von MIR
Hier hab ich noch ein paar Rekommis für euch. -> KLICK
Sorry, wenn ihr immer noch nichts Definitives über Snape und / oder Petunia erfahrt. Ich weiche ja nur selten von Lilys personaler Sicht ab und deshalb müsst ihr nun gemeinsam mit ihr die Ungewissheit ertragen. Ein bisschen mehr als Lily wisst ihr immerhin...
Noch was: In diesem Kapitel taucht eine Person auf die ich ursprünglich gar nicht persönlich auftreten lassen wollte (auch wenn ihre Geschichte noch eine Rolle spielt). Aber da Lily nun in Hogwarts ist, mussten die beiden einfach aufeinandertreffen. Ich hoffe, ihr könnt es ertragen...
***
Zum ersten Mal nahm sie das Mittagessen zusammen mit den anderen Lehrern in der großen Halle ein. Es war ein merkwürdiges Gefühl, nun dazuzugehören, denn die meisten waren schon Lehrer gewesen, als sie selbst noch zur Schule ging. Neu waren nur die Wahrsagelehrerin Sybill Trelawney, die sich aber ohnehin nicht blicken ließ, der Flubberwurmfanatiker Mr. Smith und Aurora Sinistra, die Astronomielehrerin. Sie vertrat ebenfalls Severus – in seiner Eigenschaft als Hauslehrer der Slytherins – und war nur ein Jahr älter. Lily nahm erleichert neben ihr Platz. Auch Dudley und Harry waren mit in die große Halle gekommen. Sie bekamen einen Kindertisch, der direkt neben Lilys Platz an der großen Tafel stand. Beide Jungs wirkten ein wenig verängstigt. Die vielen Schüler und die eindrucksvolle große Halle mit der verzauberten Decke waren fast mehr als sie verkraften konnten.
Hunderte von Augen starrten die Kleinen an und Wörter wie „süß“, „niedlich“ und „winzig“ schwirrten durch das allgemeine Gemurmel der Haustische.
Es gab Erbsen, die Dudley nicht mochte, Harry aber schon.
Die kleinen runden Dinger eigneten sich gut zum Spielen und so ließen die beiden sie kichernd hin und her rollen.
Lily wollte gerade Einhalt gebieten, als sie beobachtete, wie Harry eine Erbse auf sich zurollen ließ, die ihm dann von selbst in den Mund hüpfte.
Das war doch nicht möglich! Lily wünschte sich nun fast, dass Professor Flitwick es beobachtet hatte.
Jedenfalls Dudley hatte es gesehen, lachte und klatschte in seine fleischigen Händchen.
„Auch!“, sagte er und schien zu vergessen, dass Erbsen nicht schmeckten. Er legte den grünen Ball in die richtige Position und schien darauf zu warten, dass er in den Mund hüpfte. Nichts geschah. Er deutete auf seinen Mund, zeigte der Erbse mit dem Finger den Weg, doch wieder geschah nichts. Er wartete und wartete, dann war seine Geduld erschöpft. Wütend klatschte er mit seiner Hand auf den Tisch, zermatschte die ungehorsame Erbse und alle weiteren, die er erwischen konnte. Er trat mit dem Fuß gegen das Tischbein, dann gegen Harrys Schienbein und schließlich begann er, auf Harry einzuhämmern.
Lily ging sofort dazwischen. An Essen war für sie jetzt nicht mehr zu denken. Es dauerte lange, bis sie die beiden Kinder wieder beruhigt hatte, während sie die Blicke sämtlicher Schüler und Lehrer auf sich spürte. Sie brachte die Jungs zu Hagrid, der versprochen hatte, sich am Nachmittag um sie zu kümmern.
Der Ärger über Dudley war schnell verraucht. Er tat ihr leid. Solche Situationen würde es noch häufiger geben. Und es würde immer schwerer werden für Dudley. Wenn er erst bewusst wahrnahm, dass er ein Muggelkind war... Er gehörte nicht hierher. Aber sie konnte ihn auch nicht Marge überlassen. Nein! Das konnte einfach nicht richtig sein.
