von MIR
Die Rekomis kommen HIER.
Danke euch allen!!! Die 200 ist geschafft und dazu noch soooo vieleThread-Einträge.
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Die Kinder hatten sich mit Hagrids Welpen Fang angefreundet und waren so beschäftigt, dass sie gerne bei Hagrid und Remus blieben. Doch Lily wusste kaum, wie sie den Weg zurück ins Schulgebäude schaffen sollte.
In seinem gemütlichen Ohrensessel saß ein bekümmerter Albus Dumbledore. „Ah Lily, wie schön, dass du da bist!“
„Was ist jetzt schon wieder los, Albus? Was ist mit Severus? Ich kann keine Hiobsbotschaften mehr ertragen!“
Albus sah sie an: „Severus war in meinem Auftrag unterwegs – er wollte dir davon erzählen.“
Lily nickte. „Und es war nicht gerade ein kleiner Gefallen, um den du ihn da gebeten hast! Wie konntest du das von ihm verlangen?!“
Jetzt wirkte der Blick von Albus noch bekümmerter.
„Es schien mir der beste Weg, für unser Ziel zu kämpfen.“
Lily kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts.
„Doch wie es aussieht, habe ich mich getäuscht...“
„Was genau soll das heißen?“
„Er ist von dem Auftrag nicht wie besprochen zurückgekehrt.“
„Denkst du, ihm ist etwas passiert? Dass sie ihn gefangengenommen haben oder... oder ihn sogar...“ Lily brach ab, schluckte ein paar mal und fuhr dann fort: „Oder glaubst du, er ist freiwillig bei ihnen geblieben? Wieder zu ihnen übergelaufen? Oder vielleicht auch, um sie noch besser zu täuschen?“
„Alles ist möglich“, antwortete Albus und sein Stimme klang müde und traurig.
Lily biss sich auf die Lippen. Es war verdammt schwer die Tränen herunterzuschlucken, doch sie hatte das Gefühl, sich im letzten halben Jahr in eine totale Heulsuse verwandelt zu haben.
„Lily. Es tut mir unendlich leid. Du hast in den letzten Tagen so viele Verluste erlitten. Marius – dein Schwager Vernon – deine Schwester, aber da besteht ja noch Hoffnung, dass wir sie finden. Und Severus scheint dir auch nicht mehr so gleichgültig zu sein, wie du eine Zeitlang behauptet hast.“
Das Wasser in Lilys Augen stieg auf ein gefährliches Niveau.
„Du bist dennoch sehr stark. Und viel mutiger, als ich alter Narr es je gewesen bin.“
Jetzt kullerten doch ein paar Tränen über Lilys Gesicht.
„Deshalb möchte ich dich um einen Gefallen bitten...“
„Soll ich ihn zurückholen? Wie soll ich das machen? Sie sind doch ohnehin hinter mir her? Hast du einen Plan?“, schniefte Lily.
Dumbledore lächelte: „Das würde ich nicht von dir erwarten. Aber es passt zu einer Gryffindor, dass du gleich daran denkst. Doch du kannst nichts tun. Du musst hier bleiben. Nur so ist dein Sohn Harry sicher.“
„Was kann ich denn dann tun...?“
„Nun, meine Bitte ist eigentlich banal im Angesicht der Ereignisse, doch solange Severus nicht zurückkommt, fehlt mir ein Lehrer... Es sind zwar gerade Osterferien und möglicherweise ist er zurück, bevor sie um sind, doch ich vermute eher...“
„Zaubertränke... ich?“, fragte Lily entsetzt.
