von MIR
Sorry, sorry, sorry, dass es jetzt doch so lange gedauert hat...
Die Rekommis habt ihr inzwischen ja sicher schon gelesen... Diesmal sind sie verteilt. Kati89, Miss-Snape, LunAa und Mik müssen hier klicken, sirius' widow und burkana müssen dann noch weiter hoch scrolen.
Danke euch allen... und auch allen die sich überhaupt für die Story interessieren (Ihr habt meine Erlaubnis, auch mal von euch hören zu lassen...).
***
Albus kramte in seinem Schreibtisch und holte bedrucktes Papier heraus. Es war eine Muggelzeitschrift des Ortes, in dem der Zirkus campierte.
Trapezkünstler stürzt während Vorführung zu Tode.
Der als der „fliegende Mario“ bekannte Zirkusartist Marius Connery wurde gestern vor hunderten von Zuschauern Opfer seiner Tollkühnheit.
Bei einer waghalsigen, atemberaubenden Flugnummer stürzte der agile 65-jährige Künstler in die Tiefe.
Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten hatte er diesmal auf ein Sicherheitsnetz verzichtet.
Der Tod trat sofort ein, die genauen Umstände werden noch geklärt. Viele der Zuschauer standen unter Schock. Insbesondere die Kinder mussten...
Lily konnte nicht mehr weiterlesen. Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Dennoch brachte sie ein „Was ist wirklich passiert?“ über die Lippen.
„Das glaubst du nur, wenn du es selbst siehst“, erwiderte Sirius. „Remus und ich waren dabei, denn wir haben Walden Macnair und Gorden Goyle überwacht, die sich unter die Zuschauer gemischt hatten. Und noch jemand war da – meine sogenannte Mutter. Alice „betreut“ sie eigentlich, doch sie war gerade dabei Narcissa Malfoy zu verfolgen. Du weißt ja, dass jeder jetzt zwei...“
„Was ist passiert?!“, unterbrach Lily ihn.
„Sieh es dir im Denkarium an. Ich kann es nicht erklären.“ Sirius zog mit dem Zauberstab eine silberne Substanz aus seinem Kopf und ließ sie in das Becken gleiten, das Albus längst bereit gestellt hatte.
Lily tauchte ein. Sofort befand sie sich im Zuschauerbereich des Zirkuszeltes. Alles war so vertraut und doch unheimlich. Sie sah sich um. Sirius saß neben ihr und Remus nicht weit entfernt. Als sie ihre Blicke weiter durch die Menge schweifen ließ, entdeckte sie tatsächlich Walburga Black in der hintersten Reihe der Zuschauer. Doch wo waren die beiden, von denen Sirius gesprochen hatte?
Zwei Arbeiter kamen in die Manege und montierten das Sicherheitsnetz ab. Ein Raunen ging durch die Menge. Lily konnte nicht verstehen, wieso Chris, der Zirkusdirektor es zuließ oder sogar angeordnet hatte. Sie warf einen Blick auf ihn. Die gläsern-teilnahmslosen Augen trafen sie bis ins Mark – er stand unter dem Imperiusfluch! Sie konnte nichts machen, da es ja die Erinnerung von Sirius war. Dieser schien aber bis jetzt nichts seltsam zu finden.
Schließlich entdeckte sie auch Goyle und Macnair, die an der Seite saßen.
Und dann sah sie Marius oben auf der Plattform stehen und freudig in die Menge winken. Er schien keine Angst wegen dem fehlenden Netz zu haben. Lily konnte es kaum ertragen. Sie wollte ihn warnen, doch sie wusste, dass er sie nicht wahrnehmen würde. Alles war bereits passiert.
Marius begann seine Nummer wie gewohnt. Flüchtig musste Lily an einer Stelle daran denken, dass jetzt ihr Part gewesen wäre.
Dann passierte es: Es war nur ein harmloser Beinklammerfluch, nichts Verbotenes, doch in dieser Situation musste er tödlich sein. Marius flog gerade mit einem dreifachen Salto von einer Schaukel zur anderen, als er plötzlich die Beine streckte und in einem Bogen in die Tiefe sauste. Lily zwang sich hinzusehen – doch was jetzt kam, hatte sie nicht erwartet:
Marius näherte sich dem Boden viel langsamer als eigentlich möglich. Er landete auf den Füßen und sprang wieder ab, er glitt in die Höhe, als wäre die Manege ein riesiges Trampolin. Seine Hände griffen nach einer einer Trapezschaukel und der Aufschrei der Menge ging in einem donnernden Applaus unter. Jetzt hörte sie Sirius „Finite incantatem“ murmeln und Marius schaukelte wieder voll beweglich munter weiter.