Wo war Petunia? Gab es eine Chance, dass sie zurückkam? Wenn sie ehrlich war, wusste Lily, dass diese Chance gleich Null war. Natürlich hatten die Todesser beide getötet. Vernons Leiche hatten sie als Warnung zurückgelassen und Petunias Körper... – Lily schloss die Augen, doch das verhinderte nicht, dass sie Entsetzliches vor sich sah – … ihren Körper hatten sie vermutlich zu einem Inferi gemacht. Voldemort liebte das. Oder er hatte einem Werwolf gestattet, den Körper zu zerfetzen. Beides war während seiner Herrschaft häufiger vorgekommen.
Sie biss sich auf die Lippen und versuchte tapfer zu bleiben. Hundertmal hatte sie diesen Gedankengang in den letzten Wochen schon gehabt, aber gewöhnen konnte sie sich daran nicht. Genausowenig wie sie verhindern konnte, dass ihre Gedanken weiter zu Severus wanderten, der ebenfalls verschwunden war. War er in eine Falle gelaufen und selbst Opfer geworden oder machte er bei ihnen mit? So oder so – die Vorstellung war schrecklich.
„Na, na, jetzt wolln wir aber ma' 'n bisschen fröhlich sein, oder? Is doch 'n schöner Tag heute. Wollt mit'n Jungs 'nen kleinen Ausflug machen. In'n Wald, da wollt ich ihnen was zeigen“, tönte Hagrids gewaltige Stimme auf einmal neben ihr.
Lily wischte über ihr Gesicht und versuchte zu lächeln.
„Wie wär's erst mal mit'm Tässchen Tee? Hab aber auch was Stärkeres da...“
„Tee reicht völlig, das wäre wirklich nett, Hagrid, danke.“
Irgendwie schaffte es Hagrid mit seiner freundlichen Art und dem heißen Tee, Lily wieder etwas aufzumuntern und dann war es höchste Zeit, dass sie zum Nachmittagsunterricht ins Schloss zurückkehrte.
***
Der UTZ-Kurs der Siebtklässler nun also. Was immer sie befürchtet hatte, es traf nicht zu. Mit dieser Klasse kam sie gut zurecht. Sie wusste nicht, ob sie irgendetwas "besser" gemacht hatte, aber sie war froh, dass der Tag ihr nicht noch ein Fiasko bescherte.
Am nächsten Morgen waren zuerst die Fünftklässler - Slytherin und Ravenclaw - dran. Auch hier ging Lily zu Beginn die Liste durch. An einem Namen blieb sie hängen: Sevina Derwent. Sie blickte überrascht auf und sah in ein Gesicht mit wohlbekannten Zügen.
„Sevina? Du bist hier? Wieso steht hier Derwent und nicht Snape?“
Die Klasse kicherte.
Das Mädchen mit den schwarzen Augen ließ seine Augenbrauen missbilligend nach oben wandern. „Wollen Sie mich hier irgendwie beleidigen? Ich habe nichts getan, um Sie zu ärgern.“
„Aber... ich dachte... ich meine, du bist doch Sevina?“, stotterte Lily. Sie war so überrascht, dass sie ihre Lehrerrolle völlig vergaß. „Ich bin's, Lily.“
Wieder kicherten die Schüler.
„Nun, Professor Dumbledore hat uns bereits den Vor- und Nachnamen unserer neuen Lehrerin mitgeteilt“, erwiderte Sevina hochmütig. „Allerdings war ich davon ausgegangen, dass wir Sie mit Professor Potter anreden sollen. Kuschelpädagogik ist für uns Slytherins eher ungewohnt. Schade, dass es keine Hufflepuffs hier sind. Wer nicht viel im Kopf hat, der braucht...“
„Miss Derwent!“, unterbrach Lily sie scharf. „Anscheinend habe ich Sie verwechselt. Es tut mir leid, doch nun möchte ich gerne mit dem Unterricht beginnen. Hetzreden über nichtanwesende Schüler anderer Häuser haben in meinem Unterricht keinen Platz.