„Der Unterricht ist bereits mehrmals ausgefallen, als Severus den unangenehmen Aufenthalt in Askaban hatte und die Schüler müssen sich auf die Jahresabschlusstests, insbesondere auf die UTZ- und ZAG- Prüfungen vorbereiten.“
„Aber... ähm, also bei uns, ich meine in der Muggelwelt, da braucht ein Lehrer eine Ausbildung.“
„Wir waren ja schon immer ein wenig... altmodisch. Das Zauberreiministerium sieht ein Ohnegleichen auf UTZ-Niveau plus praktische Erfahrung als völlig ausreichend an.“
„Erfahrung hab ich durch den Orden vielleicht in Verteidigung gegen dunkle Künste aber nicht im Tränkebrauen! Das gibt eine Katastrophe!“
Dumbledore lächelte wieder. „Professor Snape hat gewiss genaue Aufzeichnungen über die geplanten Lerninhalte, die dir helfen. Und Professor Slughorn wird seiner ehemaligen Lieblingsschülerin sicherlich bei Bedarf Rat und Unterstützung anbieten, auch wenn er selbst nicht mehr auf den Posten zurückkehren will.“
„Ich überlege es mir. Vielleicht ist Severus ja morgen sowieso schon wieder da.“
„Vielleicht...“, erwiderte Dumbledore. „Noch etwas, Lily. Du solltest in nächster Zeit das Schloss nicht mehr verlassen. Manchmal jedoch ist Vernunft nicht das Wichtigste im Leben... Ich sollte dir endlich James' alten Umhang zurückgeben – nur falls du der Beerdigung von Marius Connery beiwohnen möchtest.“
Er reichte Lily ein Paket aus Stoff. „Eines Tages muss er Harry gehören, doch bis dahin spricht nichts dagegen, dass du seine Vorteile nutzt.“
„Glaubst du, das ist genug Schutz?“
„Erinnerst du dich an das Märchen der drei Brüder? Der Umhang in der Geschichte hat sogar verhindert, dass der Tod höchstpersönlich den Träger finden konnte.“
„Schade, dass es diesen Tarnumhang nicht gibt. James hätte ihn an Halloween nur anziehen müssen....“ Ohne Vorwarnung wurden ihre Augen wieder feucht und die Stimme versagte. Dabei war es doch als Scherz gedacht gewesen!
Auch Dumbledore lachte nicht. Er wirkte bleich und betroffen. Nach einer Weile sagte er schließlich: „Nutze ihn gut.“
***
Es wurde eine schwere Woche. Es gab keine neuen Nachrichten über Severus oder Petunia, dafür aber zwei Beerdigungen. Lily mischte sich bei Marius tatsächlich mit Tarnumhang unter die Menge der Trauernden. Es tat weh, sich nicht zu erkennen zu geben, aber wenigstens war sie dabei.
Das Schlimmste war nicht die Trauer um ihn, sondern die Gewissheit, dass er noch leben wurde, wenn er Harry und sie nicht aufgenommen hätte. Diese Schuld drückte sie fast zu Boden und machte das Atmen zur Qual. Neben all den Muggeln aus dem Zirkus und ein paar entfernten Verwandten seiner Adoptiveltern waren auch Sirius, Remus, die drei Tonks und eine Frau gekommen, die Lilys Schwiegermutter Dorea ähnelte. Konnte es die letzte lebende Schwester von Dorea, Marius und Pollux sein? Wenn ja, wieso tauchte sie jetzt auf? Lily hielt sich fern von ihr, doch kurz bevor sie ging, beobachtete sie ein Gespräch zwischen Andromeda und dieser Person.
Gern hätte Lily Petunia zuliebe auch Vernon die letzte Ehre erwiesen, doch da sie sich ohnehin nicht zeigen konnte, war es sinnlos, diese Gefahr einzugehen. Trotzdem fühlte sie auch hier die gleiche Schuld wie bei Marius... und bei ihren Eltern... Sie, Lily, war es, die überallhin Tod und Verderben brachte.
Dudley galt bei den Muggeln als ebenso vermisst wie Petunia, und Lily war froh darüber. Sie befürchtete, dass sonst Vernons Schwester Marge das vorläufige Sorgerecht erhalten würde.
Die beiden Kleinen heiterten sie in den kommenden Wochen immer wieder ein wenig auf, auch wenn es manchmal anstrengend war. Auch Sirius und Remus kamen oft vorbei, spendeten ihr Trost und spielten mit den Jungs. Sie waren wirklich gute Freunde, immer da, wenn man sie brauchte. Längst hatte sich Lily wieder mit Sirius versöhnt, eigentlich waren dazu keine großen Worte nötig gewesen. Im Angesicht der Ereignisse waren ihre Streitereien so unwichtig...
