wieder auf den Weg ins Schloss.
Unterwegs durchfuhr sie ein schrecklicher Gedanke, wie ein Widerhaken im Fleisch bohrte er sich in Herz und Verstand:
Wenn Severus sich nur ihretwegen geändert hatte, dann... was hinderte ihn jetzt noch daran, aus Wut und Enttäuschung wieder rückfällig zu werden? Die dunkle Seite zu wählen? War das möglich?
Und je mehr sie darüber nachdachte, um so sicherer war sie sich: Ja, das war möglich.
Aber wie könnte sie einen Mensch lieben, der den Dienst für das Gute nur von dem Verhalten einer einzigen Person abhängig machte? Keiner konnte von ihr verlangen, dass sie deshalb zu ihm zurückkehrte, ihm vorspielte, das alles nicht so schlimm war.
Aber – sie musste mit ihm reden, um ihn davon zu überzeugen, dass es sich trotzdem nicht lohnte, den Glauben an das Gute aufzugeben. Gleich morgen würde sie es tun.
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Okay, die Leute, die mich seit Wochen und Monaten damit belagern, dass Lily diese Sache unmöglich verzeihen kann, werden nun zufrieden sein...
Die anderen werden Lily vermutlich hassen, weil sie Severus so behandelt, nachdem er sich so sehr mit dem Geständnis herumgequält hat.
Allen sei gesagt, dass ich das schon von Anfang an so gedacht hatte (siehe Vorwort), und auch diese Unterhaltung der beiden schon vor langer Zeit geschrieben habe, nur ein paar Formulierungen habe ich noch geändert.
Ich freue mich auf eure Meinungen.
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