Ich würde es begrüßen, wenn Sie alle die Zeit nutzen, um mir zu beweisen, dass Sie gut auf die ZAG-Prüfung vorbereitet sind."
Lily entging nicht, wie Sevinas Sitznachbarin ganz leise raunte: „Wir schon... mich würde nur interessieren, ob die da auch auf das, was sie können soll, vorbereitet ist.“
„Interessante These, die Sie da aufstellen, Miss Bulstrode. Lassen wir es drauf ankommen“, erwiderte Lily streng.
Henny Bulstrode wirkte ertappt und schwieg.
Lily hielt eine Sanduhr in die Höhe. „Diese Uhr enthält besonderen Sand, den ich an euch verteilen werde. Außerdem habe ich Schildkröteneierschalen, Mammutbaumrinde, Drachenschuppen und die Asche einer Aschwinderin mitgebracht. Eine Zutat, die jeder von euch besitzt, fehlt noch. Jetzt möchte ich sehen, wer daraus einen brauchbaren Zaubertrank brauen kann, über dessen Wirkungsweise er auch Bescheid weiß.“
Ratlose Gesichter blickten sie an. Lily nahm es mit Befriedigung zur Kenntnis. Dann setzte Getuschel ein, das schließlich in intensive Diskussionen überging. Nach und nach begannen die Gruppen, die Zutaten zu bearbeiten. Kaum hatte eine Gruppe dem Kesselinhalt eigene Blutstropfen hinzugefügt, ahmten fast alle anderen es nach. Lily ging herum und kontrollierte. Einiges wirkte erfolgversprechend, bei anderen konnte sie nur mit dem Kopf schütteln. Einer Zweiergruppe, die verzweifelt war und gar nicht voran kam, flüsterte sie dann doch einen entscheidenden Tipp zu.
Ein wirklich brauchbares Endgebnis lieferten am Schluss aber nur Sevina und ihre Freundin ab, sowie eine Dreiergruppe aus Ravenclaw.
Lily lobte alle fünf für ihren erfolgreichen Alterungstrank und teilte den Häusern Pluspunkte zu. Danach schien der Bann gebrochen zu sein, zumindest verhielten sich die Schüler nun angemessen und respektvoll.
Trotzdem bat Lily Sevina, nach dem Unterricht noch dazubleiben. Diese fügte sich, doch man merkte, dass sie es nicht gerne tat. „Also?“, fragte sie herausfordernd.
„Miss Derwent. Ich möchte mich noch einmal entschuldigen, dass ich Sie anscheinend mit meiner Behauptung, Sie seien in Wahrheit Miss Snape in Verlegenheit gebracht habe. Das lag wirklich nicht in meiner Absicht.“
„Schon gut“, winkte die Schülerin nun ab, „ich bin es gewohnt, dass man mich wegen meiner Ähnlichkeit mit dem Professor aufzieht – und wegen des ähnlichen Vornamens...“
Für Lily war die Sache ein Rätsel. „Ich dachte wirklich...“
„Jaaah, ja, schon gut...“ Sevina machte eine Pause und schien zu überlegen, „ ... Lily. Ich bin es. Zufrieden? Dann sag du mir aber auch, was mit Severus los ist. Wo ist er? Warum ist er so plötzlich verschwunden?“
Lily zuckte mit den Schultern und ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. Auch auf den Wechsel in die vertrauliche Anrede ging sie nicht groß ein. „Ich weiß es nicht. Ich hoffe, es geht ihm gut... ich hoffe es wirklich“, flüsterte sie leise.