Es war schon seltsam, was für eine Wende ihr Leben schon wieder vollzogen hatte. Noch nicht lange war es her, da hatte sie für einen Zirkusauftritt trainiert, dann hatten Todesser Angst und Schrecken verbreitet, und jetzt saß sie hier in Hogwarts und büffelte Zaubertränke, abgeschnitten von dem, was in der Welt passierte.
***
Doch alles Lernen reichte nicht, um angemessen auf das vorbereitet zu sein, was ihr nach dem Ende der Ferien bevorstand – fand jedenfalls Lily.
Zum Glück waren in ihrer allerersten Doppelstunde Erstklässler dran – Gryffindor und Hufflepuff wurden bei ihnen gleichzeitig unterrichtet. Das war tatsächlich einfach.
Sie saßen brav und etwas eingeschüchtert an ihren Versuchstischen im Unterrichtskerker und warten auf die neue Lehrerin.
Lily ging die Namensliste durch und versuchte, sich so viel wie möglich einzuprägen.
„Ihr wisst ja, dass es am Ende es Schuljahres Prüfungen gibt...“
Die Kinder nickten besorgt.
„ ...Deshalb werden wir ab jetzt nicht mehr so viel Neues machen, sondern die alten Sachen noch einmal wiederholen. Ganz am Anfang habt ihr einen Trank kennen gelernt, mit dem man Furunkel heilen kann. Wer weiß denn noch, was man dafür alles braucht?“
„Wellhornschnecken“ – „Giftzähne von Schlangen“ – „Stachelschweinpastillen“ – „getrocknete Nesseln“ – … so nach und nach kamen alle Zutaten beisammen.
„Das habt ihr echt gut in Erinnerung. Was muss man bei der Zubereitung besonders beachten?“
„Die Schnecken müssen geschmort sein und nicht gekocht.“
„Richtig. Was noch?“
Die Schüler blickten betreten zu Boden. Schließlich meldete sich zaghaft ein blasser Junge mit hellbraunen Haaren und einer Stupsnase.
„Die... die Pastillen müssen vorher... ich meine nachher... rein... wenn man den Kessel schon vom Feuer genommen hat.“
„Genau!“ Lily lächelte ihn an. „Ich habe fast den Eindruck, du hast schon Erfahrungen damit gemacht, was passiert, wenn man sich nicht daran hält.“
Der Junge nickte. Fast tonlos sagte er: „Man bekommt Hauspunkte abgezogen und Professor Snape schreit einen an.“
Erneut musste Lily lächeln. „Passiert sonst noch was? Vielleicht etwas, das nicht ganz so schlimm ist?“
Wieder antwortete der gleiche Junge: „Der Kessel schmilzt und das Zeug ätzt überall Löcher rein. Auf der Haut kriegt man so rote Dinger, die gemein weh tun.“
„Oh je“, sagte Lily mitleidig, du hast ja anscheinend schon das ganze Programm erlebt. Aber gerade deshalb wirst du es vermutlich nie mehr vergessen. Übrigens sind die roten Dinger genau die Furunkel, die der Trank eigentlich heilen sollte.“
Die Kinder nickten brav.
„Aber wer weiß... vielleicht kann es auch ganz nützlich sein, wenn man weiß, dass der Trank anders herum funktioniert, wenn man die Pastillen früher dazu gibt... Was meint ihr?“ Sie zwinkerte den Schülern zu, die sie geradezu entgeistert anstarrten.
„Ihr seid nicht die ersten, denen das passiert ist. Wir hatten früher schon viel Spaß mit den Trank... Aber vielleicht sollten wir jetzt lieber mit dem Hechelhustenheilsud weitermachen.“
Auch hier ging Lily mit den Schülern Zutaten und Zubereitung noch einmal durch, ebenso beim Vergesslichkeitstrank.
Danach sollte jeder noch einmal einen der drei Tränke aus dem Gedächtnis zubereiten und dabei möglichst den wählen, bei dem er noch am unsichersten war. Lily half, wo sie konnte und am Schluss waren alle stolz, es gemeistert zu haben.
Der braunhaarige Junge blieb zurück, als alle anderen bereits gegangen waren. „Bleiben Sie jetzt unsere Lehrerin? Bitte! Ich wünsche mir, dass Snape nie zurückkommt!“
„Professor Snape!“, verbesserte Lily. „Warum denn, magst du ihn etwa gar nicht?“
Der Junge nickte ängstlich. „Bitte sagen Sie ihm nicht, dass ich das gesagt habe. … Sonst... bei ihm kann ich immer gar nichts und habe solche Angst vor den Stunden. Aber heute hat es richtig Spaß gemacht.“
„Hör mal – du heißt Merlin, nicht war? – Ich verspreche dir, dass ich Professor Snape nichts erzähle, außer, dass du gut mitgemacht hast und dass ich denke, dass du sehr gut in Zaubertränke bist.“
„Aber dann … wird er vielleicht böse auf Sie...“, antwortete Merlin besorgt. „Er denkt dann, dass Sie...“
Lily lachte erneut. „Keine Angst, das regele ich schon, wenn er wiederkommt.“
Wenn er wiederkommt... wenn... – Schlagartig verdrängte dieser Gedanke die Heiterkeit wieder.
Doch sie riss sich zusammen. „Soll ich dir verraten, bei wem der Furunkel-Trank in der ersten Stunde ebenfalls schief gegangen ist?“
Merlin bekam große Augen: „Doch nicht etwa bei Ihnen?“
„Nein, das nicht. Aber – bitte verrat es keinem – versprochen?“
Der Junge nickte ernsthaft.
„Es war Professor Snape. Er wollte alles richtig machen, aber das ging daneben. Na ja – er fand es nicht ganz so lustig wie ich...“ Jetzt kicherte Lily wieder ein bisschen. „Auf jeden Fall ist er trotzdem einer der besten Schüler in Zaubertränke geworden und dann sogar Lehrer. Du brauchst also keine Angst zu haben, mal etwas falsch zu machen...“
„Snape?“, flüsterte Merlin überrascht. „Und dann? War er nicht sauer auf Sie, weil sie gelacht haben?“
„Nein“, sagte Lily ernst. „Ich habe ihn ja nicht ausgelacht... aber das ist eine andere Geschichte.“
„Irgendwie klingt es bei Ihnen so, als wenn Professor Snape irgendwie... anders wäre... netter...“
„Glaub mir, das ist auch so... deshalb wünsch dir bitte nie wieder, dass er nicht zurückkommt. Wünsch dir lieber, dass er euch fairer behandelt.“
Als der Junge verschwunden war, hing Lily im angrenzenden Vorbereitungsraum noch eine Weile ihren Gedanken nach. Der Unterricht war besser gelaufen, als sie erwartet hatte. Doch war es richtig gewesen, so ein vertrauliches Gespräch mit dem Jungen zu führen? Was, wenn er Sevs Geheimnis ausplauderte und den verhassten Lehrer damit zum Gespött machte? Sie wusste nichts über Merlin. Er hatte vertrauenswürdig gewirkt und ihr außerdem leid getan. Allein der Vorname – sie konnte sich lebhaft vorstellen, dass dieser Name Severus geradezu zum Spott herausforderte. Wer war schon fähig, einem Vergleich mit diesem Namensvetter standzuhalten?
Trotzdem – insgesamt hatte sie ein gutes Gefühl nach dem Unterricht. Hoffentlich würden die Sechstklässler....
Die Sechstklässler! Wie viel Zeit hatte sie verstreichen lassen? Der UTZ-Kurz musste längst drüben sein! Und sie würde beim ersten Mal zu spät kommen!
Panisch stürzte sie in den Unterrichtsraum. Leider kam ihre hektische Unsicherheit bei den Großen nicht gut an. Egal, was sie sagte oder tat, sie erntete verächtliche Blicke. Es war, als hätte sie den Unterricht mit dem falschen Fuß begonnen. Hundertmal hörte sie die spitzen Worte: „Professor Snape hat aber gesagt...“
Lily war heilfroh, als sie die Klasse zum Mittagessen entlassen konnte.
Doch während sie selbst zur großen Halle ging, graute ihr schon vor den Siebtklässlern, deren UTZ-Kurs am Nachmittag dran war.
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