Hatte Sirius schon vorher gezaubert, um das Unheil abzuwenden – oder Remus? Beide wirkten vollkommen verblüfft und Lily war sich sicher, dass sie nichts damit zu tun hatten.
„Mama“, hörte sie jetzt ein kleines Mädchen weiter vorne fragen, „wie hat der Mann das gemacht?“
„Ich weiß nicht, Angie. Es war irgendein Trick. Vielleicht hing er an einem dünnen Seil, das wir nicht sehen können.“
Muggel erkannten fast nie Magie, wenn sie direkt vor ihren Augen war. Sie glaubten immer an eine „rationale Erklärung“.
Doch woher war die Magie gekommen?
Lilys Blick wanderte jetzt wieder zu Goyle und Macnair und dann zu Walburga Black, die völlig entsetzt war. Und plötzlich wurde Lily klar, wer der Absender der Beinklammer war. Die beiden Todesser hatten nichts damit zu tun – doch gerettet hatten sie Marius garantiert auch nicht.
Sie ging in Walburgas Nähe, während Marius seine Nummer fortsetzte, als wäre nichts gewesen.
„Rache für meinen Vater, du Squib-Missgeburt“, flüsterte Pollux' Tochter bösartig, „Stupor!“
Diesmal hatte Marius keine Chance.
Remus und Sirius, die sich auf Macnair und Goyle konzentrierten und Walburga anscheinend noch gar nicht bemerkt hatten, reagierten zu spät.
Bewusstlos stürzte der Artist ab und zog sich sich so schwere Verletzungen zu, dass er an Ort und Stelle starb.
Wer immer ihn eben gerettet hatte, diesmal tat er nichts.
Als sie darüber nachdachte, wurde Lily schlagartig das Offensichtliche klar – auch sie war blind gewesen gegenüber Magie. Walburga hatte sich geirrt und fast alle anderen auch:
Marius war gar kein Squib gewesen!
Nicht Sirius, Remus oder ein anderer Zauberer hatten ihn eben noch gerettet: Er selbst konnte sich frei in der Luft bewegen, vielleicht nicht so perfekt wie Voldemort, aber er war den Gesetzen der Schwerkraft auch nicht so unterworfen wie normale Menschen.
Sie tauchte aus der Erinnerung auf, leichenblass.
„Warum hast du es nie gesagt, Albus? Warum hat er es nie gesagt? Seit wann weißt du es überhaupt? Und warum war er nicht in Hogwarts?“
Die anderen schienen sofort zu wissen, was sie meinte. Anscheinend hatten sie diese Diskussion bereits geführt. Trotzdem hakte sie sicherheitshalber noch einmal nach: „Also habe ich recht? War Marius ein Zauberer?“
„Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten“, wehrte Albus ab, „aber vielleicht sollte ich euch jetzt, wo wir alle zusammen sind, erzählen, was ich über ihn weiß. Ich habe versprochen, es nicht zu tun, doch nun haben sich die Umstände geändert...“
Er klatschte ein paar Mal und in seinem Wohnbereich deckte sich der Tisch. „Es ist eine längere Geschichte. Wir sollten dabei das Abendessen nicht vergessen. Ich hoffe, für die Kinder ist etwas dabei, das sie mögen.“
Leider war an ein vernünftiges Gespräch während des Essens nicht zu denken. Dudley hatte sich zwar begeistert auf das Essen gestürzt, doch dann schien ihm – im Gegensatz zu Harry – nichts so richtig zu schmecken. Er spukte alles aus, was er nicht mochte, oder warf es durch die Gegend.
Lily bekam ihr altes Domizil wieder und brachte nach dem Essen zunächst beide Kinder ins Bett. Erst lange Zeit später trafen sich alle in Dumbledores Büro wieder, um nun endlich die versprochene Geschichte zu hören.
***
„Wie ihr wisst, wurde Marius bereits mit vier Jahren von seiner Familie, den reinblütigen Blacks verstoßen, weil er ein Squib war. Er kam in ein Waisenhaus, von dort adoptierten ihn die Connerys, sehr nette und freundliche Muggel, und gaben ihm ein neues, liebevolles Zuhause. Marius war jedoch nach dem, was er erlebt hatte, sehr verstört und sie brauchten viel Liebe und Einfühlungsvermögen, um ihm zu helfen, sich wieder im Leben zurechtzufinden.