„Du magst ihn noch?“, erwiderte Sevina erstaunt, „Das hätte ich nicht erwartet.“
Lily nickte: „Jetzt wieder. Aber ich verstehe immer noch nicht, wieso du jetzt... Warum Derwent?“
Die andere seufzte: „Na gut. Es ist ganz einfach: Nach dem Tod unserer Eltern haben meine Tante und mein Onkel mich adoptiert. Ich war...“
„Eure Eltern sind tot?“, fiel ihr Lily fassungslos ins Wort, „Seit wann?“
„Schon ewig. Ich war noch klein. Noch vor Hogwarts. Deshalb weiß hier auch niemand, dass Professor Snape mein Bruder ist. Ich war total überrascht, als er plötzlich hier Lehrer wurde. Wir wollten es beide lieber geheim halten. Auch, dass er offiziell mein Cousin ist, wissen nur wenige. Trotzdem fällt die Ähnlichkeit manchmal auf.“
Lily hörte kaum hin. „Sie sind tot? Ich habe überhaupt nichts davon mitgekriegt“, murmelte sie vor sich hin.
„Hör zu, darüber mag ich nicht reden, okay? Ich bin froh, dass ich jetzt zu einer anderen Familie gehöre. Und auch, wenn du vielleicht etwas gegen Reinblüter hast: Sie haben mich aufgenommen, als ich niemanden mehr hatte – mich, obwohl meine Mutter durch die Muggelheirat in der Verwandtschaft unten durch war und obwohl es damals so aussah, als wäre ich ein Squib. Nicht jeder Reinblüter war ein Fan von Du-weißt-schon-wem.“
„Ich habe nichts gegen Reinblüter“, sagte Lily, „Mein Mann war einer. Und seine Mutter war sogar eine geborene Black. Ich bin froh, dass die Derwents dich aufgenommen haben. Und dass sie nicht danach gefragt haben, ob du ein Squib bist oder nicht.“
Plötzlich war es wieder die Erinnerung an Marius, die übermächtig wurde und Lily heftig schlucken ließ.
„Nur haben sie alle drei – mein neuer Bruder und die Eltern – eine total schlechte Meinung von Severus“, setzte Sevina hinzu und klang ein wenig traurig. „Und ich ... eigentlich auch."
„Eines Tages wird sich das ändern, ganz bestimmt“, sagte Lily freundlich.
***
Im Laufe der Woche lernte Lily alle Kurse kennen. Einigen Schülern war sie schon vorher begegnet: In der vierten Klasse saßen ihre „Freudinnen“ vom Wildschweingemälde, im zweiten Kurs der Fünften das Liebespärchen aus Hufflepuff, das nun ohne Nachsitzen davongekommen war.
Mit manchen Klassen kam sie gut zurecht, mit manchen weniger. Nirgendwo war es allerdings so schwierig wie in der sechsten Klasse. In den Kursen ohne Slytherins war es insgesamt leichter, denn Schüler aus dem silbergrünen Haus hatten Probleme damit, eine muggelgeborene Lehrerin zu akzeptieren.
Eine Ausnahme waren die Slytherins der Fünften. Dort klappte es nach den Startschwierigkeiten sogar überraschend gut. Lag es jetzt an ihrem Unterricht oder daran, dass Sevina einen ziemlichen Einfluss in der Klasse zu haben schien? Sie hoffte, beides.
Die folgenden Wochen waren ereignisloser als Lily lieb war. Zwar hatte sie mit Harry, Dudley und dem Unterricht mehr als genug zu tun, aber darüber hinaus gab es keine Neuigkeiten. Weder gute noch schlechte – bis auf die Nachricht, dass Flamel den Stein der Weisen nun endlich nach Gringotts in Sicherheit gebracht hatte.
Nichts über Severus, nichts über Petunia, nichts darüber, dass Voldemort einen eigenen Körper erlangt hatte. Keine Angriffe auf Muggel außer in Little Whinging, keine Machtübernahme im Ministerium, keine vermissten oder toten Ordensmitglieder außer Severus.
Vielleicht musste Voldemort ja erst über eine neue Taktik nachdenken, nachdem der Stein nun fast unerreichbar war.
… Und noch immer wussten sie nicht, welchen Wirtskörper er nun benutzte.
_______________________________________
So, bis zum nächsten Kapitel wird es ein bisschen dauern, da ich erst mal in Urlaub bin... :)
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel