von MIR
Rekommis sind hier.
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Mit Absicht hatte Lily sich weit entfernt von Sirius und nah neben Severus gesetzt. Sie versuchte, die Blicke des Rumtreibers zu ignorieren, als Dumbledore mit seiner Rede begann.
„Letzte Woche bedauerten einige von euch, nicht an der Zirkusaufführung teilnehmen zu können, da die Adresse nicht allen bekannt gegeben wurde. Doch genau dieser Tatsache verdanken wir es nun, dass wir die Zahl der Personen, durch die Mr. Black den Aufenthalt von Harry herausgefunden hat, einschränken können.“
„Wo ist das Problem? Wir haben einen Todesser hier sitzen“, donnerte Sturgis, „noch dazu einen, der Potter nicht leiden konnte. Ich weiß gar nicht, wonach wir noch groß suchen wollen. Snape hat es seinen Kumpels natürlich verraten.“ Er blickte zu Sirius, um dessen Zustimmung zu erhalten. Doch dieser sagte nichts und sah nur gedankenverloren zu Lily und Severus.
Auch letzterer erwiderte nichts auf die Anschuldigung und warf Sturgis nur einen verächtlichen Blick zu.
Dafür ergriff Emmeline das Wort: „Wenn ich das richtig mitgekriegt habe, waren auch Verwandte von Black da. Nicht nur Sirius – ich kann mir nicht vorstellen, dass er es war – aber Andromeda Black... wie heißt sie jetzt noch mal? – Egal. Sie war mit ihrer Familie dabei. Sie gehört nicht zum Orden und ist seine Enkelin. Und sie ist die Schwester von einer Malfoy und einer Lestrange!“
„Nein!“ Fast gleichzeitig protestierten Lily und Sirius.
„... Oder dieser Squib-Bruder selbst. Vielleicht hat er Black eingeladen!“
Auch diese Idee fand keinen großen Anklang.
„Ich möchte noch – ganz allgemein – auf die Erpressbarkeit von Werwölfen hinweisen. Manche würden alles tun, um ihr Geheimnis zu bewahren...“, zischte Snape.
Entsetzt sah Lily ihn an. „Das wagst du nicht, das sagst du nicht!“, schrie sie, während ihr gleichzeitig die Tränen in die Augen stiegen.
„Gibt es jetzt eine Schlammschlacht – wer hat uns verraten? Vielleicht glaubt ihr ja, dass ich es war?“, fragte Alice sarkastisch, „Oder vielleicht Neville?“
„Ich verstehe nicht, was du mit Werwölfen meinst?“, wandte sich Hestia an Snape, „Was hat das denn jetzt mit unserer Diskussion zu tun? Ich glaube, dass...“
„... wir das Gespräch nicht auf diesem Niveau weiterführen sollten“, stoppte Dumbledore sie, „sonst zerfleischen wir uns tatsächlich gegenseitig so, wie die Lykantrophie-Erkrankten ihre Opfer in einer Vollmondnacht. Ich traue keinem – keinem! – hier zu, absichtlich Lily und Harry auszuliefern.“
Die anderen schwiegen, dennoch wanderten feindliche Blicke hin und her.
„Pettigrew hat es auch niemand zugetraut“, sagte Remus leise.
„Es liegt jedoch im Bereich der Möglichkeiten, dass wir uns durch unsere Überwachungsaktion selbst unbeabsichtigt verraten haben“, fuhr Dumbledore fort, „Ich halte es sogar für wahrscheinlich. Eine Person hat die Beobachtung bemerkt und nun ihrerseits den Verfolger überwacht. Wer auch immer es war, wir müssen nun davon ausgehen, dass der Zirkus bekannter ist, als uns lieb ist. Die Frage, die sich jetzt noch dringender stellt, ist – warum? Warum hat Mr. Black so gehandelt?“
„Warum?“, fragte Emmeline erbost, „Warum? Weil die Blacks fast alle einen an der Klatsche haben! Die ganze Sippe besteht aus widerlichen Reinblutfanatikern! Egal ob Todesser oder nicht! Du-weißt-schon-wer hat ihrer Meinung nach endlich mal Ordnung im Land geschaffen und alles richtig gemacht. Und dann kommt – Verzeihung, Lily – das Balg eines Schlammblutes daher und zerstört alles wieder. Die Familienehre ist hinüber und die Zukunft der Blacknachkömmlinge sieht düster aus. Das schreit nach Rache.“
„Schön, dass du dich so gut mit unserer Familie auskennst!“, warf Sirius bitter ein.