Ja, und dann... dann zeigten sich eben doch magische Kräfte bei ihm, bevor er elf wurde.
So etwas passiert häufiger. Die Blacks hatten allerdings nicht damit gerechnet. Als sie ihn verstießen, waren sie sicher, dass er ein 'unfähiger Versager' war und blieb.“
„Aber dann... dann hätte er doch trotzdem den Hogwartsbrief kriegen müssen!“, unterbrach Lily die Erzählung, „Jeder kriegt ihn, wenn er zaubern kann. Auch wenn man bei Muggeln wohnt.“
Albus nickte: „Genauso war es auch.“
„Aber dann... dann haben seine neuen Eltern den Brief unterschlagen? Ist so etwas möglich? Ich dachte, das geht gar nicht. Mary hat mir erzählt, wie ihre Eltern es versucht haben – vergeblich.“
„Auch damit hast du recht, Lily. Seine Eltern haben es versucht, doch das führte nur dazu, dass man schließlich mich, den jungen Verwandlungslehrer hinschickte, um mit ihnen zu reden.
Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein muggelgeborenes Kind Angst hat, seine Eltern zu verlassen und uns alleine in diese fremde Welt zu folgen, und es kommt eben so häufig vor, dass die Eltern sehr skeptisch gegenüber dem Ganzen sind. Doch in der Regel können diese Ängste und Vorbehalte in Gesprächen ausgeräumt werden.
Bei Marius war es anderes. Weder er noch seine Eltern wollten Kontakt mit der Zaubererwelt. Und das aus gutem Grund. Marius hatte noch Erinnerungen, schlimme Erinnerungen an seine ersten Jahre und er wollte nie wieder etwas mit den Menschen zu tun haben, die ihm das angetan hatten. Auch die Connerys wollten ihn davor bewahren und ich musste zugeben, dass sie recht hatten.
Wenn die Blacks erfahren würden, dass ihr Sohn doch zaubern konnte, gab es zwei Möglichkeiten:
Die harmlosere war, dass sie alles daran setzen würden, den Muggeln das Kind wieder wegzunehmen und jeden Kontakt zu unterbinden. Dass sie
alles wieder kaputt machen würden, was der Junge an Geborgenheit und Selbstvertrauen gewonnen hatte.
Die andere Möglichkeit, die wir alle für wahrscheinlicher hielten, war, dass die Blacks es niemals öffentlich zugeben würden, ein reinblütiges Kind zu Unrecht verstoßen zu haben. Dass sie versuchen würden, seinen Hogwartsbesuch zu verhindern, damit diese Schande nicht bekannt würde. Wir befürchteten, dass sie nicht einmal davor zurückschrecken würden, ihr eigenes Kind zu beseitigen.
Wir waren uns schließlich alle einig, dass Marius zu seiner eigenen Sicherheit und überhaupt zu seinem Besten nicht nach Hogwarts gehen sollte. Die Familie wollte auch keinen Privatlehrer, sondern einfach nur Ruhe vor den ganzen Intrigen. Das bedeutete, dass Marius niemals zum Zauberer ausgebildet wurde, und ihm ausdrücklich verboten wurde, jemals Zauberei einzusetzen.“
„Wurde sein Gedächtnis manipuliert?“
„Nein. Er musste ja bewusst die Magie unterdrücken können. Ein unbewusster Zauber im Erwachsenenalter könnte verheerende Folgen haben. Auch seine Eltern behielten die Erinnerung, um ihn durch die schwierige Zeit hindurch zu helfen.“
„Und ich habe nichts davon geahnt... Er hat doch so getan, als hätte er erst durch uns von den Zauberern erfahren“, flüsterte Lily. „Hat er das denn wirklich durchgehalten? Nicht zu zaubern, meine ich. Sein Leben lang?“
„Er hatte keinen Zauberstab. Ja. Aber zwei Fähigkeiten haben sich trotzdem herausgebildet. Zwei Begabungen, für die er keinen Stab braucht und die in der Grauzone zwischen Magie und besonderer Muggelbegabung liegen.“
„Das Fliegen...“, sagte Lily leise, „die Leichtigkeit, mit der er durch die Luft schwebte und seine Übungen absolvierte... aber was denn noch?“
Ich dachte, das wäre dir auch schon aufgefallen“, lächelte Dumbledore, „Es ist die Legilimentik.“
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