„Mag sein, dass Miss Vance richtig vermutet. Ich für meine Person hoffe es“, setzte Dumbledore seine Rede fort, „Dennoch möchte ich zu bedenken geben, dass Mr. Pettigrew inzwischen bereits drei Monate Zeit hatte, um Lord Voldemort zu finden.“
Alle starrten den alten Mann an.
„Er ist tot! Und selbst wenn nicht – warum sollte dann gerade die Ratte ihn finden und kein – nennen wir es „begabterer“ – Todesser?“
„Es ist eine schlichte Vermutung, keine Tatsache“, gab Dumbledore zurück, „ Im Übrigen würde ich Mr. Pettigrew nicht unterschätzen. Er hat an Halloween durchaus beeindruckende Zauberkräfte gezeigt und ist mit einer außergewöhnlichen Brutalität vorgegangen.“
„Albus du... du glaubst also, Voldemort – falls er wieder da ist – hat Kontakt zu meiner Familie aufgenommen?“ Sirius war kalkweiß geworden.
„Wir haben nur die Malfoys überwacht... nicht deine Mutter Walburga und ihren Vater Pollux. Vielleicht hat Lord Voldemort sich das zunutze gemacht.“
Das Entsetzen stand den meisten ins Gesicht geschrieben. „Wer ist denn noch übrig von denen...?“
Das kann ich euch genau sagen,“, antwortete Sirius bitter, „Mein Vater, Orion, ist tot, ebenso die beiden Brüder meiner Mutter Cygnus und Alphard. Aber Onkel Alphard ist sowieso anders gewesen... Onkel Cygnus' Frau, also meine Tante Druella, wird nicht überwacht, Andromeda und ihre Familie natürlich auch nicht. Bellatrix und ihr Mann sind in Askaban. Dann ist da noch Vaters Schwester Lucretia. Um sie hat sich ebenfalls noch keiner gekümmert.
„Lucretia? Lucretia Prewett? Tante Lucy hat bestimmt nichts mit Todessern zu tun. Sie ist ganz anders als ihr Bruder!“, rief Molly aufgeregt.
Dumbledore setzte hinzu: „Es gibt noch jemanden: Die Schwester von Pollux – und Marius – und natürlich auch von Dorea: Cassiopeia Black.“
„Also, wenn ich das jetzt richtig mitbekommen habe, sollten wir uns in erster Linie noch um Walburga, Druella und Cassiopeia Black kümmern... zusätzlich zu den anderen, die wir ohnehin schon überwachen – bloß, wir haben keine Leute mehr“, fasste Emmline zusammen.
„Ich...“, begann Lily.
„Nein!“, kam es viermal. Sirius, Severus, Remus und Albus waren sich einig.
„Es reicht doch ohnehin nicht“, warf Minerva jetzt ein, „Die anderen alten Gefolgsleute von Du-weißt-schon-wem haben ebenfalls Familienangehörige. Was ist mit Barty Crouchs Mutter? Was ist mit mit der Frau von Travers? Was ist mit den Eltern der Lestrange-Brüder? Es gibt so viele, die dazustoßen könnten, wenn Er wirklich zurückkommt.“
„Außerdem hat die Überwachung bis jetzt ja mehr geschadet als genutzt, um es mal ganz deutlich auf den Punkt zu bringen“, sagte Sturgis trocken.
Sie drehten sich im Kreis. Ein Abgrund tat sich auf und sie wussten nicht, was sie tun sollten. Selbst der sonst immer so allwissende Albus schien ratlos. Schließlich wurde die Liste soweit erweitert, dass jedes Ordensmitglied genau zwei Verdächtige zu überwachen hatte, was den Umfang der Beobachtung allerdings einschränkte.
Nur Lily nicht. Nachdem Treffen blieb sie wie geplant noch allein mit Albus zurück.
„Wir müssen dich besser schützen“, begann Albus, „jetzt wo der Zirkus bekannt ist...“
„Deshalb bin ich nicht hier. Ich will wissen, was während der Vorführung los war. Warum ist Marius beinahe abgestürzt? Und warum ist er dann doch nicht abgestürzt? Beides ging nicht mit rechten Dingen zu... Hat Pollux ihn ebenfalls angegriffen? Wer hat ihn dann gerettet?“
Albus seufzte. „Bist du sicher, dass du dich nicht getäuscht hast?“
„Ja. Und du weißt etwas!“ sagte Lily.
„Es sind nur Vermutungen...“
„Ich will sie hören!“
„Hätte Mr. Black seinem Bruder schaden wollen, hätte es deutlich effektivere Methoden gegeben. Vielleicht hat Mr. Connery jedoch seinerseits den Bruder bemerkt und ist dadurch durcheinander gekommen.“
„Von dort oben? So genau? So plötzlich? Ich weiß nicht... Aber nehmen wir an es war so – was ist dann passiert?“
„Ich weiß es nicht genau. Ich habe wie gesagt eine Vermutung, doch ich habe versprochen... ich darf es nicht sagen, leider.“
Damit hatte Lily nicht gerechnet. „Was? Aber... wieso? Was ist denn daran jetzt so geheimnisvoll? Das... das verstehe ich nicht.“
Albus blickte sie traurig an.
„Haben sich alle gegen mich verschworen? Was ist los? Die Welt um mich herum spielt verrückt. Ein Wahnsinniger will mein Kind umbringen... zum zweiten Mal hat es einer versucht und ist dabei gestorben. Jetzt lebt der erste möglicherweise wieder. Aber ich darf nicht helfen.
Mein Mann ist tot! Und dauernd werde ich von neuen Verehren umzingelt, die mir keine Ruhe lassen. Im Zirkus gehen merkwürdige Dinge vor sich und ich darf es nicht wissen... Was soll ich eigentlich noch machen?“
„Du solltest eine Weile Abstand von all dem bekommen...“
„Abstand? Ja klar. Sicher. Irgendwo hin, wo die Welt normal ist. Normal und spießig. So wie bei meiner Schwester. Ihre Welt ist in Ordnung. Keine Morde, kein Voldemort, keine Zauberei.“
„Keine schlechte Idee“, unterbrach Albus Lilys Rede.
„Das war nicht ernst gemeint!“ Lily sah ihn an, „Was soll ich da? Ich gehöre nicht dort hin. Nicht jetzt! Und Harry ist doch nur bei Marius sicher.“
„Solange der Zirkus sein Zuhause bleibt, darf er sich auch mal woanders aufhalten“, erwiderte Albus.
Lily überlegte. „Eigentlich... wenn ich ehrlich bin... ich habe Petunia seit Jahren nicht mehr gesehen. Und was Andromeda über Schwestern gesagt hat... das hat mich traurig gemacht. Ich denke, so weit ist es bei uns noch nicht. Vielleicht ist es wirklich gut, wenn ich ein paar Tage dort bin...“
Albus nickte.
„Aber nur“, fuhr Lily fort, „wenn weder Severus noch Remus oder Sirius es erfahren.“
„Genau das war mein Gedanke... Außer mir wird nur noch Arabella Figg wissen, wo du bist, denn sie wohnt seit einiger Zeit in Little Whinging. Sie wird dein einziger Kontakt zur Zaubererwelt sein.“
„Arabella wohnt...?“
„Ja. Sie wird von Lord Voldemorts Leuten garantiert nicht beachtet. Wenn niemand deinen Aufenthaltsort kennt, ist das zur Zeit ein besserer Schutz, als wenn dich fünf Ordensleute bewachen.. Aber du darfst es niemanden sagen – niemandem! Zusätzlich habe ich ein paar Schutzzauber auf Petunias Haus gelegt.“
„Du hast... bereits... was? Weiß sie etwa auch schon, dass wir kommen?“
Dumbledore schmunzelte. „Nein. Ich denke, ihr das klarzumachen, ist deine Aufgabe Lily.“
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So, ich hoffe, ihr seid nicht böse, dass das Beziehungschaos mal in den Hintergrund getreten ist, aber manchmal gibt es eben Wichtigeres...
Es gab ja schon Vermutungen zur Rettung von Marius:
- Harry hat einen unbewussten Polsterungszauber verwendet.
- Severus hat Marius gerettet.
- Es war Dumbledore selbst oder Remus.
- Marius hat einen Kwikzauberkurs belegt und sich selbst gerettet.
Falls ihr nach diesem Kapitel noch andere Ideen habt: Ring frei!
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